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Chloramphenicol



Steckbrief
Name (INN) Chloramphenicol
Weitere Namen

Chloromycetin, Levomycetin

Wirkungsgruppe

Antibiotikum

Handelsnamen
Klassifikation
ATC-Code AX02,AF03,AA05,BA01,AA01,AA01,AA08
CAS-Nummer 56-75-7
Verschreibungspflichtig: ja


Fachinformation (Chloramphenicol)
Chemische Eigenschaften

IUPAC-Name: D-threo-2-Dichloracetamido-1-
(4-nitrophenyl)-propan-1,3-diol
Summenformel C11H12Cl2N2O5
Molare Masse 323,14 g/mol

Chloramphenicol ist ein Breitbandantibiotikum, das erstmals 1947 aus Streptomyces venezuelae gewonnen wurde.

Aufgrund einer in seltenen Fällen (1 auf 6000 bis 1 auf 36000 Fälle, in Studie aus Hamburg und Umgebung 1 auf 11500) auftretenden, potentiell lebensbedrohlichen Nebenwirkungen (Schädigung des Knochenmarks, sog. aplastische Anämie), wird Chloramphenicol heute nur noch in der Klinik als Reserveantibiotikum verwendet, dessen Einsatz sehr sorgfältig abgewogen werden muss. Außerhalb dieser Indikation wird es in Westeuropa noch in Augentropfen und Augensalben verwendet. In Großbritannien ist es für diese Indikation nach wie vor das Standardantibiotikum.

Hauptbehandlungsgebiete sind schwere, sonst nicht zu beherrschende Infektionskrankheiten wie Typhus, Paratyphus, Pest, Fleckfieber, Ruhr, Diphtherie und Malaria. Zudem wirkt es gegen Chytridiomykose, eine tödliche und hoch ansteckende Hautpilzkrankheit, die weltweit Amphibienpopulationen dezimiert.

Chloramphenicol wird heute ausschließlich vollsynthetisch produziert.

Inhaltsverzeichnis

Chemie

Chloramphenicol hat einen Schmelzpunkt von 150,5 °C. Die Wasserlöslichkeit beträgt bei 25 °C 2500 mg/l.

Pharmakologie

Chloramphenicol ist ein Translationshemmer, wirkt also blockierend auf die Knüpfung der Peptidbindung, das heißt hemmend auf die Peptidyltransferaseaktivität, Bindung an die 50S Untereinheit der bakteriellen 70S-Ribosomen. Es ist ein bakteriostatisches Antibiotikum. Hierbei ist es gut gewebegängig, auch durch die Plazenta und in die Muttermilch. Die gute Gewebegängigkeit ist einer der Gründe, warum es äußerlich und lokal am Auge als Salbe etwa für Infektionen des Augenlids (z. B. Gerstenkorn) angewandt wird.

Die LD50 liegt bei oraler Aufnahme bei Mäusen bei 1500 mg/kg, bei Ratten bei 2500 mg/kg.

Pharmakokinetik

Chloramphenicol wird bei oraler Gabe schnell und vollständig resorbiert. Die Bioverfügbarkeit beträgt bei oraler Verabreichung 80 %, nach intramuskulärer Injektion 70 %. Die Plasmaproteinbindung liegt zwischen 50 und 60 %. Die Plasmahalbwertszeit beträgt bei Erwachsenen mit normaler Leber- und Nierenfunktion 1,5–3,5 Stunden, bei Kindern und Jugendlichen 3–6,5 Stunden, bei Neugeborenen 24 Stunden oder länger. Die Elimination erfolgt zu 90 % über eine Konjugation an Glucuronsäure. Bei Erwachsenen mit gestörter Nierenfunktion verlängert sich die Plasmahalbwertszeit auf 3–4 Stunden, bei schweren Leberfunktionsstörungen auf 4,6–11,6 Stunden.

Nebenwirkungen

  • Knochenmarksschädigung: dosisabhängig - Störung der Erythropoiese, dosisunabhängig kann eine irreversible Knochenmarksaplasie ausgelöst werden, Auftreten hier mit einer Verzögerung von 2-8 Wochen, Grey-Syndrom,
  • Knochenmarksaplasie, nicht dosisabhängig, kann auch bei topischer Anwendung auftreten, etwa wenn Chloramphenicol als Augensalbe oder in Augentropfen verwendet wird,
  • neurotoxisch, allergische Reaktionen, Herxheimer-Reaktion,
  • Interaktionen mit oralen Antikoagulatien, Methotrexat, Sulfonylharnstoffen - im Sinne einer Wirkungsverstärkung
  • Barbiturate und Phenytoin vermindern die Wirkung von Chloramphenicol
  • gleichzeitige Einnahme von oralen Kontrazeptiva kann deren Wirkung beeinträchtigen.

Kontraindikationen

Chloramphenicol ist insbesondere bei Neugeborenen aufgrund der knochenmarksdepressiven Wirkung und geringen therapeutischen Breite kontraindiziert (Grey-Syndrom). Außerdem ist es bei schwerer Leberinsuffizienz, in der Schwangerschaft und der Stillzeit kontraindiziert.

Da Chloramphenicol im Anhang IV der Verordnung 2377/90 (EWG) aufgeführt ist, ist seine Anwendung bei Lebensmittel-liefernden Tieren in der Europäischen Union generell verboten.

Literatur

Zur Häufigkeit des Auftretens von aplastischer Anämie:

  • Hausmann K., Skrandies G. Aplastic Anemia following chloramphenicol therapy in Hamburg and surrounding districts. Postgrad Med J, 1974, 50(Suppl.) 131-136
  • Hausmann K., Skrandies G., Sachtleben P. Aktuelle Aspekte arzneimittelbedingter Knochenmarkschäden. Münch Med WSchrft, 1974, 116, 1621-1626
Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Chloramphenicol aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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