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Mineral
Minerale sind natürlich vorkommende Feststoffe mit einer definierten chemischen Zusammensetzung und einer bestimmten physikalischen Kristallstruktur. Aus historischen Gründen wird auch das flüssige Quecksilber von der International Mineralogical Association (IMA) als Mineral anerkannt. Amorphe Substanzen, welche die übrigen Kriterien erfüllen, bezeichnet man als Mineraloide. Die Mehrzahl der heute bekannten ca. 4.000 Minerale sind anorganisch, doch auch einige organische Substanzen wie die Nierensteinbildner Whewellit und Wedellit sind als Minerale anerkannt, weil sie sich auch natürlich bilden. Die Lehre von den Mineralen ist die Mineralogie. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
VorkommenMit Ausnahme der natürlichen Gläser sind alle Gesteine der Erde und anderer Himmelskörper aus Mineralen aufgebaut. Am häufigsten kommen etwa dreißig Minerale vor, die so genannten Gesteinsbildner. Daneben findet man Minerale auch als Kolloide im Wasser oder als Feinstaub in der Luft. MineralbildungMinerale bilden sich durch Kristallisation aus Schmelzen (magmatische Mineralbildung), wässrigen Lösungen (hydrothermale und sedimentäre Mineralbildung) und aus der Luft (Sublimation von Gasen, z. B. an Vulkanen) oder während der Metamorphose durch Festkörperreaktionen aus anderen Mineralen oder natürlichen Gläsern. Primärminerale entstehen zeitgleich mit dem Gestein, dessen Teil sie sind, während sich Sekundärminerale durch eine spätere Veränderung des Gesteins (Metamorphose, hydrothermale Überprägung oder Verwitterung) bilden. Man unterscheidet zwei Phasen der Mineralbildung: Zunächst koagulieren mehrere Atome oder Ionen und bilden einen Kristallisationskeim (Keimbildung). Wenn dieser einen kritischen Keimradius überschreitet, wächst er weiter und es entsteht ein Mineral (Kristallwachstum). Nach zahlreichen Umwandlungsreaktionen mit anderen Mineralen, mit der Luft oder mit dem Wasser kommt es schließlich zur Zerstörung der Minerale durch die Verwitterung. Die Ionen, aus denen das Kristallgitter aufgebaut war, gehen wieder in Lösung oder gelangen bei der Anatexis in eine Gesteinsschmelze (Magma). Schließlich beginnt der Zyklus an einem anderen Ort von vorn. Eine besondere Form der Mineralbildung aus der Lösung ist die Biomineralisation. Darunter versteht man die Bildung von Mineralen durch Organismen. Folgende Minerale können auf diesem Wege entstehen:
Weitere Formen der Mineralbildung aus der Lösung bzw. durch die Reaktion von Mineralen mit Wasser spielen in der Technischen Mineralogie eine Rolle: Calcit dient der Neutralisation von Säuren einschließlich Kohlensäur unter Bildung von Wasserhärte, Pyrit wirkt als Reduktionsmittel bei der bakteriellen Elimination von Nitrat durch Denitrifikation, während Tonminerale Neutralisationsreaktionen bei niedrigen pH-Werten und Ionenaustauschreaktionen bewirken können. Bei der Trinkwasseraufbereitung entstehen als Reaktionsprodukte bei der Elimination von Eisen(II)- und Manganionen Goethit und δ-MnO2, Calcit kann bei Enthärtungsreaktionen (Entkarbonisierung) gebildet werden. Bei der Abwasserbehandlung können bei ausreichend hohen Phosphatkonzentrationen in den Abwasserbehandlungsanlagen wasserklare Kristalle von Struvit, einem Ammonium-Magnesiumphosphat, entstehen. Diese können den Querschnitt von Leitungen verengen. Bei der Korrosion von Stahl und Gusseisen im Kontakt mit Wasser können je nach Wasserbeschaffenheit Goethit, Magnetit und Lepidokrokit, bei höherer Karbonathärte auch Siderit, in phosphathaltigen Wässern Vivianit, in sulfathaltigen Wässern Troilit und in schwefelwasserstoffhaltigen Wässern Greigit gebildet werden. Aus Kupfer kann sich Cuprit, Malachit oder Azurit bilden, während aus Blei hauptsächlich Hydrocerussit entsteht. KristallographieFrei kristallisierte Minerale zeigen äußerlich eine feste geometrische Form mit wohldefinierten natürlichen Flächen, die in festen Winkeln zueinander stehen. Dies wird auch als Gesetz der Winkelkonstanz (Nicolaus Steno, 1638–1686) bezeichnet. Die symmetrische Anordnung der Flächen ist Ausdruck der inneren Struktur eines kristallinen Minerals: Es zeigt eine wohlgeordnete Atomstruktur, die durch vielfach wiederholte Aneinanderreihung so genannter Elementarzellen entsteht, die die kleinste Struktureinheit des Minerals ausmachen. Man unterscheidet aufgrund der inneren Symmetrie sechs bis sieben Kristallsysteme, nämlich das kubische, das hexagonale, das trigonale, das tetragonale, das orthorhombische, das monokline und das trikline System. Hexagonales und trigonales System werden von manchen Mineralogen gelegentlich zusammengefasst. Zwei oder mehr Mineralindividuen, die in einer bestimmten kristallographischen Orientierung miteinander verwachsen sind, bezeichnet man als Zwillinge. Sie entstehen beim Wachstum oder bei der Deformation des Gesteins. Vielfachzwillinge bilden oft so genannte Zwillingslamellen, die nicht mit den Entmischungslamellen verwechselt werden dürfen, die entstehen, wenn ein Mischkristall bei der Abkühlung thermodynamisch instabil wird und sich Präzipitate bilden. EigenschaftenOptische Eigenschaften- Bestimmung mit bloßem Auge:
- Bestimmung mit der Polarisationsmikroskopie in Durchlicht:
- Bestimmung mit der Polarisationsmikroskopie im Auflicht (Erzmikroskopie):
- Bestimmung mit speziellen Mikroskopen:
Mechanische Eigenschaften
Magnetische Eigenschaften
Elektrische Eigenschaften
Chemische Eigenschaften
GeruchseigenschaftenSchwefelhaltige Minerale lassen sich oft am Geruch erkennen, der beim Anschlagen entsteht. GeschmackseigenschaftenDie Unterscheidung von Halit und Sylvin erfolgt traditionell dadurch, dass letzterer bitter schmeckt. Sonstige Eigenschaften
BedeutungPetrologische BedeutungJedes Mineral ist nur unter bestimmten Druck-Temperatur-Bedingungen thermodynamisch stabil. Außerhalb seines Stabilitätsbereiches wandelt es sich mit der Zeit in die dort stabile Modifikation um. Einige Phasenumwandlungen erfolgen schlagartig beim Verlassen des Stabilitätsfeldes (z. B. Hochquarz-Tiefquarz), andere sind kinetisch gehemmt und dauern Millionen von Jahren. Teilweise ist die Aktivierungsenergie sogar so hoch, dass die thermodynamisch instabile Modifikation als metastabile Phase erhalten bleibt (z. B. Diamant-Graphit). Diese Hemmung der Reaktion führt zu einem „Einfrieren“ des thermodynamischen Gleichgewichts, das zu einem früheren Zeitpunkt herrschte. Daher liefert der Mineralbestand eines Gesteins Informationen über die Bildung und Entwicklungsgeschichte eines Gesteins und trägt damit zur Kenntnis des Ursprungs und der Entwicklung des Planeten Erde bei (siehe auch: Präsolares Mineral). Lagerstättenkundliche BedeutungMineralische Rohstoffe werden in Energierohstoffe, Eigenschaftsrohstoffe und Elementrohstoffe unterteilt. Energierohstoffe sind z. B. die Minerale Uraninit und Thorit als Kernbrennstoffe. Eigenschaftsrohstoffe werden ohne chemische Zerlegung in der Technik verwendet, darunter fallen z. B. Quarz für die Glas- und Tonminerale für die keramische Industrie. Elementrohstoffe werden mit dem Ziel abgebaut, ein bestimmtes chemisches Element zu gewinnen. Handelt es sich dabei um ein Metall, so spricht man von einem Erz. Eine Anreicherung von Rohstoffen bezeichnet man als Lagerstätte, wenn sie wirtschaftlich abbaubar ist. Der Begriff ist somit ökonomisch, nicht wissenschaftlich geprägt: Ob eine gegebenes Vorkommen kommerziell ausgebeutet werden kann, hängt von den Abbau- und Aufbereitungskosten und dem Marktwert des enthaltenen Metalls ab – während der Eisenanteil von Mineralen bei bis zu 50 % liegen muss, um einen finanziellen Gewinn zu erzielen, reichte im Jahr 2003 bei dem wesentlich wertvolleren Platin bereits ein Anteil von 0,00001 % dazu aus. Neben der Gliederung nach der Verwendung des Rohstoffs ist auch eine Klassifizierung nach der Entstehung üblich. Sedimentäre Lagerstätten, wie z. B. die so genannten gebänderten Eisenerzformationen, bildeten sich durch Fällungsreaktionen bei Änderung von pH-Wert, Druck und Temperatur oder durch den Einfluss von Bakterien oder durch Verwitterungsprozesse und den Transport von Mineralen aus ihrem ursprünglichen Entstehungsgebiet und ihre Ablagerung als (Seifen), z. B. von Seifengold, am Grund von Flüssen, Seen oder flachen Meeren. Hydrothermale Lagerstätten bilden sich, indem Oberflächen- oder Tiefenwässer bestimmte Elemente aus den umgebenden Gesteinen lösen und diese an anderer Stelle ablagern oder aus Restfluiden nach der Erstarrung eines Magmas. Magmatische Lagerstätten entstehen durch die Kristallisation eines Magmas. Ein Beispiel sind viele Platin- und Chromit-Lagerstätten. Metamorphe Lagerstätten entstehen erst durch die Umwandlung von Gesteinen, z. B. Marmor-Lagerstätten. Gemmologische Bedeutung
Einige Minerale finden als Schmuck Verwendung. Wenn sie transparent sind und ihre Härte größer als 7 ist, bezeichnet man sie als Edelsteine, andernfalls als Schmucksteine. 95 % des weltweiten Umsatzes auf diesem Markt wird mit Diamanten erzielt, der Rest fast ausschließlich mit Saphiren, Smaragden und Rubinen. Um die durch Farbe und Glanz beeinflusste Schönheit eines Schmucksteins zur Geltung zu bringen, muss er geschliffen und poliert werden. Dazu existieren zahlreiche verschiedene Schliffformen: Durchsichtige oder durchscheinende Varietäten werden in der Regel mit Facettenschliffen versehen, bei denen meist in festen Winkelbeziehungen zueinanderstehende Flächen, die so genannten Facetten, die Lichtreflexion maximieren. Undurchsichtige Minerale erhalten hingegen glatte, einflächige Schliffe. Der Asterismuseffekt eines Sternsaphirs beispielsweise lässt sich nur durch den so genannten Cabochonschliff erzielen. Das Feuer eines im Brillantschliff geschliffenen Diamanten hängt in der Hauptsache von der Einhaltung bestimmter Winkelverhältnisse der einzelnen Facetten sowie von seinen Proportionen ab. Esoterische BedeutungVielen Mineralen wird in der Esoterik eine Bedeutung als Symbol- oder Heilstein zugesprochen. So werden unter anderem verschiedenen Gestirnen, Tierkreiszeichen und Monaten bestimmte Minerale oder Gesteine zugeordnet: - Planetensteine
- Tierkreiszeichensteine
- Monatssteine
Sonstige BedeutungDas gemahlene Tonmineral Lavaerde aus dem marokkanischen Atlasgebirge wird bereits seit der Antike als Körper- und Haarreinigungsmittel verwendet. Systematik der MineraleIn der modernen Systematik werden Minerale nach ihrer chemischen Zusammensetzung und Kristallstruktur klassifiziert und in neun Mineralklassen eingeteilt: 1. Elemente: gediegene Elemente sind Minerale, die in der Natur in freier, ungebundener Form vorliegen. Hierzu zählen 23 Elemente (18 Metalle und 5 Nichtmetalle), sowie ihre Modifikationen und Legierungen.
2. Sulfide und Sulfosalze: Sulfide und Sulfosalze bestehen aus einer Verbindung von Schwefel, Selen, Tellur, Arsen, Antimon und Bismut. Hierzu zählen etwa 600 Mineralien, von denen einige große Bedeutung als Erze haben.
3. Halogenide: Die etwa 140 Halogenide bestehen aus einer Verbindung mit den Halogenen Fluor, Chlor, Brom oder Iod mit Kationen wie Natrium oder Calcium. Hierunter fallen viele Salze. 4. Oxide und Hydroxide: Aus der Verbindung von Metallen oder Nichtmetallen mit Sauerstoff oder Hydroxylgruppen (OH- -Gruppen) entstehen die etwa 400 Oxide bzw. Hydroxide (auch Oxyde genannt). 5. Karbonate, Nitrate, Borate: Hierzu zählen die Salze der Salpetersäure, Kohlensäure und Borsäure. 6. Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate, Wolframate: Hierzu zählen die Salze der Schwefelsäure, Chromsäure, Molybdänsäure und Wolframsäure, außerdem die Selenate und Tellurate mit zweiwertigen tetraedrischen Komplexionen (Bsp. [SO4]2-). Die Gruppe umfasst etwa 700 Mineralien. 7. Phosphate, Arsenate, Vanadate: Zu dieser Gruppe zählen alle Minerale mit dem Säurerest H3XO4, wobei X für Phosphor, Vanadium, Arsen stehen. 8. Silikate (und Germanate): Die Silikate mit ihren vielen gesteinsbildenden Mineralen stellen die größte Klasse (91 % der Erdkruste) dar, in denen der [SiO4]4--Tetraeder einen wesentlichen Baustein darstellt. Hinzugezählt werden außerdem noch die sehr seltenen Germanate.
- Inselsilikat: Zirkon - Gruppensilikat: Melilith - Kettensilikat: Diopsid - Bandsilikat: Hornblende - Schichtsilikat: Kaolinit - Gerüstsilikat: Quarz 9. Organische Minerale: Hierzu zählen Salze organischer Säuren, aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe, stickstoffhaltige Verbindungen (Amide organischer Säuren oder Heterocyclen) und Harze. Bernstein wird von der IMA nicht als Mineral anerkannt!
Literatur
|
- Definition des Mineralbegriffs
- GeologieInfo – Mineralogie: Mineraleigenschaften
- The official IMA-CNMNC List of Mineral Names (engl.)
- Hauptseite des Mineralienatlas
- Webmineral (Mineraldatenbank) – Hauptseite (engl.)
- Mineralogy Database (MinDat) – Hauptseite (engl.)
- Herkunft von Mineraliennamen
- Das Projekt Riesenkristalle (engl.)
- Aufbau einer Mineraliensammlung