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Tabun



Strukturformel
Allgemeines
Name Tabun
Andere Namen

Dimethylphosphoramidocyansäureethylester

Summenformel C5H11N2O2P
CAS-Nummer 77-81-6
Kurzbeschreibung farblose bis bräunliche Flüssigkeit
Eigenschaften
Molare Masse 162,13 g·mol−1
Aggregatzustand flüssig
Dichte 1.073 g·cm−3
Schmelzpunkt −50 °C
Siedepunkt 246 °C (Zersetzung)
Dampfdruck

0,084 hPa (20 °C)

Löslichkeit

mäßig löslich in Wasser, gut löslich in organischen Lösungsmitteln

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung
R- und S-Sätze R: ?
S: ?
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Tabun ist ein Nervenkampfstoff, der 1936 vom deutschen Chemiker Gerhard Schrader, der damals für die I.G. Farben tätig war, entdeckt wurde. Ab 1942 wurde es industriell gefertigt und im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht in Bomben und Granaten verfüllt, jedoch nicht eingesetzt.

Es ist ein Phosphorsäureester und von der Struktur her vielen Pflanzenschutzmitteln ähnlich. Tabun ist eine farblose bis bräunliche Flüssigkeit mit fruchtigem, bei Erhitzen bittermandelartigem Geruch. Bei seinem Einsatz kann Blausäure entstehen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

40 km nördlich von Breslau in Dyhernfurth begann 1940 die deutsche Wehrmacht und die SS mit dem Bau einer Chemiewaffenanlage, vor allem zur Herstellung von Tabun. Dort wurden etwa 12.000 Tonnen Tabun erzeugt und verarbeitet. Otto Ambros, der Vorstandsvorsitzende der Anorgan, einer IG-Farben Gesellschaft, war einer der Hauptverantwortlichen für das Werk.

Die Wehrmachtsbestände an mit Tabun bestückten Bomben und Granaten wurden nach Kriegsende in der Ostsee versenkt. Das aus den korrodierten Behältern austretende Gift gefährdet inzwischen den Tiefseefischbestand in der Ostsee.

Tabun ist das älteste der drei so genannten G-Kampfstoffe (Code: GA) neben Soman und Sarin. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die USA und Großbritannien die Fertigung dieses Kampfstoffes. Die Sowjetunion hingegen zeigte kein großes Interesse an Tabun und konzentrierte sich mehr auf Soman. Tabun wurde außerdem von Saddam Hussein im Iran-Irak-Krieg und 1988 gegen die eigene Bevölkerung im kurdischen Nordirak eingesetzt.

Wirkungsweise

Die Aufnahme von Tabun ist über die Haut und die Atmung möglich. Nur ein Ganzkörperschutz verhindert sicher eine Aufnahme des Stoffes. Im Körper blockiert Tabun die Acetylcholinesterase. Diese ist Bestandteil der Kommunikationsvorgänge im Nervensystem.

Daher kommt es je nach Stärke der Vergiftung zu folgenden Symptomen: Kopfschmerzen, Übelkeit mit Erbrechen und Durchfällen, Augenschmerzen, Müdigkeit, Krampfanfälle, Zittern, Zucken der Muskulatur, unkontrollierter Harn- und Stuhlabgang, Atemnot, Appetitlosigkeit, Angstzustände, Spannungen, Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit. Der Tod tritt durch Atemlähmung ein.

Schutzmaßnahmen

Nervenkampfstoffe sind bereits in kleinsten Mengen tödlich. Angriffsfläche ist der gesamte Körper. Deshalb bietet auch nur ein Ganzkörper-Schutzanzug und eine Schutzmaske ausreichenden Schutz. Vor einem Kampfstoffeinsatz können Oxim-Tabletten eingenommen werden. Bei einer Vergiftung spritzt man Atropin bzw. Hyoscyamin (ähnlich dem Gift der Tollkirsche), ein krampflösendes Mittel. Im Verlauf der wochenlangen Nachbehandlung versucht man mit Obidoxim die AcChE zu regenerieren.

Für die Dekontamination können unter anderem Oxidationsmittel, wie zum Beispiel Chlorkalk oder Kalziumhypochlorit, alkalische Lösungen und nichtwässrige Medien, wie. Aminoalkoholate, verwendet werden, da Nervenkampfstoffe zum einen empfindlich gegenüber Oxidationsmitteln sind und zum anderen ihre Hydrolyse im basischen Milieu beschleunigt abläuft. Bei empfindlichen Oberflächen kann auch Natriumcarbonatlösung verwendet werden, die jedoch naturgemäß langsamer wirkt.

Siehe auch

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Tabun aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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