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Merck KGaA
Die Merck KGaA (in Nordamerika EMD) ist ein deutsches Unternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie mit Sitz in Darmstadt. Die heutige Merck KGaA ist völlig unabhängig von dem (deutlich größeren) US-amerikanischen Pharmakonzern Merck & Co., Inc.. Beide Unternehmen sind aber auf die deutsche Industriellen-Familie Merck zurückzuführen, welche die Merck & Co, Inc. bis zum Ersten Weltkrieg als Tochtergesellschaft der Merck KGaA betrieb. In Folge des Krieges wurde die Merck & Co., Inc. durch Enteignung ein eigenständiges Unternehmen. Die deutsche Merck KGaA verlor mit der Enteignung der US-Tochter auch die Rechte an dem Namen Merck in Nordamerika, und darf diesen dort nicht mehr verwenden. Daher tritt sie in Nordamerika unter dem Namen EMD (abgeleitet von Emanuel Merck, Darmstadt) auf. Im Gegensatz dazu firmiert die amerikanische Merck & Co., Inc. in der übrigen Welt als MSD Sharp & Dohme. Die Merck KGaA, eine Kommanditgesellschaft auf Aktien, ist noch immer überwiegend in Familienbesitz. Über die E. Merck OHG als Komplementär hält die Familie rund 70 % des Gesamtkapitals, 30 % des Kapitals lauten auf die Aktien der Kommanditaktionäre. Seit 1995 werden die Aktien an der Börse gehandelt und sind seit dem 15. Juni 2007 im DAX vertreten. Die Anfänge von Merck gehen bis in das Jahr 1668 zurück, Merck gilt damit als das weltweit älteste Unternehmen der Chemie- und Pharmabranche. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
UnternehmensgeschichteIm Jahr 1668, zwei Jahrzehnte nach Ende des Dreißigjährigen Krieges, erwarb der aus Franken stammende Friedrich Jacob Merck die Engel-Apotheke in Darmstadt, die zur Keimzelle des Konzerns werden sollte. Gemeinsame Geschichte bis zum Ersten Weltkrieg
1816 übernahm Heinrich Emanuel Merck die väterliche Firma. Der Apotheker war gut mit dem Chemiker Justus Liebig befreundet und beschäftigte sich intensiv mit der Chemie pflanzlicher Naturstoffe. Er erforschte systematisch das pharmazeutische Potential der so genannten Alkaloide, einer hochwirksamen Stoffgruppe, zu denen unter anderem das Morphin zählt. In kleinen beschrifteten Kästchen, den „Novitäten-Cabinetten“, verkaufte Merck seine Mittel an Kollegen, Ärzte und Chemiker. Aus der Produktion entwickelte sich eine pharmazeutisch-chemische Fabrik. Schnell wuchsen die Handelsbeziehungen in alle europäischen Metropolen. Beim Tod Heinrich Emanuels im Jahr 1855 hatte das Unternehmen 50 Beschäftigte. Im Jahr 1887 übernahm Georg Merck die Vertretung der Firma in New York, wo er 1891 die Firma Merck & Co. gründet. 1903/04 wurden die gesamten Produktionsanlagen an den nördlichen Rand von Darmstadt verlegt, wo sich die Unternehmenszentrale noch heute befindet. Zugleich begann neben der Produktion von Grundstoffen auch die Herstellung gebrauchsfertiger Arzneimittel. Im letzten Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg stiegt der Umsatz von 12 auf 26 Millionen Mark. Der idealerweise ausschließlich in Ecstasy verwendete Wirkstoff MDMA wurde 1912 von Chemikern der Firma E. Merck aus Darmstadt synthetisiert und zum Patent angemeldet. MDMA wurde aber nie als Medikament vermarktet, jedoch testete die United States Army 1953 den Reinstoff vergeblich als „Psychokampfstoff“ und „Wahrheitsdroge“. Nach Enteignung des AuslandsgeschäftsIn Folge der Kriegseinwirkungen verlor das Unternehmen durch Enteignung das gesamte Auslandsgeschäft, darunter 1917 auch die sehr erfolgreiche US-Tochter Merck & Co., USA., die in der Folge ein eigenständiger amerikanischer Pharma-Konzern wurde. In den 1920er Jahren blühte das Unternehmen aber rasch wieder auf. Neue Produkte, wie z.B. Vitamine und Pflanzenschutzmittel, waren sehr erfolgreich. Unter anderem entstand in dieser Zeit auch das noch heute populäre Vitamin-C-Präparat Cebion. Bis zum Jahr 1929 stiegt der Umsatz von Merck auf 44 Millionen Mark. 1944 wurde das Werksgelände der Firma zu 80 % zerstört. Aber dennoch begann bald der Wiederaufstieg: Merck wuchs endgültig zu einem weltumspannenden Konzern. In den 1960er Jahren wurde intensiv mit der Forschung auf dem Gebiet der Flüssigkristalle begonnen, die nach anfänglich sehr geringen Verkaufserlösen ab Ende der 1990er Jahre zu einem wichtigen Standbein des Unternehmens werden sollten. 2006 lieferten sich Merck und die Bayer AG eine Übernahmeschlacht um den Berliner Pharmakonzern Schering AG. Nachdem Schering ein erstes Angebot von Merck abgelehnt hatte, legte Bayer ein höheres Angebot in Höhe von 86 Euro je Anteilsschein vor. Merck torpedierte dieses Angebot durch Zukäufe von Schering-Aktien im großen Stil. Merck konnte über die Börse 21,8 % der Schering-Aktien erwerben. Bayer rettete die Übernahme, indem die Aktien zu 89 Euro von Merck übernommen wurden. Dadurch konnte Merck innerhalb weniger Tage einen Gewinn von etwa 400 Mio. Euro erzielen.[2]. Im Vergleich dazu betrug der gesamte Jahresnettogewinn 2005 658,9 Millionen Euro. 2006 kaufte Merck das Genfer Biotechnologie-Unternehmen Serono S.A. für rund 16 Milliarden Schweizer Franken. Seit Januar 2007 besitzt Merck die Mehrheit an Serono und ist damit nicht nur Weltmarktführer bei Flüssigkristallen, sondern auch Nummer 3 der Biotechnologie-Unternehmen[3]. Merck KGaA heuteFür das Unternehmen sind rund 35.000 Mitarbeiter (einschließlich Serono) tätig. Davon ca. 9.000 in Deutschland, allein im Darmstädter Stammwerk ca. 8.000. In 24 Ländern mit 54 Standorten wird produziert. In 62 Ländern ist Merck weltweit mit 246 Gesellschaften (Stand Mai 2007) vertreten. Seit 1995 werden die Aktien des Unternehmens an der Börse gehandelt. Die Kapitalmehrheit (ca. 70 %) der KGaA liegt bei der als Komplementär auftretenden E. Merck OHG, die nach wie vor von der Familie Merck geleitet wird und die strategischen Leitlinien des Konzerns vorgibt. Das Kapital der E. Merck OHG wird überwiegend von stillen Gesellschaftern gehalten, die der inzwischen weit verzweigten Familie Merck angehören. Während in den vergangenen Jahren weltweit sehr viele Chemie- und Pharmaunternehmen sich konsequent auf ein Geschäftsfeld fokussiert haben – beispielsweise haben sich Degussa, BASF, DuPont und Altana von ihren Pharmaaktivitäten getrennt, während umgekehrt beispielsweise Roche, Boehringer Ingelheim und die Hoechst AG ihre Chemieaktivitäten verkauften – setzt die Merck KGaA weiterhin auf beide Standbeine Pharma und Chemie. Unternehmensbereich PharmaDer Unternehmensbereich Pharma gliedert sich in drei Sparten: Merck Serono (Originalpräparate „Ethicals“)Schwerpunkt des Unternehmensbereiches Pharma sind Produktion und Vertrieb von Originalpräparaten auf den Gebieten:
Forschungsschwerpunkt Onkologie
Mit diesen gezielten Behandlungsansätzen soll die Überlebenszeit der Patienten verlängert und ihre Lebensqualität verbessert werden. Zu den wichtigsten Entwicklungssubstanzen gehören die monoklonalen Antikörper Cetuximab (chimär) und Matuzumab (humanisiert), das Tumorvakzin Stimuvax und der Angiogenesehemmer Cilengitide. Generika (Generics)Mit verschiedenen Tochterfirmen in verschiedenen Ländern gehörte die Merck KGaA zu den umsatzstärksten Generika-Herstellern der Welt. Im Mai 2007 verkaufte Merck Generika für 4,9 Milliarden Euro an das US-Unternehmen Mylan Laboratories. Selbstmedikation (Self-Medication)Nicht-verschreibungspflichtige, sogenannte OTC-Arzneimittel, zur Selbstmedikation wie beispielsweise Nasivin, Multibionta, Kohlekompretten, Kytta-Salbe Unternehmensbereich ChemieIm Bereich Spezialchemie hat Merck 2 Sparten. Flüssigkristalle (Liquid Crystals)Ein Pionier ist die Merck KGaA im Bereich der LCD-Technik. Merck ist der weltgrößte Hersteller von Flüssigkristallen, die für die Herstellung von LC/TFT-Displays benötigt werden. Der Weltmarktanteil liegt bei über 60 %. Performance & Life Science ChemicalsReagenzien und Testkits für Industrie, Forschungslabor und Umweltanalyse. Produkte und Dienstleistungen für die gesamte Prozesskette der Arzneimittelentwicklung und -herstellung, beispielsweise für die Chromatographie Chromolith. Roh- und Wirkstoffe für die Kosmetik: Eusolex, RonaCare. Weitere Produkte in dieser Sparte sind Effektpigmente für industrielle Anwendungen und für die Kosmetikindustrie, beispielsweise Iriodin, Colorstream und Xirallic. Einzelnachweise
LiteraturIngunn Possehl: Modern aus Tradition. Geschichte der chemisch-pharmazeutischen Fabrik E. Merck Darmstadt. Darmstadt 1994, ISBN 3-9801965-4-2. Kategorien: Pharmazieunternehmen | Chemieunternehmen (Deutschland) |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Merck_KGaA aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |