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GlimmergruppeAls Glimmergruppe oder kurz Glimmer bezeichnet man eine Gruppe von Schichtsilikaten mit der chemischen Zusammensetzung I0,5-1 M2-3 [T4 O10 A2]. In dieser Formel bedeuten:
Die Koordination eines Kations bezeichnet in diesem Zusammenhang Anzahl und Art dessen nächster Nachbarn. Ein 12-fach koordiniertes Kation z.B. in Glimmern ist von 12 Sauerstoffatomen umgeben. Fett hervorgehoben sind die jeweils dominierenden Ionen. Die in Klammern stehenden Ionen können sich in beliebiger Mischung vertreten, stehen aber immer im selben Verhältnis zu den anderen Atomgruppen (Substitution). Strukturell zeichnen sich die Glimmer durch Schichten von TO4-Tetraedern und MO6-Oktaedern aus. Eine Oktaederschicht wird hierbei von 2 Tetraederschichten eingeschlossen. Untereinander sind diese T-O-T-Sandwiches nur sehr schwach über große niedrig geladene Zwischenschichtkationen (I: interlayer: zwischen den Schichten) verbunden. Charakteristisch für die Minerale der Glimmergruppe ist die perfekte Spaltbarkeit parallel zu diesen Schichtpaketen. Sie haben eine geringe Härte von 2 (parallel zu den Schichtebenen) bis 4 (alle anderen Richtungen). Ihre Farbe variiert von Weiß bis Braunschwarz und seltener Grün oder Rosa. Die Strichfarbe ist Weiß. Für viele technische Anwendungen der Glimmer ist deren sehr geringe elektrische Leitfähigkeit ausschlaggebend. Glimmer gehören zu den häufigsten gesteinsbildenden Mineralen und sind wichtige Bestandteile vieler magmatischer (Granite, Diorite, Pegmatite...) und metamorpher (Glimmerschiefer, Gneise) Gesteine.
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Etymologie und GeschichteGlimmer wurden bereits 1546 von dem Mineralogen Georgius Agricola erwähnt. Wo Glimmer leicht und zu günstigen Preisen erhältlich, Glas dagegen zu teuer war, wurde das Mineral insbesondere in ländlichen Gegenden für Fensterscheiben verwendet. Im 20. Jahrhundert wurden Glimmer erstmalig durch Charles-Victor Mauguin mit Röntgenstrahlen untersucht. Klassifizierung und NomenklaturNach der Klassifikation von Dana gehören die Glimmer zu den Schichtsilikaten (Klasse 71) mit Silikatschichten aus Secherringen und einen Verhältnis von Silikat- zu Oktaederschichen von 2:1 (Dana 71.1). Darin sind die Glimmer durch die Untergruppen 71.2.2a (Muskovituntergruppe), 71.2.2.b (Biotituntergruppe), 1.2.2.c (Margarituntergruppe) und 71.2.2.d (Hydroglimmer) vertreten. Strunz ordnet die Glimmer zu den Schichtsilikaten (Klasse VIII/H) und unterteilt sie in die Gruppen VIII/H.10 (Glimmergruppe Muskovitreihe), VIII/H.11 (Glimmergruppe Biotitreihe), VIIIH.12 (Glimmergruppe Lepidolitreihe) und VIII/H.13 (Glimmergruppe Glaukonitreihe). Die aktuelle Klassifikation der Glimmer wurde von einer Arbeitsgruppe der IMA Kommission für neue Minerale, Klassifikation und Nomenklatur vorgelegt. Sie unterteilt die Glimmergruppe anhand der Besetzung der I-Position, das ist die Kationenposition zwischen den T-O-T-Sandwiches, in drei Untergruppen:
Diese Untergruppen werden wiederum unterteilt nach der Besetzung der oktaedrisch koordinierten M-Position:
Im folgenden sind die verschiedenen Glimmer der einzelnen Untergruppen mit ihren idealisierten Zusammensetzungen aufgeführt. Strunz, Dana und die IMA nehmen in Einzelfällen eine unterschiedliche Zuordnung der Glimmerminerale zu den Gruppen vor. Hier ist die Klassifikation der IMA wiedergegeben. Echte Glimmer: Dioktaedrisch (Muskovitreihe)
Trioktaedrisch (Biotitreihe)
Sprödglimmer: (Dana: Margarituntergruppe; Strunz: Lepidolitreihe) Dioktaedrisch
Trioktaedrisch
Zwischenschicht-Defizitäre Glimmer: (Dana: Hydroglimmer; Strunz: Glaukonitreihe) Dioktaedrisch
Trioktaedrisch
Seriennamen Einige althergebrachte Namen sind als Bezeichnungen für Michkristallzusammensetzungen zulässig, wenn eine genauere Charakterisierung nicht möglich ist.
VorkommenGlimmer sind häufige Bestandteile von magmatischen, metamorphen und Sedimentgesteinen. Die Varietät Muskovit findet sich beispielsweise besonders oft in quarzreichen Graniten oder Pegmatiten, daneben auch in metamorphen Gesteinen wie zum Beispiel Phyllit. Als sehr verwitterungsbeständige Varietät tritt sie auch in Sedimentgesteinen wie zum Beispiel Sandstein auf. Biotit verwittert wesentlich leichter und findet sich daher eher in Granit oder Diorit. StrukturGlimmer sind Schichtsilikate, bei denen Tetraeder aus Silicium und Sauerstoff in charakteristischen Schichten zusammenhängen, zwischen denen nur sehr schwache Bindungskräfte bestehen. An diesen Schichten lassen sich die tafeligen Kristalle der Minerale daher leicht spalten. Häufig findet man sechseckige elastisch verformbare Blättchen, die sich in schuppigen Aggregaten vereinigt haben. Glimmerkristalle können zu erheblicher Größe heranwachsen; aus dem Ural in Russland sind 5 Quadratmeter große und 50 Zentimeter dicke Exemplare bekannt geworden. VerwendungAufgrund der leichten Spaltbarkeit entlang der Schichtebenen lassen sich Glimmer in dünne transparente Scheiben aufspalten, die aufgrund des hohen Schmelzpunktes des Minerals in industriellen Schmelzöfen als Glasersatz für Inspektionsfenster zum Einsatz kommen. Glimmer und Kunstglimmer wird als elektrischer Isolator und als Trägermaterial für Heizdrähte verwendet (Lötkolben, Toaster, Elektroherd). Glimmer hält Temperaturen von über 600 °C aus. Glimmerscheiben werden als Isolierscheibe zwischen Leistungs-Halbleiterbauelementen und deren Kühlkörper verwendet. Weiterhin wird Glimmer (Mikanit, engl. mica) als Dielektrikum für sehr verlustarme Kondensatoren für hohe Frequenzen und Leistungen, als Fenstermaterial von Zählrohren und - in Form von Kunstglimmer - als Abdeckung in Mikrowellenöfen eingesetzt. Mit anorganischen Interferenzschichten, beispielsweise Siliciumdioxid und Titandioxid beschichteter Glimmer wird seit Mitte der 1980er Jahre unter anderem in Automobillacken und Kosmetika eingesetzt (Iriodin) und erzeugt den sogenannten „Perlglanzeffekt“. Außerdem finden Glimmer - ebenfalls unter der INCI Bezeichnung Mica (CI 77019) - Anwendung in allen Arten von dekorativer Kosmetik. Als Plattenwerkstoff wird das Material im Schiffsbau, Hochbau und in der Fertigung von Kaminen eingesetzt. Hauptproduzenten sind die USA und die Volksrepublik China. Siehe auchEinzelnachweiseLiteratur
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Glimmergruppe aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |