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Citalopram



Steckbrief
Name (INN) Citalopram
Wirkungsgruppe

Antidepressiva (SSRIs)

Handelsnamen
  • Cipramil®
  • Seropram®
Klassifikation
ATC-Code AB04
CAS-Nummer 59729-33-8
Verschreibungspflichtig: Ja


Fachinformation (Citalopram)
Chemische Eigenschaften

IUPAC-Name: 1-(3-Dimethylaminopropyl)- 1-(4-fluorphenyl)- 3H-2-benzofuran- 5-carbonitril[1]
Summenformel C20H21FN2O
Molare Masse 324,392 g/mol

Citalopram ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI).

Inhaltsverzeichnis

Pharmakologie

Ursprünglich entwickelt zur Behandlung von Epilepsie, wird es oft wegen der stimmungsausgleichenden Wirkung zur Behandlung von depressiven Erkrankungen sowie mit emotionaler Instabilität verbundenen Erkrankungen (z. B. Borderline-Persönlichkeitsstörung oder Bipolare Störung) eingesetzt.

Wie bei allen SSRI tritt die stimmungsaufhellende Wirkung meistens erst nach einer längeren, bis zu mehreren Wochen andauernden Behandlung ein. Leichte Nebenwirkungen wie Übelkeit, Mundtrockenheit, Magen-Darm-Beschwerden, Nervosität, Kopfschmerzen, Zittern, Herzklopfen, vermehrtes Schwitzen, Akkommodationsstörungen der Augen oder Kraftlosigkeit treten sehr häufig sofort ein, legen sich aber meist nach wenigen Tagen. Wie bei allen Serotonin-Wiederaufnahmehemmern muss mit sexuellen Störungen (vor allem Orgasmusschwierigkeiten) gerechnet werden, auch wenn diese meist vorübergehender Natur sind. In Fällen vorzeitiger Ejakulation kann dieser Effekt auch Vorteile haben. Außerdem können Symptome der unruhigen Beine (Restless Legs) als Nebenwirkung auftreten. Diese Nebenwirkung wird nicht ausdrücklich im Beipackzettel genannt, aber von den Organen der Fachverbände und Selbsthilfegruppen für Restless Legs als bekannt beschrieben.

Als sehr seltene Nebenwirkung kann das sogenannte Serotonin-Syndrom auftreten, welches im Extremfall tödlich enden kann. Wie bei allen SSRIs ist dieses Risiko in Kombination sowohl mit Serotoninvorstufen (Tryptophan und 5-HTP) als auch mit MAO-Hemmern stark erhöht.

Therapeutisch wirksame Dosen liegen zwischen 10 bis 60 mg täglich. Es hat eine lange Halbwertszeit von 1,5 Tagen.

Anwendung bei alten Menschen

In einer im Jahr 2004 veröffentlichten Studie zeigte Citalopram bei alten Menschen gegenüber Placebo keine Vorteile, jedoch die Nachteile der "Nebenwirkungen". Untersucht wurden 174 Menschen ab einem Alter von 75 Jahren über acht Wochen.[2]

Anwendung bei Dysmorphophobie

In einer Studie zur Behandlung von Body Dysmorphic Disorder (Dysmorphophobie), besserten sich bei Anwendung von Citalopram im Laufe von 12 Wochen die Werte auf der "Yale-Brown Obsessive Compulsive Skala (angepasst an BDD)" (BDD-YBOCS) bei 73% der Patienten so, dass sie keine Beeinträchtigung mehr durch die Erkrankung hatten.[3]

Nebenwirkungen

Selbstmordgedanken

Eine Gruppe um Francis McMahon vom National Institute of Mental Health in Bethesda hat herausgefunden, dass das SSRI Citalopram möglicherweise bei erwachsenen Teilnehmern mit bestimmten (bei Depressiven besonders häufigen) genetischen Voraussetzungen zu verstärkter Depression und Selbstmordgedanken führt. Es stellte sich heraus, dass zwei Marker deutlich mit Suizidgedanken assoziiert waren. Es waren der Marker rs4825476 auf dem Gen GRIA3 und der Marker rs2518224 auf dem Gen GRIK2. Auch ohne SSRI leiden Menschen mit diesen genetischen Voraussetzungen häufiger unter Depressionen und Selbstmordgedanken, als andere Menschen. SSRI können bei diesen Menschen jedoch die Depressionen verschlimmern. Bei Personen, die beide Merkmale hatten, war das Selbstmordrisiko (im Vergleich zu Personen, die keines der Merkmale hatten) unter Einnahme von Citalopram um das 15-fache erhöht.

Ob die Ergebnisse der Studie sich auch auf andere SSRI übertragen lassen, ist noch nicht gesichert. Es wäre aber - nach Meinung der Forscher - plausibel.[4] [5] [6] [7] [8] [9]

(Für die anderen Nebenwirkungen siehe auch: Allgemeine Beschreibung von SSRI und deren Nebenwirkungen.)

Wirkungslosigkeit bei einigen Patienten

Forscher der Duke University haben heraus gefunden, dass es möglicherweise eine Genmutation gibt, die SSRI unwirksam macht. Bei depressiven Patienten ist zehnmal häufiger als bei gesunden Kontrollpersonen ein mutiertes Gen vorhanden, das für einen Serotonin-Mangel im Gehirn sorgt. Patienten mit dieser Mutation reagieren schlecht auf die gewöhnlich verschriebenen Antidepressiva, die über Serotonin wirken. Bei einigen zeigten die SSRI gar keine Wirkung. Bei anderen mussten Höchstdosen gegeben werden. Die Patienten sprechen jedoch auf atypische Antidepressiva an. [10][11][12]

Quellen

  1. Substanz Nr. 183529 (Citalopram) (engl.) bei PubChem Substance
  2. Roose SP. et al. (2004): American Journal of Psychiatry, 161:2050-59. PMID 15514406
  3. K.A. Phillips, F. Najjar (2003): Journal Clinical Psychiatry, 64(6):715-20. PMID 12823088
  4. American Journal of Psychiatry (2007)No. 164: S. 1530-1538
  5. http://ajp.psychiatryonline.org/cgi/content/abstract/164/10/1530?ijkey=dccbc6114ceaba796ba3499d48086de86d784524&keytype2=tf_ipsecsha Genetic Markers of Suicidal Ideation Emerging During Citalopram Treatment of Major Depression
  6. http://ajp.psychiatryonline.org/cgi/reprint/164/10/1460?ijkey=57c330a6560bc7eb7e8a7d85c65f38216b686df4.pdf Genes and Environment in Suicidality
  7. http://www.nimh.nih.gov/science-news/2007/genes-linked-to-suicidal-thinking-during-antidepressant-treatment.shtml Genes Linked to Suicidal Thinking During Antidepressant Treatment Results for Sequenced Treatment Alternatives to Relieve Depression (STAR*D) Study
  8. http://www.nimh.nih.gov/health/trials/practical/stard/index.shtml
  9. http://ajp.psychiatryonline.org/cgi/content/full/164/10/A34 Genetic/Environmental Components of Suicide and Depression
  10. http://www.medizinauskunft.de/artikel/diagnose/psyche/24_12_genmutation.php Depressionen: Genmutation macht Antidepressiva unwirksam
  11. http://www.pharmazeutische-zeitung.de/fileadmin/pza/2005-05/medizin1.htm Neue Genmutation bei Depression entdeckt
  12. Zhang, X., et al., Neuron 45 8 (2005) 11-16
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Citalopram aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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