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Glimepirid



Steckbrief
Name (INN) Glimepirid
Weitere Namen

Amaryl

Wirkungsgruppe

Antidiabetika

Handelsnamen

Amaryl ®

Klassifikation
ATC-Code BB12
CAS-Nummer 93479-97-1
Verschreibungspflichtig: ja


Fachinformation (Glimepirid)
Chemische Eigenschaften

IUPAC-Name: 3-ethyl-4-methyl-N-[2-[4- [(4-methylcyclohexyl) carbamoylsulfamoyl]phenyl]ethyl]- 2-oxo-5H-pyrrol-1-carboxamid
Summenformel C24H34N4O5S [1]
Molare Masse 490.616 g/mol [1]

Glimepirid ist ein orales Antidiabetikum aus der Stoffgruppe der Sulfonylharnstoffe, welches direkt in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse die Insulinfreisetzung steigert. Der Wirkstoff ist nicht mehr patentgeschützt und es sind verschiedene Generika verfügbar. Da es für den Wirkungseintritt nötig ist, dass der Körper zumindest eingeschränkt selbst Insulin produziert, kann Glimepirid nicht zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 1 eingesetzt werden. Arzneimittel, die Glimepirid enthalten, sind verschreibungspflichtig.

Inhaltsverzeichnis

Wirkungsweise und Pharmakologie

Physiologie der Insulin-Sekretion

Die Betazellen des Pankreas erzeugen und speichern Insulin in speziellen Vesikeln, um es bei Bedarf in die Blutbahn abgeben zu können. Dieses Hormon wird benötigt, um nach einer Mahlzeit den Blutzuckerspiegel zu senken, indem es die Glucose-Transport-Proteine in den Leber- und Muskel-Zellen anregt, die Glucose aus dem Blut in die Zellen zu befördern. Eine rasche Blutzuckerspiegel-Senkung ist wichtig, da eine dauerhaft zu hohe Glucose-Konzentration im Blut verschiedene Körpergewebe schädigt.

Steigt nun durch eine Mahlzeit der Blutglucosespiegel an, so gelangt über spezielle, niederschwellig arbeitende GLUT2-Glucosetransporter eine entsprechend erhöhte Menge an Glucose in die Betazelle. Die Glucose wird über die Glycolyse und den Citratzyklus verstoffwechselt, letztendlich entsteht unter anderem der Energieträger Adenosintriphosphat (ATP). ATP besitzt eine Hemmwirkung auf den ATP-abhängigen Kalium-Ionenkanal der Betazelle, der ab einer genügend hohen ATP-Konzentration schließt. Dadurch ändert sich das Membranpotential der Zelle, sie depolarisiert (anschaulich, aber ungenau gesprochen: im Zellinneren steigt die positive elektrische Ladung an), was zur Öffnung von spannungsempfindlichen Calciumkanälen führt. Der darauf erfolgende Calcium-Einstrom in die Betazelle führt zur Migration (Wanderung) der insulinhaltigen Vesikel zur Zellmembran. Dort geben sie durch Exocytose ihren Inhalt, das Insulin, in die Blutbahn ab.

Wirkungsweise des Glimepirids

Glimepirid schließt, wie auch die anderen Sulfonylharnstoffe, den ATP-abhängigen-Kalium-Kanal in der Betazelle. Dadurch erfolgt die oben beschriebene Depolarisation und die Öffnung der spannungsabhängigen Calcium-Kanäle mit sich anschließender Insulin-Exkretion durch Exozytose.

Außerhalb der Betazelle bewirkt Glimepirid eine erhöhte Insulin-Empfindlichkeit und eine verminderte Glucose-Aufnahme in die Leberzellen. In den Muskelzellen und Fettzellen steigert Glimepirid die Anzahl aktiver Glucosetransporter in den Plasmamembranen der Zellen, wodurch die Glucoseaufnahme in diese Gewebe stark erhöht wird.

Darreichungsform und Handelsnamen

Der Patient nimmt den Wirkstoff Glimepirid peroral als Tablette auf. Die erhältlichen Dosierungen variieren je nach Hersteller, es sind Dosierungen von 1 mg, 2 mg, 3 mg, 4 mg und 6 mg pro Tablette im Handel. Der Patentschutz des Wirkstoffs ist bereits abgelaufen, sodass mehrere Generika erhältlich sind. Die Handelsnamen sind üblicherweise Glimepirid mit dem Namenszusatz des jeweiligen Herstellers. Amaryl® ist der Handelsname des Herstellers Sanofi-Aventis.

Anwendung

Glimepirid wird angewendet zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2, sofern Diät, sportliche Aktivität und Gewichtsreduktion keinen befriedigenden Behandlungserfolg zeigen. Je nach Behandlungserfolg wird die Dosis beibehalten oder durch den behandelnden Arzt eine Dosiserhöhung vorgenommen. Diabetes-mellitus-Typ-2-Patienten, die eine Tageshöchstdosis Metformin erhalten, jedoch keine befriedigende Blutzuckerspiegel-Einstellung erreichen, erhalten eventuell durch den behandelnden Arzt eine zusätzliche Verordnung von Glimepirid. Auch die Kombinierung von Glimepirid mit einer Insulintherapie ist möglich. Üblicherweise geschieht die Aufnahme der Tablette unmittelbar vor oder während einer Mahlzeit.

Gegenanzeigen

Glimepirid darf nicht eingenommen werden, wenn ein insulinpflichtiger Diabetes besteht, also die Betazellen nicht mehr in der Lage sind, überhaupt noch Insulin zu produzieren. Auch das Vorliegen eines diabetischen Komas, einer Ketoazidose, von schweren Nieren- und Leber-Funktionsstörungen schließt die Anwendung von Glimepirid aus. Überempfindlichkeiten gegenüber Sulfonylharnstoffen, Sulfonamiden und Tablettenhilfsstoffen dürfen ebenfalls nicht vorliegen. Auch während einer Schwangerschaft darf Glimepirid nicht eingenommen werden, und da Sulfonylstoff-Derivate wie Glimepirid in die Muttermilch übertreten, ist die Einnahme auch während der Stillzeit kontraindiziert.

Wechselwirkungen

Glimepirid wird durch das Cytochrom-P450-Isoenzym 2C9 metabolisiert. Arzneistoffe, welche die Menge dieses Cytochroms erhöhen (Enzyminduktion) oder die Funktionsfähigkeit verlangsamen (Inhibition), können den Blutspiegel und damit die Wirkung von Glimepirid beeinflussen, was entweder (bei zu niedrigem Glimepiridspiegel) zu einem zu hohen Blutzuckerspiegel führt oder (bei zu hohem Glimepiridspiegel) die Gefahr einer Hypoglykämie steigert. Die Einnahme von einer erheblichen Anzahl verschiedener Medikamente kann zu einer Abweichung der Blutzuckerspiegel führen, da viele Medikamente das Cytochrom-P450 2C9 beeinflussen. Eine stärkere Blutzuckerspiegel-Senkung ist durch viele Arzneistoffe mögöich, darunter natürlich andere Blutzucker-Arzneien, einige entzündungshemmende Schmerzmittel, Anabolika und manche männliche Sexualhormone, manche Antibiotika und Antimykotika, einige Antidepressiva, durchblutungsfördernde und blutgerinnungshemmende Arzneistoffe, eine Stoffklasse an Blutdrucksenkern und harnsäurespiegelsenkenden Gicht-Therapeutika und anderen Medikamenten.

Eine zu schwache Blutzuckerspiegel-Absenkung, letztendlich eine mangelhafte Blutzucker-Einstellung kann durch Einnahme unter anderem von einigen weiblichen Sexualhormonen, bestimmten Diuretika (Entwässerungsmitteln), Schilddrüsenhormonen und Glucocorticoiden, Abführmitteln, Glucagon, bestimmten Arzneien zur Vermeidung von Epilepsie, einem speziellen Tuberkulose-Mittel und anderen Arzneimitteln auftreten.

Vor einer Einnahme neuer Arzneimittel sollte ein Arzt oder Apotheker auf die Einnahme des Glimepirids hingewiesen werden, sodass eine Prüfung auf mögliche Wechselwirkungen erfolgen kann.

Nebenwirkungen

Unter der Anwendung von Sulfonylharnstoffen, darunter Glimepirid, traten sehr selten (bei weniger als jedem zehntausendstem Anwender) Überempfindlichkeitsreaktionen (von milden Erscheinungen bis hin zum Schock), Blutbildveränderungen und Hypoglykämien auf. Diese Unterzuckerung kann neben den Gesundheitsgefahren auch beim Bedienen von Maschinen und während der Teilnahme am Straßenverkehr eine Gefahr darstellen.

Andere Nebenwirkungen an Organsystemen waren vorübergehende Sehstörungen am Beginn der Glimepirid-Therapie, sehr selten gab es Beeinträchtigungen am Magen-Darm-Trakt wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Druck- und Völle-Gefühl im Magen und Bauchschmerzen. Ein Abbrechen der Therapie war jedoch deswegen fast nie nötig. Erhöhungen der Leberenzymwerte kann eintreten, sehr selten auch Leberentzündung und Leberinsuffizienz. Es wurden sehr selten Photosensibilisierungen der Haut beobachtet, auch Juckreiz und Urtikaria können auftreten.

Pharmakokinetik

Resorption

Der peroral verabreichte Wirkstoff wird vollständig aufgenommen, er ist also vollständig bioverfügbar. Die Aufnahme während einer Mahlzeit verringert die Aufnahme nicht, nur geschieht sie etwas langsamer. Etwa 2,5 Stunden nach dem Schlucken der Tablette wird der maximale Glimepirid-Plasmaspiegel erreicht.

Verteilung

Glimepirid weist ein sehr geringes Verteilungsvolumen von etwa 8,8 Litern auf und hat eine hohe Plasmaproteinbindung von über 99 %, sodass Glimepirid nur in geringem Maße außerhalb der Blutbahn aufzufinden sein wird.

Metabolisierung

Glimepirid wird in der Leber durch das Cytochrom-P450-Isoenzym 2C9 zu einem Hydroxy- und einen Carboxy-Metaboliten biotransformiert.

Elimination

Etwa 58 % des Wirkstoffs und seiner Derivate werden durch den Urin ausgeschieden und etwa 35 % über die Fäzes. Die mittlere Plasmahalbwertszeit des Glimepirids bei wiederholter Gabe beträgt etwa 5 bis 8 Stunden, die der Metaboliten etwa 3 bis 6 Stunden.

Chemie

Der IUPAC-Name des Glimepirids lautet 3-ethyl-4-methyl-N-[2-[4-[(4-methylcyclohexyl)carbamoylsulfamoyl]phenyl] ethyl]-2-oxo-5H-pyrrol-1-carboxamid. [2]

Quellen

  • Fachinformation zu Glimepirid-ratiopharm® Tabletten und Fachinformation zu Amaryl®
  • Ernst Mutschler, Gerd Geisslinger, Heyo K. Kroemer, Monika Schäfer-Korting: Arzneimittelwirkungen. Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie. 8. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2001, ISBN 3-80-471763-2

Einzelnachweise

  1. a b PubChem Substance
  2. PubChem Compound
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Glimepirid aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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