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Clonidin



Steckbrief
Name (INN) Clonidin
Weitere Namen

2-(2,6-Dichlorophenylimino)imidazolidin

Wirkungsgruppe

Antihypertensivum

Handelsnamen

Catapresan®, Paracefan®, Haemiton®, Clonistada®, Mirfat®

Klassifikation
ATC-Code AC01CX02EA04
CAS-Nummer 4205-90-7
Verschreibungspflichtig: ja


Fachinformation (Clonidin)
Chemische Eigenschaften

IUPAC-Name: 2-[(2,6-Dichlorphenyl)
imino]imidazolidin
Summenformel C9H9Cl2N3
Molare Masse 230,096 g/mol

Clonidin ist ein Arzneistoff aus der chemischen Gruppe der Imidazoline, welcher zur Behandlung der arteriellen Hypertonie (Bluthochdruck), bei der Ausleitung von Langzeitnarkosen und bei der Dämpfung von Entzugserscheinungen zur Anwendung kommt. Er kann oral als Tablette und intravenös verabreicht werden. Es wirkt bereits in sehr geringer Dosierung: eine Tablette enthält nur 75, 150 oder 300 Mikrogramm der Substanz.

Inhaltsverzeichnis

Pharmakologische Eigenschaften

  • Bioverfügbarkeit: 75 %
  • Verteilungsvolumen: 2 l/kg
  • Plasmaproteinbindung: 20 %
  • Plasmahalbwertszeit: 9–12 Stunden
  • Elimination: über die Niere zu 65 % unverändert ausgeschieden, Rest wird in der Leber verstoffwechselt

Geschichtliches

Das heutige Hauptanwendungsgebiet von Clonidin (Behandlung der arteriellen Hypertonie) wurde in den sechziger Jahren eher zufällig erschlossen: Bei Tests verschiedener Substanzen zum Abschwellen der Nasenschleimhaut fiel beim Clonidin die starke Verringerung der Herzfrequenz (Bradykardie) und die Senkung des Blutdruckes (Hypotonie) auf. Später wurden im Tierexperiment auch schmerzlindernde und beruhigende Wirkkomponenten nachgewiesen.

Pharmakologie

Wirkungen

Insgesamt resultieren folgende Wirkungen

  • Senkung des Blutdruckes
  • Verminderung der Herzfrequenz
  • Senkung des Sympathikotonus im Entzug
  • Sedierung ( gering ausgeprägt )
  • Schmerzlinderung (150 µg Clonidin haben die schmerzlindernde Wirkung von 5 mg Morphin)

Wirkungsmechanismus

Clonidin gehört trotz seines adrenergen Wirkungsmechanismus zur Gruppe der Sympatholytika (man liest auch "Antisympathotonika", eigentlich der treffendere Begriff: Die Signaltransduktion erfolgt im Wesentlichen GPCR-vermittelt (vorwiegend inhibitorisches G-Protein) über einen präsynaptischen Alpha-2-Adrenozeptor. Jene Alpha-2-Rezeptoren sitzen an verschiedensten Stellen im Zentralnervensystem (Hypothalamus, Thalamus, Medulla oblongata, Formatio reticularis, Locus coeruleus, Nucleus tractus solitarii ...), ihre Stimulation bewirkt über eine verminderte Ausschüttung von Noradrenalin aus den Nervenendigungen (physiologischerweise ein Negativer Rückkopplungsmechanismus) eine Verminderung des Sympathikotonus: sympatholytische Wirkung. Weitere Mechanismen sind die Stimulation von sog. Imidazolinrezeptoren (u.a. venterolaterale Medulla oblongata) und die Stimulation von postsynaptischen Alpha-2-Adrenozeptoren des Nucleus Tractus Solitarii, einer Hauptumschaltstelle der Blutdruckregulation. Alle genannten Mechanismen ziehen sympatholytische Effekte nach sich. Clonidin interagiert jedoch nicht nur mit den oben genannten Alpha-2-Adrenozeptoren, sondern – wegen nicht 100-%iger Spezifität ("relative Spezifität/Selektivität")  – auch mit den Alpha-1-Adrenozeptoren. Aus diesem Grunde kann bei schneller intravenöser Gabe auch ein starker Blutdruckanstieg eintreten: paradoxer sympathomimetischer Effekt.

Anwendungsgebiete

  • Behandlung der Hypertonie
  • Behandlung von Drogenentzugssyndromen (Alkohol, Opioide ...)
  • Bei Alkohol keine Monotherapie
  • Nutzung im Rahmen des Clonidin-Suppressions-Tests
  • Anwendung im Rahmen der Narkose bei schwer herz- und gefäßkranken Patienten
  • Beimischung zum Lokalanästhetikum bei regionalen Anästhesieverfahren
  • In der Schmerztherapie zur Verringerung der Opioiddosierung

Nebenwirkungen

  • Anticholinerge Symptome wie
    • Mundtrockenheit
    • Verstopfung
    • verminderte Speichel und Magensaftproduktion
  • Müdigkeit
  • Depressive Verstimmung
  • Benommenheit
  • orthostatische Hypotonie (= beim Übergang vom Liegen/Sitzen zum Stehen)

Wechselwirkungen

Eine Wirkungsverstärkung geschieht durch Diuretika, Vasodilatantien, Neuroleptika, Alkohol und Hypnotika, eine Wirkungsabschwächung wird durch Trizyklische Antidepressiva und teilweise auch Neuroleptika bewirkt.

Kontraindikation

Relative Kontraindikationen sind ein AV-Block 2. Grades und eine schwere arterielle Verschlusskrankheit, während ein AV-Block 3. Grades (wenn kein Schrittmacher zur Verfügung steht), ein Raynaud-Syndrom oder Depressionen absolute Kontraindikationen darstellen.

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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Clonidin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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