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Sorbit
Sorbit [zɔrˈbiːt], auch Sorbitol, zählt zu den Alditolen (Zuckeralkoholen) und findet heutzutage in vielen industriell hergestellten Lebensmitteln (Lebensmittelzusatzstoff E 420) als Zuckeraustauschstoff, Trägerstoff sowie Feuchthaltemittel Verwendung. Sorbit ist die reduzierte Alkoholform der Glucose und Fruktose. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Herstellung, Verwendung und EigenschaftenUrsprünglich wurde Sorbit aus den Früchten der Eberesche (Vogelbeere) gewonnen, die bis zu 12 % Sorbit enthalten. Es kommt aber auch in vielen anderen Früchten und Obstsorten vor. Erwähnenswert ob ihres hohen Anteils an Sorbit sind Birnen, Pflaumen, Äpfel, Aprikosen, Pfirsiche, Rosinen sowie sämtliches Trockenobst. Die industrielle Herstellung erfolgt aus Mais- und Weizenstärke. Sorbit wird auf der Basis von Traubenzucker (Glukose) gewonnen. Wie bei allen Produkten, die über die Stärkeverzuckerung in Europa erzeugt werden, sind bei Sorbit keine gentechnischen Produkte auf dem Markt, wobei zur Herstellung von Sorbit der Einsatz gentechnisch veränderter Organismen möglich ist. Sorbit liefert mit 2,4 kcal/g (10 kJ/g) nicht so viel Kalorien wie Haushaltszucker (Saccharose) (17 kJ/g). Seine Süßkraft entspricht etwa 60 % von der des Zuckers. Für die Verstoffwechselung im Körper wird kein Insulin benötigt. Daher ist Sorbit zum Süßen von Diabetikerlebensmitteln geeignet und kommt in Deutschland und Österreich in diesen Lebensmitteln zum Einsatz. In der Lebensmittelherstellung wird Sorbit auch als Feuchthaltemittel eingesetzt, da es hygroskopische Eigenschaften besitzt und somit Lebensmittel (beispielsweise Senf, Mayonnaisen, Toast, Biskuit, Schokoladen- und Pralinenfüllungen) vor dem Austrocknen schützt. Sorbit soll nach üblicher Meinung nicht kariogen wie gewöhnlicher Zucker sein. Eine finnische Untersuchung vor mehr als 10 Jahren hat ergeben, dass er kariesfördernd ist, wenngleich sehr viel weniger als Traubenzucker (Glukose) oder Haushaltszucker (Saccharose). Es ist in der EU als Lebensmittelzusatzstoff der Nummer E 420 mit Ausnahme von Getränken als Zusatz für fast alle Lebensmittel in beliebig hoher Menge zugelassen, obwohl aufgenommene Mengen von mehr als 20 g/Tag zu Durchfall, Blähungen und Bauchschmerzen führen können. Diese Menge kann beispielsweise in 30 g Diätkonfitüre enthalten sein. Vom häufigen Verzehr – mehr als 20 g pro Portion und 50 g am Tag – ist daher abzuraten. Jedes Lebensmittel, das mehr als 10 % Sorbit oder andere Polyole enthält, muss daher auch den Wortlaut: „...kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ tragen. Bei der Veresterung von Sorbit mit der Nitriersäure entsteht Nitrosorbit, ein gewerblicher Sprengstoff ähnlich dem Glycerintrinitrat. UnverträglichkeitBei einer Sorbitunverträglichkeit ist die Verwertung von Sorbit im Dünndarm ganz oder teilweise aufgehoben. Dann spricht man auch von einer Sorbitmalabsorption. Ist eine Sorbitunverträglichkeit, auch Sorbitintoleranz genannt, diagnostiziert, sollte man Produkte meiden, deren Hauptanteil aus dem Zuckeraustauschstoff Sorbit besteht, insbesondere Diabetikernahrungsmittel und Diät-/Lightprodukte. Besonders ist hier darauf zu achten, dass in fast allen herkömmlichen Zahnpflegemitteln, zahnpflegenden Kaugummis und Lutschpastillen Sorbit enthalten ist. Menschen mit einer Fruktoseintoleranz oder Fruktosemalabsorption dürfen Sorbit ebenfalls nicht zu sich nehmen, da durch Sorbit die bereits eingeschränkte Aufnahmefähigkeit von Fruktose (Fruchtzucker) im Dünndarm zusätzlich blockiert wird. Bei diesen Patienten kann zusätzlich zur Fruktoseintoleranz eine Sorbitintoleranz vorliegen, welche jedoch einer gesonderten medizinischen Abklärung bedarf. BiochemieIm Organismus ist Sorbitol Zwischenstufe des außerhalb der Leber vorkommenden sogenannten Polyolweges und kann sowohl zu Glucose als auch zu Fructose umgewandelt werden. Neben dem Abbau von über die Nahrung zugeführtem Sorbitol wird dieser Weg beschritten, um aus Glucose Fructose zu synthetisieren, vor allem in der Bläschendrüse zur Ernährung der Spermien. Das Enzym Aldosereduktase, auch Polyoldehydrogenase, wandelt Glucose unter Verbrauch eines NADPH/H+ in Sorbitol um, das Enzym Sorbitoldehydrogenase, auch Ketosereduktase, oxidiert Sorbitol zu Fructose, diesmal unter Gewinn eines NADH/H+. Der Stoffwechsel des Sorbitols spielt bei der Entstehung einiger Spätfolgen des Diabetes mellitus eine Rolle. Bei unphysiologisch hohem Glucoseangebot wird der Polyolweg beschritten, dessen Gleichgewicht auf der Seite von Sorbitol und Fructose liegt. Da Fructose praktisch nur in der Leber abgebaut wird und Sorbitol und Fructose auch die Zellen nicht verlassen können, akkumulieren sie und verschieben das osmotische Gleichgewicht der Zelle, was letztendlich zur Zellschwellung führt. Insbesondere die Entstehung des Grauen Stars wird auf diesen Mechanismus zurückgeführt, aber er spielt auch bei der diabetischen Mikroangiopathie und Neuropathie eine Rolle. Therapeutische AnwendungIn hohen Dosen wirkt Sorbit durch seine Wasseranziehungskraft auch als osmotisches Diuretikum, das für therapeutische Zwecke allerdings intravenös verabreicht werden muss. Im Handel erhältliche Präparate sind unter anderem Sorbit Leopold 40%® und Sorbit Mayrhofer®. Derselbe Wirkmechanismus bedingt seine Verwendungsmöglichkeit als Klistier (z. B. Mikroclist-Mikroklistier®, Yal®). Siehe auch
Kategorien: Lebensmittelchemie | Alkohol | Arzneistoff |
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