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Benzylbromid



Strukturformel
Allgemeines
Name Benzylbromid
Andere Namen
  • Phenylmethylbromid
  • (Brommethyl)-benzol
  • α-Bromtoluol
Summenformel C7H7Br
CAS-Nummer 100-39-0
Kurzbeschreibung farblose Flüssigkeit
Eigenschaften
Molare Masse 171,04 g·mol−1
Aggregatzustand flüssig
Dichte 1,438 g·cm−3 (25 °C)
Schmelzpunkt -4 °C
Siedepunkt 198 °C
Dampfdruck

50 Pa (20 °C)

Löslichkeit

löslich in Benzol, Toluol, Dichlormethan, Chloroform, Diethylether, Ethylacetat, Hexan.
weitgehend unlöslich in Wasser

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung
R- und S-Sätze R: 36/37/38
S: 39
MAK

nicht festgelegt [1][2]

WGK 2 (wassergefährdend)
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Benzylbromid ist eine organisch-chemische Verbindung aus der Stoffgruppe der Alkylhalogenide und hat die Summenformel C7H7Br.

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften

Reines Benzylbromid ist bei Raumtemperatur eine farblose, wasserklare Flüssigkeit, die bei etwa -4°C kristallin erstarrt. Es hat bei 25°C eine Dichte von 1,438 g/cm3. Mit den meisten gängigen organischen Lösungsmitteln (einige Beispiele sind in der Tabelle aufgeführt) ist es in jedem Verhältnis mischbar, jedoch nicht mit Wasser, durch das es langsam zu Benzylalkohol und Bromwasserstoff hydrolysiert wird.

Die Dämpfe von Benzylbromid sind stark tränenreizend, weshalb es in der Vergangenheit als chemisches Kampfmittel („Tränengas“) verwendet wurde. Es greift die Schleimhäute an und führt zu heftigen Reizungen. Besonders bei intensivem Kontakt, beispielsweise beim Verschlucken von Benzylbromid, kommt es durch die erwähnte Hydrolysereaktion zu Verätzungen durch die entstehende Bromwasserstoffsäure. Beim Umgang mit Benzylbromid ist daher unbedingt entweder in einer Abzugsanlage zu arbeiten oder ein wirksamer Atemschutz zu tragen. Augenschutz ist in jedem Fall erforderlich.

Benzylbromid ist zwar brennbar, jedoch nicht leicht entzündlich.

Herstellung

Benzylbromid kann durch radikalische Bromierung von Toluol hergestellt werden. Diese Reaktion wird üblicherweise in der Siedehitze und unter Einwirkung von Licht (SSS-Regel) durchgeführt. Dabei ist darauf zu achten, dass das Brom langsam und nur in der stöchiometrisch benötigten Menge (ein Äquivalent Br2 pro Äquivalent Toluol) zum Toluol hinzugegeben wird, damit das gebildete Benzylbromid nicht mit einem Brom-Überschuss zu Benzylidendibromid oder Benzotribromid weiter reagieren kann.

Verwendung und Reaktionsbeispiele

Als elektrophiles Alkylierungsmittel wird Benzylbromid zur Alkylierung (Benzylierung) von nukleophilen Substanzen verwendet.

In der organischen Synthesechemie dient es oft als Reagenz zur Einführung der Benzyl-Schutzgruppe (Abkürzung: Bn oder Bzl) bei Alkoholen, Phenolen, Carbonsäuren oder primären bzw. sekundären Aminen. Typischerweise reagiert dabei das Benzylbromid mit einem Alkoholat (das heißt einem zuvor deprotonierten Alkohol) im Sinne einer nukleophilen Substitution (SN2-Mechanismus) zu einem Benzylether. Mit Carbonsäuren – hier werden in der Regel deren Salze, wie zum Beispiel R-COONa, eingesetzt – entstehen entsprechende Benzylester; mit Aminen die N-Benzylamine. Die Benzyl-Schutzgruppe wird recht häufig verwendet, da sie mit vielen anderen Schutzgruppen kompatibel ist.

Mit Magnesium reagiert Benzylbromid unter wasserfreien Bedingungen sehr leicht zu der Grignard-Verbindung Benzylmagnesiumbromid. Dies kann in einer Grignard-Reaktion mit vielen verschiedenen Reaktionspartnern umgesetzt werden kann. Die Benzylgruppe im Benzylmagnesiumbromid kann als nukleophiles Alkylierungsmittel aufgefasst werden.

Weitere, synthesechemisch wertvolle Umsetzungsmöglichkeiten bieten die Reaktionen von Benzylbromid mit Triphenylphosphin bzw. mit Triethylphosphit. Triphenylphosphin führt mit Benzylbromid zum Benzyltriphenylphosphoniumbromid, welches in einer Wittig-Reaktion mit Ketonen oder Aldehyden zu phenyl-substituierten Alkenen weiterverarbeitet werden kann. Triphenylphosphit liefert in einer Michaelis-Arbuzov-Reaktion mit Benzylbromid den Benzylphosphonsäurediethylester, der wiederum als Ausgangsstoff für die Synthese von phenyl-substituierten Alkenen aus Ketonen oder Aldehyden nach der Horner-Wadsworth-Emmons-Reaktion dient.

Benzylbromid ist im chemischen Labor das für diese Zwecke am häufigsten verwendete Benzylhalogenid, da es

  • deutlich reaktiver ist als Benzylfluorid, welches zudem als sehr toxisch gilt,
  • weniger toxisch und in vielen Fällen auch etwas reaktiver ist als Benzylchlorid und
  • stabiler ist als das zwar reaktivere, aber besonders an der Luft zur oxidativen Zersetzung neigende Benzyliodid.

In Synthesen, bei denen die Reaktivität des Benzylbromids nicht ausreicht, werden in katalytischen (das heißt unterstöchiometrischen) Mengen im Reaktionsmedium lösliche Iodide, beispielsweise Tetrabutylammoniumiodid, zugesetzt, welche mit Benzylbromid in situ das reaktivere Benzyliodid bilden (Finkelstein-Reaktion). Dieses setzt nach seiner Weiterreaktion das Iodid-Ion wieder frei.

Entsorgung

Reste von Benzylbromid können durch Reaktion mit wässrigen Basen (beispielsweise verdünnte Natronlauge oder Ammoniak-Lösung) vernichtet werden. Die daraus resultierenden Abfälle müssen fachgerecht als halogenhaltige, organisch-chemisch kontaminierte Sonderabfälle entsorgt werden.

Erste-Hilfe-Maßnahmen

  • Bei Augenkontakt wird das betroffene Auge bei geöffnetem Lidspalt mit reichlich (!) Wasser ausgewaschen und dann unverzüglich ein Augenarzt aufgesucht (Gefahrstoffdaten angeben).
  • Bei Hautkontakt sollte die kontaminierte Hautstelle nach Entfernen eventuell kontaminierter Kleidung gründlich mit Wasser gewaschen werden.
  • Wenn Benzylbromid verschluckt wurde, wird reichlich Wasser zum Trinken gegeben und unverzüglich ein Arzt aufgesucht (Gefahrstoffdaten angeben).
  • Nach Einatmen hilft in der Regel Frischluftzufuhr. Sollte die betroffene Person dennoch unter fortgesetztem Unwohlsein leiden, empfiehlt sich auch hier der Arztbesuch.

Einzelnachweise

  1. TRGS-900, vom März 2007, nicht gelistet
  2. TRGS-905, vom Juli 2005, nicht gelistet

Literatur

  • Autorenkollektiv: Organikum (Wiley-VCH-Verlag, Weinheim, 20. Aufl. 1999): Herstellung, Reaktionen - (aktuelle Auflage, 22. Auflage, Wiley-VCH, Weinheim, 2004, ISBN 3-527-31148-3).
  • Tilak, M.A. "A facile method for the synthesis of benzyl esters using benzyl bromide or iodide and its application to solid phase and conventional peptide synthesis; attempted sterical selection in solid phase synthesis." Tetrahedron Lett. 1968, 60, 6323-6326.
  • Sadova, N. I.; Popik, N. I.; Vilkov, L. V. "Electron diffraction study on the molecular structure of benzyl chloride and benzyl bromide in the vapour phase" J. Mol. Struct. 1976, 31, 131-142.
  • Merck Chemie Datenbank (online): Phys.-chem. Daten, Sicherheitsdaten
  • Sigma-Aldrich Company (online-Angebot): Phys.-Chem. Daten
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Benzylbromid aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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