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Spätrömische NuppengläserNuppengläser sind dem heutigen Glassammler zumeist als Waldglas des 15.- bis 17. Jahrhunderts sowie als Römer ab dem 17 Jahrhundert bekannt. Aus zeitgenössischen Gemälden ergibt sich, dass sie in ganz Mitteleuropa gebräuchlich waren. Jedoch gab es bereits in der Spätantike in weiten Teilen des Römischen Reiches verbreitet Vorläufer dieses mittelalterlichen Nuppenglases, von denen deutsche Museen einige typische Beispiele, aber auch einige sehr seltene und besonders qualitätsvolle Exponate aufbewahren. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Definition und VerbreitungZum spätrömischen Tafelgeschirr gehören Becher unterschiedlichster Form, deren Außenwand häufig mit geometrischen Mustern oder figürlichen Darstellung verziert sind, welche in die Gefäßwand eingeschnitten wurden. Zu den Verzierungen gehören aber auch bunte Nuppen, d.h. aufgesetzte Dekorationen aus kleinen Tropfen Glas, die aufgeschmolzen wurden. Nuppen sind sowohl auf der Außenwand als auch in Gefäßinneren als erhabene Punkt fühlbar. Der Grund dafür ist, dass die Gefäßwand an jenen Stellen, an denen die Nuppen aufgeschmolzen wurden, leicht nach innen eingesenkt ist. Die Mehrzahl der im Römischen Reich verbreiteten Gläser war mit einfarbig blauen Nuppen versehen; dies gilt insbesondere für das Oströmische Reich. In den drei weströmischen Provinzen Germania Superior, Germania Inferior sowie Gallia Belgica gab es aber auch zahlreiche Funde von Gläsern mit Nuppen in 2, 3 oder sogar 4 verschiedenen Farben (meist gelb, grün, braun, blau und rot), die häufig noch zusätzlich mit bunten Glasfäden verziert waren. Diese mehrfarbigen, harmonisch komponierten Nuppen- und Fadengläser, deren Ursprungs- und Herstellungsort am Fundort angenommen wird, zählen zu den schönsten Gläsern der Spätantike. Römische Nuppengefäße lassen sich gliedern in
Kantharoi mit NuppendekorDie Kantharos-Form ist eine seltene Form unter den Nuppen-Glasgefäßen. Kantharoi sind für gewöhnlich mit Schliffdekor versehen. Wenn sie Nuppen aufweisen, sind sie meist mit Zickzackfaden zwischen zwei horizontalen Fäden kombiniert (Beispiel 2). Ausnahmen sind bei Kantharoi Kompositionen von Nuppen und Spiralfäden (Beispiel 1), wie sie unter der Mündung oder am Hals vor allem bei spätrömischen Becher und Krügen häufig vorkommen. Beispiel 1: Kantharos aus WolfsheimDer Kantharos aus Wolfsheim (Landesmuseum Mainz) wurde 1934 beim Anlegen von Entwässerungsgräben in der Flur „Im Weiler" bei Wolfsheim gefunden. Das Gefäß gehört zur Grabausstattung eines Mannes, der im späten 4. Jahrhundert in einem Sarkophag aus Sandstein beigesetzt wurde. Zu diesem Fund gehören noch zwei weitere Gläser, ein Fasskrug, eine flache Schale und eine Gürtelschnalle aus Bronze. Da die Grabbeigaben in einem Sarkophag aufbewahrt waren, sind sie alle sehr gut erhalten, wobei der Kantharos nur einen kleinen Sprung am Rand über einem der Henkel aufweist. Der Kantharos hat die Form eines halbkugeligen Bechers mit Fuß und zwei Henkeln. Er besteht aus grünlich schlierigem Glas mit kleinen Bläschen, An einigen Stellen des Glases ist auch die Vorgehensweise des antiken Glasmachers sichtbar: Der Stengelfuß wurde im Arbeitsprozess gemeinsam mit dem Gefäßkörper aus einer Glasblase geformt und nicht gesondert angesetzt, wobei der Stengel hohl und im Querschnitt sechskantig ist. Die Gefäßwand wird durch die Henkel sozusagen zweigeteilt und ist auf beiden Seiten mit runden, mittelgroßen Nuppen verziert. Auf beiden Seiten hat die Verzierung dasselbe Aussehen mit blauen und bernsteinfarbenen Nuppen. In vier Reihen sind insgesamt 10 Nuppen angebracht, wobei die Anordnung ein auf den Kopf gestelltes Dreieck ergibt. In der obersten Reihe des Kantharos befinden sich vier Nuppen, und in den unteren Reihen befindet sich jeweils eine Nuppe weniger als in der Vorgängerreihe. Die Nuppen in der oberen Reihe sind zudem durch Eindrücken eines Werkzeugs genabelt, wobei ihre Oberfläche unregelmäßig eingetieft ist. Die Farben der Nuppen sind auf beiden Seiten der Gefäßwand gleich verteilt: Sie wechseln sich in jeder Reihe in Form einer blauen und einer bernsteinfarbenen Nuppe ab. Unterhalb des Randes ist noch ein dünner, bernsteinfarbenen Faden angebracht, der in vier Windungen das Gefäß umrundet. Die Henkel sind aus dicken Glasfäden angefertigt und wurden an den Kantharos angeschmolzen. Die oberen Henkelansätze überlappen die unteren Windungen des Spiralfadens, wobei die Glasfäden am unteren Henkelansatz zu ganz dünnen stegartigen Verlängerungen ausgezogen sind. Beispiel 2: Nuppenkantharos aus NeussDieser Kantharos befindet sich im Rheinischen Landesmuseum Bonn. Er hat in Form, Größe und Nuppendekor große Übereinstimmungen mit dem Wolfsheimer Glas, doch es gibt auch kleine Unterschiede: Er ist etwas höher, hat einen geringeren Randdurchmesser und somit schlankere Proportionen. Auch die stegartige Verlängerung der unteren Henkelansätze ist hier raffinierter gestaltet. Die Nuppen sind wiederum in vier Reihen in Form eines auf den Kopf gestelltes Dreieck angeordnet, wobei sie etwas kleiner und unregelmäßiger sind. Die oberste Reihe enthält fünf Nuppen, die darunter liegende Reihe hat auf einer Seite vier, auf der anderen Seite nur drei Nuppen. Somit weisen die beiden Seiten der Gefäßwand unterschiedliche Zahlen vom auf. Die Nuppen sind türkisgrün und dunkelbraun gefärbt, wobei die Verteilung der Farben sehr ungewöhnlich ist. Normalerweise wechseln sich die Farben bei mehrfarbigen Nuppengläsern in den Nuppenreihen ab, doch beim Neusser Kantharos sind in drei Reihen Nuppen der gleichen Farbe angebracht. Unter dem Rand befindet noch zusätzlich ein Zickzackfaden, der von zwei dünnen horizontalen Fäden gesäumt wird. Auch hier wurden dieselben Farben wie bei der Nuppen verwendet: Der Zickzackfaden ist türkisgrün und die horizontalen Fäden dunkelbraun. Der Zickzackfaden überlappt an mehreren Stellen die horizontalen Fäden, und zeigt somit, dass dieser erst nach den dunkelbraunen Fäden angebracht worden sein muss. NuppenbecherDie wesentlich häufigere Form unter den spätantiken Nuppengläsern sind Bechergefäße. Sie waren sowohl im weströmischen als auch im oströmischen Reich spätestens seit dem 4. Jahrhundert verbreitet. Becher wurden in beiden Reichsteilen sowohl aus farbigem als auch aus farblosem Glas hergestellt, und zwar in halbkugeliger oder konischer Form. Jüngere Gefäße (Ende des 4. Jahrhunderts) weisen in der Regel einen Standring (flacher Becherfuß) auf. Farbiges Glas im Weströmischen ReichSchwerpunktgebiet der spätrömischen Glasherstellung waren, wie erläutert, die römisch besiedelten Lande an Rhein und Mosel sowie im heutigen Belgien und Ostfrankreich. Durch die Völkerwanderung ging die Kontinuität der mitteleuropäischen Glasherstellung in weiten Teilen des Weströmischen Reiches, nach herrschender Auffassung jedoch nicht überall und nicht vollständig verloren. Denn in Gräbern der Merowinger-Zeit wurde fränkisches Becher-Glas in einfachen Fadendekoren im römischen Stil gefunden; seit der Herrschaft der Karolinger im 9. Jahrhundert allerdings werden die Beweise für alltägliches Gebrauchsglas dürftig, da die Toten nicht mehr mit Grabbeigaben bestattet wurden und Hauptauftraggeber für die Glasherstellung der Klerus war, der Flachglas für Kirchenfenster benötigte. Nuppenglas nach spätrömischem Vorbild ist in fränkischer Zeit nicht nachweisbar, wohl aber eine grobere Variante von aufgesetzten Glaspfropfen bei den so genannten Rüsselbechern. Halbkugelige Formen ohne StandringIm Allgemeinen haben spätrömische halbkugelige Nuppenbecher eine Höhe um 9 cm und einen Durchmesser um 12 cm. Die Kombination von Nuppendekor und Zickzackfaden kommt insbesondere auf halbkugeligen Bechern am häufigsten vor. Diese Form des Nuppenbechers ohne Standring scheint noch bis in die Mitte des 4. Jahrhunderts hergestellt worden zu sein. Ein Beleg dafür ist ein Becher, der im Gräberfeld im Département Aisne in Frankreich gefunden wurde und aus der Mitte des 4. Jahrhunderts stammt. Nuppenbecher aus Ober-Olm Dieser halbkugelige Nuppenbecher befindet sich schon seit 150 Jahren im Museumsbesitz des Landesmuseum Mainz. Da der Becher in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Bereich eines fränkischen Gräberfelds in Ober-Olm gefunden wurde, hielt man diesen fälschlicherweise für ein fränkisches Glas. Aufgrund der Form und Verzierung lässt sich das Gefäß jedoch mit Leichtigkeit als römisches Nuppenglas des 4. Jahrhunderts identifizieren. Der Becher ist aus sehr hellem, leicht grünlich gefärbtem Glas angefertigt. Die Gefäßwand ist mit zwei Reihen zu jeweils vier Nuppen ausgeschmückt. Die Nuppen sind rund, groß und wechseln sich in blauen und bernsteinfarbenen Tönen ab. Die oberen Nuppen sind genabelt und die unteren sind glatt. Unter dem Rand befindet sich ein Zickzackfaden, der sich ebenfalls bernsteinfarben und blau abwechselt. Die Farbe wechselt sich nach einem Viertel des Gefäßumfangs ab. Der obere horizontale Faden ist außerdem durchgehend bernsteinfarben der untere blau. Der Zickzackfaden überlappt die horizontalen Fäden an mehreren Stellen, wie schon zuvor beim Neusser Kantharos, wobei diese Vorgehensweise in der Anbringung der Fäden bei vielen Nuppengläsern dieselbe ist. Becherfunde aus Köln und Gondorf an der Mosel Diese zwei Becherfunde aus Köln und Gondorf sind enge Parallelen zum Becher aus Ober-Olm. Der Becher aus dem Römisch-Germanischen Museum in Köln besteht aus grünlichem, sehr schlierigem Glas. Auf dem Gefäß sind zwei genabelte Nuppenreihen angebracht, die abwechselnd bernsteinfarben und gleichfarben (in der Farbe der Glasmasse) sind. Beim Zickzackfaden unter dem Rand ist eine Hälfte gleichfarben und die andere bernsteinfarben. Die beiden Horizontalfäden sind hingegen durchgehend bernsteinfarben. Der Gondorfer Becher, der sich heute im Rheinischen Landesmuseum Bonn befindet, besteht aus farblosem Glas mit einem leichten olivgrünen Stich. Er ist 8,8 cm hoch und ist mit zwei Reihen kleiner, unregelmäßig geformter und glatter Nuppen verziert. Der Nuppendekor wechselt sich in türkisfarbenen und bernsteinfarbenen Nuppen ab, wobei dieselben Farben auch beim Zickzackfaden benutzt wurden. Der Zickzackfaden ist bei einem Viertel des Gefäßumfangs bernsteinfarben und bei den übrigen drei Vierteln türkisgrün. Halbkugelige Formen mit StandringNuppenbecher aus Monsheim Ein Beispiel ist der Nuppenbecher des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz (ehemals Sammlung Fliedner/Monsheim). Dieser Becher weist drei Reihen von Nuppen auf, deren Form und Dicke unregelmäßig ist. Insgesamt sind zwölf Nuppen am Gefäß angebracht, wobei die Nuppen der oberen Reihe genabelt sind. Die Nuppen sind abwechselnd bernsteinfarben mit einem Stich ins Olive und gleichfarben und befinden sich in unregelmäßigen Abständen zueinander. Im Prinzip befinden sich jedoch in jeder nach rechts steigenden Diagonale Nuppen derselben Farbe. Die Farbe des Zickzackfadens wechselt jeweils nach einem Viertelumfang von bernsteinfarben zu gleichfarben. Die Horizontalfäden sind beide bernsteinfarben mit olivem Stich. Der Nuppenbecher weist zudem eine schlierige Glasmasse auf, wobei sich die Schlieren des Glases spiralig nach links steigend um den Becher ziehen. Vom Boden bis zum Rand des Bechers zieht sich außerdem ein violetter Faden mit, der einmal stärker und einmal schwächer zu sehen ist, und wahrscheinlich unbeabsichtigt entstanden ist. Nuppenbecher aus Chalons-sur-Marne Dieser Becher befindet sich im Musée des Antiquités Nationales in Saint-Germain-en-Laye. Er ähnelt dem aus Mainz und hat zwei Nuppenreihen, die genabelt sind. Die Nuppen und der Zickzackfaden sind blau und bernsteinfarben/gelblich angefertigt. Da die großen genabelten Nuppen an die Nuppen der standringlosen Becher erinnern, könnte man den Becher aus Chalons-sur-Marne eventuell zu den früheren unter den Bechern mit Standring, und zwar ins 3. Viertel des 4. Jahrhunderts zuordnen. Konische Formen ohne StandringAuch bei den konischen Becherformen waren die älteren Gefäße (Anfang des 4. Jahrhunderts) ohne Standring, der gegen Ende dieses Jahrhunderts hinzu kam. Häufig ist die Kombination von Nuppen und Zickzackfaden, wie man sie auch auf anderen Gefäßen - Kugelabschnittschalen, Diatretgläsern und Trinkhörnern - findet. Becher aus Bingen-Kempten Ein Beispiel hierfür ist der Becher aus Bingen-Kempten, welcher aus leicht grünlichem und schlierigem Glas mit vielen Bläschen besteht. Die Nuppen und Fadenverzierung ist bernsteinfarben und blau mit einem leichten Türkisstich. Die Nuppen haben eine hochovale Form und sind in drei Reihen zu je vier Nuppen angebracht. Die Nuppen der ersten zwei Reihen sind genabelt und die restlichen Nuppen verfügen über eine glatte Oberfläche und sind etwas kleiner. Der Zickzackfaden ist zu einer Hälfte blau und zur anderen bernsteinfarben, wobei die horizontalen Fäden durchgehend bernsteinfarben sind. Da die Glasfäden sehr dick sind, erscheinen die Farben sehr dunkel und lassen sich nicht leicht unterscheiden. Sie lassen sich jedoch im Gegenlicht, vom Gefäßinneren her betrachtet, leicht auseinanderhalten. Der Zickzackfaden und die Horizontalfäden des Bechers sind teilweise abgeplatzt, was auch bei anderen Nuppengläsern häufig vorkommt. Da die Fäden an der Gefäßwand nur leicht aufliegen, führt dies oft zu entsprechenden Beschädigungen. Konische Formen mit StandringBecher aus Folklingen/Lothringen Der Becher ist mit genabelten Nuppen verziert, die in zwei Reihen angeordnet sind. Die Nuppenform stellt eine Besonderheit dar, da sie tränenförmig nach unten ausgezogen sind. Unter dem Rand befindet sich wieder ein typischer Zickzackfaden. Der Becher wurde in Folklingen in Lothringen gefunden und befindet sich heute im Museum für Vor- und Frühgeschichte (Berlin) im Schloss Charlottenburg. Becher aus Bad Kreuznach Dieser im Rheinischen Landesmuseum Bonn befindliche Becher hat ein ähnliches Dekor wie der Becher aus Folklingen/Lothringen. Der Becher ist aus grünlichem Glas angefertigt und zeigt Gleichfarben und braune Auflagen. Die Nuppen sind tränenförmig ausgezogen und befinden sich in einer Reihe, wobei sie von fünf vertikal gekerbten Fäden voneinander getrennt werden. Drei der Nuppen sind hier braun und zwei Gleichfarben, wobei die Farbenverteilung bei den vertikalen Fadenauflagen genau umgekehrt ist. Der Zickzackfaden ist zu zwei Dritteln gleichfarben und der Rest braun. Die horizontalen Fäden sind gleichfarben. Farbloses Glas im Weströmischen ReichNuppengläser aus farblosem Glas haben keine Fadenauflagen. Ihr Dekor besteht lediglich aus Nuppen in ein bis zwei Farben und umlaufenden Schlifflinien. Weiters wären noch solche Nuppengläser zu erwähnen, welche nur gleichfarbene Nuppen aufweisen, so dass man die Nuppen von der Gefäßwand farblich nicht unterscheiden kann. Nuppenbecher aus Gonsenheimer Hohl in Mainz Dieser farblose Nuppenbecher wurde gemeinsam mit einer gläsernen Kanne in einem Sarkophag gefunden, der im Jahre 1952 bei Ausschachtungsarbeiten an der Gonsenheimer Hohl in Mainz entdeckt wurde. Der Becher ist trotz vieler Brüche und Sprünge fast vollständig erhalten, wobei nur der Rand zur Gänze abgebrochen ist. Der Dekor wechselt sich in Form von großen Nuppen mit Gruppen von kleinen Nuppen ab. Die großen Nuppen sind hochoval und die kleinen Nuppen bilden in Sechsergruppen ein auf den Kopf gestelltes Dreieck. Die Nuppen sind abwechselnd bernsteinfarben und moosgrün. Unter dem Rand verläuft außerdem noch ein Band aus etwa sechs zart eingerissenen Schlifflinien, die nur bei genauem Hinsehen zu erkennen sind. Nuppenbecher aus Flomborn Dieser Nuppenbecher besteht aus absolut farblosem Glas und besitzt eine gewölbte Wand. Der Becher hat eine etwas schlierige Glasmasse, wobei sich darin zum Teil große Bläschen befinden, wovon manche mit dem Finger deutlich fühlbar sind. Auf der Gefäßwand wechseln sich jeweils fünf blaue und fünf gleichfarbene Nuppen ab. Die Nuppen sind klein und von unregelmäßiger Form und auch die Abstände zwischen ihnen weisen eine gewisse Unregelmäßigkeit auf. In einigen Nuppen sind auch Verunreinigungen und Schlieren sichtbar. Zur Verzierung gehören noch zwei Schlifflinienbündel: Eines Bündel ist 3 cm unterhalb des Randes zart eingerissen, das andere ist ganz schmal und befindet sich etwa 2 cm über dem Boden. Nuppengläser östlicher HerkunftAuch in den östlichen Provinzen des römischen Reichs wurden zahlreiche Nuppengläser gefunden. Diese haben ausschließlich blaue Nuppen und lassen sich von den westlichen Gläsern aufgrund von Form, Farbe und Beschaffenheit des Dekors unterscheiden. Die östlichen Gläser wurden vor allem in Syria, Judäa, Ägypten und Pannonien hergestellt. Nach herrschender Meinung ist die Glaskunst des Oströmischen Reiches, die von derjenigen des Islam abgelöst und verfeinert wurde, Grundlage für die mitteleuropäische Nuppenglas-Herstellung in zunächst sehr einfachen Formen in den ab Mitte des 14. Jahrhunderts gegründeten Waldglashütten. Denn das hochwertige Nuppenglas aus Syrien wurde über Venedig gehandelt, das bereits im 13. Jahrhundert eigene Perlnuppenbecher herstellen konnte. Trotz aller Versuche Venedigs, sich unter strenger Geheimhaltung das alleinige Know-how der Glasmacherkunst zu sichern, ist der Nuppen- und Fadenglas-Stil - ebenso wie später die elaborierteren Stilelemente à la façon de Venise - in die Gebiete nördlich der Alpen gelangt und dort seit dem späten 15./beginnenden 16. Jahrhundert nachweisbar. Nuppenbecher im Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz Zwei Nuppengläser wurden in Dunaujvaros/Ungarn, dem antiken Intercisa in Pannonien gefunden. Es handelt sich hierbei um zwei niedrige, halbeiförmige Becher, die etwas breiter als hoch sind. Sie bestehen aus farblosem, sehr dickwandigem Glas, was sich auch im Gewicht der Gläser niederschlägt. Der eine Becher ist 6.2 cm hoch und wiegt 83 Gramm, der andere ist 6.4 cm hoch und 93 Gramm schwer. Die Becher sind in unterschiedlichen Arten dekoriert: Der eine Becher ist mit zwei größeren Nuppen, die mit zwei Dreiergruppen von kleineren Nuppen abwechseln, ausgeschmückt. Der andere Becher hat oberhalb der halben Gefäßhöhe ein umlaufendes Band aus insgesamt 22 kleinen Nuppen. Nuppenbecher im Landesmuseum Mainz Ein aus dem Osten importierter Becher wurde im Nordwesten des Römischen Reichs gefunden. Der Becher besteht aus farblosem Glas und ist sehr dickwandig. Das Gefäß ist in halber Gefäßhöhe mit einem Band von 17 kleinen blauen Nuppen von überwiegend ovaler Form verziert. Weiters wird das Nuppenband von zwei breiten und tiefen Schliffrillen gesäumt. Eine dritte Schliffrille befindet sich dann noch unmittelbar unter dem Rand. Literatur
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