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Morbus Wilson
Bei Morbus Wilson, auch Hepatolentikuläre Degeneration, Kupferspeicherkrankheit oder Wilson-Krankheit, handelt es sich um eine Erbkrankheit, die autosomal-rezessiv vererbt wird und zur Folge hat, dass der Körper Kupfer vermindert ausscheidet und vermehrt in Leber und Zentralnervensystem speichert. Die Erkrankung manifestiert sich hauptsächlich im Jugend- bzw. jungen Erwachsenenalter. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
HäufigkeitDie Prävalenz von Morbus Wilson beträgt ca. 1 zu 30.000. 1 von 180 Personen ist heterozygoter Überträger. UrsacheUrsache ist eine Mutation im Gen ATP7B, dem „Wilson-Gen“, das sich auf Chromosom 13 befindet. Dieses kodiert das „Wilson-Protein“, eine Kupfer bindende, Kationen transportierende ATPase. Es sind über 250 verschiedene Mutationen am Wilson-Gen bekannt, was den unterschiedlichen Verlauf des Morbus Wilson erklärt. Durch die Mutation entsteht eine Fehlleistung des Wilson-Proteins (ATP7B), das u.a. für den Transport von Kupfer aus der Leber in die Galle verantwortlich ist (s.a. Caeruloplasmin). Beim Morbus Wilson wird das Kupfer nicht, wie bei einem gesunden Menschen üblich, mit der Galle und somit über den Stuhl ausgeschieden, sondern im Organismus eingelagert und entfaltet so seine toxische Wirkung. SymptomeHäufig werden Patienten zwischen dem 14. und 25. Lebensjahr erstmals symptomatisch. Die Symptome werden durch die Kupferüberladung in den betroffenen Organen, insbesondere Leber und Gehirn - Stammganglien, ausgelöst. Eine Erstmanifestion nach dem 40. Lebensjahr ist sehr selten. Die Leber ist bei jedem Patienten mit M. Wilson betroffen, kann aber in ihrer Ausprägung sehr stark variieren. Man unterscheidet grundsätzlich zwei Patiententypen, die mit neurologisch-psychiatrischer Symptomatik und die mit einem mehr oder weniger ausgeprägten Leberschaden. Die Art der psychiatrischen und neurologischen Störungen können sehr vielfältig sein, wie z. B. starke Gefühlsschwankungen, zittrige Hände oder eine verwaschene, undeutliche Aussprache. Bei vielen Patienten mit neurologischer Symptomatik findet man einen Kayser-Fleischer-Kornealring im Auge vor. Dieser ist aber nicht zwingend vorhanden und daher zum Ausschluss von Morbus Wilson bei Nichtvorhandensein ungeeignet. Bei den hepatischen Symptomen reicht das Spektrum von einer leichten Erhöhung der Transaminasen bis hin zur Leberzirrhose. Da die Symptome manchmal einer alkoholischen Hepatitis sehr ähneln, besteht hier die Gefahr einer Fehldiagnose. DiagnoseDie Diagnose eines Morbus Wilson ist nicht immer einfach zu stellen. Die Gründe hierfür sind einerseits die Seltenheit der Erkrankung, und andererseits die Vielfalt der möglichen Symptome. Grundsätzlich sollte bei jedem Patienten mit unklarer Leberwerterhöhung und nicht eindeutig erklärbaren neurologischen Symptomen Morbus Wilson ausgeschlossen werden. Dieses gilt insbesondere für Patienten im Kindes- und Jugendalter. Bei Verdacht auf Morbus Wilson wird in der Cornea mittels einer Spaltlampenuntersuchung des Auges nach dem typischen Kayser-Fleischer-Kornealring gesucht. Dieser ist nicht immer vorhanden. Im Laborbefund sind die Werte für Coeruloplasmin und der Gesamtkupfergehalt im Blutserum typischerweise erniedrigt. Der Spiegel an freien Kupferionen im Serum ist aber erhöht. Die Kupferausscheidung im Urin ist auf > 1,6 μmol/l erhöht. Der Penicillamintest dient dazu, Morbus Wilson bei normalen Werten für Coeruloplasmin im Serum und Kupfer im Urin auszuschließen. Durch Gabe von Penicillamin steigt die Konzentration von Kupfer im Urin bei Morbus Wilson immer auf >25 μmol/l an. Mittels Leberbiopsie lässt sich der diffus verteilte Kupfergehalt der Leberzellen nachweisen. Durch MRT können der erhöhte Kupfergehalt der Leber, sowie Veränderungen der Basalganglien nachgewiesen werden. Eine Mutationsanalyse wird nicht routinemäßig durchgeführt, ist eventuell für Angehörige indiziert. TherapieEine kupferarme Kost als alleinige Therapie ist nicht ausreichend. Die medikamentöse Therapie ist die Standardtherapie. Hierbei werden Medikamente gegeben, die entweder im Körper vorhandenes Kupfer binden und über die Nieren ausscheiden oder die Aufnahme von Kupfer über die Nahrung verhindern. Zu den kupferbindenden Wirkstoffen zählen D-Penicillamin und Trientine, wobei D-Penicillamin (z.B Metallcaptase) das Mittel der Wahl darstellt. Bei Unverträglichkeit wird oft auf Trientine zurückgegriffen. Die Kupferaufnahme kann durch hohe Tagesdosen von Zink verhindert werden. Eine Einnahme von Zink unterhalb der erforderlichen täglichen Dosis hat keinen ausreichenden Effekt auf die Kupfereinlagerung. Auf Zink sollte erst umgestellt werden, wenn die Kupferspeicher im Körper entleert wurden, d. h. es wird nur als Erhaltungstherapie empfohlen und nicht als Initialtherapie. Außerdem ist die gleichzeitige Einnahme von Zink und einem kupferbindenden Wirkstoff zu vermeiden, da sich die Wirkung der beiden Stoffe unter ungünstigen Umständen gegenseitig aufheben kann. Als letzter Ausweg bei einer zu weit fortgeschrittenen Erkrankung bietet sich eine Lebertransplantation an, um die defekten Leberzellen gegen gesunde zu ersetzen und den Morbus Wilson zu heilen. Natürlich bringt eine Lebertransplantation andere schwerwiegende Probleme mit sich. PrognoseFrühzeitig erkannt und lebenslang therapiert ist Morbus Wilson als gut behandelbar anzusehen. Die Lebenserwartung unterscheidet sich dann nicht oder nur geringfügig von gesunden Menschen. Unbehandelt, oder als schwerer Morbus Wilson verläuft die Krankheit oft tödlich. ForschungsgeschichteEntdeckt und beschrieben wurde die Krankheit erstmalig 1854 von Friedrich Theodor von Frerichs. Eine detailliertere Darstellung erfolgte 1898 von Carl Friedrich Otto Westphal sowie Adolf von Strümpell. Die heute favorisierte Namensgebung erfolgte durch die umfassende Darstellung durch Samuel Alexander Killian Wilson in seiner Doktorarbeit von 1922.
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Morbus_Wilson aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |