Um alle Funktionen dieser Seite zu nutzen, aktivieren Sie bitte die Cookies in Ihrem Browser.
my.chemie.de
Mit einem my.chemie.de-Account haben Sie immer alles im Überblick - und können sich Ihre eigene Website und Ihren individuellen Newsletter konfigurieren.
- Meine Merkliste
- Meine gespeicherte Suche
- Meine gespeicherten Themen
- Meine Newsletter
ReibungReibung (auch Friktion) ist die Gesamtheit der Kräfte an der Grenzfläche zweier Körper, die ihre gegenseitige Bewegung hemmen oder verhindern. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
EinführungReibung beruht auf der Beschaffenheit der Kontaktflächen von Körpern. Bei rauhen Flächen benötigt man große Kräfte, um die Körper relativ zueinander zu bewegen. Bei glatten Flächen genügen geringe Kräfte. Im mikroskopischen Sinn sind beide Körper ineinander "verhakt" oder "halten sich gegenseitig fest". Die verschiedene Körnigkeit oder Rauheit von Schmirgelpapier ist hier ein leicht nachvollziehbares Beispiel.
Eine zusätzliche Flüssigkeit zwischen den Kontaktflächen hat eine glättende Wirkung. Die Flüssikeit dringt in die mikroskopisch kleinen Täler der Oberfläche ein. Es entsteht eine flüssige Trennschicht zwischen den Körpern. Das nennt man Schmierung. Die flüssige Trennschicht heisst dann Schmierfilm. Ist die Verschiebebewegung einmal in Gang gekommen, dann ist der Flächenkontakt der Körper nicht mehr so intensiv. Die notwendige Verschiebekraft wird kleiner als zu Anfang. Man spricht von Haftreibung oder Gleitreibung.
Beispiel: Ein Mensch sitzt auf einem Holzbrett auf dem Boden. Das Holzbrett soll seitlich gezogen werden:
Diese Verhältniszahlen oder Koeffizienten μ sind abhängig von den beiden Reibpartnern (Material), deren Oberflächenbeschaffenheit (insbesondere Rauigkeit), Temperatur, Feuchtigkeit, von eventuellen Stoffen zwischen den beiden Körpern (z. B. Öl als Schmiermittel) etc.. Meist nur in geringem Maße hängt die Reibung ab von der Größe der Kontaktflächen, der Relativgeschwindigkeit und vom Druck, den die Reibungspartner aufeinander ausüben. „Asphalt/Gummi“ ist eine bekannte Paarung bei Fahrzeugen. „Reibrad/Feuerstein“ ist eine andere Reibungspaarung. „Kurbelwelle/Gleitlager/mit Öl dazwischen“ ist z. B. in der Motorentechnik ein Reibungssystem. Im weiteren Sinne erfahren auch bewegte Flüssigkeiten und Gase Reibungskräfte. Reibung gehört zu den unzähligen physikalischen Begriffen, die metaphorisch auch in der Alltagssprache gebraucht werden (es hat eine Reiberei zwischen ihnen gegeben; die Verwaltungsabläufe bringen Reibungsverluste mit sich). Das technische Fachgebiet im Maschinenbau, das sich wissenschaftlich mit der Schmierung verschiedener Maschinenelemente beschäftigt, deren Ziel die Verringerung der Reibung und damit die Minimierung von Verschleiß und von Energieverlust ist, bezeichnet man als Tribologie. Sie befasst sich u. a. mit der Schmierung von Lagern, Führungen, Getrieben und Motoren. ÜberblickReibung hängt von diversen Parametern ab, insbesondere Materialeigenschaften der aneinander reibenden Körper und eines allfälligen Schmiermittels. Physikalische Aussagen über Reibung sind deshalb weniger allgemein und ungenauer, als man es von anderen physikalischen Gesetzmäßigkeiten gewohnt ist. Die Herleitung der Grundgesetze der Mechanik ist überhaupt nur möglich gewesen, indem man Reibung vernachlässigt hat. Trotzdem ist Reibung eine Grundtatsache unserer Welt: ohne Reibung könnte man sich weder die Schuhe zuknoten, noch Gegenstände mit Nägeln oder Schrauben befestigen oder mit dem Auto um eine Kurve fahren. Aussagen zur Reibung können nie für einen Körper oder Stoff allein gemacht werden, dazu betrachtet die Tribologie immer ein sog. Tribosystem, bestehend aus Grundkörper, Gegenkörper, Zwischenstoff und Umgebungsmedium. Bei einem Kugellager ist die Lagerschale der Grundkörper, die Kugeln sind Gegenkörper, das Öl ist der Zwischenstoff und Luft ist das Umgebungsmedium. Es werden die Stoffeigenschaften der Medien, die Stoff- und Formeigenschaften der Körper und die Oberflächeneigenschaften der Körper betrachtet. Reibung entsteht bei einer Relativbewegung zwischen dem Grundkörper und dem Gegenkörper. Dies bewirkt Dissipation: die Reibung bremst die Relativbewegung der beteiligten Körper, wandelt mechanische Energie in Wärme um und erzeugt dadurch Entropie. Reibung kann auch elektrische Spannung erzeugen (Reibungselektrizität). Eine Ausnahme von obigen Aussagen bildet die Haftreibung. Hier gibt es keine Relativbewegung zwischen den beiden Körpern, und somit auch keine Dissipation. Teilweise wird auch die Meinung vertreten, dass Haftreibung besser gar nicht Reibung genannt werden sollte. In der Technik verwendet man Schmierung, um die Reibung herabzusetzen; je nachdem, ob die gegeneinander bewegten Flächen durch einen vollständigen oder unvollständigen Flüssigkeitsfilm getrennt sind, kann Flüssigkeitsreibung oder Mischreibung vorliegen. Wenn ein Schmierstofffilm, eine andere Flüssigkeit oder ein Gas (verallgemeinert: ein Fluid) an einer Festkörperoberfläche entlang strömt, wird diese Strömung durch Reibung behindert: Das Fluid wird abgebremst, sofern die Strömung nicht durch eine Druckdifferenz aufrechterhalten wird. Diese Reibung hängt weniger von der Beschaffenheit der Wand, als vielmehr vom Querschnitt der Strömung ab, denn die Dissipation ist nicht auf die Grenzfläche zwischen Fluid und Wand beschränkt, sondern erfolgt als innere Reibung (Rheologie) zwischen verschiedenen Schichten des Fluids, die je nach Nähe zur Wand unterschiedlich schnell strömen. Ein relativ zu einem Fluid bewegter Körper erfährt diese Reibung als Strömungswiderstand. Er erfährt eine Kraft, die seiner Geschwindigkeit v entgegengerichtet ist und die bei laminarer Strömung (Stokesreibung) proportional zu v, bei turbulenter Strömung (Newtonreibung) proportional zu v2 ist. Ein Körper kann gleichzeitig Strömungswiderstand und Festkörperreibung erfahren: zum Energieverbrauch von Autos tragen sowohl die Luftverwirbelung als auch die Rollreibung der Reifen bei. Durch Reibung entsteht Verschleiß. Es wirken die Verschleißmechanismen Adhäsion, Abrasion, Deformation und Triboxidation. Reibung zwischen FestkörpernDas Gleiten eines Festkörpers entlang einem anderen kann einerseits durch molekulare Anziehungskräfte (Adhäsion) der Kontaktflächen oder ihre mechanische Verklammerung (ähnlich dem Feilen) behindert werden. Coulombsche ReibungWenn die Relativgeschwindigkeit zwischen Körper 1 und Körper 2 am Kontaktpunkt ungleich Null ist, reiben die Körper an diesem Kontaktpunkt. Für die auf Körper 1 wirkende Reibkraft gilt nach Coulomb
wobei die Normalkraft (senkrecht zur Berührebene am Kontaktpunkt) ist und μR als Reibbeiwert oder Reibungskoeffizient bezeichnet wird. Für die auf Körper 2 wirkende Reibkraft gilt entsprechend
Die Modellierung der Reibung nach diesem Gesetz ist eine grobe Näherung, wird aber bei technischen Problemen häufig verwendet. Während das Gesetz in der angegebenen Form nur auf Ebenen zutrifft, lässt es sich auf runde Körper verallgemeinern und führt dann zur Euler-Eytelwein-Formel. Amontonssche GesetzeWeiterhin gelten für die Reibung zwischen Festkörpern die zwei Amontonsschen Gesetze (benannt nach Guillaume Amontons, obwohl auch schon Leonardo da Vinci bekannt):
(Im Versuch zeigt es sich, dass das erste Amontonssche Gesetz für die Gleitreibung nur bedingt gilt. Dies, weil bei (ungeschmierten) Festkörpern die aufzuwendende Reibungskraft sehr stark von der Oberflächenbeschaffenheit der beiden beteiligten Körper abhängt. Beide Oberflächen weisen (mikroskopisch gesehen) Gräte, Täler, Spitzen und Senken auf. Diese verhängen sich ineinander und behindern die Gleitbewegung. Wird die Fläche des gleitenden Körpers jedoch verkleinert, (bei gleich bleibender Normalkraft, d.h. bei vergrößerter Flächenpressung), so nimmt die Anzahl der verbleibenden Erhöhungen und Vertiefungen proportional zur Flächenreduktion ab. Der Kraftaufwand, um das Verhängen der Oberflächenunebenheiten zu überwinden, nimmt aber nicht proportional mit der Flächenpressung zu. Man kann dies auch an einem einfachen Versuch zeigen: Ein Eisen-Quader - mit 3 nach oben gerichteten Nadeln - wird einerseits auf eine Tischplatte aus Holz gelegt und mit Hilfe einer Federwaage über die Tischplatte gezogen. Andererseits wird der Metallquader umgedreht und auf die 3 Nadelspitzen gestellt. Nun wird die Reibungskraft erneut mit der Feederwage gemessen. Die beiden Reibkräfte sind nicht gleich.) Formen der ReibungBei der Reibung zwischen Festkörperoberflächen unterscheidet man je nach Geometrie zwischen Rollreibung, Wälzreibung und Bohrreibung, in denen sich die Haft- und Gleitreibungsphänomene überlagern. RollreibungRollreibung oder Rollwiderstand entsteht, wenn ein Körper auf einer Unterlage rollt. Wenn die Haftreibung zwischen Körper und Unterlage größer ist als die Summe der übrigen im Auflagepunkt auf den Körper wirkenden Kräfte, dann rollt der Körper ohne Schlupf, und es wirkt auf ihn reine Rollreibung; bei Gleitschlupf kommen Gleitreibungsanteile dazu. Die idealisierter Form ist rollende Bewegung reibungs- und damit verlustfrei. Die Reibungsverluste beim Rollen entstehen durch die nicht ideal starren Körper. Ob die Rollreibung stärker oder schwächer als die Gleitreibung ist, hängt von der Situation ab.
WälzreibungTreten Gleit- und Rollreibung gleichzeitig auf, bezeichnet man diese Mischform als Wälzreibung. Die Gleitreibung bietet einen geringeren Widerstand als die Haftreibung, jedoch einen größeren als die Rollreibung. Es gilt also:
BohrreibungBohrreibung entsteht, wenn sich eine Kugel um die vertikale Achse auf einer horizontalen Ebene dreht, im Auflagerpunkt. Sie ist - wenn die Drehgeschwindigkeit der Kugel konstant bleibt - ein Gleichgewichtszustand zwischen Reibungswiderstand und Drehmoment T. Auch dieser Fall wäre idealerweise reibungsfrei, es träten keine Reibungskräfte auf. In realen Situationen ist aber die Auflage nicht punktförmig, und es entstehen Reibungsmomente.
Reibung in der SchmierungstechnikFestkörperreibungBei der Festkörperreibung berühren sich die aufeinander gleitenden Flächen. Dabei werden Oberflächenerhöhungen eingeebnet (Abrieb oder Verschleiß). Bei ungünstiger Werkstoffpaarung und großer Flächenpressung verschweißen die Oberflächen miteinander (Adhäsion). Festkörperreibung tritt beispielsweise auf, wenn kein Schmierstoff verwendet wird oder die Schmierung versagt. MischreibungDie Mischreibung kann bei unzureichender Schmierung oder zu Beginn der Bewegung zweier Reibpartner mit Schmierung auftreten. Dabei berühren sich die Gleitflächen punktuell. Die Reibungskraft ist geringer als sowohl bei Festkörper- als auch Flüssigkeitsreibung. Der Verschleiß ist jedoch höher als bei reiner Flüssigkeitsreibung. Dieser Zustand ist daher im Dauerbetrieb stets unerwünscht, ist aber manchmal unvermeidlich oder seine Vermeidung ist so aufwändig, dass die Kosten für Verschleißreparaturen in Kauf genommen werden. FlüssigkeitsreibungDie Flüssigkeitsreibung tritt dann auf, wenn sich zwischen den Gleitflächen ein permanenter Schmierfilm bildet. Typische Schmierstoffe sind Öle, Wasser aber auch Gase (siehe Luftlager). Die Gleitflächen sind vollständig voneinander getrennt. Die entstehende Reibung beruht darauf, dass die Schmierstoffmoleküle aufeinander gleiten. Damit diese Scherkräfte nur zu einer tragbaren Temperaturerhöhung des Schmierstoffes führen, muss die entstehende Wärme auf geeignete Weise abgeführt werden. Flüssigkeitsreibung ist der gewünschte Zustand in Lagern und Führungen, wenn Dauerhaltbarkeit, hohe Gleitgeschwindigkeit und hohe Belastung benötigt werden. Der Übergang von der Mischreibung zur Flüssigkeitsreibung wird durch die Stribeck-Kurve dargestellt. Die Flüssigkeitsreibung ist bei laminarer Strömung proportional zur Geschwindigkeit v, bei turbulenter Strömung proportional zu v2. Innere ReibungInnere Reibung ist ein Energieverzehr bei Bewegung der Atome bzw. Moleküle eines Stoffes gegeneinander, zum Beispiel bei Strömungen innerhalb eines Öles. Es können äußere Kräfte wie die Schwerkraft auf jedes Flüssigkeitsteilchen wirken und Druckdifferenzen können Beschleunigungen hervorrufen. Innere Reibung bewirkt die Zähigkeit von Materialien bzw. die Viskosität in Flüssigkeiten. Für jedes Flüssigkeitsteilchen müssen sich die äußeren Kräfte, die Druckkräfte, die Reibungskräfte und die Trägheitskräfte das Gleichgewicht halten, wenn das Tribosystem nicht beschleunigt wird. Die innere Reibung ist mit den Mitteln der statistischen Physik einer ganz anderen und ungleich präziseren Beschreibung zugänglich, als die Reibung zwischen unsauberen Festkörperoberflächen. Anders als in der Mechanik, in der Reibung so lange wie möglich vernachlässigt wird, ist innere Reibung in der Standardtheorie der Hydrodynamik – den Navier-Stokes-Gleichungen – fest enthalten. Beispiele komplexer Reibungsvorgänge
GasreibungBei der Gasreibung handelt es sich beispielsweise um den Luftwiderstand eines Fahrzeuges. Gasreibung wird in einigen Fällen speziell genutzt:
Die Gasreibung ist annähernd proportional zum Quadrat der Strömungsgeschwindigkeit v des Gases. Siehe auch
Literatur
Kategorien: Tribologie | Thermodynamik | Elektrostatik |
|
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Reibung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |