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Selenocystein
Selenocystein ist die 21. proteinogene Aminosäure und ein reaktives Analogon des Cysteins. Jedoch enthält Selenocystein statt des Schwefelatoms ein Selenatom. Weiteres empfehlenswertes FachwissenSelenocystein ist mit der Aminosäure Cystein chemisch nahe verwandt, besitzt jedoch eine niedrigere Säurekonstante von pKs = 5,3 für die Selenolgruppe im Vergleich zu pKs = 8 - 10 für die Thiolgruppe des Cysteins. Auch ist Selenocystein redoxaktiver als Cystein. Diese Eigenschaften dürften ein wesentlicher Grund für den Einbau von Selenocystein in Enzyme sein. Der genetische Code gilt prinzipiell für alle Hauptformen des Lebens, jedoch gibt es einige Besonderheiten. Während es der Standardcode den Zellen ermöglicht, Proteine aus den bekannten 20 Aminosäuren herzustellen, können Bakterien, Archaea und Eukaryoten während der Translation Selenocystein über einen „Rekodierung“ genannten Mechanismus einbauen. Der Einbau von Selenocystein ermöglicht oft erst die Funktionsfähigkeit vieler essenzieller Enzyme. Es sind heute über 30 eukaryotische und mehr als 15 bakterielle Selenocystein-haltige Proteine bekannt. So treten bei Säugern u. a. verschiedene Glutathion-Peroxidasen, Tetraiodthyronin-Deiodinasen oder große Thioredoxin-Reduktasen und bei Bakterien und Archaeen Formiat-Dehydrogenasen, Hydrogenasen, Protein-Komponenten der Glycin-Reduktase- und D-Prolin-Reduktase-Systeme und mehrere Enzyme des Stoffwechselwegs der Methanbildung als selenocysteinhaltige Enzyme in Erscheinung. Viele dieser Enzyme vermitteln Redox-Reaktionen. Bei ihnen befindet sich das reaktive Selenocystein im aktiven Zentrum. Besondere Bedeutung für Eukaryonten hat die Glutathion-Peroxidase als Mitglied einer zellulären „Abwehrbrigade“ gegen die Folgen des oxidativen Stress. Störungen in der Funktion solcher Selenoproteine gehen mit Mangelsyndromen wie der Keshan- und Kashin-Beck-Krankheit einher und mögen eine Rolle bei der Tumorentstehung und Arteriosklerose spielen. BiochemieBiochemisch entsteht Selenocystein folgendermaßen (siehe auch Abbildung):
Die tRNASec hat das Anticodon TCA und paart mit dem Codon UGA der mRNA. Normalerweise bedeutet das Codon UGA "Translationsstopp". Bildet die mRNA jedoch eine schlaufenartige Struktur, den sogenannten stem-loop, aus, so kann diese Regel gebrochen werden: das Stoppsignal UGA wird ignoriert und das Selenocystein kann in das Protein eingebaut werden. Dieser Vorgang wird auch als Rekodierung bezeichnet.
Bei Bakterien findet sich eine solche Secis (selenocysteine insertion sequence) genannte Sequenz der mRNA in unmittelbarer Nachbarschaft zum UGA-Codon. Bei Eukaryoten und Archaeen ist diese Sequenz auf der mRNA weiter vom UGA-Codon entfernt. Der Einbau des Selenocysteins in das Protein geht in Bakterien wie folgt weiter (siehe auch Abbildung):
Bei Eukaryonten ist die Funktion des bakteriellen Translationsfaktors SeIB auf zwei Proteine aufgeteilt: Das sogenannte mSelB bindet die beladene tRNA und das GTP und bringt sie zum Ribosom. Das sogenannte SBP2 erkennt und bindet die Secis-Sequenz der eukaryontischen mRNAs. Die Verhältnisse bei der Selenoproteinsynthese der Archaea sind noch nicht aufgeklärt (Stand: Januar 2006). |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Selenocystein aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |