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Melzers Reagenz



Melzers Reagenz ist ein - insbesondere in der Mykologie verwendetes - Nachweisreagenz. Neben Wasser ist es das am meisten verwendete Medium zur Untersuchung von Pilzen. Nachteilig an Melzers Reagenz ist jedoch die Unterdrückung eines weit verbreiteten Typs von Rotreaktionen (Hemiamyloidität), sowie die Tatsache, dass Pilzzellen durch die hohe Chloralhydrat-Konzentration meist sofort absterben. Melzers Reagenz hat sich als beliebtes Präpariermedium in der Herbariumstaxonomie eingebürgert, weil es das häufig störende tote Zellplasma optisch homogenisiert und aufhellt, außerdem aufgrund der hohen Viskosität die Brownsche Molekularbewegung unterdrückt. Bei lebenden Pilzzellen angewendet mindert Melzers Reagenz jedoch die Sichtbarkeit der Zellwände erheblich, und führt außerdem zum irreversiblen Verlust wichtiger taxonomischer Merkmale (siehe unter Vitaltaxonomie).

Inhaltsverzeichnis

Herstellung

Man gibt zu 20 ml Wasser (destilliert oder entsalzt) 1,5 g Kaliumiodid und 0,5 g reines Iod. Sobald sich alles gelöst hat, werden noch 20 g Chloralhydrat hinzu gefügt. Oft wird behauptet, dass sich Chloralhydrat im Laufe der Zeit verändert, und es sich deshalb empfiehlt, dieses erst kurz vor der Anwendung hinzu zu setzen. Es konnte aber gezeigt werden, dass sich die Eigenschaften von Melzers Reagenz über viele Jahre nicht merklich verändern.

Reaktionen

Die auf dem Jodgehalt des Reagenz beruhenden Eigenschaften äußern sich in zwei Farbreaktionen, die als Merkmal zur Klassifizierung von Pilzen hinzu gezogen werden.

Amyloidreaktion

Stärke (lateinisch = amylum) reagiert mit Iod unter einer Blau/Violett - Färbung. In der Regel ist die Farbreaktion bei Pilzen nur in seltenen Fällen tiefblauviolett, sondern umfasst alle Farbnuancen von Grau, Bläulichgrau, Hellblau, Graublau, Blau bis fast Blauschwarz. Diese Amyloidität von Teilen des Pilzes (Sporen, Hyphen, Asci u.a.) kann für die betreffende Art charakteristisch sein und dient daher der Klassifizierung in Gattungen und Sektionen.

Bei Ascomyzeten hat sich eine KOH-Vorbehandlung für die Feststellung der Amyloidität mittels Melzers Reagenz als wichtig erwiesen, da vielfach erst danach eine Blaureaktion zu erzielen ist. Dieser besondere, KOH-Vorbehandlung erfordernde Fall wird als Hemiamyloidität bezeichnet. Melzers Reagenz hat sich allerdings hier aufgrund seiner hohen Chloralhydrat-Konzentration als nachteilig erwiesen: Um Hemiamyloidität mit Melzer festzustellen, muss man den Jodtest sowohl vor also auch nach KOH-Behandlung machen. Lugolsche Lösung (= Melzers Reagenz ohne Chloralhydrat) hingegen ruft bei hemiamyloiden Strukturen ohne KOH-Vorbehandlung eine rote bis rotbraune Reaktion hervor (nicht zu verwechseln mit Dextrinoidität), die von Melzers Reagenz völlig unterdrückt wird.

Dextrinoidreaktion (auch: Pseudoamyloidreaktion)

(Dextrin = wasserlösliches Abbauprodukt der Stärke) Bei dieser Reaktion verfärben sich Teile des Pilzes (Sporen, Trama, Hyphen) tief rotbraun bis purpur. Dies betrifft insbesondere Arten der Gattungen Macrolepiota, Leucoagaricus bzw. Leucocoprinus. Im Gegensatz zur Hemiamyloidität unterdrückt Melzers Reagens dextrinoide Reaktionen nicht, vielmehr verstärkt das darin enthaltene Chloralhydrat teilweise sogar die Intensität dieser Rotreaktion (Beispiel: Lamellentrama von Mycena). Zudem bewirkt KOH-Vorbehandlung bei dextrinoiden Mikrostrukturen nie eine Blaureaktion mit Jod.

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Melzers_Reagenz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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