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RenormierungsgruppeDie Renormierungsgruppe (RG) bezeichnet ursprünglich in der Quantenfeldtheorie ein Konzept, mit dem man für bestimmte physikalische Grössen Aussagen über deren Abhängigkeit von der Energieskala machen kann. Mit der RG im Zusammenhang stehen die Betafunktion und die Callan-Symanzik-Gleichungen. Heutzutage erstreckt sich der Anwendungsbereich jedoch auch auf die Festkörperphysik, Kontinuumsmechanik, Kosmologie und Nanotechnologie. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Kadanoff´s Blockspin-BildDas Blockspin Modell von Leo Kadanoff (1966) liefert den pädagogisch einfachsten Zugang zur RG. Dazu betrachtet man ein zweidimensionales Gitter von Spin -Freiheitsgraden (das kann aber auch ein Modell für Gitter von Atomen mit ganz anderen Freiheitsgraden als Drehimpulsen sein) vom Typ des Isingmodells, das heißt es wechselwirken nur unmittelbar benachbarte Spins miteinander mit einer Kopplungsstärke
Nun wird das Spin-Gitter in Blöcke von Dieser Vorgang wird nun wiederholt, das heißt man fasst wieder Im konkreten Fall des Isingmodells, ursprünglich als Modell für magnetische Systeme eingeführt (mit einer Wechselwirkung, die bei parallen Spins einen (a) (b) (c) Ein Punkt dazwischen mit Elemente der RG-TheorieAllgemein sei das System durch eine Funktion Nun betrachten wir Block-Transformationen der Zustandsvariablen Die meisten grundlegenden Theorien der Elementarteilchenphysik, wie Quantenelektrodynamik, Quantenchromodynamik, die elektroschwache Wechselwirkung, sind renormierbar (die Gravitation allerdings nicht). Auch in der Festkörperphysik und Kontinuumsphysik sind viele Theorien (näherungsweise) renormierbar (z. B. Supraleitung, Theorie der Turbulenz von Flüssigkeiten). Die Änderung der Parameter erfolgt durch eine sogenannte Betafunktion: Da bei den RG Transformationen ständig Information verlorengeht, haben sie im Allgemeinen keine Inverse und bilden somit eigentlich auch keine Gruppen im mathematischen Sinn (sondern nur Halbgruppen). Der Name hat sich aber eingebürgert. Relevante und irrelevante Operatoren, UniversalitätsklassenMan betrachte das Verhalten der Observablen A (in der Quantenmechanik durch Operatoren gegeben) unter einer RG Transformation. Falls A bei Übergang zu größeren Skalen stets zunimmt spricht man von relevanten Observablen, falls A stets abnimmt von irrelevanten und falls keins von beidem zutrifft von marginal. Für das makroskopische Verhalten sind nur relevante Operatoren wichtig und in der praxis stellt sich heraus, dass in typischen Systemen die meisten Observablen irrelevant sind und nur ein paar relevante übrigbleiben (während auf mikroskopischer Basis typischerweise die Zahl der Observablen von der Größenordnung der Zahl der Moleküle in einem Mol Dies erklärt auch die erstaunliche Ähnlichkeit der kritischen Exponenten in den verschiedensten Systemen mit Phasenübergängen zweiter Ordnung, ob es sich nun um magnetische Systeme, Supraflüssigkeiten oder Legierungen handelt. Werden die Systeme durch die gleiche Anzahl und die gleichen Typen (bezüglich des Skalierungsverhaltens) relevanter Observabler beschrieben, gehören sie zur selben Klasse. Die Begründung der Unterteilung des Phasenübergangsverhaltens in Universalitätsklassen war einer der Haupterfolge der RG. Impulsraum-RGIn der praktischen Anwendung gibt es zwei Typen von RG: die RG im Ortsraum (Real Space RG), wie sie oben in Kadanoffs Blockspin-Bild diskutiert wurde, und die Impulsraum- RG, bei der das System in verschiedenen Wellenlängen bzw. Frequenzskalen betrachtet wird. Dabei wird meist eine Art Integration über die Moden hoher Frequenz (bzw. kurzer Wellenlängen) durchgeführt. In dieser Form wurde die RG ursprünglich in der Teilchenphysik angewandt. Da man meist von einer Störungstheorie um das System freier Teilchen ausgeht, funktioniert dies für stark korrelierte Systeme meist nicht mehr. Ein Beispiel für die Anwendung der Impulsraum-RG ist die klassische Renormierung der Masse und Ladung der freien Teilchen in der QED. Eine nackte positive Ladung ist in dieser Theorie von einer Wolke von ständig aus dem Vakuum erzeugten und gleich wieder vernichteten Elektron-Positron Paaren umgeben. Da die Positronen von der Ladung abgestoßen, die Elektronen angezogen werden, wird die Ladung im Endeffekt abgeschirmt, und die Größe der beobachteten Ladung hängt davon ab, wie nah man ihr kommt (gleitende Kopplungskonstante) bzw. (im fouriertransformierten Bild) auf welcher Impulsskala man sich bewegt. Geschichte der RGSkalierungsüberlegungen gibt es in der Physik schon seit dem Altertum und an prominenter Stelle z.B. bei Galilei. Die RG tauchte zum ersten Mal 1953 in der Behandlung der Renormierung in der Quantenelektrodynamik durch E. C. G. Stueckelberg und A. Peterman sowie 1954 durch Murray Gell-Mann und Francis Low auf. Die Theorie wurde von den russischen Physikern N. N. Bogoljubow und D. V. Shirkov ausgebaut, die 1959 darüber ein Lehrbuch schrieben. Ein wirkliches physikalisches Verständnis wurde jedoch erst durch die Arbeiten von Leo Kadanoff 1966 erreicht (Blockspin-Trafo), die dann vom Nobelpreisträger (1982) Kenneth Wilson erfolgreich 1974 zur Lösung des Kondo-Problems benutzt wurden. Er erhielt unter anderem dafür 1982 den Nobelpreis. Auch die alte RG der Teilchenphysik wurde um 1970 von Curtis G. Callan und Kurt Symanzik neu formuliert. Wie schon gesagt wurde in der Teilchenphysik hauptsächlich die Impulsraum-RG verwendet und ausgebaut. Sie fand auch weite Verwendung in der Festkörperphysik, war aber bei stark korrelierten Systemen nicht anwendbar. Hier war man ab den 1980er Jahren mit Ortsraum-RG-Verfahren erfolgreicher, wie der von S.R.White und R.M.Noack 1992 entwickelten Dichtematrix-RG (density matrix RG, DMRG). LiteraturHistorische wissenschaftliche Artikel
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