Neue Synthesemethode zur Herstellung fluorierter Piperidine
Copyright: Frank Glorius
Bereits 2017 veröffentlichten die münsterschen Chemiker eine Studie in der Fachzeitschrift „Science“, in der sie ein Verfahren präsentierten, mit dem fluorierte Molekülringe einfach und schnell hergestellt werden können. An diesen Durchbruch knüpfen die Chemiker nun mit ihrer neuen Studie an. „Bislang war es sehr schwierig, Piperidine und Fluormoleküle zu kombinieren, obwohl sie gemeinsam hervorragende chemische Eigenschaften besitzen, die beispielsweise bei der Herstellung von Wirkstoffen relevant sind. Wir haben jetzt eine einfache Synthese entwickelt und so diese beiden Bausteine kombiniert“, erklärt Prof. Dr. Frank Glorius vom Organisch-Chemischen Institut der WWU.
Methodisches Vorgehen
Das Verfahren, das das Team um Frank Glorius entwickelt hat, läuft in zwei Schritten hintereinander – jedoch im selben Behälter – ab: Als Startmoleküle dienen gut zugängliche fluorierte Pyridine, sogenannte „aromatische“ Verbindungen. Diese Verbindungen sind flach und besitzen eine besonders hohe Stabilität, was sie für viele chemische Abläufe „reaktionsträge“ macht. Im nun publizierten Verfahren wird im ersten Schritt die Aromatizität beseitigt („Dearomatisierung“). Dadurch gelingt in einem zweiten Schritt die Übertragung von Wasserstoffatomen (Hydrierung) gezielt an eine Seite des Ringsystems. Die entstehenden fluorierten Piperidine sind jetzt im Unterschied zu den aromatischen Startmaterialien nicht mehr flach – was für die Bildung komplexer dreidimensionaler Strukturen hilfreich sein kann. Für beide Reaktionsschritte nutzen die Chemiker einen Katalysator. Als Katalysatoren bezeichnen Chemiker und Biochemiker Enzyme oder andere Moleküle, die einzelne Reaktionsschritte beschleunigen oder erst möglich machen.
Die Ergebnisse können nun genutzt werden, um wertvolle und neuartige Bausteine für Pharma- und Agrowirkstoffforschung herzustellen, die zuvor nicht verfügbar waren. „Wir hoffen, dass diese Bausteine bald in großer Menge hergestellt werden“, betont Frank Glorius. Im Rahmen einer kürzlich gewährten Förderung des Europäischen Forschungsrats in Höhe von 2,5 Millionen Euro wollen die Chemiker der WWU der Hydrierung von Aromaten zu einer „Renaissance“ verhelfen und damit neuartige Moleküle effizient erzeugen. „Wir versuchen unter Hochdruck mehr über den Mechanismus der Katalyse zu verstehen, um bessere Katalysatoren zu entwickeln und das Potenzial dieser Reaktionen vollständig nutzen zu können.“
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