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Rekristallisationsglühen



  Unter Rekristallisationsglühen versteht man ein Glühen bei einer Temperatur im Rekristallisationsbereich (bei Stahl zwischen 550 und 650 °C) nach einer Kaltverformung. Das Rekristallisationsglühen wird hauptsächlich zwischen den einzelnen Verformungsstufen beim Kaltwalzen bzw. -ziehen von Blechen und Drähten angewandt.

Durch Kaltverformung (Ziehen, Walzen, Pressen, Stauchen) wird das Gefüge von Metallen in der Verformungsrichtung gestreckt, die Festigkeit steigt an, die Verformbarkeit nimmt jedoch ab. Man bezeichnet dies als Kaltverfestigung. Nach einem bestimmten Verformungsgrad (werkstoffabhängig), muss nun ein Rekristallisationsglühen durchgeführt werden, um den ursprünglichen Gefügezustand wieder herzustellen.

Frühere Methoden

Vor ca.1940 wurde der Glühprozess in Durchlauföfen unter normaler Atmosphäre durchgeführt, die Folge war eine mehr oder weniger starke Verzunderung der Oberflächen Die geglühten Teile mussten in einem Beizbad entzundert werden.

Moderne Methode

Die moderne Methode ist das Blankglühen. Sie erfolgt ebenfalls in einem Durchlaufofen, der allerdings unter Schutzgasatmosphäre steht. Das Schutzgas wird aus teilverbranntem Gas gewonnen und steht im Ofen unter leichtem Überdruck, der den Eintritt von Sauerstoff sicher verhindert. Die Beheizung dieser Durchlauföfen erfolgt durch Gas (in Heizstrahlrohren), seltener elektrisch. Heizstrahlrohre sind gegenüber der Ofenatmosphäre dichte Systeme mit Luft- und Gaszufuhr

Die Verbrennung erfolgt im Brennrohr, die Abgasführung über das Abgasrohr Über einen integrierten Rekuperator wird die Verbrennungsluft vom Abgas vorgeheizt Nach dem Durchlauf durch eine Blankglühanlage, bestehend aus Eingabestation, Ofen, Kühlstrecke, Ausgabestation steht das Material blank zur Weiterverarbeitung (Weitere Zieh- oder Walzvorgänge) oder als Fertigprodukt zur Verfügung. Das Rekristallisations- bzw. Blankglühen beschränkt sich nicht nur auf Stahl sondern gilt auch bei Buntmetall-Legierungen z.B. Messing.

Rekristallisationsglühen von Stahl

Durch das Rekristallisationsglühen werden die Folgen der Kaltverformung beseitigt, ohne jedoch eine α-γ-Umwandlung (α-Ferrit - Austenit - Umwandlung) des Kristallgitters zu verursachen. Bei einem Verformungsgrad von 5-15 % (kritischer Verformungsgrad) entsteht wegen der geringen Keimzahl ein Grobkorn. Beträgt der Verformungsgrad mehr als 20 %, so entsteht das gewünschte Feinkorn. Das Rekristallisationsglühen dient der Feinkörnung deutlich über dem kritischen Umformgrad kaltverformter Teile und erfolgt knapp unter der A1-Temperatur:

  • bei dünnen Teilen um 700°C (aber unter A1) für ca. 10 Minuten
  • bei dickeren Teilen bei 600-650°C über 1 Stunde

Hohe Temperaturen sind dann gefährlich, wenn Verformungsgrade um den kritischen Verformungsgrad vorliegen, da hierbei durch Sekundärrekristallisation schnelles Kornwachstum eintreten kann.

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Rekristallisationsglühen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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