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Hoden-determinierender Faktor



Der Hoden-determinierende Faktor - abgekürzt TDF, von engl. testis determining factor - ist ein Protein, welches durch das Sex determining region of Y-Gen oder kurz SRY-Gen auf dem kurzen Arm des Y-Chromosom kodiert wird. TDF bestimmt, dass sich aus der zunächst indifferenten Gonadenanlage ein Hoden zu entwickeln beginnt. Fehlt er, entsteht aus dieser ein Ovar. Seine Anwesenheit bzw. Funktionsfähigkeit ist - abgesehen von der Frage, ob eine Samenzelle mit einem Y-Chromosom oder eine solche mit einem X-Chromosom die Eizelle befruchtete - der primäre Auslöser für die Entwicklung zu einem männlichen Individuum.

Inhaltsverzeichnis

Funktion

Das SRY-Gen wird zuerst in der siebten Woche der Embryogenese transkribiert und codiert das 223 Aminosäuren lange TDF-Protein, das als Transkriptionsfaktor fungiert. Dieses Protein reguliert die Expression zahlreicher anderer Gene des Genoms und leitet die Geschlechtsdifferenzierung ein.

In der Abwesenheit des TDF-Proteins entwickeln sich die Müllerschen Gänge während der embryonalen Entwicklung und nicht die Wolffschen Gänge. Wenn also das SRY-Gen (durch eine Mutation) funktionslos ist oder das TDF- bzw. Testosteron-Wahrnehmungssystem nicht funktioniert, entwickeln sich XY-Föten zu sterilen weiblich aussehenden Lebewesen (sog. XY-Frauen).

Das DAX1-Gen auf dem X-Chromosom codiert einen TDF-Rezeptor, der die Anwesenheit von TDF wahrnimmt und im entsprechenden Fall die Schritte für die Entwicklung der Gonaden zu Hoden einleitet. Ist dieser Rezeptor nun funktionslos bzw. gar nicht vorhanden, entwickeln sich weiblich aussehende sterile XY-Individuen. Dies ist ein Beispiel für Pseudohermaphroditen, bei denen das chromosomale (XY) und das phänotypische, somit das genitale Geschlecht nicht übereinstimmen.

Ein anderes Beispiel sind männliche Individuen, die aber kein Y-Chromosom haben. Bei diesen wurde die SRY-Region im Rahmen der Reifeteilungen während der Spermatogenese auf eines der X-Chromosomen oder eines der Autosomen transloziert. Dies führt dazu, dass die embryonale Entwicklung dem männlichen Pfad folgt. Dieser Fall scheint bei Männern in einer Häufigkeit von 1:20.000 zu bestehen, d.h. dass 5 von 100.000 Männern dementsprechend als XX-Männer bezeichnet werden können, und dass dies eine der Ursachen männlicher Infertilität ist, da sie nicht die Gene des Y-Chromosomes besitzen, die für die Bildung mobiler Spermien notwendig sind.

Geschichte

1959 konnte nachgewiesen werden, dass das Y-Chromosom Träger des Gens für den TDF bei Menschen und Mäusen ist. 1966 wurde anhand der Auswirkungen von Gentranslokationen und Chromosomenverkürzungen (Deletionen) die Genlokalisation auf den kurzen Arm des Y-Chromosoms eingeengt.

Seit den späten 1980er Jahren weiß man, dass die Region 1 des kurzen Arms des Y-Chromosoms als die Sex determining region of Y (SRY) den Faktor kodiert, inzwischen wird der genaue "Locus" für das inzwischen identifizierte "SRY-Gen" mit Yp11.3 angegeben [1].

Siehe auch

  • Mitose
  • Meiose
  • Klinefelter-Syndrom

Quellen

  1. Sinclair, A. H.; Berta, P.; Palmer, M. S.; Hawkins, R.; Griffiths, B. L.; Smith, M.; Foster, J. W.; Frischauf, A.-M.; Lovell-Badge, R.; Goodfellow, P. N.; A gene from the human sex-determining region encodes a protein with homology to a conserved DNA-binding motif.. Nature 346: 240-245, 1990. PubMed ID : 1695712
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