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Heinrich MückterHeinrich Mückter (* 1914; † 1987) war ein deutscher Mediziner und Chemiker. Von der polnischen Justiz wurden ihm medizinische Experimente an KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern während der Zeit des Nationalsozialismus vorgeworfen. Einer Verhaftung entzog er sich durch Flucht in die westlichen Besatzungszonen.[1] Öffentlich bekannt wurde er in seiner Funktion als wissenschaftlicher Direktor bei dem Stolberger Pharmaunternehmen Grünenthal, wo unter seiner Leitung das heute verbotene Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan entwickelt wurde. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Leben und WirkenVon seinen frühen Lebensjahren ist wenig bekannt. In den Jahren des Zweiten Weltkriegs war er Stabsarzt und stellvertretender Direktor des Instituts für Fleckfieber und Virusforschung des Oberkommandos des Heeres in Krakau. Mit menschenverachtenden Methoden wurde dort der Weigl-Impfstoff gegen Fleckfieber hergestellt. Bei den „medizinischen Experimenten“ wurden KZ-Häftlinge als Versuchspersonen missbraucht, nicht wenige starben dabei. Polnische Zwangsarbeiter kamen als Wirte für die Erregerläuse zu Tode. 1946 stellte die Krakauer Staatsanwaltschaft deshalb Haftbefehl gegen Heinrich Mückter, dem er sich jedoch durch seine Flucht in die westlichen Besatzungszonen entziehen konnte.[2] [3] Ab 1946 arbeitete Heinrich Mückter bei der Grünenthal GmbH in Stolberg. Dort entwickelte er die Substanz N-Phthalylglutaminsäureamid, die die Bezeichnung Thalidomid erhielt. Thalidomid bildete die Grundlage des Schlaf- und Beruhigungsmittels Contergan, das am 1. Oktober 1957 in den Handel gebracht wurde und überwiegend an schwangere Frauen verschrieben wurde. Thalidomid war aber nicht nur die Grundlage für Contergan, sondern wurde auch Präparaten wie Grippex und Algosediv beigefügt. Contergan ist für die Fehlbildung von ca. 10.000 neugeborenen Kindern, die Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre zur Welt kamen, sowie für zahlreiche Fehlgeburten verantwortlich. Ende 1961 wurde der Vertrieb des Präparates durch die Geschäftsführung gestoppt. Danach wurde der Sachverhalt sieben Jahre lang untersucht. Schließlich begann im Januar 1968 ein Prozess gegen Heinrich Mückter und weitere verantwortliche Mitarbeiter der Grünenthal GmbH. Dieser wurde durch die nordrhein-westfälische Landesregierung beschleunigt und endete im April 1970 mit einer Einstellung des Verfahrens „wegen geringer Schuld wegen geringer Bedeutung für die Öffentlichkeit der Bundesrepublik Deutschland“. Diese Einstellung des Verfahrens galt nicht nur damals als ein Justizskandal. FamilieHeinrich Mückters Sohn Harald Mückter - ebenfalls Arzt und Pharmakologe - ist seit 1988 als Toxikologe am Walther-Straub-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München tätig. Siehe auch
Kurzbiographie von Harald Mückter, dem Sohn Heinrich Mückters Einzelnachweise
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