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Bezugsmaterial (Bucheinband)Bezugsmaterialien in der Buchbinderei umhüllen die Buchdeckel und den Buchrücken als die formgebenden Elemente des Einbandes. Je nach Beschaffenheit erfüllen sie, über ihre verbindende Rolle hinaus, in unterschiedlicher Gewichtung ästhetische oder schützende Funktionen. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
LederDer älteste und traditionellste Bezugsstoff ist das Leder. Seine Haltbarkeit ist grundlegend abhängig von seiner Bearbeitung durch unterschiedliche Arten des Gerbens, Spaltens, Bleichens, Färbens und seiner Aufbewahrung. Als Lederlieferanten für Einbände kommen die domestizierten Tierarten Schaf, Ziege, Kalb, Rind und Schwein, sowie Hirsche, Rehe oder anderes Wild in Frage. Einbandleder wurde immer schon vorwiegend aus anderen Ländern importiert. Besonders Ziegenleder ist in seiner Vielfalt einzigartig. Die verschiedenen Sorten unterscheiden sich dabei nicht nur hinsichtlich ihrer Herkunft, sondern auch durch verschiedenste Herstellungstechniken und ihre Narbung. Lediglich bei Rinderhäuten besteht in Deutschland kein Importbedarf. ZiegenlederZiegenleder ist die, aufgrund ihrer Haltbarkeit, ihrer Stärke, ihrer Geschmeidigkeit und der Vielzahl der Arten, am häufigsten für Bucheinbände verwendete Lederart.
SchaflederSchafleder hat durch seine lockere Faserung eine relativ weiche Griffigkeit und kann bei guter Gerbung sehr haltbar sein. Es ist das billigste der in der Buchbinderei eingesetzten Ledersorten und wird daher häufig bis zur Unkenntlichkeit weiterverarbeitet. Als Spaltleder findet es Verwendung beim Ledermosaik oder für Titelschilder, es kann aber auch mit Säuren marmoriert oder durch Aufprägen einer künstlichen Narbung als Imitation eines anderen Leders eingesetzt werden. Französisches Schafleder wird auch mouton genannt.
Kalb- und RindlederKalbleder ist ein sehr glattes und feines Leder, das gerne für bibliophile Einbände verwendet wird. Das Fell fünf bis sechs Wochen alter Kälber gilt als besonders qualitativ. Im lohgaren Naturzustand ist es meist hellbraun und eignet sich gut zur Blindprägung. Im gefärbten Zustand bringt es Vergoldungen hervorragend zu Geltung und war deshalb besonders in der Renaissance ein beliebtes Einbandmaterial. Die Hochphase des Kalbslederbandes liegt jedoch im England und Frankreich des 17. und 18. Jahrhunderts. Rindleder ist ein sehr starkes und haltbares Material und wurde deshalb besonders im 15. und 16. Jahrhundert für große und schwere Bücher sowie Gebrauchseinbände verwendet. Durch seine Dicke eignete es sich darüber hinaus gut für Lederschnitt und Lederplastik und zählte in diesem Zusammenhang zu den beliebtesten Ledern. Aber auch heute noch finden Rinderhäute, begünstigt durch den relativ niedrigen Preis, in der Buchbinderei vielfache Anwendung. In der Regel werden sie gespalten verarbeitet, wobei die Narbenseite der Fleischseite vorgezogen wird. SchweinslederSchweinsleder gehört ebenfalls zu den besonders zähen und dauerhaften Ledersorten. In der Regel wird es importiert, da in Westeuropa die Schweinehaut in der Fleischindustrie meist mitverarbeitet wird. Schweinsleder ist besonders leicht zu erkennen, da die Borsten der Tiere in der Lederhaut in Dreiergruppen zusammenstehende Poren bilden. In der Buchbinderei unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Bearbeitungszuständen. Naturelles Schweinsleder wurde früher bevorzugt mit Gerbstoffen aus der Eichenrinde, heute aber auch mit anderen pflanzlichen Stoffen oder synthetischen Gerbstoffen, behandelt. Das im 19. Jahrhundert beliebte weiße Schweinsleder hingegen wird mit Alaun und Kochsalz gegerbt. Es wird dadurch sehr hart und erfordert besonders beim Einschlagen der Deckel größeren Kraftaufwand und Geschick. Durch Alterung und Benutzung dunkelt weißes Schweinsleder nach und kann zwischen gelb und schwarz-braun sämtliche Farbnuancen annehmen. Fälschlicherweise wird daher oft angenommen, es sei gefärbt oder durch pflanzliche Gerbung behandelt worden. SonderformenNeben den erwähnten Ledersorten kommen seltener auch die sogenannten Rau-, Samt- oder Wildleder zum Einsatz. Entgegen der vom Namen herleitenden Vermutung, werden sie nicht nur von Wildtieren gewonnen. Abgesehen vom Schwein kann jedes Tier als Lieferant für die geschmeidigen Nubuk- oder Velourleder herhalten. Echtes Wildleder jedoch stammt von Hirschen, Gemsen, Gazellen oder Rehen. In der Buchbinderei ist seine Verwendung als Einbandstoff selten, vielfach werden sie aber als Futterleder für Schachteln oder Kassetten herangezogen. Eine wirkliche Ausnahme stellen die sogenannten anthropodermischen Einbände dar. Legenden über das Gerben von Menschenhaut existieren zwar in allen Kulturen, überliefert sind Einbände aus diesem Material aber nur äußerst selten. Lediglich aus dem 19. Jahrhundert sind einige Exemplare belegt, teils von bekannten Buchbindern gefertigt, zum Großteil jedoch mit dem Ziel, Schauer und Grauen zu erregen oder politische Ziele zu untermauern, hergestellt. PergamentPergament ist neben Leder eines der wertvollsten Einbandmaterialien. Vor allem im 16. und 17. Jahrhundert wurde es gerne zum Einbinden von Büchern und Akten verwendet. Seine Vorzüge sind außerordentliche Festigkeit und Unverwüstlichkeit, was seine Beliebtheit als Material für Gebrauchseinbände und Koperte erklärt. Heute kommt in der Regel nur noch der Restaurator mit Pergament als Bezugsstoff in Berührung.
Textile EinbandstoffeTextile Bezugsstoffe gehören heute neben Papier zu den häufigsten Materialien in der Buchbinderei. Es gibt sie in vielen verschiedenen Qualitäten und Farben, oft appretiert, meist papierkaschiert oder in anderer Weise für die Anforderungen moderner Buchbinderei weiterverarbeitet. Im Vergleich zu Leder oder Pergament sind Gewebe als Bezugsstoffe historisch relativ jung und eng mit der Entwicklung des Verlegereinbandes verknüpft. Lediglich teure Materialien wie Samt oder Seide haben vor dem 19. Jahrhundert eine Rolle gespielt.
PapierPapier ist heute nach den unterschiedlichen Gewebearten das am häufigsten verwendete Bezugsmaterial. Dabei kann es entweder beim Ganzpapierband allein verwendet werden oder beim Halbband neben einem hochwertigeren Material als Bezug der Deckel dienen. Überzugspapiere sind im Vergleich zu Papieren für den Druck, Schreibpapieren oder Zeichenpapieren wesentlich stärker weiterverarbeitet. Sie müssen reiß- und falzfest sein, alterungsbeständig und farbecht, kratz- und scheuerfest, schmutzabweisend, schimmelpilzresistent und noch einiges mehr. Vielfach sind diese Papiere daher mit anderen Faserstoffen angereichert, imprägniert und verhornt. Auch eine Prägung zur Imitation von Leder oder Gewebestrukturen ist nicht selten. Im Grunde kann kaum noch von Papier gesprochen werden, vielmehr müsste von Materialien auf Papierbasis die Rede sein. Bezeichnungen wie Elefantenhaut oder Antilopenhaut spiegeln die Eigenschaften dieser Materialien wider. Historisch gesehen spielten Japanpapiere, besonders aber die unterschiedlichen Ausprägungen von Buntpapieren eine Rolle. KunststoffeKunststoffbeschichtete Einbandmaterialen sind in der Regel als Kunstleder bekannt. Dabei sind es nicht nur Lederstrukturen, die durch Prägung imitiert werden können, sondern auch Gewebe oder andere Naturmaterialien. Aufgebaut sind solche Einbandstoffe aus einem Trägermaterial, das sowohl aus Gewebe oder Kunstfasern, als auch aus Vlies oder Papier bestehen kann, und der namensgebenden Schicht aus Kunststoff. Diese kann durch Lackieren, Bestreichen, Gießen oder Walzen aufgetragen werden und besteht entweder aus Nitro-Zellulose, PVC oder PVDC. Literatur
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Bezugsmaterial_(Bucheinband) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |