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Orpiment



Orpiment (Auripigment)
Chemismus As4S6
Mineralklasse nichtmetallartige Sulfide
II/F.02-70 (nach Strunz)
2.11.1.1 (nach Dana)
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse monoklin-prismatisch \ 2/m
Farbe zitronengelb bis bronzegelb
Strichfarbe hellgelb
Mohshärte 1,5 bis 2
Dichte (g/cm³) 3,4 bis 3,5
Glanz harziger Fettglanz, Perlmuttglanz
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch blättrig, biegsam
Spaltbarkeit vollkommen
Habitus selten kleine, prismatische o. blättrige Kristalle; körnige o. faserige Aggregate
Häufige Kristallflächen
Zwillingsbildung
Kristalloptik
Brechzahl α=2,40 β=2,81 γ=3,02
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
Δ=0,62 ; zweiachsig negativ
Pleochroismus gelb-gelb-grüngelb
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~
Weitere Eigenschaften
Phasenumwandlungen
Schmelzpunkt
Chemisches Verhalten in Kalilauge (KOH) löslich, färbt sich beim Erhitzen rot
Ähnliche Minerale
Radioaktivität
Magnetismus
Besondere Kennzeichen hochgiftig!

Orpiment, auch unter den veralteten Bezeichnungen Auripigment oder Arsenblende, seltener unter seiner chemischen Bezeichnung Arsen(III)-sulfid bekannt, ist ein Arsen-Schwefel-Mineral aus der Mineralklasse der nichtmetallartigen Sulfide.

Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung As4S6 und entwickelt meist blättrige, faserige Aggregate und Krusten, seltener kleine, prismatische oder auch pseudorhombische Kristalle in zitronen- bis bronzegelber Farbe.

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften

Im Durchlichtmikroskop erkennt man grobe, transparent gelbe Partikel, die eine blättrige Struktur aufweisen. Zahlreiche Spaltflächen sind erkennbar. Das Mineral ist doppelbrechend, unter gekreuzten Polarisatoren erscheinen extrem bunte anormale rote und blaugrüne Interferenzfarben.

Etymologie und Geschichte

Der Name Auripigment ist veraltet und wurde in der Mineralogie durch den Mineralnamen Orpiment abgelöst, als Bezeichnung für das in der Malerei eingesetzte Pigment ist Auripigment weiterhin gebräuchlich. Der Name leitet sich ab vom lateinischen aurum (Gold). Weiterhin war es bekannt unter dem griechischen Arrhenicon und daraus abgeleitet Arsenicon, Arsikon, Arzikon. Im deutschsprachigen Raum tauchen Bezeichnungen wie Risigallum, Ruschgäl, Rüschelecht und Rauschgelb auf, später auch Königsgelb, Arsenblende, gelber Hüttenrauch und Operment(um). In Frankreich und England kannte man es als Orpiment, in Italien als Oropimento.

Bildung und Fundorte

Orpiment entsteht neben Arsenik (As2O3) beziehungsweise Pararealgar (AsS) unter UV-Licht aus Realgar und hat damit die selben Fundorte wie dieses.

Struktur

Die Kristalle sind in ihrer Struktur schichtweise aus Arsensulfidschichten im Verhältnis As2S3 aufgebaut, einer sogenannten Schichtstruktur, aufgebaut. Innerhalb der Schichten herrschen starke, homöopolare (nicht-polare) Atombindungen und zwischen den Schichten schwache Van-der-Waals-Bindungen vor.


Verwendung als Pigment

Schon seit dem Altertum wurde das rötlich-gelbe Auripigment verwendet um Gold zu imitieren, denn es „gleicht dem Gold wie keine andere Farbe“, so Cennino Cennini. In Quellenschriften wie dem Leidener Papyrus X, dem Lucca Manuskript oder der Mappae Clavicula befinden sich viele Rezepte für Goldschriften. Nachgewiesen wurde das Auripigment in der altägyptischen Kunst, Wandmalereien in Indien und China, mittelalterlichen Buchmalereien, Skulpturenfassungen und Tafelbildern, in venetianischen Gemälden des 15. und 16. Jahrhunderts sowie Niederländischen Stillleben des 17. Jahrhunderts und tibetischen Thankas aus gleicher Zeit.

Vor der Erfindung von Chromgelb war Orpiment das leuchtendste Gelb, das man in der Malerei kannte. Heute wird es in der Anwendung durch ungiftige Teerfarbstoffe ersetzt.

Vorsichtsmaßnahmen

Viele Quellen warnen vor der hohen Giftigkeit des Auripigments. 1738 beschrieb Sprong es: „Königsgelb: Dies ist aus den besten Auripigmentstücken gemacht und deshalb sehr giftig. Der Nutzer sollte daher nicht versuchen daran zu riechen indem er die Nase darüber hält“. Auch Valentin Boltz warnt in seinem Illuminierbuch 1549 explizit: „Und hüt dich du kein pensel dieser Farb leckest, denn es ist schedlich“. Cennini bezeichnet es als "propio tosco", wahrhaft giftig, und in vielen Büchern (Schramm) sowie Listen von Pigmentherstellern (Kremer) wird es in die Giftklasse 1 bzw. 2 eingeordnet. Es findet sich aber auch die Aussage, dass Arsentrisulfid wenig toxisch sei. Da es in Wasser und Salzsäure unlöslich ist, könne es nicht, oder nur in geringen Mengen vom Körper aufgenommen werden. Vergiftungserscheinungen können auf eine "Verunreinigung" mit dem Abbauprodukt Arsenik (As2O3) zurückgeführt werden, welches als berühmtes (Selbst-)Mordgift Verwendung fand.

Neben seiner Giftigkeit zeigt sich insbesondere bei alten Gemälden ein weiterer Nachteil des Orpiments: unter Lichteinwirkung (direkte Sonneneinstrahlung) reagieren die bei der Malerei verwendeten Lösungsmittel mit dem Orpiment, so dass das Gelb im Lauf der Jahrhunderte zerfällt. Dies wirkt sich insbesondere auch auf Grüntöne aus, welche die alten Meister in Ermangelung eines schönen grünen Pigments häufig aus Orpimentfarblacken und einem blauen Pigment gemischt haben: dies ist der Grund, dass bei vielen alten Landschaftsgemälden durch das Verblassen des Gelbtons beispielsweise die Bäume blau geworden sind.

Siehe auch

Literatur

  • Edition Dörfler: Mineralien Enzyklopädie, Nebel Verlag, ISBN 3-89555-076-0
  • Prof. Dr. Martin Okrusch, Prof. Dr. Siegfried Matthes: Mineralogie, Springer Verlag Berlin (2005), ISBN 3-540-23812-3
  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Lehrbuch der Mineralogie (16. Aufl.), Ferdinand Enke Verlag (1978), ISBN 3-432-82986-8
  • Prof. Dr. Walter Schumann: Der neue BLV Steine- und Mineralienführer (6. Aufl.), BLV Verlags GmbH München (2002), ISBN 3-405-16441-9
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Orpiment aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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