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Metamizol
Metamizol oder Novaminsulfon ist ein Pyrazolon-Derivat und Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsauren Nichtopioid-Analgetika. Es besitzt unter diesen die höchste analgetische (schmerzlindernde) und antipyretische (fiebersenkende) Wirkung. Als Nebenwirkungen können vor allem Überempfindlichkeitsreaktionen sowie eine Schädigung der Zellbildung im Knochenmark (Agranulozytose) auftreten. Die Häufigkeit dieser schweren Nebenwirkung wird sehr unterschiedlich beschrieben und führte dazu, dass Metamizol in einigen Ländern, vor allem des angelsächsischen Sprachraums, jedoch auch in Schweden, nicht zugelassen ist. Im deutschsprachigen Raum ist die Anwendung weit verbreitet. Es wurde 1922 von der Firma Hoechst als Novalgin® auf dem deutschen Arzneimittelmarkt eingeführt.[1] Metamizol ist in verschiedenen Darreichungsformen im Handel: Tabletten, Brausetabletten, Tropfen, Zäpfchen und Injektionslösung zur intravenösen oder intramuskulären Gabe. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
WirkungenMetamizol bewirkt eine reversible Hemmung der Cyclooxygenase und wirkt durch die Reduktion der Prostaglandinsynthese stark schmerzlindernd (analgetisch), stark fiebersenkend (antipyretisch) sowie leicht entzündungshemmend (antiphlogistisch). Daraus ergeben sich die Anwendungsgebiete, die in starken akuten oder chronischen Schmerzen (postoperativ, Tumorschmerz) sowie hohem Fieber, das auf andere Maßnahmen nicht anspricht, zu sehen sind. Als einziges Nicht-Opioid-Analgetikum wirkt Metamizol darüber hinaus krampflösend (spasmolytisch), so dass es auch zur Schmerztherapie bei Koliken der Gallen- und Harnwege eingesetzt werden kann.[2][3] Der Wirkmechanismus von Metamizol ist nicht gänzlich geklärt. Vermutlich haben Metamizol und sein Hauptmetabolit 4-N-Methylaminoantipyrin neben den peripheren Wirkungen zusätzliche Effekte im zentralen Nervensystem.[3] NebenwirkungenAgranulozytoseBei einer akuten Agranulozytose handelt es sich um eine Störung der Bildung von Granulozyten im Knochenmark, einer Unterart von weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die vermutlich immunologisch bedingt ist. Als Symptome können zuerst lokale Infekte mit Halsschmerzen, Schleimhautschäden (Ulzera), Fieber und Schüttelfrost und später eine Generalisierung der Infektion (Sepsis) auftreten. Als Therapie werden - neben dem Ausschalten des Auslösers -Antibiotika und eventuell Granulozyten-Transfusionen oder Stimulationsfaktoren (G-CSF) gegeben. Bei Absetzen des Auslösers ist die Bildungsstörung reversibel, bei fortgeführter Gabe ist jedoch eine Mortalität von bis zu 10 % möglich. Neben der Agranulozytose kommen auch Fälle mit einer Blutbildstörung (Neutropenie), jedoch ohne klinische Symptome, vor. Die intravenöse Gabe ist mit einem erhöhtem Risiko der Agranulozytose verbunden.[2][3] Die Häufigkeit einer Agranulozytose bei der Gabe von Metamizol wird kontrovers diskutiert.[4] 1986 kam die sogenannte Boston-Studie, die Ergebnisse von 300 Kliniken zusammentrug, zu einer Häufigkeit von 1,1 pro 1 Mio. Anwendungen pro Woche.[5] Eine neuere schwedische Studie fand ein weitaus höheres Risiko der Agranulozytose von 1 pro 1439 Verordnungen.[6] Neben verschiedenen Falldefinitionen in den Studien wird auch ein lokal unterschiedliches Bevölkerungsrisiko sowie die Dauer der Therapie und die Art der Applikation für die unterschiedlichen Ergebnisse verantwortlich gemacht.[4] Das absolute Mortalitätsrisiko beträgt unter Berücksichtigung der relevanten Komplikationen und Nebenwirkungen bei Metamizol 25 Todesfälle pro 100 Mio. Behandlungen und ist damit deutlich geringer als bei der Anwendung von Acetylsalicylsäure (185) oder Diclofenac (592).[7] Aufgrund des Agranulozytoserisikos wurde Metamizol in einigen Ländern vom Markt genommen, bzw. nicht zugelassen, unter anderem in Schweden, Dänemark, Griechenland, Island, England und den USA.[8] In Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie vielen anderen Ländern wird die therapeutische Breite hingegen als hoch eingeschätzt und der Wirkstoff häufig eingesetzt. 2001 wurde Metamizol in Deutschland 5,6 Mio. mal verordnet, der Umsatz betrug 55 Mio. DM.[4] Weitere NebenwirkungenMetamizol kann selten (< 0,1 %) eine Überempfindlichkeitsreaktion (Anaphylaxie) auslösen oder bei bestehendem Asthma bronchiale, Heuschnupfen und chronischen Atemwegserkrankungen einen akuten Anfall auslösen. Im Gegensatz zu anderen nicht-Opioid-Schmerzmitteln wie z. B. Acetylsalicylsäure oder Diclofenac ist Metamizol gut magenverträglich, Magengeschwüre (Ulcera) treten praktisch nie auf. Häufiger hingegen sind mitunter krisenhafte Blutdruckabfälle bei zu schneller intravenöser Injektion bis hin zum Schock. Ein Suchtpotenzial wie bei Opioiden existiert nicht, dagegen sind bei chronischer Einnahme Organschädigungen, z. B. der Nieren möglich, da Metamizol die Nierenfunktion vermindert. Sehr selten manifestiert sich diese Einschränkung auch als akutes Nierenversagen mit akuter interstitieller Nephritis nichtdestruierender Natur. Übelkeit und Erbrechen können weiterhin auftreten, gelegentlich tritt eine harmlose Rotfärbung des Urins durch Stoffwechselprodukte auf. Metamizol verursacht keine Atemdepression, keine Sedierung und hat keinen relevanten Einfluss auf die Blutgerinnung.[2][3] GegenanzeigenKontraindikationen für die Gabe von Metamizol sind eine bekannte Unverträglichkeit, eine hepatischen Porphyrie (angeborene oder erworbene Störung der Produktion des roten Blutfarbstoffes) sowie ein Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel. Als relative Kontraindikation gelten Säuglinge unter drei Monaten (keine vorliegenden Daten), Schwangerschaft und Stillzeit sowie vorbestehende Störungen der Blutbildung.[2][3] WechselwirkungenMetamizol bewirkt eine Abnahme des Ciclosporin-Serumspiegels, weshalb dieser bei gleichzeitiger Anwendung kontrolliert werden muss. Weiterhin kann die Wirkung von Diuretika abgeschwächt werden.[1] PharmakokinetikMetamizol, das selbst ein Prodrug ist, wird zum pharmakologisch wirksamen 4-N-Methylaminoantipyrin (MAA) hydrolysiert. Die Bioverfügbarkeit von Methylaminoantipyrin liegt bei etwa 90 % und ist nach oraler Gabe etwas höher als nach intravenöser Anwendung. Metamizol wird in der Leber (hepatisch) verstoffwechselt und hauptsächlich über die Niere (renal) ausgeschieden. Plasmahalbwertzeit und Wirkdauer betragen circa 2,5 Stunden. Eine gleichzeitige Nahrungsaufnahme kann zu einer verlangsamten Resorption von peroral verabreichtem Metamizol und damit zu einem leicht verzögerten Wirkungseintritt führen.[1] Quellen
Kategorien: Heterozyklische Verbindung | Arzneistoff |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Metamizol aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |