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Schwarzes Bilsenkraut



Schwarzes Bilsenkraut
Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige (Rosopsida)
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales)
Familie: Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Gattung: Bilsenkräuter (Hyoscyamus)
Art: Schwarzes Bilsenkraut
Wissenschaftlicher Name
Hyoscyamus niger
L.

Das Schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), auch "Hexenkraut", ist eine Pflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Sie wird circa 30 bis 60 (in Extremfällen bis ca. 170) Zentimeter hoch und ist krautig. Die Wurzel ist spindelförmig und nach oben hin rübenförmig, der Stängel ist klebrig. Die Blätter sind länglich-eiförmig und grob buchtig gezähnt. Die unteren Blätter umfassen den Stängel, die oberen sind schmal gestielt.

Bilsenkraut kann - je nach Zeitpunkt der Keimung - ein- oder zweijährig sein. Bei zweijährigen Pflanzen erscheint im ersten Jahr nur eine Blattrosette. Im darauffolgenden Jahr kommt die Pflanze dann zur Blüte. Den einjährigen Pflanzen fehlt oft der purpurne Blütenfarbstoff.

Die trichterförmige Blüte ist schmutzig gelblich weiß und violett geadert. Die Blüten sind in den Blattachseln angeordnet. Die Frucht ist eine bauchige circa 1,5 Zentimeter lange Deckelkapsel, die vom Kelch umschlossen wird. Der Samen ist graubraun, grubig vertieft und circa 1 mal 1,3 Millimeter groß.

Inhaltsstoffe

Giftige Hauptinhaltsstoffe sind die Tropan-Alkaloide Scopolamin und Hyoscyamin. Daneben enthält die Pflanze noch Flavonoide.

Da die Verwendungsmöglichkeit des Bilsenkrauts als Droge seit langem bekannt ist und sein Ruf als Hexenpflanze es für manche sehr interessant macht, werden immer wieder Selbstversuche mit Extrakten des Bilsenkrauts vorgenommen. Da jedoch einerseits die Grenzwerte von berauschender und toxischer Dosis sehr nahe beieinanderliegen und andererseits der Wirkstoffgehalt (bei variabler Wirkstoffzusammensetzung) drastisch schwankt, können sehr schnell schwere Vergiftungen auftreten, die aufgrund der hohen Toxizität der Stoffe auch tödlich enden können. Die tödliche Dosis liegt bei Scopolamin bei 50 mg, niedrigere Dosen können jedoch bereits durch Atemlähmung den Tod herbeiführen.

Vergiftungssymptome: Hautrötung, trockener Mund, Unruhe, Schläfrigkeit oder Halluzinationen, Verwirrtheit, Pupillenerweiterung, Herzrhythmusstörungen und komatöse Zustände, Bewusstlosigkeit und Tod durch Atemlähmung.

Die Rauschwirkung kann mehrere Tage bis zu einer Woche anhalten. Irreversible Schäden wie Gedächtnisverluste und Verhaltensstörungen können aufgrund der Neurotoxizität der Inhaltsstoffe auftreten.

Anwendung

  In der Volksheilkunde wurde die narkotisch und halluzinogen wirkende Pflanze als krampflösendes Mittel und als Räuchermittel bei Asthma bronchiale eingesetzt. Die Blätter und auch die leicht dosierbaren Samen des Bilsenkrautes werden wegen ihres berauschenden Effekts geraucht. Heute ist der Einsatz als obsolet anzusehen, da der Wirkstoffgehalt stark schwankt und es häufig zu Vergiftungen kam.

In der Homöopathie wird Bilsenkraut als Konstitutionsmittel bei hochgradigen Erregungszuständen mit Halluzination, Hysterie, Manie und Lähmung der Schließmuskeln (Darm, Blase) sowie gegen „Kitzelhusten“, Krämpfe, Delirien, Schlaflosigkeit und Durchfall eingesetzt. Zur Herstellung der Urtinktur wird die ganze Pflanze im blühenden Zustand verwendet. Extrakte des Bilsenkrauts wurden auch zur Herstellung von Laudanum verwendet.

Bis ins 17. Jahrhundert wurde auch Bier mit den Samen des Bilsenkrautes versetzt, um seine Wirkung zu verstärken. Durch das bayerische Reinheitsgebot von 1516 durfte Bilsenkraut nicht mehr zur Bierbrauerei verwendet werden. Verschiedene Quellen geben an, dass auch der Name der Stadt Pilsen, aus der das bekannte Pilsner Bier stammt, in Zusammenhang mit dem Anbau dieser Pflanze steht.

Literarisch gewann das Bilsenkraut durch Shakespeare an Publizität, indem Hamlets Onkel dessen Vater mit Bilsenkraut vergiftete: "Da ich im Garten schlief, / Beschlich dein Oheim meine sich're Stunde / Mit Saft verfluchten Bilsenkrauts im Fläschchen, / Und träufelt' in den Eingang meines Ohres / Das schwärende Getränk!"

Literatur

  • Jochen Gartz: Halluzinogene in historischen Schriften. Eine Anthologie von 1913-1968, Nachtschatten-Verlag, Solothurn 1999
  • Bert Marco Schuldes: Psychoaktive Pflanzen: mehr als 65 Pflanzen mit anregender, euphorisierender, beruhigender, sexuell erregender oder halluzinogener Wirkung, Nachtschatten-Verlag, Solothurn 1994 ISBN 3-9258-1764-6
  • Wolf-Dieter Storl: Götterpflanze Bilsenkraut. Die Nachtschattengewächse - Eine faszinierende Pflanzenfamilie , Nachtschatten-Verlag, Solothurn 2004 ISBN 3-907080-63-7
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Schwarzes_Bilsenkraut aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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