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Suevit



 

Suevit ist ein Impaktit, ein Gestein, das durch den Aufschlag eines Meteoriten entstanden ist. Typischerweise enthält Suevit neben zermahlenem Grundgestein und zu Impaktglas erstarrten Schmelzen einige Minerale, die nur bei extrem hohen Drücken und Temperaturen entstehen, wie Stishovit, Coesit und diaplektische Gläser. Reste des Impaktors können ebenfalls enthalten sein. Ursprünglich wurde der Suevit im Nördlinger Ries beschrieben, woher sich auch der Name vom lateinischen Suevia für Schwaben ableitet. Heute sind Suevite auch aus zahlreichen anderen Impaktkratern bekannt.

     


Inhaltsverzeichnis

Suevit im Nördlinger Ries

Der Suevit wurde erstmals 1792 von dem Ingenieur Carl von Caspers unter dem Namen Feuerduftstein beschrieben. Caspers verwendete das Gestein beim Ausbau der Festung Ingolstadt als Trass zur Herstellung von wasserfestem Zement. Der Geologe Adolf Sauer leitete 1901 für das, zu dieser Zeit nur aus dem Ries bekannte Gestein den Namen Suevit vom lateinischen Suevia für Schwaben ab. Lange Zeit wurde der Suevit als vulkanisches Gestein, ähnlich dem Tuff, angesehen. Erst um 1960 konnte die Entstehung des Rieskraters, und damit auch die des Suevit, durch einen Impakt erklärt werden. Die im Suevit gefundenen Hochdruckminerale Stishovit und Coesit spielten dabei eine zentrale Rolle. Auch die Datierung des Einschlags auf ein Alter von 14,3 bis 14,5 Millionen Jahren wurde durch Untersuchung der Schmelzgläser und Moldavite möglich.

Entstehung

Beim Ries-Ereignis vor rund 14,4 Millionen Jahren wurden bei der explosionsartigen Verdampfung des Meteoriten und des umgebenden Gesteins große Mengen an zermahlenen Gestein und Gesteinsschmelze ausgeworfen. 1981 wurden von Günther Graup erstmalig terrestrische Chondren im Suevit des Ries-Kraters gefunden, die strukturelle Ähnlichkeiten mit meteoritischen Chondren aufweisen. Da die Bildung der lunaren und meteoritischen Chondren bis heute nicht geklärt ist, scheint die Bildung während meteoritischer Kollisionen als eine mögliche Erklärung. 1999 wurden erstmalig Strukturen von Günther Graup aus dem Auswurfsuevit beschrieben, die belegen, dass während des Impakts große Mengen an Carbonatschmelzen (bis 50 Vol%) entstanden, die aus den Malmkalken des Einschlaggebiets gebildet wurden. Die im Suevit eingelagerten Gläser ("Flädle") wurden aus den mesozoischen Tonschiefern des Einschlaggebiets gebildet (Lit.: Baier 2007). Aufgrund dieser Daten wurde von Johannes Baier (2007) vermutet, daß auch die feinkörnige Matrix zu einem erheblichen Anteil aus thermisch veränderten Sedimenten besteht. Mehrere Befunde (z. B. Korngrößenverteilung, eingeregelte Komponenten, feinkörniger Basistuff, Entgasungskanäle) belegen, dass der Auswurfmechanismus dem eines pyroklastischen Stroms (Ignimbrit) gleicht (Lit.: Baier 2007). Die im Suevit eingelagerten Schmelzgläser zeugen von Temperaturen von bis zu 1950 °C. Es wird geschätzt, dass die mächtige Suevitschicht im Krater rund 2000 Jahre benötigt hat, um von 600 °C auf 100 °C abzukühlen.

Vorkommen

  Bohrungen im Ries haben gezeigt, dass der Rieskrater bis zu 400 Meter hoch mit Suevit aufgefüllt ist. Dieser Rückfallsuevit wurde später von Sedimenten des nach dem Einschlag entstandenen Sees überlagert und ist oberflächlich daher nicht mehr zugänglich. In der Umgebung des Ries ist allerdings Auswurfsuevit in isolierten Vorkommen mit einer Ausdehnung von bis zu einem Quadratkilometer und einer Mächtigkeit von bis zu 25 Metern anzutreffen. Dieser liegt stets auf den aus dem Ries ausgeworfenen Bunten Trümmermassen auf. Daraus kann geschlossen werden, dass der Suevit aus der Glutwolke des Impakts abgelagert wurde, nachdem der ballistische Auswurf der Trümmermassen aus dem Krater abgeschlossen war.

  Bei oberflächlichen Suevit-Vorkommen wittern die in der Grundmasse eingelagerten Glasbomben gelegentlich aus, und können dann als isolierte Fundstücke aufgelesen werden. Wegen ihrer Form, die diese Impaktgläser erhalten haben, als sie in zähflüssigem Zustand in die Luft geschleudert wurden, werden sie im Volksmund auch als Flädle (Fladen, Pfannkuchen) bezeichnet.

Verwendung

  Da der poröse Suevit leicht zu bearbeiten ist und darüber hinaus hervorragende Dämmeigenschaften aufweist, wird er in der Umgebung des Ries schon seit der Römerzeit als Baustein verwendet. Zahlreiche aus Suevit errichtete Gebäude, darunter die Nördlinger St.-Georgs-Kirche mit ihrem 90 m hohen Turm Daniel oder die Burgruine Niederhaus zeugen davon. Da der Suevit aber durch die zunehmende Luftverschmutzung angegriffen wird, werden Restaurierungsarbeiten an den historischen Baubeständen neuerdings mit einem täuschend ähnlichen Kunststein, dem geringe Mengen natürlichem Suevits beigemengt sind, durchgeführt.

Zermahlener Suevit (sogenannter Ries-Trass) wurde seit der oben erwähnten Beschreibung des „Feuerduftsteins“ durch Carl von Caspers als Beimengung zum Zement verwendet. Für bestimmte Spezialzemente findet der Suevit noch heute Verwendung, so dass er in einigen Steinbrüchen industriell abgebaut wird.

Literatur

  • J. Baier: Die Auswurfprodukte des Ries-Impakts, Deutschland, in Documenta Naturae, Vol. 162, München, 2007. ISBN 978-3-86544-162-1, ISSN 0723-8428
  • G. Graup: Carbonate-silicate liquid immiscibility upon impact melting: Ries Crater, Germany, in Meteorit. Planet. Sci., Vol. 34, Lawrence, Kansas, 1999.
  • G. Graup: Terrestrial chondrules, glass spherules and accretionary lapilli from the suevite, Ries crater, Germany, in Earth Planet. Sci. Lett., Vol. 55, Amsterdam, 1981.
  • J. Kavasch: Meteoritenkrater Ries. Auer Verlag, Donauwörth, 1985. ISBN 3-403-00663-8
  • E. T. Chao, R. Hüttner und H. Schmidt-Kaler: Aufschlüsse im Ries-Meteoriten-Krater. Bayerisches Geologisches Landesamt, 1992.
  • C. R. Mattmüller: Ries und Steinheimer Becken von . Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1994. ISBN 3-432-25991-3
  • R. Hüttner und H. Schmidt-Kaler: Geologische Karte 1:50000 Ries mit Kurzerläuterungen auf der Rückseite. Bayerisches Geologisches Landesamt, 1999 [1]
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Suevit aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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