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Johannes Gutenberg
Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, (* um 1400 in Mainz; † 3. Februar 1468 in Mainz) gilt als Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Metall-Lettern (Mobilletterndruck) in Europa und des mechanischen Buchdrucks. Die Verwendung von beweglichen Lettern revolutionierte die herkömmlichen Methoden der Buchproduktion und löste in Europa eine Medienrevolution aus. Gutenbergs Buchdruck breitete sich schnell in Europa und später in der ganzen Welt aus (siehe Ausbreitung des Buchdrucks) und wird als ein Schlüsselelement der Renaissance betrachtet. Insbesondere sein Hauptwerk, die Gutenberg-Bibel, wird allgemein für ihre hohe ästhetische und technische Qualität gerühmt. Zu Gutenbergs zahlreichen Beiträgen zur Buchdruckerkunst gehören neben der Verwendung von beweglichen Lettern auch die Erfindung einer besonders praktikablen Legierung aus Zinn, Blei und Antimon[1], einer ölhaltigen Tinte und eines Handgießinstruments. Zudem erfand er die Druckerpresse. Das besondere Verdienst Gutenbergs liegt darin, alle Komponenten zu einem effizienten Produktionsprozess zusammengeführt zu haben, der erstmals die industrielle Massenproduktion von Büchern ermöglichte. 1997 wurde Gutenbergs Buchdruck vom US-Magazin Time-Life zur bedeutendsten Erfindung des zweiten Jahrtausend gewählt und 1999 kürte das amerikanische A&E Network den Mainzer zum 'Mann des Jahrtausends'.[2] Über die Person Gutenberg und über ihr Wirken ist wenig bekannt, da nur wenige Quellen erhalten sind. Das meiste muss Spekulation bleiben. Weiteres empfehlenswertes FachwissenLebenJohannes Gutenberg wurde zwischen 1395 und 1405 als drittes Kind des Patriziers und Kaufmanns Friedrich (Friele) Gensfleisch sen. und dessen zweiter Frau Else Wirich wahrscheinlich in Mainz (im elterlichen Hof zum Gutenberg) geboren und starb dort am 3. Februar 1468. Da sich sein Geburtsdatum nicht genau feststellen lässt, legte die Gutenberg-Gesellschaft am Ende des 19. Jahrhunderts das Geburtsdatum auf 1400 fest, um anschließend im Jahr 1900 seinen 500. Geburtstag zu feiern. Der Beiname „zum Gutenberg“ wurde von der Familie erst ab den 20er Jahren des 15. Jahrhunderts hinzugefügt. Es war damals üblich den Geburtsnamen mit dem Namen des jeweiligen Hausbesitzes zu ergänzen oder zu ersetzen. Es wird vermutet, dass er in der nahe seinem Geburtshaus liegenden Kirche St. Christoph getauft wurde. 1411 zogen 117 Patrizier kurzfristig aus Mainz aus, um in einer Auseinandersetzung mit den Zünften ihrem Anspruch auf die Privilegien der Steuer- und Zollfreiheit Nachdruck zu verleihen. Darunter war auch Vater Gensfleisch mit seinen Kindern. Mit hoher Wahrscheinlichkeit zog die Familie nach Eltville, wo sie aus mütterlichem Erbe ein Haus besaß. 1413 zwangen wiederum Hungerkrawalle die Familie, Mainz zu verlassen. Als Sohn eines wohlhabenden Patriziers ist der Besuch einer Lateinschule wahrscheinlich. Zu dem Kloster St. Viktor in Mainz hatte die Familie eine enge Beziehung und Gutenberg trat später in die St. Viktor Bruderschaft ein. Dies könnte den Besuch der Klosterschule belegen. Ein Universitätsstudium lässt sich im Hinblick auf seine späteren Tätigkeiten ebenfalls nicht ausschließen. In den Matrikelbüchern der Universität Erfurt findet sich ein Eintrag zu einer Immatrikulation eines Johannes de Alta Villa (Eltville) im Sommersemester 1418. Fraglich ist, ob es sich hier um Johannes Gutenberg handelte. Ein erstes Dokument, das Gutenberg namentlich erwähnt, stammt aus dem Jahr 1420. Die Notiz berichtet über Erbstreitigkeiten der Geschwister Gutenberg und einer Halbschwester nach dem Tod Friele Gensfleisch sen. 1419. Über den Ausgang wird nicht berichtet, allerdings belegt diese Quelle die Rechtsmündigkeit (älter als 14 Jahre) Gutenbergs zu diesem Zeitpunkt, da er nicht durch einen Vormund vertreten wurde. Der Aufenthaltsort und die Tätigkeiten Gutenbergs in den 1420er Jahren sind nicht bekannt. Nach einer erneuten Abwanderungswelle im Zuge weiterer Auseinandersetzungen zwischen Zünften und Patriziern 1429 wird durch zwei Quellen nur belegt, dass Gutenberg sich nicht in Mainz aufhielt. Zum einen vertrat ihn seine Mutter bei Verhandlungen über den Erhalt einer Leibrente. Zum anderen wurde er in dem Sühnevertrag des Mainzer Erzbischofs Konrad II. 1430 erwähnt. Dieser bot den Geflohenen eine Rückkehr ohne Auflagen an. Gutenberg lehnte das Angebot ab und blieb der Stadt fern. Ab 1434 und bis 1444 lässt sich der Aufenthalt von Gutenberg in Straßburg belegen. Um ausstehende Rentenzahlungen der Stadt Mainz einzufordern, veranlasste er im März 1434 eine Schuldhaft des durchreisenden Stadtschreibers Nikolaus Wörstadt. Um das Wohlwollen der Stadt Straßburg nicht zu gefährden, entließ er ihn kurz darauf und Mainz beglich 1436 die Schulden. Rückschlüsse auf Gutenbergs geschäftliche und handwerkliche Tätigkeiten in Straßburg sind durch die Gerichtsakten des sogenannten Dritzehn Prozess möglich. 1437 nahm er Andreas Dritzehn in die Lehre, um ihm das „Polieren von Edelsteinen“ (Münz– und Goldschmiedehandwerk) beizubringen. Zusätzlich gründete er eine Finanzierungsgesellschaft mit mehreren Teilhabern für die Produktion von Wallfahrtsspiegeln. Für die Aachen-Wallfahrt im Jahre 1439 wurden Wallfahrtsspiegel aus einer Blei-Zinn-Legierung hergestellt. Aufgrund einer Pestepidemie fand die Wallfahrt jedoch erst im Jahr 1440 statt. Andreas Dritzehn starb 1439 vor ihrer Vollendung und seine Brüder versuchten sich in die Gesellschaft einzuklagen und einen Teil des investierten Kapitals zurückzufordern. Aus den Gerichtsakten geht hervor, dass ein weiteres Projekt in Arbeit war, das Unternehmen „aventur und kunst“. Wobei „Kunst“ im damaligen Sprachgebrauch als „handwerkliches Können“ zu verstehen ist. Johannes Gutenberg, Hans Riffe, Andreas Dritzehn und Andreas Heilmann hatten dafür einen zusätzlichen Vertrag abgeschlossen. In den Protokollen der Zeugenbefragungen finden sich unter anderem Aussagen zum Einkauf von Blei und dem Bau einer Presse. Es wird vermutet, dass dies die ersten Schritte für Gutenbergs spätere Entwicklungen waren. Von 1441 bis 1444 wird Gutenberg mehrfach in den Steuerlisten der Stadt Straßburg aufgeführt. Danach ist sein Aufenthaltsort unbekannt. Durch Quellen belegt ist sein Aufenthalt in Mainz erst wieder ab Oktober 1448. Er schloss einen Kreditvertrag in Höhe von 150 Gulden mit seinem Vetter Arnold Gelthus ab. Es wird vermutet, dass Gutenberg das Darlehen in den Aufbau einer Druckwerkstatt im Humbrechthof investierte. Er suchte Kontakt zu weiteren Geldgebern, wie dem Mainzer Kaufmann Johannes Fust. Dieser gab ihm um 1449 einen zinslosen Kredit von 800 Gulden und erhielt dafür als Pfand die vom Geld angeschafften Gerätschaften. Um 1450 waren Gutenbergs Experimente soweit fortgeschritten, dass er mit dem Satz und Druck von Einblattdrucken und Büchern begann. Die frühen Drucke, die Gutenberg zugeordnet werden, lassen sich in zwei Gruppen aufteilen. Zum einen Kleindrucke, wie Wörterbücher, Kurzgrammatiken, Ablassbriefe und Kalender, die mit der Donat-Kalender-Type gesetzt wurden und zum anderen die lateinische Bibel (Gutenberg-Bibel oder B42). 1452 gab Fust ein zweites Darlehen von 800 Gulden, um das gemeinsame „Werck der Bucher“ verwirklichen zu können. Hierbei handelte es sich wahrscheinlich um die Herausgabe der 42-zeiligen Bibel. Ein wichtiges Dokument, welches über diese geschäftliche Beziehung zwischen Gutenberg und Fust informiert und zugleich auch deren Ende dokumentiert ist das Helmaspergersche Notariatsinstrument vom 6. November 1455. Fust warf Gutenberg 1455 vor, die Gelder, die ausschließlich für den Druck der Bibel bestimmt waren, für andere Druckvorhaben zweckentfremdet zu haben. Im Rechtsstreit unterlag Gutenberg und musste die Werkstatt und den Lagerbestand der B42 an Fust abtreten. Fust führte mit Gutenbergs Mitarbeiter Peter Schöffer das Geschäft mit Erfolg weiter, während Gutenberg in sein Elternhaus Hof zum Gutenberg zurückkehrte, um dort erneut eine Druckerei zu gründen. Da der Mainzer Jurist Dr. Konrad Humery 1468 Druckgeräte aus Gutenbergs Nachlass erhielt, wird von einer geschäftlichen Partnerschaft der beiden ausgegangen, die es Gutenberg ermöglichte, weiterhin in einer Druckwerkstatt zu arbeiten. 1465 wurde Johannes Gutenberg von Adolf von Nassau in sein Hofgesinde aufgenommen. Als Hofmann erhielt er jährlich Kleidung, Korn und Wein und wurde zusätzlich von Diensten und Steuern befreit. Er lebte bis zu seinem Tod im Algesheimer Hof in unmittelbarer Nachbarschaft zu seinem Geburtshaus Hof zum Gutenberg und seiner Taufkirche St. Christoph in der Mainzer Altstadt. Gutenbergs Todestag geht nur indirekt aus einer Notiz unbekannter Hand in einem frühen Mainzer Druck hervor: „Anno Domini 1468 uf Sankt-Blasius-Tag starb der ehrsam Meister Henne Gensfleisch, dem Gott gnade.“ Beerdigt wurde Gutenberg, wie aus einem späteren Nachruf eines Verwandten hervorgeht, in der Mainzer Franziskanerkirche. Diese wurde allerdings nach zahlreichen Umbauten im 18. Jahrhundert abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Sein Grab ist nicht auffindbar. Von Gutenberg sind keine authentischen Bildnisse überliefert. Laut Andreas Venzke und Angaben der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen sind die gesicherten Lebensstationen nur die hier folgenden:
DruckverfahrenGutenberg erfand den Buchdruck nicht neu, sondern er verbesserte und entwickelte die damals bereits bekannten Reproduktions- und Druckverfahren (dem Arbeiten mit Holzblöcken, Modeln und Druckplatten oder Stempeln) weiter und vereinfachte somit die Buchherstellung. Der Kern von Gutenbergs Entwicklungen war das Handgießinstrument, mit dessen Hilfe Drucklettern einzeln, schneller, und feiner gegossen werden konnten, die Verbesserung der Druckerpresse und Entwicklung verbesserter Druckfarbe. Handgießinstrument und Herstellung von LetternNeu war, Lettern über ein Replikenverfahren (Guss) herzustellen. Die Lettern bestanden aus einer Legierung aus Zinn, Blei, Antimon und etwas Wismut. Gutenberg fertigte aus hartem Metall von jedem Zeichen eine erhabene, seitenverkehrte Form (Patrize) an, welche dann in Kupfer eingeschlagen wurde. Die im Kupfer entstandene vertiefte Form der Letter bildete die negative Form (Matrize). In diese Negativform wurde mit Hilfe des Handgießinstruments die flüssige Legierung gegossen. Das Handgießinstrument zur Herstellung der Drucklettern bestand aus Holz mit zwei metallenen Backen. Die eingesetzte Matrize wurde durch einen Metallbügel gehalten. Nach dem Erkalten wurden die Typen auf gleiche Länge gebracht und in Setzkästen sortiert. Satz und DruckDie Metall-Lettern wurden, mit Hilfe eines Winkelhakens, zu Zeilen zusammengefügt. Ein gleichmäßiger Abstand zwischen den Buchstaben und Zeilen wurde durch Blindmaterial erreicht. Der gleichmäßige Blocksatz der B42 entstand durch die Verwendung von unterschiedlich breiten Typen, Ligaturen und Abkürzungszeichen. Insgesamt konnten bei dem Bibeldruck 290 verschiedene Typen ausgemacht werden. Die in dem Winkelhaken gesetzten Zeilen wurden anschließend in einem Setzschiff zu einer Seite oder Spalte zusammengestellt. Dieser Satz ist, mittels eines Druckerballens (ein Ledersäckchen aus Hundeleder, das mit Pferdehaaren gefüllt war) mit Druckfarbe bestrichen und in die Presse eingelegt worden. Das Papier wurde vor dem Druck befeuchtet, wodurch sich seine Poren öffneten. In den Poren des Blatts wird beim Drucken die Farbe aufgenommen. Nach dem Trocknen schließen sich die Poren und umschließen somit die Druckfarbe nachhaltig. Das vorbereitete Papier wurde an dem Pressdeckel mit Punkturen befestigt und mit einem Holzrahmen, vor der Aufnahme von Farbe an nicht zu bedruckenden Stellen, geschützt. Der eingefärbte Satz ist mit Druck auf das Papier übertragen worden (Hochdruckverfahren). Durch die Punkturen konnte der Druck der Rückseite (Widerdruck) dem Schöndruck der Vorderseite genau angepasst werden, so dass sich die Satzspiegel nicht überlappten. Die Lettern hielten dem großen Druck der Presse stand und konnten mehrfach verwendet werden. Bis dahin wurden Druckplatten zumeist aus Holz hergestellt, die Unikate waren (Holztafeldruck) oder als Letterndruck mit als Unikaten gefertigten Lettern. DruckfarbeDie bis dahin übliche dünnflüssige Druckfarbe war zwar für den Holztafeldruck geeignet, für die Bleilettern jedoch entwickelte Gutenberg eine Emulsion aus Leinölfirnis und Ruß, die hinreichend zähflüssig war und schneller trocknete (Viskosität), was den Druck auf Vorder- und Rückseite eines Bogens ermöglichte. Für die Herstellung des Leinölfirnis', die viel Zeit und große Aufmerksamkeit erforderte, wurde als Indikator ein Stück Ölbrot benutzt. Weitere mögliche beteiligte Stoffe an der Druckfarbe des frühen Buchdrucks waren Terpentin, Harzpech, schwarzes Pech, Schwefelkies, Zinnober, Harz, Galläpfel, Vitriol und Schellack. Bei den ersten Drucken wurde die Presse nur zum Druck der schwarzen Textelemente benutzt. Die Auszeichnungen (Ing|Rotzeichnungen) wurden nachträglich per Hand eingefügt. DruckerpresseGutenbergs Konstruktion einer Druckerpresse war wahrscheinlich eine Weiterentwicklung und Umgestaltung einer Spindelpresse. Diese wurden schon länger bei der Papier- und Weinherstellung eingesetzt. Das Drehen der Spindel mit Hilfe des Pressbengels bewirkte die Abwärtsbewegung einer senkrechten Metallplatte (Tiegel), die den entstehenden Druck gleichmäßig auf die Unterlage mit dem Druckstock verteilte. Die Unterlage befand sich auf einem bewegbaren Karren, der einen einfachen Zugang ermöglichte. Am Karren befestigt war ebenfalls der mehrteilig, aufklappbare Deckel, in welchen das bedruckbare Material eingelegt wurde. Siehe auch: Handpresse, Buchdruckmaschine Er druckte nach dem hier beschriebenen Verfahren und nach Vorlage einer Vulgata die 42-zeilige, so genannte Gutenberg-Bibel (abgekürzt B42). Die Gutenberg-Bibel gilt noch heute als eines der schönsten Erzeugnisse der Druckkunst, was oft auch daran festgemacht wird, dass sie nach über 500 Jahren noch aussieht, wie zur Zeit ihrer Entstehung – dies ist der Qualität des verwendeten Papiers bzw. Pergaments zu verdanken sowie durch Gutenbergs außerordentliche Sorgfalt beim Satz. Tatsächlich ist für die Schönheit dieser Bibel die besondere Komposition der Druckbuchstaben (Lettern) verantwortlich, die einer Textura und Schwabacher entsprechen. Drucke neben der Gutenberg-BibelIn den Frühdrucken befinden sich keine Druckermarken oder Angaben im Kolophon, die Gutenberg als Drucker bestätigen. Deswegen erweist sich die Rekonstruktion seiner Tätigkeiten als schwierig. Da die Typen der Donat-Kalender-Type und der B42 erst nach Gutenbergs Tod wieder auftauchten und vermutlich an Schöffer verkauft wurden, hatten sie sich bis dahin wahrscheinlich im Besitz Gutenbergs befunden. Beachtet werden sollte auch, dass die meisten Forscher die Existenz einer weiteren Druckwerkstatt in Mainz (neben der von Fust/Schöffer und der von Gutenberg) in der Anfangsphase des Buchdrucks ausschließen und von weiteren Druckereien in Deutschland erst ab ca. 1460 die Rede ist. Diese Umstände und die Tatsache, dass Fust und Schöffer den Großteil ihrer Drucke mit Namen versahen führt dazu, dass Gutenberg die aufgelisteten Drucke zugeschrieben werden. Diese dürften Gutenberg ein Einkommen gesichert haben. „Es handelt sich dabei vornehmlich um weniger umfangreiche Werke, die Abnehmer aus den verschiedensten Leserkreisen ansprachen. Für diese Kleindrucke bedurfte es vergleichsweise geringer Investitionen, deren baldige Refinanzierung sich dank kurzer Produktionsdauer und schnellem Absatz abzeichnete.“ [3] Für die aufgelisteten Drucke wurde die Donat-Kalender-Type verwendet (Ausnahme: Catholicon). Sie wird teilweise auch als Gutenbergs „Urtype“ bezeichnet und wird in die Schriftfamilie der Textura eingeordnet. Im Vergleich zur Textura der B42 fällt die Donat-Kalender-Type größer und gröber aus. Im Laufe ihrer Verwendung wurde die Type immer wieder durch weitere Buchstabenvarianten ergänzt. DonateVorwiegend handelte es sich hierbei um Drucke der lateinischen Grammatik “Ars minor” des Aelius Donatus. Dieses Schulbuch gehörte schon in der Handschriftenzeit zu den Standardwerken des Lateinunterrichts. In der Frühdruckzeit konnten die etwa 28 Seiten schnell gesetzt, gedruckt und, auf Grund der hohen Nachfrage, abgesetzt werden. Bis 1468 lassen sich 24 Auflagen, von denen heute nur noch Fragmente erhalten sind, nachweisen. Diese Auflagen sind nicht satzidentisch. Es finden sich 26-, 27- 28- und 30zeilige Donate, die alle auf Pergament gedruckt wurden. Satz und Druck scheinen bei diesen Schulbüchern noch nicht ganz ausgereift gewesen zu sein. Diese Donate waren Namensgeber für die Donat-Kalender-Type. Ablassbriefe (1454/1455)Diese waren einseitig mit einem formelhaften Text in der Donat-Kalender-Type bedruckt und die ersten Auflagen erschienen auf Pergament. Nach dem Kauf musste der Gläubige nur noch seinen Namen in das vorgesehene Feld eintragen und ihn bei der nächsten Beichte abgeben. Daraufhin wurden ihm seine Sünden vergeben. Die durch den Buchdruck geschaffene Vervielfältigungsmöglichkeit ermöglichte eine hohe Auflage und weite Verbreitung. Ein bis heute erhaltenes Exemplar ist durch eine handschriftliche Notiz auf den 22. Oktober 1454, ein weiteres auf den 26. Januar 1455, datiert. Türkenkalender für das Jahr 1455Diese Flugschrift mit der Überschrift „ Eyn manung der cristenheit widder die durken“ war eine Propagandaschrift, die vor den Türken warnen sollte und die Unterstützung zu einem Kreuzzug forderte (Anlass: Eroberung Konstantinopels 1453). Der Kalender begann mit dem 1. Januar 1455 und in jedem Monat wurde, neben den Angaben zum Datum des Neumondes, ein geistlicher oder weltlicher Herrscher zum Widerstand aufgerufen. Obwohl der Text aus paarweise gereimten Versen bestand, wurde er in fortlaufenden Zeilen gesetzt. Ein bis heute erhaltenes vollständiges Exemplar besteht aus sechs Blättern und lässt Schlussfolgerungen über den Typenbestand zu. Neben den Abkürzungs- und Interpunktionszeichen, bestand dieser aus 93 Minuskeln und 15 Majuskeln. Die fehlenden Großbuchstaben K, W, X, Y, Z wurden durch Kleinbuchstaben ersetzt. Daher kann davon ausgegangen werden, dass der verwendete Typensatz der Donat-Kalender-Type ursprünglich für lateinische Texte gedacht war. Türkenbulle (1455/1456)Papst Calixtus III. rief in der am 29. Juni 1455 verkündeten Bulle zu einer Teilnahme und Unterstützung eines Kreuzzugs ab dem 1. Mai 1456 auf. Die lateinischen und deutschen Ausgaben (Übersetzung durch den Bischof Heinrich Kalteisen von Drontheim) dieser Flugschrift wurden demzufolge in der Zeit zwischen Juni 1455 und April 1456 hergestellt. Ein vollständiges deutsches Exemplar (25 bedruckte Seiten) findet sich heute in der Staatsbibliothek zu Berlin, ein lateinisches in Princeton/USA. Provinciale Romanum (1457)Dieses Verzeichnis aller Erzbistümer und Bistümer wurde in lateinischer Sprache verfasst. Anhand des Zustandes der verwendeten Typen wird der Druck auf 1457 datiert und sein Umfang wird auf 10 Blätter geschätzt. Die erhaltenen Blätter zwei bis neun befinden sich heute in Kiew. Aderlass- und Laxierkalender auf das Jahr 1457Dieser zeittypische medizinische Ratgeber gab die günstigsten Tage zum Aderlassen und Abführen an. Auszüge des Kalenders wurden in Paris gefunden. Cisianus, deutsche AusgabeDem gleichen Entstehungszeitraum wird dieses Merkversgedicht zugeordnet. Verwendet wurde es zum Auswendiglernen der Kirchenfeste und Heiligentage. Ein Fragment ist heute in der Universitätsbibliothek von Cambridge zu finden. Astronomischer Kalender (1457)Dieser diente zur Erstellung und Deutung von Planetenkonstellationen und Horoskopen. Nach der Analyse des Typenzustands erfolgte der Druck nach der Türkenbulle. Der Kalender bestand aus sechs Blättern, die erst zusammengeklebt seine vollständige Größe (67 cm x 72 cm) ergaben. Auf der Rückseite eines gefundenen Fragments befindet sich ein Probedruck einer Bibelseite mit 40 Zeilen pro Spalte, der mit dem Typenmaterial der B36 gesetzt wurde. Gebet-EinblattdruckDasselbe Typenmaterial wie der Astronomische Kalender weist der Druck des „Respice, domine sancte pater“ auf. Dieses Gebet in lateinischer Sprache wurde von Ekbert von Schönau verfasst. Sibyllenbuch (ca. 1457)Von dieser „Sibyllenweissagung“ sind nur wenige Fragmentstreifen erhalten. Daraus ergeben sich kaum Möglichkeiten zur Datierung oder Interpretation. Auffällig bei diesem Druck ist allerdings, dass das Schriftbild keine durchgehenden Linien ergibt, die Typenränder unscharf sind, der Typenabdruck ungleichmäßig ist und der Zeilenabstand ungenügend erscheint. In Frage zu stellen ist, ob bei diesem Druck vielleicht mit dem Gießinstrument und dem Typenguss experimentiert wurde. Bibel mit 36 ZeilenGutenbergs Beteiligung am Druck der Bibel mit 36 (B36) Zeilen steht weiterhin zur Diskussion und kann nicht eindeutig belegt werden. Heute sind von dieser Bibelausgabe noch 13 Exemplare und einige Fragmente erhalten. Gedruckt wurde sie mit einer weiterentwickelten Donat-Kalender-Type. Jede Seite ist aufgeteilt in zwei Spalten die, durch den großen Schriftgrad bedingt, jeweils 36 Zeilen enthalten. Insgesamt umfasste der Druck 1768 Seiten. Die Textvorlage der ersten Seiten ist unbekannt. Die folgenden Seiten wurden nach dem Vorbild der B42 gesetzt. Wobei Feinheiten im Satz, wie zum Beispiel der Randausgleich, nicht so exakt ausgearbeitet wurden wie in der Vorlage. Aufschluss über die Entstehungszeit gibt der Vermerk eines Rubrikators auf einem erhaltenen Einzelblatt. Dieser besagt, dass die Rubrikationen 1461 fertiggestellt wurden. Daraus lässt sich eine Entstehung zwischen 1458 und 1460 folgern. Trotz einiger Unregelmäßigkeiten in Satz und Druck, wird die Bibel erfahrenen und geübten Setzern und Druckern zugeschrieben. Dies und das verwendete Typenmaterial lassen Spekulationen über eine Beteiligung Gutenbergs zu. Allerdings ergab eine Papieranalyse, dass das verwendete Papier aus Bamberger Papiermühlen stammte. Des weiteren stammen die meisten der heute erhaltenen Bibeln aus Klosterbesitz aus der Bamberger Region. Albrecht Pfister, ein Bamberger Drucker, verwendete die B36 Type nachweislich ab 1461 und wurde deswegen häufiger als Drucker der B36 genannt. Allerdings ist der Satz seines ersten datierten Drucks („Der Edelstein“ von Ulrich Boners, 1461) qualitativ nicht mit dem der Bibel zu vergleichen und schließt damit Pfister als Drucker aus. Eventuell verließ ein Mitarbeiter Gutenbergs Druckerei und nahm den Typensatz mit, oder Gutenberg verkaufte sein Typenmaterial und vermittelte von ihm ausgebildetes Personal nach Bamberg, um weitere Arbeiten, wie zum Beispiel das Catholicon, zu finanzieren. CatholiconDieses Lehr- und Nachschlagewerk zum Verständnis der lateinischen Bibel wurde 1286 von Johannes Balbus verfasst. Über die Druckgeschichte des Catholicons wird stetig diskutiert und auch hier ist eine Mitarbeit Gutenbergs weder eindeutig zu belegen, noch auszuschließen. Die Ausgaben wurden auf unterschiedlichem Papier gedruckt, welches teilweise, durch eine Papieranalyse bestätigt, erst nach 1468 hergestellt wurde. Der Satz und die Typen dagegen weisen eine große Ähnlichkeit auf. Dieses Rätsel konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden. In einer Ausgabe werden im Kolophon, neben einem Loblied auf die Druckerkunst, auch die Stadt Mainz als Druckort und das Jahr 1460 für den Druck verzeichnet. Ein Name wird allerdings nicht genannt. Dieses Buch besteht aus 726 bedruckten Seiten mit jeweils zwei Spalten. Verwendet wurde der Schriftschnitt einer Gotico Antiqua. Dieses ist ein deutlich kleinerer Schnitt als bei der sonst verwendeten Donat-Kalender-Type und der Textura. Da Fust und Schöffer bei Drucken aus den Jahren 1459 und 1462 eine andere Variante der Gotico Antiqua verwendet haben, werden diese als Drucker ausgeschlossen und Gutenbergs Druckerei wird, zumindest für die Auflage von 1460 als Entstehungsort in Betracht gezogen. Siehe auch: Rätsel um das Catholicon Wichtige zeitgenössische Mitstreiter
Die hölzerne Gutenberg-Presse wurde von Konrad Saspach gebaut. Gutenbergs Bedeutung heuteDie Entwicklungen Gutenbergs leiteten eine dritte Medienrevolution (nach Ausbildung der Sprache und Erfindung komplexer Schriftsysteme) ein. Durch das Verfahren mit beweglichen Lettern konnte schneller, billiger und in größeren Mengen gedruckt werden als zuvor. Druckerzeugnisse gehörten bald zum Alltag und lösten die Handschriften ab. Der Humanismus und die Reformation wurden durch den Buchdruck nicht unwesentlich beeinflusst, er ermöglichte deren weitläufigere Verbreitung. Das System trug zur Alphabetisierung bei, indem es Texte und somit auch Bildung, wesentlich mehr Menschen als zuvor, zugänglich machte. Für verschiedene Medienwissenschaftler leitet deswegen die Erfindung aus der Gutenberg-Druckerei einen neuen Zeitabschnitt der Medienentwicklung ein, so zum Beispiel bei Vilém Flusser oder Marshall McLuhan und seiner „Gutenberg-Galaxis“. Siehe auch: Bedeutung des Buchdrucks, Mediengenealogie Zweifel an Gutenbergs DrucktechnikDer italienische Professor Bruno Fabbiani äußerte auf Grund einer Untersuchung der 42-zeiligen Bibel die Meinung, dass Gutenberg nicht mit einzelnen Handlettern, sondern mit ganzen Druckplatten gedruckt habe. Professor Fabbiani begründete dies damit, dass sich einige Lettern überschneiden, was bei einzelnen Handlettern nicht möglich sei, und damit, dass häufig einzelne Lettern beschädigt abgedruckt seien, was, wie er meinte, bei einzelnen Handlettern leicht zu beheben gewesen wäre, beim Plattendruck aber eine Überarbeitung der gesamten Platte erfordert hätte. Angesichts der Beharrlichkeit Professor Fabbianis und seiner Mitstreiter haben die Kuratoren des Mainzer Gutenberg-Museums in einem Aufsatz, welcher in der italienischen Zeitschrift Graphicus erschienen ist, die neuen Thesen mit den gesicherten Erkenntnissen der Wissenschaft konfrontiert: Durch das „Punzen“, das Einhämmern von Buchstaben, könne niemals ein so regelmäßiges Schriftbild wie bei Gutenbergs Druckerzeugnissen erreicht werden, außerdem entstünde dabei kein rechtsbündiger Satz, sondern „Flattersatz“. Zudem sei auf einer fehlgedruckten Seite einer im polnischen Pelplin aufbewahrten Gutenberg-Bibel eine liegen gebliebene Drucktype zu sehen, die die klassische Annahme vom Druck mit beweglichen Lettern wie im Lehrbuch stütze. Ehrungen
Siehe auch
Literatur
Quellen
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