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Elektroskop
Ein Elektroskop ist ein Gerät zum Nachweis elektrischer Ladungen und Spannungen. Seine Funktionsweise beruht auf der Anziehung und Abstoßung elektrischer Ladungen. Ein Elektroskop mit kalibrierter Skala nennt man auch Elektrometer. Mit ihm können elektrische Ladungen und Spannungen nicht nur nachgewiesen, sondern auch gemessen werden. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
FunktionsbeschreibungDie Funktion wird am Beispiel eines Braunschen Zeigerelektroskopes beschrieben. Die zu messende Spannung wird mittels der Anschlussklemmen zwischen das Gehäuse und den senkrechten Stab, der den Zeiger trägt, gelegt. Der Stab ist isoliert durch das Gehäuse geführt. Der Stab und der an ihm drehbar angebrachte Zeiger sind leitfähig und laden sich daher gleichnamig auf, sodass der Zeiger ausschlägt. Er wird vom Stab abgestoßen und vom Gehäuse angezogen. Elektroskope messen stromlos. Das Elektroskop ist somit ein statisches Spannungsmessgerät, d.h. in ihm fließt während der Spannungsmessung theoretisch kein Strom, der das Messobjekt belasten und so die Messung verfälschen könnte. Genaugenommen fließt jedoch zu Beginn kurz ein Strom, um die Eigenkapazität des Gerätes aufzuladen.
Beim Entfernen der Spannung bleibt das Elektroskop daher geladen. Erst wenn man für ein Abfließen der Ladung sorgt (z.B. durch Kurzschließen gegen das Gehäuse), kehrt der Zeiger infolge der Schwerkraft wieder in die Ruhelage zurück. Da das Instrument von der Polarität unabhängig arbeitet, eignet es sich auch für die Anzeige von Wechselspannungen. Hierbei bildet es jedoch durch die Kapazität einen Blindwiderstand und kann nicht stromlos messen: Durch die ständige Umladung fließen Verschiebungsströme. Da der Hebelarm des Zeigers beim Ausschlagen immer größer wird, je weiter dieser ausschlägt, nimmt die rückstellende Kraft (Schwerkraft) überproportional zum Ausschlag zu. Die Skala ist daher nichtlinear. Ein großer Ausschlag bis nahe 90° Auslenkung ist nur bei großen Ladungen erreichbar. BauformenDoppelzeiger-ElektroskopEmpfindliche Bauformen verwenden statt eines Einzelzeigers oft auch Doppelzeiger. Hierdurch kann die Rückstellkraft (Erdanziehung) des ähnlich einer Waage nahezu ausbalancierten Zeigers sehr gering gehalten werden. Leider wird es dadurch auch empfindlicher gegen Fremdeinflüsse, wie etwa Erschütterungen oder Luftströmungen. Doppelzeigerinstrumente sind daher meist relativ massiv aufgebaut und durch Glasplatten gekapselt. Folien-ElektroskopDiese auch Blättchenelektroskop genannte Bauform besteht aus einem gefalteten Gold-, Aluminium- oder Kupferfolienstreifen, der ggf. im Vakuum über einen Drahtbügel gehängt sind. Wird das Gerät aufgeladen, spreizen sich die Folienhälften v-förmig auseinander. Diese Anordnung ist ebenfalls sehr empfindlich, jedoch lässt sich daran keine Skala anbringen - die Folienstreifen sind zu leicht und flexibel und würden sich an die Skala anlegen oder von ihr gestört werden. Die beiden Folienhälften sollen im spannungslosen Zustand einen gewissen Mindestabstand aufweisen, sodass sich die Innenflächen der Folie nicht berühren. Sie könnten ansonsten auch bei anliegender Spannung aneinander kleben bleiben, was bei einer sicherheitsrelevanten Anwendung nicht akzeptabel ist.
Faden-ElektrometerFadenelektrometer nach Wulf verwenden einen oder zwei mit einem Bügel leicht gespannte Fäden, die sich bei Anlegen einer Spannung spreizen. Erdpotentialfreie (bipolare) ElektroskopeZeiger-Elektroskope sind auch in „bipolarer“, d.h. symmetrischer (ungeerdeter) Ausführung herstellbar, z.B. mittels isolierter Lagerung des Zeigers zwischen zwei Elektroden. Sie sind jedoch unpraktischer, da sie nach dem Prinzip der Anziehung arbeiten und die Kraft bei Annäherung ebenfalls steigt, sodass die Skalierung ungünstig eingeteilt ist. Weiterhin besteht eher die Gefahr eines Überschlags (Funke) durch den sich den Elektroden nähernden Zeiger. In einer Bauform nach Bohnenberger kann man anhand der Lageänderung eines zwischen zwei Plattenelektroden hängenden Goldplättchens Spannungen vergleichen bzw. Differenzspannungen zwischen den Elektroden nachweisen. Bei einer Spannungsdifferenz entsteht ein Drehmoment, welches das Plättchen aus seiner Ruhelage (parallel zu den Platten) auslenkt und es mit seiner Ebene in Richtung der elektrischen Feldlinien ausrichtet. Die Länge des elektrischen Feldes zwischen den Platten wird verkürzt. Bohnenbergers Gerät ist somit ein Vergleicher - eine Skala ist auch in diesem Gerät nicht realisierbar, da sie das Feld stören würde. EnergiebilanzElektrometer arbeiten mechanisch, der Zeigerausschlag bedeutet mechanische Arbeit. Daraus folgt, dass bei Betrieb des Geräts elektrische Energie in das Gerät hineingeflossen sein muss. Die meiste Energie steckt in der Ladung des Aufbaues (der Eigenkapazität) und wird nicht umgewandelt. Ein Teil wird jedoch zu kinetischer Energie (Zeiger bewegt sich) und potentieller Energie (Zeigerausschlag). Während die potentielle Energie bei Entladung wieder in elektrische Energie umgewandelt wird, kann die kinetische Energie durch unelastische Stöße, Luft- und Lagerreibung in Wärme verwandelt werden. Ein Teil der Energie kann auch in die plastische Verformung der Folien fließen. Der Stromfluss der Ladungsverschiebung verursacht aufgrund des vergleichsweise geringen elektrischen Widerstandes der Zeiger und der Aufhängung dagegen keine nennenswerten Verluste. Der Stromfluss bewirkt auch ein magnetisches Feld - auch dieses spielt jedoch für die Energiebilanz keine Rolle. Die ständig auch im stationären Zustand verlorengehende Energie wird durch die Leckströme abgeführt. Diese umfassen einerseits Ströme durch die nicht idealen Isolatoren (Wärme) und andererseits Ladungsverluste durch ionisierte, sich entfernende und rekombinierende Luft- und Wassermoleküle sowie Staubpartikel. Historische BedeutungDie Entdeckung des Radiums und Poloniums gelang Marie und Pierre Curie mit Hilfe eines einfachen Elektroskops. Dieses zeigt nicht direkt die ionisierende Strahlung; über die Geschwindigkeit der Entladung sind Rückschlüsse auf die Aktivität möglich. Siehe auch |
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