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Peter Duesberg



Peter H. Duesberg (* 2. Dezember 1936) ist Professor für Molekular- und Zellbiologie an der University of California, Berkeley, USA. Sein wissenschaftliches Leben widmete er der Erforschung von Retroviren und der Karzinogenese. 1970 isolierte Duesberg das erste Onkogen. 1986 wurde er zum ordentlichen Mitglied der National Academy of Sciences gewählt und erhielt von 1985-1992 einen "Outstanding Investigator Grant" vom "National Institute of Health" verliehen. Aufgrund seiner abweichenden Meinung, dass HIV ein "passenger virus"[1] mit nicht ausreichender Pathogenität zur Auslösung von Aids ist, hat sich Duesberg seit etwa 1993 von großen Teilen der wissenschaftlichen Gemeinschaft vom wissenschaftlichen Diskurs ausgeschlossen. Seit 1992 beschäftigt sich Duesberg erfolglos mit der Erforschung einer modifizierten „Aneuploidie-Krebs-Hypothese“, die ursprünglich von Theodor Boveri im Jahre 1914 formuliert wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Duesberg studierte Chemie in Würzburg, Basel und München und promovierte 1963 an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Er arbeitete am Max-Planck-Institut für Virusforschung in Tübingen und ist seit 1973 ordentlicher Professor am Department of Molecular & Cell Biology der University of California, Berkeley. 1986 bis 1987 wurde er als Forschungsgast ans National Institute of Health, Bethesda, MD, USA berufen. Von 1997 bis 1998 war er regelmäßiger Gastprofessor an der Medizinischen Hochschule in Mannheim der Universität Heidelberg (III. Medizinische Klinik, Prof. R. Hehlmann).

Im Jahr 2000 berief ihn der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki in ein international besetztes wissenschaftliches Beratergremium, das zu zwei Drittel aus Vertretern der HIV-AIDS-Theorie und zu einem Drittel aus Vertretern mit abweichenden Meinungen bestand, um offene Fragen zu klären und um Perspektiven zur Bekämpfung von AIDS in Afrika auszuarbeiten. Von 2000-2003 wurde er zum „Mildred Scheel Gastprofessor“ der Deutschen Krebshilfe an der Medizinischen Hochschule in Mannheim der Universität Heidelberg berufen, um seine Krebstheorie weiterentwickeln zu können.

Ehrungen

Duesberg ist Träger zahlreicher Forschungspreise und Auszeichnungen u.a.:

  • 1969 Merck Award
  • 1971 California Scientist of the Year,
  • 1986 Outstanding Investigator Award des National Institute of Health
  • 1988 Wissenschaftspreis Hannover

HIV/Aids-Hypothese

Duesberg ist das bekannteste Mitglied der Group for the Scientific Reappraisal of the HIV-Aids Hypothesis, einer Gruppe von Wissenschaftern und Wissenschafterinnen, die in Frage stellen, dass Retroviren vom Typus HIV die Immunschwächekrankheit AIDS verursachen (siehe Aids-Dissidenten).

Er hält die virale AIDS-Erklärung für wissenschaftlich nicht erwiesen. Nicht die von ihm als harmlos betrachteten HI-Viren, sondern der Drogenmissbrauch und die Einnahme hochtoxischer AIDS-Medikamente, vor allem Zidovudin (AZT), führen seiner Ansicht nach zu AIDS. Seine Thesen werden in zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen bestritten.

Vor 1984 beschäftigte sich die Aids-Forschung hauptsächlich mit der Drogenhypothese. Nachdem der Retrovirologe Robert Gallo auf einer weltweit beachteten Pressekonferenz seine Überzeugung zum Ausdruck brachte, dass HIV die wahrscheinliche Ursache für AIDS sei, wurden Forschungsgelder auch in die HIV-Forschung investiert. Die Drogen-AIDS-Erklärung wurde schon bald als falsch erkannt. Duesbergs Anträge auf staatliche Förderung von Studien zum Vergleich der Ursachen HI-Viren und Drogen als Auslöser der Immunschwäche wurden daher nicht bewilligt.[2] Die US-Regierung sperrte seiner Arbeitsgruppe nach den ersten leugnenden Stellungnahmen zur viralen Aids-Erklärung 1992 die Forschungsgelder. Seitdem finanziert er seine Forschung mit Spenden.

Aneuploidie-Krebs-Hypothese

Die „klassische“ Hypothese zur Krebsentstehung geht davon aus, dass karzinogene Umweltfaktoren zur Mutation weniger spezieller, krebsassoziierter Gene führt. Hierdurch kommt es zur Inaktivierung von Tumorsuppressorgenen und Überaktivierung von Onkogenen, wodurch ein verstärktes Wachstum mutierter Zellen ermöglicht wird. Eine Modifikation geht davon aus, dass durch die Mutationen zusätzlich DNA-Synthese und Reparaturgene inaktiviert werden und es so zur Akkumulation genomischer Defekte kommt. Durch diese Mechanismen entstehen solide Tumore.

Im Gegensatz dazu geht Duesberg davon aus, dass es durch Umwelttoxine zur fehlerhaften Zellteilung kommt, wodurch aneuploide Zellen, d.h. Zellen mit abnormalen Chromosomensätzen entstehen (eine normale Zelle verfügt über einen diploiden Chromosomensatz). Kommt es nun z.B. zu einer Vermehrung bestimmter Chromosomenabschnitte, dann steht nun ein Vielfaches bestimmter Gene bereit, die z.B. durch Überexpression bestimmter Proteine zu einer Entgleisung von Enzymsystemen führen können, welche die Synthese und Reparatur der DNA regulieren. Experimentell konnte nachgewiesen werden, dass die genetische Instabilität von Krebszellen proprotional zum Grad der Aneuploidie ist. Rein spekulativ ist hingegen die Behauptung, durch Umwelttoxine komme es zur Aneuploidiebildung.

Anerkennung der wissenschaftlichen Arbeit von Duesberg

Im Dezember 2006 ist Duesberg in die World Innovation Foundation (WIF)[3] aufgenommen worden. Der WIF gehören über 1.000 hochrangige und anerkannte Wissenschaftler an, darunter auch 91 Nobelpreisträger. Die WIF setzt sich für die Gründung freier und unabhängiger Forschungseinrichtungen ein.

Die Mai 2007-Ausgabe des Scientific American enthält einen Aufsatz von Duesberg zu seinen alternativen Theorien der Krebsentstehung.[4] Aufgrund der Umstrittenheit der Person Duesberg beginnt das Heft mit einem Editorial, welches sich intensiv mit Duesberg und seiner bisherigen Arbeit zur AIDS- und Krebsentstehung auseinandersetzt. Es endet mit dem Fazit: "We respect the opinions of any readers who may criticize our choice to publish Duesberg in this case but hope they will nonetheless evaluate his ideas about cancer on their own merits."

Literatur

Aneuploidie:

  • Boveri T. Zur Frage der Entstehung maligner Tumoren. Jena: Gustav Fischer Verlag, 1914.
  • Duesberg P.H. Activated proto-oncgenes: sufficient or necessary for cancer? Science 157, 24-28, 1985.
  • Duesberg P.H. Genetic instability of cancer cells is proportional to their degree of aneuploidy. Proceedings of the National Academy of Sciences 95, 13692-13697, 1998.
  • Duesberg P., Li R. Multistep carcinogenesis, a chain reaction of aneuploidizations. Cell Cycle 2, 202-210, 2003.
  • Fabarius A., Hehlmann R., Duesberg P. Instability of chromosome structure increases exponentially with degrees of aneuploidy. Cancer Genet. Cytogenet. 143, 59-72, 2003.

Aids:

  • Duesberg P., Koehnlein C., Rasnick, D. The chemical bases of the various AIDS epidemics: recreational drugs, anti-viral chemotherapy and malnutrition. J Biosci. 28, 383-412, 2003.
  • Duesberg P., Rasnick D. The AIDS dilemma: drug diseases blamed on a passenger virus. Genetica. 104, 85-132, 1998.
  • Duesberg P. Inventing the AIDS Virus. Regnery Publishing, 1997.
  • Harvey Bialy: Oncogenes, Aneuploidy and AIDS. A Scientific Life & Times of Peter H. Duesberg. North Atlantic Books, 2004, ISBN 1556435312
  • Jon Cohen: The Duesberg Phenomenon. In: Science, 266 (1994), S. 1642–1649

Retroviren:

  • Duesberg P.H. Retroviral transforming genes in normal cells? Nature 304, 219-225, 1983.
  • Duesberg P.H. Retroviruses as carcinogens and pathogens: Expectations and reality. Cancer Res. 47, 1199-1220, 1987.

Quellen

  1. Ein Begriff von Duesberg, siehe dazu passenger virus in der englischsprachigen Wikipedia.
  2. Siehe Serge Lang: "To fund or not to fund".
  3. Siehe Webseite der World Innovation Foundation.
  4. Siehe den Artikel "Chromosomal Chaos and Cancer" bei Scientific American online.
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Peter_Duesberg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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