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Graf von Saint GermainDer Graf von Saint Germain [sɛ̃ʒɛʀˈmɛ̃], (auch: Aymar de Betmar; Marquis de Betmar; Graf Welldone u. a.), (* unbekannt; † 27. Februar 1784 in Eckernförde) war ein Abenteurer, Geheimagent, Alchemist, Okkultist und Komponist, dessen historische Person fast ganz von seinen teilweise von ihm selbst geschaffenen Legenden verdeckt wird.
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HerkunftDas größte Rätsel um Saint-Germain war stets die Frage seiner Herkunft und der Quellen seines Reichtums. Hier die wichtigsten Hypothesen:
Saint Germain war sehr vielsprachig - er sprach perfekt italienisch, deutsch, spanisch, portugiesisch, französisch (mit Piemonter Akzent), englisch und las einige tote Sprachen. Geographisch deutet das sowohl zur Iberischen Halbinsel als auch ins italienische Piemont. Über sein Geburtsdatum ist nichts bekannt. Zur Zeit seines Auftretens in Paris (ca. 1756) schätzt ihn Madame du Hausset auf um die 50. LebenDie erste gesicherte Nachricht von ihm als Graf von Saint-Germain stammt aus den Briefen Walpoles 1745 [8]. Darin wird gesagt, dass er sich schon 2 Jahre in London aufhält, eine ausgesuchte Sammlung von Juwelen besitzt, komponiert und als exzellenter Geigenspieler auftritt. In London lässt er u. a. eine italienische Liedsammlung und Violinsonaten drucken. Er wird auch vorübergehend verhaftet, im Rahmen des allgemeinen Misstrauens und der Feindseligkeiten gegen katholische Ausländer wegen des damaligen jakobitischen Aufstands in Schottland. Er erregt die Neugier des Prinzen von Wales und befreundet sich mit Philip Stanhope. Danach scheint er sich in Deutschland aufgehalten zu haben. Er lernt in Wien den französischen Kriegsminister Marschall von Belle-Isle (1684-1761) kennen, den er u. a. mit Plänen einer Invasion Englands derart beeindruckt, dass er ihn nach Paris holt. Die Zeit dort von 1756-1760 ist der Höhepunkt seiner Laufbahn. Wie in Casanovas Memoiren anschaulich geschildert wird, unterhält er Abendgesellschaften damit, dass er vorgibt Zeuge wichtiger weit zurückliegender historischer Ereignisse gewesen zu sein, die er in genauen Einzelheiten schildert (er besitzt immense historische Kenntnisse). Dabei setzt er stets eine todernste Miene auf, isst und trinkt aber nichts. Selbst die Pompadour (1721-1764) unterhält er auf diese Weise, wie ihre Kammerfrau du Hausset berichtet[9]. Da sie stets auf der Suche nach neuen Möglichkeiten ist, den König Ludwig XV. zu unterhalten, stellt sie Saint Germain ihm vor mit vollen Erfolg: im Trianon Schlösschen in Versailles wird ein Alchemistenlabor errichtet, und 1758 stellt ihm Ludwig XV. auch Räume im Loireschloss Chambord zur Verfügung, wo er u. a. an neuen Methoden für die Textilfärberei experimentiert. Auch behauptet er, Fehler in Edelsteinen beseitigen und Diamanten zu größeren verschmelzen zu können. Er liefert dem König auch Proben ab, hütet sich aber in diesem Fall Tricksereien anzuwenden, wie er es denn auch kategorisch ablehnt, dem König irgendwelche Mittel zu verabreichen. Er ist nämlich auch in der Pharmazie bewandert und behauptet, ein Aqua benedetta zu besitzen, das bei Damen das Altern stoppt. Das trägt sehr zu seiner Beliebtheit bei, er macht aber in seiner Zeit in Paris kein Geschäft daraus. Das enge Verhältnis zum König führt schließlich auch zu seinem Sturz in Paris. Ludwig XV. hatte nämlich die merkwürdige Angewohnheit, an seinem Außenminister Choiseul vorbei und ohne dessen Wissen diplomatische Aktivitäten zu entfalten („Secret du Roi“ genannt) [10]. Insbesondere war man 1760 am Hof der hauptsächlich von Choiseul eingefädelten Allianz mit den Österreichern im Siebenjährigen Krieg überdrüssig, der sich zu einem weltumspannenden Konflikt mit England ausgeweitet hatte. Man benutzte daher Saint Germain dazu, in Den Haag über einen möglichen Friedensschluss vorzufühlen. Der französische Botschafter d´ Affry bekam davon Wind und berichtete seinem Chef Choiseul, der sofort wütend die Verhaftung von Saint Germain befahl. Der König stellte sich unwissend, und Saint Germain sah sich gezwungen nach London zu flüchten. Saint Germain mied nun eine Weile Frankreich und hielt sich hauptsächlich in den Niederlanden Deutschland auf, wo er zusätzlich gerne den Decknamen Welldone führt. 1762 scheint er eine Rolle beim Putsch von Katharina II. in St.Petersburg gespielt zu haben, genaueres ist aber nicht bekannt [11]. 1763 kauft er sich ein Gut bei Nimwegen und richtet ein Laboratorium ein. Er kann die reiche Brüsseler Geschäftsfrau Nettine und den Statthalter des Kaisers Graf Cobenzl für die Gründung von Manufakturen gewinnen und lässt sich große Geldsummen vorstrecken. Die Tests der Farb- und Textilproben durch den skeptischen kaiserlichen Minister Kaunitz in Wien fallen aber negativ aus. Im August verschwindet Saint-Germain aus den Niederlanden, einen Haufen Schulden hinterlassend. Über die nächsten 10 Jahre liegen wenig Quellenaussagen vor, er scheint sich aber in Russland und Italien aufgehalten zu haben. 1774 ist er am Hof des Markgrafen Karl Alexander von Ansbach, mit dem er in seinem Schloss Triersdorf mit Farbstoffen experimentiert und den er auch im nahen Nürnberg Alexei Orlow vorstellt, der ihn als seinen Freund bezeichnet und ihm größere Geldsummen übergibt. Er spielt auch in verschiedenen Freimaurerzirkeln, die damals im Deutschen Reich den Zugang zu einflussreichsten Kreisen ermöglichten, eine bedeutende Rolle und schuf sich so eine neue Legende. Cagliostro war sehr daran gelegen, als sein Schüler zu gelten. Saint Germain war angeblich auch Rosenkreuzer und vertrat eine okkulte Variante der Freimaurerei, was ihn bei Freimaurern umstritten machte: der Herzog von Braunschweig ließ ihn 1777 überprüfen und fand, dass er nicht in die „höheren Grade“ eingeweiht sei. [12]. So gelingt es ihm 1778 in Hamburg die Freundschaft des von Alchemie und Freimaurermythen begeisterten Karl von Hessen-Kassel, dem Statthalter des dänischen Königs in Schleswig, zu erringen. Auf seinem Sommerschloss in Louisenlund richtet er ihm ein Alchemistenlabor ein (der „Alchemistenturm“ ist heute abgetragen), und im nahen Eckenförde gründen beide eine Seidenfärberei. Das Klima bekommt Saint-Germain allerdings nicht, und er starb laut Kirchenbucheintrag am 27. Februar 1784 in Eckernförde.[13] Er wurde in St.Nikolai begraben - sein Grabstein fiel einer Sturmflut zum Opfer. Trivia und ErgänzungenSaint-Germain, bei dem das „Geheimnis“ seines eigenen scheinbaren Nicht-Alterns in seiner strengen Diät liegt, propagiert gerne einen Tee aus Senna Blättern, die damals aus Äthiopien/Arabien eingeführt wurden und eine abführende Wirkung haben. Der Tee ist noch im 19. Jahrhundert in Deutschland und Dänemark als „Saint-Germain Tee“ bekannt. Die Bemerkung von Voltaire in einem Brief an Friedrich den Großen vom 15. April 1760, Saint-Germain sei „ein Mann der niemals stirbt und alles weiß“, ist ironisch gemeint. Saint-Germain irritiert zu dieser Zeit durch sein Auftreten in London Friedrich den Großen, welcher seinen eigenen Unterhändler Choiseul, da dieser Saint-Germain nicht fassen kann, in die Bastille werfen lässt um „die Österreicher zu beruhigen“. In einem Antwortbrief an Voltaire nennt Friedrich ihn denn auch einen „Graf zum Lachen“ (Comte pour rire) [14] Die Legende des Nicht-Alterns von Saint-Germain wirkte so stark, das viele Memoirenschreiber ihn noch bis weit ins 19.Jahrhundert gesehen haben wollen (Comtesse de Genlis Memoirs 1825, u. a.). Anscheinend bestand auch eine Tendenz, seine Legende mit der des „Ewigen Juden“ zu verschmelzen. Die „Souvenirs de Marie Antoinette“ der Comtesse d Adhemar, in denen behauptet wird, das Saint-Germain Marie Antoinette vor einer blutigen Revolution der „Enzyklopädisten“ gewarnt hätte, sind eine Fälschung und stammen nicht von der Vertrauten der Königin, sondern von einem gewissen Lamothe-Langon. Von hier stammt die Legende, Saint Germain hätte auch die Zukunft vorhergesagt. Der Arzt Franz Anton Mesmer, der die Lehre vom Animalischen Magnetismus (Bio-Energie) formuliert hat, soll angeblich ein Schüler des Grafen gewesen sein. Die Spiritistin und gelehrte Begründerin der „Theosophie“ Madame Blavatsky hielt Saint Germain für einen der „geheimen tibetanischen Weisen“. Ihre amerikanische Schülerin Isabel Cooper-Oakley versuchte das zu untermauern und betrieb intensive Archiv-Studien, die sie in ihrem Buch publizierte. Von hier stammt die Legende, Saint Germain wäre bis nach Persien und Indien gereist und hätte die Weisheitsbücher des Ostens im Sanskrit Original studiert. Napoleon III. ließ ein umfangreiches Dossier über Saint-Germain zusammentragen, dass aber in der Zeit der Pariser Kommune in der Präfektur den Flammen zum Opfer fiel. Das einzig erhaltene Bild von Saint-Germain stammt aus dem Nachlass der Marquis d´Urfe (danach der oben abgebildete Stich von N.Thomas). Casanova und Saint-Germain stehen in Paris in Konkurrenz zueinander darum, Einfluss auf die reiche Witwe zu gewinnen- Casanova ihres Geldes wegen, was er offen zugibt, die Motive von Saint Germain hingegen sind Casanova ein Rätsel. Nach von Gleichen soll Saint Germain auch ein guter Maler gewesen sein. In seiner Gemäldesammlung befand sich eine (echte?) Heilige Familie von Bartolomé Esteban Murillo. Aufmerksamkeit erregte Saint-Germain durch neuartige Farbmisch-Techniken, die Maler wie Maurice Quentin de La Tour und Charles André van Loo bewunderten. Zu den zahlreichen chemischen Entdeckungen, die er vermarkten will, zählt auch ein goldähnliches Metall (er nannte es Similor, also simil or- ähnlich Gold), auch als Carlsgold bzw. Neu-Platinum bekannt. Sein Glanz scheint allerdings nach Berichten von Zeitgenossen von Dauer gewesen zu sein und die daraus gegossenen Gegenstände sogar schwarz angelaufen zu sein. Der Landgraf von Hessen-Kassel ließ daraus in Ludwigsburg (Schleswig-Holstein) Medaillen u. a. gießen. Dem Grafen von Saint Germain wird im Roman von Georges Langelaan, „Les robots pensants“ von der jungen Heldin Penny Vanderwood das Handwerk gelegt (verfilmt 1975 als Schach dem Roboter mit Claude Jade als Penny und André Reybaz als Comte de Saint Germain) Nach älteren Ausgaben von „Groves Dictionary of Music“ (3.Aufl. 1938) ist derjenige, der ca. 1745 in London Musik unter dem Namen St.Germain veröffentlichte, der italienische Komponist und Violinist Giovannini, bekannt als Autor von „Willst du dein Herz mir schenken“ im Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach. Er lebte seit 1740 in Berlin und starb 1782. Dies scheint auf einer Verwechslung zu beruhen, die zuerst in einem Künstler-Lexikon von Gerber 1812 unterlaufen war[15]. In London trug Saint-Germain u. a. einige Arien für die mäßig erfolgreiche Oper L incostanza delusa des italienischen Opernkomponisten Brivio bei (arrangiert von Geminiani), die die Samstage vom 9. Februar bis 20. April 1745 im Haymarket Theater aufgeführt wurde. Er studierte dabei auch einige Lieder mit der Sängerin Giulia Frasi ein. Bei einigen Privatkonzerten sang Saint Germain auch selbst. Lady Jemima Grey ist von seinem Stil, der Emotionen sehr plastisch zum Ausdruck bringt, und seiner schwachen Stimme nicht sehr erbaut: His manner is beyond any description. Saint-Germain sollte nicht mit seinen Zeitgenossen dem französischen General und Minister Claude Louis de Saint-Germain oder dem Okkultisten Robert-Francois Quesnay de Saint-Germain verwechselt werden. ZitateCasanova, Memoiren[16]:
Der preußische Botschafter in Dresden Graf Alvensleben 1777[17]:
LiteraturQuellen
Sachbücher
Belletristik
Als Nebenfigur taucht Saint-Germain u. a. in folgenden Büchern auf:
Einzelnachweise
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