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Ethidiumbromid
Ethidiumbromid (EtBr), auch Ethidium oder Homidium genannt, ist ein roter Phenanthridin-Farbstoff, der in der Molekularbiologie zum Nachweis der Nukleinsäuren, DNA und RNA, benutzt wird. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
EigenschaftenEthidiumbromid interkaliert in Nukleinsäuren und verändert dabei sein Absorptionsspektrum. Das Emissionsspektrum bleibt nahezu unverändert. Durch die Interkalation von Ethidiumbromid in Nukleinsäuren nimmt die Intensität der Fluoreszenz-Emission um den Faktor 50–100 zu. Ethidiumbromid zeigt bei 302 nm Eigenfluoreszenz auf dem UV-Kasten. VerwendungEthidiumbromid wird in der Molekularbiologie zum Anfärben von Nukleinsäuren bei der Gelelektrophorese verwendet. Einzelne Ethidiumbromid-Moleküle interkalieren dabei zwischen die Basen der DNA bzw. RNA (bis zu 3 Moleküle je 10 Basen), wodurch sich das Anregungsspektrum von Ethidiumbromid verändert und so die Fluoreszenz der Substanz bei Anregung mit ultraviolettem Licht stark erhöht wird. Auf diese Weise leuchten im Agarosegel die Stellen, an denen sich Nukleinsäuren befinden, hell auf, während Stellen ohne Nukleinsäuren dunkel erscheinen. Die Lichtintensität ist dabei proportional zur vorliegenden DNA/RNA-Konzentration, sowie zur Länge der Nukleinsäure. Die verwendete Ethidiumbromid-Konzentration im Agarosegel liegt üblicherweise bei 0,1–0,5 µg/ml. Ethidiumbromid inhibiert in niedrigen Konzentrationen (0,1–2 µg/ml) spezifisch die Replikation der mitochondrialen DNA (mtDNA) in Eukaryoten. Es wird daher zur Generierung von mtDNA-defizienter Zellen (rho zero cells, ρ0) verwendet. RisikenDie Senatskomission der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe hat im Jahresbericht 2005 Ethidumbromid als krebsverdächtigen Arbeitsstoff der Kanzerogenitäts-Kategorie 3B zugeordnet. Der Verdacht einer mutagenen Wirkung auf Keimbahnzellen wird als „begründet“ eingestuft.[4] Im National Toxicology Program (Executive Summary) der NIH wird dazu bemerkt, dass kein Fall bekannt ist, wo EB tatsaechlich einen Tumor ausgeloest haette. Stattdessen gab es einige Studien zu Beginn der 70er Jahren, in denen eine antitumorgene Wirkung von EB beschrieben wurde. Ethidiumbromid wirkt erst in sehr hohen Konzentrationen toxisch. Die LD50 von Ethidiumbromid für Ratten bei oraler Applikation wird mit 1503 mg/kg Körpergewicht angegeben.[3]
SicherheitDie Verwendung von Handschuhen im Umgang mit Ethidiumbromid oder mit Ethidiumbromid-gefärbten Gelen ist dringend angezeigt, da Ethidiumbromid über die Haut resorbiert wird. Bösartige Hauttumoren nach Ethidiumbromidkontakt wurden beschrieben. Untersuchungen der Abteilung Arbeitssicherheit der Universität Freiburg haben gezeigt, dass die in Labors üblichen dünnwandigen Einmalhandschuhe aus Latex bereits nach sehr kurzer Zeit von Ethidiumbromid durchdrungen werden (1 %ige Lösung: ca. 30 s; 0,1 %ige Lösung: ca. 60 s). Handschuhe aus Nitril zeigten beim Test unter denselben Bedingungen keine nachweisbare Durchdringung und sind daher vorzuziehen. Trotzdem ist es ratsam, mit Ethidiumbromid kontaminierte Nitrilhandschuhe sofort auszuziehen. Latexhandschuhe sollten allenfalls als kurzfristiger Spritzschutz Verwendung finden. Die Verwendung von gebrauchsfertigen Lösungen, beispielsweise einer Konzentration von 10 mg/ml in Wasser, wird empfohlen, um Staubentwicklung zu vermeiden. Für Ethidiumbromid ist kein MAK-Wert festgelegt, da für krebserzeugende Arbeitsstoffe, krebsverdächtige Stoffe und Mutagene keine Wirkungsgrenzen ermittelt werden können. Hierzu wurden die Technischen Richtkonzentrationen entwickelt, die als Anhalt für Schutz- und Überwachungsmaßnahmen dienen. EntsorgungEthidiumbromidhaltige Abfälle dürfen nicht ins Abwasser gelangen und müssen vor der Entsorgung inaktiviert werden, z. B. durch Adsorption des Ethidiumbromids an Aktivkohle (1 mg Aktivkohle adsorbiert ca. 50 ml einer frisch angesetzten 1 %igen EtBr-Lösung). Das ethidiumbromidfreie Eluat wird meist über den Ausguss entsorgt. Die beaufschlagte Aktivkohle wird entweder im Muffelofen ausgeglüht (Pyrolyse) oder als fester Sonderabfall getrennt gesammelt. Fertige Absorber sind kommerziell erhältlich. GeschichteAuf der Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Trypanosomen-Erkrankungen wurde Ethidiumbromid 1938 von Carl Hamilton Browning synthetisiert (Substanz Nr. 897). Ethidiumbromid zeigte antitrypanosomale Aktivität gegen Trypanosoma congolense Infektionen bei Mäusen und Rindern.[5] Ethidiumbromid wurde 1952 unter dem Handelsnamen Ethidium® auf den Markt gebracht und extensiv in den 1960er und 1970er Jahren zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionen mit Trypanosomen bei Rindern genutzt. Zu diesem Zweck wird Ethidiumbromid bis heute eingesetzt; eine Dosis von 1 mg/kg Körpergewicht dient sowohl der Behandlung infizierter Tiere als auch der Infektionsprophylaxe, die bis zu 3 Monate anhält. 1965 wurde entdeckt, dass Ethidiumbromid an DNA bindet[6] und dass sich dabei sein Absorptionsspektrum verändert[7]. 1972 wurde Ethidiumbromid erstmals zum Anfärben von DNA in Gelelektrophoresen eingesetzt.[8][9][10] AlternativenUm sich nicht den Gefahren von Ethidiumbromid auszusetzen, können Alternativen, wie zum Beispiel SYBR Green I oder SYBR Gold, verwendet werden.[11] Solche sind jedoch sehr teuer und deren Toxizität und Mutagenität unbekannt, so dass in vielen Labors immer noch Ethidiumbromid als Färbemittel eingesetzt wird. Weitere Alternativen: Quellen
Kategorien: Giftiger Stoff | Quartäre Ammoniumverbindung | Heteroaromat | Bromid | Fluoreszenzfarbstoff | Biochemische Nachweisreaktion | Mutagen |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Ethidiumbromid aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |