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Gibbs-EnergieDie Gibbs-Energie G ist ein thermodynamisches Potential mit den natürlichen unabhängigen Variablen Temperatur T, Druck p und Stoffmenge n. Die Gibbs-Energie ist nach Josiah Willard Gibbs benannt. Im deutschen Sprachraum wird die Gibbs-Energie meist als Freie Enthalpie bezeichnet, gebräuchlich sind auch Gibbssche freie Energie oder Gibbs-Potential. Diese Bezeichnungen sollen in der Chemie jedoch nach einer Empfehlung der IUPAC nicht mehr verwendet werden. Die Gibbs-Energie ist definiert durch:
Mit der inneren Energie U, dem Volumen V, der Entropie S sowie der Enthalpie H. Im Gleichgewicht ist der differentielle Ausdruck davon mit dem chemischen Potential µi. Diese Gleichung ist maßgeblich für chemische Reaktionen, da diese sehr häufig an ein Druck- sowie an ein Temperatur-Reservoir gekoppelt sind. Die Einheit der Gibbs-Energie ist Joule (J). Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
GeschichtlichesDie Arbeiten von Josiah Willard Gibbs zur Thermodynamik erschienen zunächst nur in den relativ schwer zugänglichen "Transactions of the Connecticut Academy". Der Chemiker Wilhelm Ostwald befasste sich eingehend mit der Bedeutung dieser Arbeiten und schrieb an Gibbs: „Die Bedeutung ihrer Arbeit ist eine so große, dass ich soviel ich kann, dazu tun möchte, ihr eine entsprechende Verbreitung zu schaffen.“ Im Jahr 1892 erschien das von Ostwald verfasste Buch „Thermodynamischen Studien“ auf Basis der Gibbs Arbeit. Zuvor hatte der aus Potsdam gebürtige Hermann Helmholtz drei größere Abhandlungen über die "Thermodynamik chemischer Vorgänge" (1882/83, s. Helmholtz-Energie )geschrieben. Dabei übertrug Helmholtz die Hauptsätze der Thermodynamik auf den Galvanismus und auf elektrochemische Vorgänge. Mit der von Ostwald und van´t Hoff begründeten „Zeitschrift für physikalische Chemie, Stöchiometrie und Verwandschaftslehre“ wurde die physikalische Chemie zu einer eigenständigen Wissenschaftsdisziplin. Gibbs Arbeit war in dieser neuen physikalischen Chemie ein Grundpfeiler. Der Assistent von Ostwald, Walther Nernst, entwickelte bei Ostwald die „osmotische Theorie der galvanischen Elemente“, der Kern dieser Abhandlung ist heute besser als die „Nernst-Gleichung“ bekannt. Die Gibbsschen Gesetze ließen sich so auch in abgeleiteteter Form mit der Elektrochemie vereinbaren. Anwendung der Gibbs-Energie in der ChemieChemische Reaktionen gehorchen den Gesetzen der Thermodynamik. Die Thermodynamik beschreibt Beziehungen zwischen verschiedenen Energieformen und beantwortet die Frage, ob, unter welchen Bedingungen und in welchem Umfang eine Umsetzung der beteiligten Stoffe abläuft. Hier ist das entscheidende Kriterium die Gibbs-Energie G. Für ihre Änderung ΔG während einer Reaktion gilt
Für die Änderung der Gibbs-Energie gilt nun: Darin ist a die Aktivität des entsprechenden Reaktanden. R steht für die universelle Gaskonstante:
Es gilt die Gleichheit , wenn alle Edukte und Produkte die Aktivität 1 besitzen und somit gleich Null wird. Aufgrund des Vorzeichens kann aus also die (hypothetische) Reaktionsrichtung bei a = 1 für alle Reaktionspartner abgelesen werden (sog. "Standardbedingungen"). In der Biochemie wird das verwendet, um die Gibbs-Energie bei physiologischem pH 7 zu kennzeichnen. Die Gleichgewichtseinstellung der Reaktion folgt dem Kriterium minimaler Gibbs-Energie. Im Gleichgewicht ändert sich G definitionsgemäß nicht mehr, d. h. es gilt ΔG = 0, woraus folgt Wobei K die Thermodynamische Gleichgewichtskonstante ist. Auf der anderen Seite ist ΔG mit den Aktivitäten der Reaktionspartner veränderlich. ist derjenige Wert, welcher die Reaktionsrichtung bestimmt: Nur bei negativem liegt die Reaktionsrichtung auf der Produktseite. Eine durch positives gekennzeichnete Reaktion kann durchaus in der geschriebenen Richtung ablaufen, sofern die Ausgangsaktivitäten ein negatives ΔG gewährleisten. Interessiert nur die Temperaturabhängigkeit einer chemischen Reaktion, so wird oft vereinfacht die Gleichung benutzt. Diese Gleichung erlaubt allerdings nur eine Aussage darüber, ob eine chemische Reaktion in der gegebenen Richtung freiwillig ablaufen kann. Mitunter sind Reaktionen sogar selbst unter Katalysatoreinfluss gehemmt (beispielsweise die Ammoniakbildung aus Wasserstoff und Stickstoff). Aussagen über die Reaktionsgeschwindigkeit sind somit nicht möglich. Da jede Wärmeentwicklung aus chemischen Reaktionen nicht vollständig zur Gewinnung von Nutzarbeit eingesetzt werden kann, also ΔG kleiner als ΔH ist und ein Teil der Wärmeenergie durch die Entropie verloren geht, strebt die Erde - solange nicht Sonnenenergie, Atomkraft ausreichend zur Verfügung stehen - einem chemischen Entropietod entgegen (s. Entropie). Es sei folgende allgemeine chemische Reaktion gegeben: Dabei sind a, b, c, d sind die stöchiometrischen Faktoren und A, B, C, D sind die chemischen Verbindungen oder Elemente. Aus dieser allgemeinen chemischen Reaktion lässt sich bei Kenntnis der freien Bildungsenthalpien im Standardzustand von Verbindungen ( werden mit ()angegeben - im unteren Beispiel zur Unterscheidung jedoch mit (), () - und beziehen sich immer auf 1 mol der entsprechenden Verbindung ) die freie Enthalpie ( ) einer chemischen Umsetzung berechnen. Für die Berechnung gilt:
Eine chemische Reaktion ist - wie oben beschrieben - nur möglich, wenn ist. Zur Untersuchung von speziellen thermodynamischen Problemstellungen kann die freie Enthalpie der Gibbs-Gleichung differenziert und anschließend integriert werden. Folgende thermodynamische Problemstellungen sind besonders wichtig:
(pc , pd, pa , pb sind die Partialdrucke des jeweiligen Gases )
(K entspricht dem obigen Term wobei die Partialdrucke jedoch durch die molaren Konzentrationen ausgetauscht werden müssen)
Die Temperaturabhängigkeit der Gibbs-Gleichung ergibt nach Bildung des Differentials und Integration die sogenannte van´t Hoffsche Gleichung (RGT-Regel).
(n: Mol Elektronen, F: Faradaykonstante: 96480 As/mol, ΔE : Zellspannung , Einheit:As*V=J) bestimmt werden. Einfache Beispiele zur Berechnung von thermodynamischen DatenZwei kleine Beispiele mögen den Sinn der obigen Ausführen veranschaulichen. Hierfür werden die in der unten angegebenen Tabelle freien Enthalpien unter Standardbedingungen benötigt.
a) Berechnungen des Löslichkeitsproduktes von Silberchlorid und Silberiodid Das Löslichkeitsprodukt kann nach dem Massenwirkungsgesetz (IV) berechnet werden. Zur Bestimmung der Gleichgewichtskonstante K müssen nach Gleichung (I) von den freien Bildungsenthalpien nach Standardbedingungen der Produkte (also AgCl bzw. AgI) die freien Bildungsenthalpien der Ausgangsprodukte (Ag+ , Cl- bzw. I-) abgezogen werden.
Das Löslichkeitsprodukt beträgt bei 25°C: 1,6*10-10
Das Löslichkeitsprodukt bei der AgI-Fällung beträgt bei 25°C: 8,1*10-17
Bei der Brennstoffzelle lässt sich aus der Umsetzung von Wasserstoffgas und Sauerstoffgas Strom gewinnen, dieser Prozess verläuft freiwillig (ΔGr<0). Bei dem umgekehrten Prozess - der Elektrolyse (bei diesem Prozess wird Strom in Chemische Substanzen umgewandelt, die ein höhere freie Enthalpie haben als die Ausgangssubstanzen) - wird durch elektrischen Strom Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt. Der Energieverbrauch durch Strom bei der Elektrolyse ist größer als der Energieinhalt des bei der Elektrolyse entstehenden Wasserstoff und Sauerstoffgases, da sonst die Reaktion gar nicht ablaufen könnte. Die Zersetzungsspannung (s. EMK) bei der Elektrolyse von Wasser zu Wasserstoff und Sauerstoff beträgt 1,229 V (s. Elektrochemische Spannungsreihe) Da zur Elektrolyse von 1 Mol Wasser (2H+ und O2-) an der Kathode zwei Elektronen abgegeben werden und an der Anode zwei aufgenommen werden, ist n nach Gleichung (V) 2.
Dieser Wert stimmt exakt mit dem in der Tabelle angegebenen Wert für die freie Standardenthalpie von Wasser (H2O) unter Normalbedingungen überein. Die frei werdende Wärme bei der Verbrennung oder die Reaktion in einer Brennstoffzelle aus dem Umsatz 2 Mol Wasserstoff und einem Mol Sauerstoff zu Wasser kann also im günstigsten Falle nur eine nutzbare Arbeit von 237200 J leisten. Tabelle über die freien Standard-EnthalpienAbkürzungen: aq: Im Wasser gelöst; g: Gasförmig; l: Flüssig; f: Fest;
Siehe auchRedox-Potential, Thermodynamisches Potential, Gruppenübertragungspotential, Gibbs-Helmholtz-Gleichung, Massenwirkungsgesetz, Aktivität Literatur
Kategorien: Thermodynamik | Chemische Größe |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Gibbs-Energie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |