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Hydroxycarbamid
Hydroxycarbamid oder Hydroxyurea, bzw. Hydroxyharnstoff, (Handeslname z.B. Litalir®, Syrea®) ist ein Zytostatikum, das zur Behandlung insbesondere von malignen Bluterkrankungen (Leukämien, myeloproliferative Erkrankungen) eingesetzt wird. Es findet auch Anwendung bei der Behandlung der Sichelzellanämie und im Rahmen der antiretroviralen Behandlung bei HIV-Infektion. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
WirkungsmechanismusDie Wirkung der Substanz beruht auf der Hemmung des Enzyms Ribonukleotidreduktase wodurch die DNA-Synthesekapazität der jeweiligen Zelle deutlich eingeschränkt wird. PharmakokinetikNach oraler Gabe wird Hydroxycarbamid schnell aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert. Die genaue Bioverfügbarkeit ist nicht bekannt, scheint aber hoch zu sein (kein wesentliche Unterschied in den Spiegeln bei oraler versus i.v Gabe). Die maximale Serumkonzentration wird etwa 2 Stunden nach Einnahme erreicht. Aufgrund der Kleinheit des Moleküls diffundiert Hydroxycarbamid gut in verschiedene Körperkompartimente. Bei höheren Blutspiegeln wird auch die Blut-Hirn-Schranke überwunden und es erfolgt ein Übertritt in den Liquor. Die Substanz dringt auch in Aszites, Pleuraergüsse und in die Muttermilch ein. Der Mechanismus der Biotransformation bzw. Metabolisierung ist nicht genau bekannt. Eine Metabolisierung über das Cytochrom P450-System erfolgt nicht. Die Substanz wird in unveränderter Form überwiegend über die Nieren ausgeschieden. Medizinische AnwendungBei myeloproliferativen ErkrankungenHydroxycarbamid findet Anwendung zur "zytoreduktiven" Therapie bei myeloproliferativen Erkrankungen (Chronische myeloische Leukämie (CML), Polycythaemia vera, Essentielle Thrombozythämie, Osteomyelofibrose). Die Anwendung bei CML ist nach der Einführung von Imatinib (Glivec®) stark zurückgegangen, aber in bestimmten Situationen kann der Einsatz von Hydroxycarbamid weiterhin sinnvoll sein. Bei Polycythaemia vera ist meist der regelmäßige Aderlass die Behandlungsmethode der Wahl, bei deutlich erhöhten Leukozytenzahlen oder Thrombozytenzahlen kann der Einsatz von Hydroxycarbamid jedoch sinnvoll sein. Ein klassisches Einsatzgebiet ist auch die Essentielle Thrombozythämie, hier konkurriert die Substanz mit dem Medikament Anagrelid. Die Osteomyelofibrose ist ebenfalls ein typisches Einsatzfeld. SichelzellanämieDurch die europäische Arzneimittelbehörde EMEA wurde die Substanz auch zur Behandlung der Sichelzellanämie zugelassen[1]. Am 29. Juni 2007 erhielt die Firma Addmedica (Paris) die Genehmigung für das Inverkehrbringen von Hydroxyurea (Handelsname Siklos®) für diese Indikation[2]. Bei Patienten mit Sichelzellanämie kommt es gelegentlich zu u.U. lebensbedrohlichen oder schmerzhaften vaso-okklusiven Krisen, d.h. Gefäßverschlüssen durch Zusammenklumpung von Sichelzellen. In mehreren klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass milde antiproliferativ wirksame Substanzen bei der Vorbeugung von solchen vaso-okklusiven Krisen wirksam sein können[3]. Antiretrovirale Therapie bei HIV-InfektionEine Reihe von klinischen Studien hat die Kombination von Hydroxycarbamid mit antiretroviralen Substanzen zur Therapie der HIV-Infektion untersucht. Dabei zeigten sich uneinheitliche Ergebnisse[4][5][6]. Eine Anwendung sollte daher nur innerhalb von kontrollierten klinischen Studien erfolgen. Eine Zulassung für die Behandlung der HIV-Infektion hat die Substanz nicht. DosierungDie Substanz wird in Tabletten zu 500 oder 1000 Milligramm (mg) abgegeben. Die übliche Dosierung beträgt zwischen 250 mg täglich (z. B. eine Tbl. á 500 mg alle 2 Tage) bis etwa 2 Gramm täglich. NebenwirkungenSubjektiv empfundene Nebenwirkungen, die auftreten können, sind: Benommenheit, Übelkeit, Erbrechen (selten), Diarrhoe, Verstopfung, Mundschleimhautentzündung (selten), Appetitverlust, Haarausfall, Hautausschlag, Leberwerterhöhung (meist vorübergehend). Die medizinisch bedeutsamste Nebenwirkung ist die dämpfende Wirkung nicht nur auf die Bluterkrankung, sondern auch auf die gesunde Blutbildung ("Myelosuppression"). Diese Wirkung limitiert meist die Dosis, die gegeben werden kann. Eine wichtige Nebenwirkung ist auch die Erhöhung des Harnsäurespiegels im Blut. Bei entsprechend prädisponierten Patienten kann es dadurch zur Verschlechterung der Nierenfunktion oder sogar zum Gichtanfall kommen. Die Frage, ob Hydroxycarbamid ein leukämogenes Potential hat, d.h. ob bei einer Behandlung ein erhöhtes Risiko besteht, später an einer Leukämie zu erkranken, wird kontrovers diskutiert. Wahrscheinlich ist von einem geringen Risiko auszugehen[7]. Es wurde außerdem über vereinzelte Fälle von Patienten mit Spinaliomen (Plattenepithelkarzinomen der Haut) nach Litalir-Therapie berichtet[8]. Anwendung in der SchwangerschaftHydroxyurea ist im Tierversuch eindeutig genotoxisch und embryotoxisch. Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollten Hydroxycarbamid nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt absetzen. Quellen und Weblinks
Kategorien: Chemische Verbindung | Arzneistoff |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Hydroxycarbamid aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |