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Griechisches FeuerDas Griechische Feuer (altgr. Ὑγρὸν Πύρ Hygrón Pyr, neugriech. Υγρό Πυρ Igró Pir „flüssiges Feuer“) war eine im byzantinischen Reich verwendete militärische Brandwaffe. Sein Name stammt von der Benennung der Nachbarn für die griechisch sprechenden Byzantiner, die sich selbst als (Ost-)Römer bezeichneten. Es wurde auch Seefeuer oder römisches Feuer genannt. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
FunktionsweiseMit einer Spritze wurde eine brennende Flüssigkeit auf Erdölbasis gegen das Ziel gespritzt. Die Waffe war sowohl an Land als auch auf See sehr wirkungsvoll. Ein Grund dafür war, dass die Flüssigkeit unter fast allen Bedingungen weiterbrannte – sie war mit Wasser kaum zu löschen. Es existierten verschiedene Spritzensysteme:
Darüber hinaus existierte noch die konventionellere Methode, mit Brandmittel gefüllte Tonkrüge mit verschiedenen Schleuder- oder Katapultsystemen zu verschießen. Die genannten Systeme verfügten wahrscheinlich über eine Zündflamme. GeheimhaltungDie Details der Waffen waren geheim. Dies erklärt auch, warum die genaueren Informationen meist aus nicht-byzantinischen Quellen stammen. Dennoch gelang es auch den Arabern und Bulgaren, die selbst sehr wohl konventionelle Brandwaffen einsetzten, trotz erbeuteter Waffensysteme nicht, selbst Griechisches Feuer zum Einsatz zu bringen. Offenbar war das Gesamtsystem dazu zu komplex. Die an Herstellung und Einsatz Beteiligten besaßen nur das für ihre Teilaufgabe jeweils erforderliche Wissen. Durch die Schaffung einer Legende über die Offenbarung des flüssigen Feuers durch einen Engel Gottes an den ersten christlichen Kaiser waren sie in ihrer Eigenschaft als Christen zur Geheimhaltung verpflichtet, mit entsprechenden Folgen bei Zuwiderhandlung: einmal sei ein vom Feind bestochener General beim Versuch, anschließend die Kirche zu betreten, von Gott mit himmlischem Feuer vernichtet worden, und seither habe nie mehr jemand an Derartiges zu denken gewagt. EntwicklungDie Erfindung des Griechischen Feuers wird in den Quellen dem syrischen Architekten Kallinikos (Καλλίνικος) zugeschrieben, der aus Heliopolis (heute Libanon) vor den Arabern nach Konstantinopel geflohen war. Wahrscheinlich im Jahre 677 oder kurz zuvor gelang es ihm während eines Krieges mit den Arabern, das System des Griechischen Feuers für die Dromone zu schaffen. Dies war von entscheidender Bedeutung bei der Abwehr der arabischen Belagerung von Konstantinopel (674-678). Bereits in der Spätantike waren sowohl auf oströmischer Seite als auch bei den Gegnern Roms immer wieder ständig weiterentwickelte Brandwaffen zum Einsatz gekommen. So scheinen entsprechende Vorläufer bereits kurz nach 500 unter Kaiser Anastasius im Kampf gegen den rebellischen Heermeister Vitalianus eingesetzt worden zu sein. Auf diese Entwicklungen griff Kallinikos zurück. Seine wesentliche Neuerung, die letztlich das Griechische Feuer ausmachte, war der Siphon, in moderner Terminologie eine Art Flammenwerfer. Auch nach Kallinikos setzte sich die Entwicklung weiter fort. So entstanden Handsiphon und Strepton Ende des 9. oder Anfang des 10. Jahrhunderts. BrandmittelAuch die Zusammensetzung des Brandmittels wurde kontinuierlich verbessert. Vermutlich wurde es auch an die unterschiedlichen Waffensysteme angepasst. Es sind daher verschiedene Varianten überliefert, die jedoch alle Erdöl oder Asphalt als Grundlage hatten. Diese Stoffe traten im byzantinischen Reich in der Nähe des Schwarzen Meeres an die Erdoberfläche. Weitere, nicht immer vorhandene Bestandteile waren Baumharz, Schwefel und gebrannter Kalk, ab dem 10. Jahrhundert wahrscheinlich auch Salpeter. Die Details der Herstellung sind jedoch nicht überliefert. Für die häufig angenommene Selbstentzündung des Gemisches im Wasser gibt es keinen Beleg, eine solche Eigenschaft wäre ohnehin sinnlos bei gut gezielten Treffern an der Stelle maximaler Wirkung, nämlich auf dem Deck eines Schiffes. AnwendungDer erste überlieferte Einsatz erfolgte während der von 674 bis 678 dauernden Belagerung von Konstantinopel durch die Araber, wahrscheinlich 677. Die neue Waffe trug offenbar entscheidend dazu bei, dass Byzanz die Angreifer abwehren konnte – trifft dies zu, so hatte sie einen wichtigen Einfluss auf den Verlauf der Weltgeschichte, da Konstantinopel auf diese Weise noch über Jahrhunderte als Sperrriegel das Vordringen der Moslems nach Europa verhindern konnte. Das Feuer entwickelte sich schnell zu einer der gefürchtesten Waffen der mittelalterlichen Welt mit großem psychologischen Effekt. Zeitgenössischen Berichten zufolge muss der Einsatz von Griechischem Feuer auf den angegriffenen Schiffen ein unbeschreibliches Inferno verursacht haben. Der Einsatz der Flammenwerfer war von einem donnernden Geräusch begleitet und angesichts der unlöschbaren Brände, die vom Spritzenschiff aus nach Belieben dirigiert werden konnten, war keine militärische Disziplin mehr an Bord möglich. Ein weiterer Effekt war, dass brennende Schiffe, die sich zurückzogen, auch ihre restliche Flotte in Gefahr bringen konnten. Feindliche Schiffe vermieden es deshalb, sich der byzantinischen Flotte zu nähern, um nicht in die Reichweite des Feuers zu gelangen. Sonst reichte auch oft der Anblick einer Spritze, um den Feind in die Flucht zu schlagen. Die Anwendung konnte aber unter Umständen auch eigene Schiffe in Brand setzen. Griechisches Feuer war in großem Maße für die jahrhundertelange Seeherrschaft der byzantinischen Flotte im östlichen Mittelmeerraum verantwortlich; es sicherte die Unabhängigkeit des Reiches noch, als dieses wegen der abnehmenden Bevölkerung und Fläche bereits keine schlagkräftigen Landstreitkräfte mehr aufstellen konnte. Der letzte belegte Einsatz von Griechischem Feuer ist 1187 beim Aufstand von Alexios Branas. Nach der osmanischen Eroberung von Konstantinopel 1453 ist das Wissen darüber definitiv verloren. Das Fehlen einer Erwähnung trotz vieler bewaffneter Konflikte lässt jedoch bereits die berüchtigte Plünderung von Konstantinopel 1204 durch die Kreuzfahrer als plausiblen Auslöser für diesen Verlust erscheinen. Neben der obigen Darstellung der Anwendung im Seekrieg gibt es noch ein weiteres Bild, das die Abwehr der Schiffe des Fürsten Igor vor Konstantinopel im 10. Jahrhundert durch die Anwendung des „flüssigen Feuers“ zeigt. Literatur
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Griechisches_Feuer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |