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Chemikant



Chemikant ist ein nach dem Berufsbildungsgesetz anerkannter Ausbildungsberuf in der chemischen Industrie. Bis Ende der Achtziger Jahre wurde dieser Beruf noch als Chemiefacharbeiter bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Der Beruf des Chemikanten

Chemikanten und Chemikantinnen steuern und überwachen die für den Verfahrensprozess der Erzeugung von Chemikalien notwendigen Maschinen und Anlagen.

Sie füllen die Rohstoffe in Behältnisse ein und fahren die Produktionsanlagen an. Sie führen mit diesen Produktionsanlagen verfahrenstechnische Arbeiten wie Heizen, Kühlen oder Destillieren durch. Sie kontrollieren die Messwerte und füllen die fertigen Produkte ab. Sie entnehmen Proben zur Überprüfung der Produktqualität und führen Protokollbücher. Sie überprüfen, warten und reparieren auch die Produktionsanlagen. Außerdem sind sie an der Entwicklung verfahrenstechnischer Prozesse und der Qualitätskontrolle der hergestellten Produkte beteiligt.

Beschäftigungsmöglichkeiten haben Chemikanten und Chemikantinnen in Betrieben der chemischen Industrie, die sich zum Beispiel mit der Herstellung von chemischen Grundstoffen oder von chemischen Halb- oder Fertigfabrikaten befassen. Ihr Arbeitsplatz dort kann sowohl der chemische Produktionsbetrieb – in Hallen oder Freianlagen – als auch ein Entwicklungstechnikum und Kontrolllaboratorium sein. Der Beruf des Chemikanten wird oft in Schichtsystemen ausgeübt.

In größeren Unternehmen in der Industrie werden Chemikanten auf die jeweilige Produktion spezialisiert, d.h. Wartungsarbeiten, Reparaturen, Laborarbeiten etc. werden von Schlossern, Mechatronikern, Chemielaboranten usw. übernommen. Dadurch wird die Arbeit nicht weniger interessant, sondern die Ausbildung weiter spezialisiert und die Arbeits- und Produktionsabläufe so optimiert.

Weiterbildungsmöglichkeiten

  • Industriemeister/in Chemie
  • Chemietechniker/in
  • weitere Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten durch Fernstudien und Abendschulen

Ausbildung

Chemikant/in ist ein anerkannter Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG). Er ist dem Berufsfeld Chemie, Physik und Biologie, Schwerpunkt Produktionstechnik, zugeordnet. Die Ausbildung dauert 3½ Jahre.

Der Monoberuf wird ohne Spezialisierung nach Fachrichtungen oder Schwerpunkten in der Industrie angeboten.

Durch Wahlqualifikationseinheiten verfügt dieser Beruf über eine flexible Ausbildungsstruktur.

Jedes Jahr werden knapp 6.000 junge Menschen zum Chemikanten ausgebildet. Hierbei stellen die männlichen Auszubilden mit 90 Prozent den größten Anteil.

Die Auszubildenden schließen ihre Prüfung mit einem Erfolg von meist mehr als 90 Prozent ab.

Ausbildungsinhalte

  • Bedienung von Maschinen und Anlagen
  • Umgang mit Chemikalien im großtechnischen Maßstab
  • Überwachung und Steuerung von Produktionsanlagen
  • Durchführen von Maßnahmen zur Qualitätssicherung
  • Verantwortliches Handeln
  • Herstellung chemischer Produkte
  • Instandhaltung von Produktionseinrichtungen
  • Umgang mit Produktionsanlagen und Apparaturen
  • Bearbeitung von Kunststoffen und metallischen Werkstoffen
  • Anwendung und Umsetzung von Vorschriften zu Arbeitssicherheit und Umweltschutz
  • Umgang mit Schutzausrüstung (Helm, Brille, Schuhe, Maske, Schutzkleidung, Klettergeschirr, Handschuhe usw)
  • Teilnahme an Kursen: Elektrotechnik, Messen-Steuern-Regeln, Qualitätsmanagement, Laborpraktika
  • Vorbereitung auf die Abschlussprüfung Teil I & II in Arbeitsgruppen
  • Einsatz im Schichtsystem nach Wunsch ab dem dritten Lehrjahr

Wahlqualifikationseinheiten

Es gibt 19 Wahlqualifikationseinheiten; der Ausbildungsbetrieb muss den Auszubildenden davon 4 Wahlqualifikationen lehren. Es sollten die 4 Wahlqualifikationen gewählt werden, welche der Ausbildungsbetrieb am besten, umfangreichsten und praktisch sinnvollsten lehren kann.

Diese Wahlqualifikationseinheiten sind:

  1. Produktionsverfahren
  2. Verarbeitungstechnik
  3. Vereinigen von Stoffen
  4. Trocknen
  5. Zerkleinern
  6. Extrahieren
  7. Klassieren und Sortieren
  8. Entstauben
  9. Pneumatik und Hydraulik
  10. Rohrsystemtechnik
  11. Elektrotechnik
  12. Automatisierungstechnik
  13. Umwelttechnik
  14. Labortechnik
  15. Qualitätsmanagement
  16. Logistik, Transport und Lagerung
  17. Kälte- und Tieftemperaturtechnik
  18. Anwenden produktionsbezogener mikrobiologischer Anwendungstechniken
  19. Internationale Kompetenz

Anforderungen

Schulische Vorbildung

Die vielseitigen Aufgaben, die ein Chemikant geistig zu bewältigen hat, führen zu einer starken Konzentration der Realschüler unter den erfolgreichen Bewerbern. Allein dieser Teil macht in einzelnen Jahrgängen bis zu 70 % aus, meist aber mindestens 63 %.

Auch die Bewerber mit Abitur bzw. Fachabitur sind hier deutlich überrepräsentiert, da sie einen Anteil von durchschnittlich mehr als 10 % stellen. Der restliche erhebliche Teil wird von den Bewerbern mit Hauptschulabschluss eingenommen, die normalerweise rund 18 % der erfolgreichen Bewerber stellen. Andere Schulabschlüsse sind in diesem Beruf selten und können statistisch beinahe vernachlässigt werden.

Körperliche Anforderungen

Eine Ausbildung zum Chemikanten oder zur Chemikantin ist ein sehr vielseitiger Prozess, der vor allem geistige Fähigkeiten in großem Maße fordert. Der korrekte Umgang mit den verschiedenen Aspekten dieses Berufes sorgt dafür, dass man von den Bewerben in der Regel eine Reihe von Fähigkeiten fordert: so ist die Bereitschaft und Fähigkeit zur Teamarbeit ebenso wichtig wie konzentrierte Daueraufmerksamkeit und Reaktionsschnelligkeit, sowie auch Geduld und Ausdauer.

Körperliche Voraussetzung ist ein intakter Geruchssinn, der erhebliche Wichtigkeit im Verlauf der verschiedenen Prozesse hat, aber auch die Umstellungsfähigkeit auf wechselnde Aufgaben wird meist von den Ausbildungsstellen verlangt und sollte von den Bewerbern mitgebracht werden. Außerdem sollte ein Bewerber, der in seinem Beruf mit Chemikalien aller Art zu tun haben kann, keine Allergieanfälligkeit und keine Hautleiden aufweisen. Darüber hinaus dürfen keine Einschränkungen in der Raum- und Farbwahrnehmung (Farbenfehlsichtigkeit) vorhanden sein.

Prüfungen

Im Laufe der Ausbildung finden zwei Prüfungen statt:

  • Abschlussprüfung Teil I (Sommer, Ende des 2. Lehrjahres) (40 %)
  • Abschlussprüfung Teil II (Winter, Ende des 3. Lehrjahres) (60 %)

Prüfungsbereiche (Deutschland)

Schriftlicher Teil

  • Verfahrens- und Produktionstechnik — 20 % Gewichtung
  • Prozessleittechnik — 10 % Gewichtung
  • Wirtschafts- und Sozialkunde — 10 % Gewichtung
  • Anlagentechnik — 10 % Gewichtung

Praktischer Teil

  • Produktionstechnik: Durchführen eines Produktions- oder Verarbeitungsprozesses — 30 % Gewichtung
  • Prozessleittechnik: Durchführen eines Produktions- oder Verarbeitungsprozesses — 10 % Gewichtung
  • Anlagentechnik: Durchführen eines Produktions- oder Verarbeitungsprozesses — 10 % Gewichtung


Prüfung (Schweiz)

Eine Grundlagenprüfung (Chemie/Ökologie, Chemische Technologie und Rechnen) wird anfang Sommer im zweiten Ausbildungsjahr abgeschlossen. Eine Note setzt sich wie folgt zusammen:

  • 50 % Noten (Semester 1-4)
  • 25 % Grundlagenprüfung 1 (verfahrensbezogen)
  • 25 % Grundlagenprüfung 2 (allgemein)

Die allgemeine Grundlagenprüfung zählt ein Fünftel zur LAP-Note.

Im dritten Ausbildungsjahr wird eine LAP (schriftlich und praktisch) durchgeführt:

  • 4 Tage arbeiten im Betrieb
  • 1 Tag Berufskenntnis (morgens Vortrag vorbereiten, nachmittags Vortrag und Fragerunde)
  • Fachrechnen und Fachenglisch (schriftlich je 1 Stunde)
  • Allgemeinbildung (für Auszubildende, die ihre erste Ausbildung machen)

Siehe auch

  • Liste von Ausbildungsberufen
  • Ausbildungsberuf
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Chemikant aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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