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Forschungsbergwerk AsseDas Forschungsbergwerk Asse ist ein ehemaliges Salzbergwerk 10 km südöstlich von Wolfenbüttel in Niedersachsen, in dem seit 1965 durch die „GSF – Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit GmbH“ (damals noch „Gesellschaft für Strahlenforschung mbH“) Forschungsarbeiten zur Endlagerung von Abfällen durchgeführt werden. Nur 1,4 km entfernt liegt das schon 1906 durch Wassereinbruch stillgelegte Salzbergwerk Asse I. In der Zeit von 1967 bis 1978 wurden in der Anlage Asse II rund 125.000 Behälter mit schwachradioaktiven Abfällen in 750 m Tiefe und zwischen 1972 und 1977 rund 1300 Fässer mit mittelradioaktiven Abfällen mit ca. 11 kg Plutonium aus der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe in 500 m Tiefe eingelagert. Weiteres empfehlenswertes FachwissenInzwischen hat der Schacht eine Tiefe von 1000 m erreicht. Für eine Einlagerung nach 1978 hätte ein Planfeststellungsverfahren mit Beteiligung der Öffentlichkeit durchgeführt werden müssen. Die Einlagerungen erfolgten ausschließlich auf der Grundlage der hierfür seinerzeit erforderlichen Genehmigungen, die ihrerseits auf der Grundlage der damals gültigen Gesetze und Verordnungen erteilt wurden. Statt nach dem Atomrecht wurde nach dem einfacheren Bergrecht gearbeitet. Die gesamte Einlagerung lief ohne nennenswerte technische Störungen oder Unfälle ab. Überwiegend wurde die Einlagerungstechnik erprobt. Die Langzeitstabilität der Endlagerung stand nicht als Forschungsziel fest. Zu Beginn der Versuchseinlagerung wurden die Fässer mit den schwachradioaktiven Abfällen senkrecht aufeinander stehend in die ehemaligen Abbaukammern im Steinsalz eingebracht. Das Liegend-Aufeinander-Stapeln der Gebinde mit den schwachradioaktiven Abfällen stellte eine erste Optimierung dar. In der dritten Phase der Versuchseinlagerung wurden die Gebinde mit schwachradioaktiven Abfällen über eine Salzböschung in die Einlagerungskammer abgekippt und anschließend mit Salzhaufwerk bedeckt. So wurden auch die mittelradioaktiven Abfälle in Rollreifenfässern in eine Kaverne fallen gelassen. Gebinde wurden dabei nachweislich beschädigt. Die Einlagerung wurde von Anfang an so vorgenommen, dass das strahlende Material nicht mehr für Kontrolluntersuchungen oder eine andere Endlagerung zurückgeholt werden kann. Bereits 1979 wurde die Gefährdung der Asse durch mangelnde Standsicherheit in einer Studie [1] aufgezeigt. Allerdings wurden die Ergebnisse von den verantwortlichen Institutionen nicht ernst genommen. Erst in jüngerer Zeit (ab ungefähr 1990) sind Betreiber und Genehmigungsbehörden besorgt, dass der ab 1988 beobachtete Zufluss von Salzsole in das Grubengebäude in Kombination mit der unzureichenden Tragfähigkeit des Grubengebäudes zu unabsehbaren Konsequenzen führen kann. Deshalb wurden und werden die folgenden Maßnahmen durchgeführt: Viele Hohlräume wurden von 1995 bis 2004 mit 2,2 Mio Tonnen Abraum des stillgelegten Kaliwerkes Ronnenberg bei Hannover aufgefüllt. Seit 1988 beobachtet man einen Zufluss von Salzsole, etwa 11,5 m³/Tag, deren Herkunft unbekannt ist. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat entschieden, die Schachtanlage Asse nicht mehr zu nutzen. Dies bedeutet, dass die Forschungsarbeiten in dem Bergwerk beendet werden. Seine endgültige Schließung nach Bundesberggesetz war zunächst für das Jahr 2013 geplant, ist aber 2006 auf das Jahr 2017 verschoben worden. Das übergeordnete Ziel aller Maßnahmen zur Schließung der Schachtanlage Asse ist ein sicherer Abschluss der eingelagerten radioaktiven Abfälle von der Biosphäre. Ob dieses Ziel aber durch die Verfüllung des Bergwerkes mit einer Magnesium-Chlorid-Lösung erreicht werden kann, ist ungewiss. Dann bei diesem Vorgehen werden sich die Atommüllfässer von der Lösung angegriffen und laut GSF in den ersten 10 bis 100 Jahren auflösen. Mögliche Wechselwirkungen der Salzsole mit den Radionukliden wurde nicht erforscht. Mit der Einbringung einer Art Magnesium-Zement hofft man auch das Grubengebäude vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Die Gefahr besteht, dass Radioakivität ins Grundwasser gelangt. Weiträumige hydrogeologische Untersuchungen wären zu Beginn des Versuchsbergwerkes notwendig gewesen. Alternativ müsste eine Verfüllung mit festem Material geprüft werden, was bisher noch nicht geschehen ist. Inzwischen prüft der Bund die Möglichkeit, die Fässer wieder herauszuholen und kontrolliert zwischenzulagern. Das Genehmigungsverfahren sieht umfangreiche Prüfungen zur Langzeitsicherheit vor. Der Hauptbetriebsplan 2005/2007 wurde vom Landesbergamt Clausthal-Zellerfeld genehmigt. Das weitere Vorgehen wird mit den Genehmigungsbehörden abgesprochen. Folgende Aufgaben werden zurzeit durchgeführt oder stehen demnächst an:
Ob mit diesen Maßnahmen eine langfristige Stabilisierung des Grubengeäudes erreicht werden kann und der Nachweis der Langzeitsicherheit geführt werden kann, ist derzeit noch unklar. Um sich dieser Frage zu nähern wurde am 26. September 2007 im Rahmen eines Workshops eine "Tragfähigkeitsanalyse des Gesamtsystems der Schachtanlage Asse in der Betriebsphase" des Instituts für Gebirgsmechanik (IfG) in Leipzig im Auftrag der GSF veröffentlicht[2]. Hierzu hat das IfG von 1996 bis 2005 kontinuierlich die gebirgsmechanische Situation der Schachtanlage untersucht. Nach diesem Workshop teilen das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das das Niedersächsische Landesumweltministerium (NMU) am 21. November 2007 [3] mit, dass sie folgende fünf Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit und zur Minimierung von Risiken befürworten:
Referenzen
Kategorien: Nuklearforschungszentrum | Radioaktiver Abfall |
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Forschungsbergwerk_Asse aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |