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I.G. FarbenDie I.G. Farbenindustrie AG, kurz I.G. Farben oder auch IG Farben, war das seinerzeit größte Chemieunternehmen der Welt mit Sitz im Deutschen Reich, das 1926 aus einer Vielzahl von Chemieunternehmen gebildet wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sollte auf Beschluss des Alliierten Kontrollrates die I.G. Farben wegen der Verstrickungen mit dem NS-Regime aufgelöst werden. Dazu wurde die I.G. Farben wieder in eigenständige Firmen zerschlagen und der verbleibende Rest als Rechtsnachfolgerin in I.G. Farbenindustrie AG i. A. (IG Farben iA) umbenannt. Trotz einer Insolvenz Ende des Jahres 2003 sind die Aktien der „IG Farben iA“ auch im Jahr 2007 noch börsennotiert (Stammdaten: NAME I.G.Farbenindustrie AG i.A., ISIN DE0005759070, WKN 575907, Symbol IGL).
Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
GründungDie Interessen-Gemeinschaft wurde 1904 gegründet von
Daher wurde sie auch Dreibund genannt. Die I.G. beschränkte sich zunächst auf Erfahrungsaustausch und Verzicht auf Konkurrenz durch gemeinsame Produkte. Vorbild dazu waren Trusts – Unternehmenszusammenschlüsse in den USA, z.B. Standard Oil. Trusts waren Zentralaktiengesellschaften, entstanden durch die Vereinigung mehrerer Aktiengesellschaften, die formell ihre Existenz behielten, tatsächlich jede Selbständigkeit verloren. Die Ausschaltung des Konkurrenzkampfes erlaubte Gewinnmaximierung und einfacheres Durchsetzen eigener Interessen. Erster WeltkriegWährend des Ersten Weltkriegs (1916) schlossen sich die Unternehmen
zur erweiterten Interessengemeinschaft der deutschen Teerfarbenfabriken zusammen. Die Unternehmen blieben jedoch rechtlich selbständig. Durch diese Kartellbildung konnten enorme Profite einerseits und schlagkräftige Kriegsführung andererseits gewährleistet werden. Die Herstellung von Giftgaskampfstoffen, aber auch die Ammoniaksynthese als Grundstoff für den Sprengstoff nach dem Haber-Bosch-Verfahren, das die Rohstoff-Abhängigkeit (Salpeter) stark verringerte, seien als wichtigste Produkte der I.G. zu dieser Zeit erwähnt. Die I.G. Farbenindustrie AGErst 1925/1926 wurde die I.G. Farbenindustrie AG in Frankfurt am Main gegründet, und zwar durch Namensänderung der Badischen Anilin- und Sodafabrik, die dann die anderen Unternehmen aufnahm. Carl Bosch von der BASF war erster Vorstandsvorsitzender, Carl Duisberg von Bayer AG erster Aufsichtsratsvorsitzender, in dem unter anderem auch Fritz Haber und Richard von Schnitzler Mitglied waren. Die Einzelunternehmungen waren nun nur noch Zweigniederlassungen der I.G. Das Stammkapital betrug nach der Fusion 1926 rund 1,1 Milliarden Reichsmark, die Anzahl der Beschäftigten über 80.000. Der Konzern war führend in der Luftstickstoffindustrie sowie in der Erzeugung von Teerfarben, Sprengstoffen und Fasern. Der Hauptsitz der I.G. Farben in Frankfurt war zur damaligen Zeit eines der größten Bürogebäude Europas. Bereits seit den dreißiger Jahren bestand ein System wechselseitiger Beteiligungen von I.G. Farben und DuPont. Die I.G. Farben und der NS-Staat1926 begann in Leuna die Herstellung von synthetischem Benzin, nach dem Bergius-Verfahren aus Kohle hydriert. Es bestand die Gefahr, dass dies eine der größten Fehlinvestitionen werden würde, weil die Gestehungskosten immer höher waren als beim durch Erdöldestillation gewonnenen Benzin. Mittelfristig war ohne Hilfe des Staates die Benzinsynthese nicht überlebensfähig. Deshalb suchte im Sommer 1932 der Direktor der Leunawerke Heinrich Bütefisch den Kontakt zu Adolf Hitler in München, um herauszufinden, ob das für den Weltmarkt zu teure synthetische Benzin der I.G. auch weiterhin durch Schutzzölle konkurrenzfähig gemacht würde. Hitler machte ihm klar, dass er deutschen Treibstoff für ein politisch unabhängiges Deutschland für zwingend notwendig erachtete. Dies waren nach Carl Bosch „vernünftige Ansichten“, die 1932 mit der höchsten Einzelspende der deutschen Industrie in Höhe von 400.000 Reichsmark im Rahmen von Hitlers Wahlkampf unterstützt wurden. Unter dem Vorsitz von Carl Bosch stimmte die I.G.-Farben-Generalversammlung Anfang Dezember 1932 dem Programm der „Agrarkartellierung“ zu, einem Interessenkompromiss von Industrie und Großagrariern. Dieser Entschluss des damals größten Konzerns Europas bereitete auch den Weg zur NS-Diktatur. [1] [2] Beim Geheimtreffen vom 20. Februar 1933 auf dem eine Gruppe von Industriellen einen Wahlfond von 3 Millionen Reichsmark für die NSDAP beschlossen, nahm als Vertreter der I.G. das Vorstandsmitglied Georg von Schnitzler teil. Die I.G. beteiligte sich an diesem Wahlfond mit 400.000 Reichsmark. Die neue Regierung schloss dafür noch 1933 mit der I.G.-Farben einen Vertrag über Absatz- und Mindestpreisgarantie für 350.000 Tonnen synthetisches Benzin und bewahrte so das Unternehmen vor insgesamt 300 Millionen Reichsmark Verlust. 1935 wurde Hermann Schmitz Nachfolger von Carl Bosch als Vorstandsvorsitzender und 1940 Carl Krauch Nachfolger als Aufsichtsratsvorsitzender. Krauch hatte eine Doppelfunktion. Er machte nämlich auch in der Regierung Karriere und brachte es bis zum Direktor der rüstungswirtschaftlichen Kommandozentrale und Bevollmächtigten für Sonderfragen der chemischen Produktion. Bis 1937 waren nahezu alle Direktoren der I.G. Mitglied der NSDAP. Die Aufsichtsratsmitglieder der I.G. nannten sich im internen Kreis „Der Rat der Götter“. Die I.G. Farben expandierte stark, auch durch „Arisierungen“, zum Beispiel des vormaligen Konkurrenten Aussiger Verein. Ihr gehörten zu Spitzenzeiten in Deutschland 200 Werke, sowie etwa 400 deutsche und 500 ausländische Unternehmensbeteiligungen. Aufgrund dieser Expansion wurde die I.G. Farben seinerzeit die größte Firma Europas und die viertgrößte der Welt (nach General Motors, US Steel und Standard Oil). Die Vorkriegsepoche
Die seit 1929 mit der Standard Oil of New Jersey bestehenden Geschäftsbeziehungen (und Kartellabsprachen) wurden auch während des Zweiten Weltkriegs aufrechterhalten. Die I.G. spielte eine wichtige Rolle im Vierjahresplan. So basierte Hitlers Denkschrift zum Vierjahresplan auf Unterlagen der I.G., und in der Folge wurden viele Posten der Vierjahresplanbehörde mit deren Mitarbeitern besetzt, denen die I.G. außerordentlich hohe Gehälter zahlte, um sie mit dem Konzern verbunden zu halten. Zweiter Weltkrieg und der Weg nach AuschwitzVon den 43 Hauptprodukten der I.G. während des Krieges waren 28 Produkte von rüstungswirtschaftlicher Bedeutung. Die I.G. Farben übernahm eine Reihe von Chemiewerken in den besetzten Gebieten, wie die in jüdischem Besitz befindlichen Skoda-Werke Wetzler. Eine Tochtergesellschaft der I.G. Farben, die Firma Degesch (Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung), vertrieb das Schädlingsbekämpfungsmittel Zyklon B, das in den Gaskammern des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zum Massenmord eingesetzt wurde. Der starke Bedarf an Rohstoffen zur Kriegsführung, wie Synthetikkautschuk und -benzin, führte 1941 zur Errichtung einer großen Bunafabrik in Auschwitz. Die Finanzierungskosten in Höhe von ca. 1 Mrd. Reichsmark trug die I.G. Farben allein, um so Herr im eigenen Haus bleiben zu können. Für die Häftlinge, welche die Fabrik bauen mussten, wurde extra das Konzentrationslager Monowitz, Auschwitz III errichtet. Die Wahl von Auschwitz für den Betrieb der Fabrik war eher zufällig. Während Himmler über die Eignung von Auschwitz als Ort für eine östliche Modellsiedlung nachsann, fiel die Wahl von Dr. Ambros, einem Direktionsmitglied der Firma, völlig unabhängig von diesen Plänen auf dieselbe Region. Dabei dachte er an die für den Betrieb der Fabrik benötigten 525.000 Kubikmeter Wasser/Stunde, an eine gute Eisenbahnanbindung und den geforderten luftgesicherten Raum. Bei einer Sichtung der verfügbaren Flächen hatte er sich Ende 1940 auf den Zusammenfluss dreier Flüsse festgelegt: der Sola, der unteren Weichsel und der Przemsza. Die nächstgelegene Kleinstadt war Auschwitz. Aufgrund einer Anfrage von Dr. Ambros lieferten ihm die ansässigen Bürgermeister daraufhin eine Fülle von Informationen. Durch puren Zufall entwickelte sich nun zweierlei gleichzeitig: Himmler wollte beim Aufbau seiner Kolonien im Osten große Mengen von Zwangsarbeitern einsetzen und die I.G. Farben konnte nun auf diese im großen Umfang zurückgreifen, da man große Bedenken hatte, ob die Region den nötigen Komfort für die anfangs gedachten deutschen Arbeiter bieten könne. Man ging eine unheilvolle Symbiose ein: Die SS war für die Verfügbarkeit und Bewachung der Gefangenen zuständig und die I.G. würde die Investitionen tätigen und das Baumaterial heranschaffen. Beim Bau und Betrieb dieser riesigen Fabrik, die eine Fläche von ungefähr 30 km² einnahm, ließen nach Schätzungen 20.000 bis 25.000 Menschen ihr Leben.[3] Die Anlage sollte aufgrund des Kriegverlaufs nie Kunstkautschuk oder andere synthetische Stoffe (außer Methanol) produzieren. Dies resultierte unter anderem daraus, dass die immensen Anstrengungen zur Herstellung von synthetischen Produkten zu einem Verbund voneinander abhängiger Fertigungsanlagen geführt hatte, welche äußerst anfällig für Bombenangriffe waren. Das Buna-Werk von Auschwitz ist heute in Betrieb und stellt die mit Abstand größte Kunstkautschuk-Fabrik Polens dar. [4] Auflösung nach 1945Nach der vollständigen Besetzung Deutschlands begannen die Alliierten mit der Umsetzung der zuvor auf der Konferenz von Jalta vereinbarten Dekartellisierungsbeschlüsse. Die Dekartellisierung der deutschen Wirtschaft entsprang den Überlegungen aus dem Morgenthauplan. Ziel war es insbesondere, rüstungswirtschaftlich bedeutsame Unternehmen aufzuspalten bzw. durch Demontagen zu zerstören. Hintergrund dieser Maßnahme war, Deutschland hierdurch dauerhaft das rüstungswirtschaftliche Potenzial zu entziehen, das die Feldzüge des Zweiten Weltkriegs erst ermöglicht hatte. Die Alliierten gründeten für das größte und rüstungswirtschaftlich bedeutsamste Chemieunternehmen ein eigenes Kontrollorgan, die Alliierte I.G.-Farbenkontrolle. Mit dem Befehl 124 der SMAD vom 30. Oktober 1945 hatte die UdSSR die Werke der I.G. Farben in ihrer Besatzungszone unter ihre Kontrolle gestellt. Aufgrund der Verflechtung des Konzerns vor allem mit den Nachfolgeunternehmen der mächtigen amerikanischen Standard Oil wurde die Zerschlagung des Konzerns in den westlichen Besatzungszonen jedoch nicht konsequent verfolgt. 1951 wurde in der Bundesrepublik beschlossen, den Betrieb weiterzuführen und aus der I.G. Farben deren ursprüngliche Bestandteile wieder auszugliedern. Als offizielle Nachfolgeunternehmen wurden im Juni 1952 benannt: Agfa, BASF, Cassella Farbwerke, Huels (Chemische Werke Hüls AG, Marl), Bayer AG, Hoechst AG, Duisburger Kupferhütte AG, Kalle, Wacker-Chemie München[5], Dynamit AG Troisdorf, Wasag Chemie AG. Neben der Spaltung wurde die Benutzung der mit "Ig-" beginnenden Markennamen untersagt, und so wurde zum Beispiel Igepon in Hostapon umbenannt. Ansonsten konnten die Betriebe ihre Arbeit fast wie zuvor weiterführen und eroberten in den folgenden Jahrzehnten erfolgreich die Weltmärkte, ohne sich dabei ernsthaft gegenseitig Konkurrenz zu machen. In den Nürnberger Prozessen wurden 23 leitende Angestellte vor Gericht gestellt, zwölf von ihnen wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt, u. a. Hermann Schmitz wegen „Plünderung“ zu vier Jahren, Carl Krauch und Heinrich Bütefisch, Direktor der I.G. Auschwitz, jeweils wegen „Versklavung“ zu sechs Jahren Haft. Siehe auch: IG-Farben-Prozess NachfolgegesellschaftenNach Aufkäufen der kleineren Gesellschaften in den Folgejahren bestehen heute als eigenständige Unternehmen noch Wacker, Bayer und BASF. Die Hoechst AG bestand seit dem Zusammenschluss mit Rhône Poulenc zu Aventis 1999 nur noch als deutsche Zwischenholding und wurde 2004 von Sanofi-Synthélabo (heute Sanofi-Aventis) übernommen. Am 1. Januar 1952 trat die I.G. in Liquidation und nannte sich I.G. Farbenindustrie AG i.L.. Durch das Liquidationsschlussgesetz vom 21. Januar 1955 wurde die I.G. Farben aus der Kontrolle der Alliierten genommen. Nach der folgenden Hauptversammlung am 27. Mai 1955 befand sich die I.G. Farben jahrzehntelang in Abwicklung (I.G. Farbenindustrie AG i. A.). Ihre einzige Aufgabe war es, alte Ansprüche zu verwalten und die rechtliche Verantwortung zu übernehmen. Das Weiterbestehen der I.G. Farben erlaubte auch den daraus hervorgegangenen Chemieunternehmen, die Verantwortung für die während der Zeit des Nationalsozialismus begangenen Verbrechen weitgehend auszuklammern und dazu auf die I.G. Farbenindustrie AG i. A. zu verweisen. Ehemalige Zwangsarbeiter sowie einige Aktionäre forderten immer wieder, dass das Unternehmen endgültig aufgelöst und sein Kapital für Entschädigungen verwendet würde. Am 10. November 2003 meldeten die Liquidatoren der I.G. Farben Insolvenz an. Grund sind finanzielle Schwierigkeiten der Beteiligungsgesellschaft WCM, womit auch die Liquidität der I.G. Farben nicht mehr hinreichend gesichert sei. Rechnet man die heutigen Umsätze der größten involvierten Firmen zusammen, käme die I.G. Farben 2004 auf einen Umsatz von ca. 103 Mrd. €. Dies entspricht dem Gesamtumsatz der vier größten Chemiekonzerne der Welt. Der umsatzstärkste Chemiekonzern der Welt, die BASF, erzielte 2004 einen Jahresumsatz von ca. 35 Mrd. €. Quellenangaben
Literatur
(Bd. 3 der Darstellungen und Quellen zur Geschichte von Auschwitz vom Institut für Zeitgeschichte). Film
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel I.G._Farben aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |