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Tryptophan
Tryptophan ist in seiner L-Form (systematische Bezeichnung: (S)-2-Amino- 3-(1H-indol-3-yl)- propansäure) eine proteinogene Aminosäure mit einem aromatischen Strukturanteil. Sie gehört zu den essentiellen Aminosäuren, sie kann also vom menschlichen Körper nicht gebildet werden und muss deshalb mit der Nahrung zugeführt werden. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
VorkommenTryptophan ist in vielen Lebensmitteln enthalten. Vor allem in Milch und Milchprodukten wie z.B. Käse kommt es in hoher Konzentration in Form von Lactalbumin vor. Es findet sich aber auch reichlich in Geflügel, Rindfleisch, Eiern, Erbsen, Nüssen und Kartoffeln. Tryptophan ist auch in Kakaobohnen (Schokolade) enthalten. Als Vorstufe des auch als „Glückshormon“ bezeichneten menschlichen Neurotransmitters Serotonin ist Tryptophan für die leicht stimmungsaufhellende Wirkung von Schokolade mitverantwortlich. Der hohe Tryptophangehalt der Milch scheint für ihre schlaffördernde Wirkung verantwortlich zu sein. EigenschaftenChemische EigenschaftenDie Aminosäuren-Seitenkette von Tryptophan ist lipophil und aromatisch, daher hat es ähnliche Eigenschaften (schlechte Wasserlöslichkeit). Sein isoelektrischer Punkt liegt bei 5,89, der pKCOOH ist 2,4, der pKNH2 9,3 (beide bei 25 °C). Das van-der-Waals-Volumen von Tryptophan ist 163 und der Hydrophobizitätsgrad -0,9. Freies Tryptophan als auch proteingebundene Tryptophan-Einheiten fluoreszieren unter UV-Licht, so wie es auch bei den übrigen aromatischen Aminosäuren (Tyrosin und Phenylalanin) beobachtbar ist. Gewinnung und DarstellungBiosynthesePflanzen und Mikroorganismen können Tryptophan herstellen, unter anderem aus der Shikimisäure bzw. Anthranilat[3]. Letzteres kondensiert mit Phophoribosylpyrophosphat (PRPP) unter Abspaltung von Diphosphat. Nach Umlagerung des Ribosanteils und einer folgenden Decarboxylierung nebst Dehydratisierung entsteht schließlich Indol-3-glycerinphosphat, was zu Indol gespalten wird. Im letzten Schritt katalysiert die Tryptophan-Synthetase die Bildung von Tryptophan ausgehend von Indol und Serin.
Industrielle SyntheseDie industrielle Produktion von Tryptophan geschieht ebenfalls biosynthetisch aus Serin und Indol und nutzt dazu eine Wildtypmutante von E. coli. Die Umsetzung wird dabei durch das Enzym Tryptophansynthase (EC 4.2.1.20) katalysiert. VerwendungArzneimittel / NahrungsergänzungWirkungDie Wirkung von L-Tryptophan wird oft als stimmungsaufhellend, beruhigend und gewichtsreduzierend beschrieben. Die stimmungsaufhellende Wirkung von L-Tryptophan beruht dabei vermutlich auf der Tatsache, dass es im menschlichen Körper zu Serotonin umgebaut wird. Es wird angenommen, dass durch einen erhöhten Serotoninspiegel die Stimmung aufgehellt und Depressionen gelindert werden können. Als Nebenwirkungen können dabei vor allem Tagesmüdigkeit, Schwindel und Kopfschmerzen auftreten. Eine weitere seltene Nebenwirkung ist die eosinophile Fasziitis, die gehäuft unter Einnahme von L-Tryptophan beobachtet wird (siehe auch EMS durch Serotoninvorstufen)[4].
PharmakologieL-Tryptophan gilt als „natürliches Antidepressivum“, ihm wird eine gute Wirksamkeit bei depressiven Erkrankungen bei gleichzeitig geringen Nebenwirkungen nachgesagt. Außerdem ist L-Tryptophan billiger als rezeptpflichtige Antidepressiva. (Natürlich nur nominell, da die meisten rezeptpflichtigen Antidepressiva von der Krankenkasse gezahlt werden und nach Verschreibung nur noch die relativ geringe Zuzahlung fällig wird. Rezeptfreie Mittel müssen in der Regel selbst gezahlt werden.) Als schlichte Nahrungsergänzung ist Tryptophan nur bei gesichertem Mangel sinnvoll, der in Industrieländern praktisch unbekannt ist. Bei einer Fruktosemalabsorption ist jedoch ein signifikant erniedrigter Serumtryptophanspiegel beobachtet worden. [5] Der Spiegel dieser essentiellen Aminosäure, dem Vorläufer des Serotonins, in der Nährflüssigkeit des Gehirns, ist nicht beliebig durch Verzehr entsprechend eiweißhaltiger Nahrung zu bewerkstelligen, denn L-Tryptophan konkurriert mit fünf anderen Aminosäuren an der Blut-Hirn-Schranke um das Eindringen in die Nährflüssigkeit des Gehirns; nämlich mit den verzweigtkettigen (das sind L-Valin, L-Leucin und L-Isoleucin) und den anderen aromatischen (das sind L-Phenylalanin und L-Tyrosin) Aminosäuren.[6] Dennoch lässt sich durch schlichte Nahrungsaufnahme der L-Tryptophanspiegel heben, indem man längere Zeit nach der letzten Mahlzeit eine durchaus bescheidene Menge eiweißreicher Kost verzehrt. L-Tryptophan kann als eine der wenigen nicht verzweigtkettigen Aminosäuren angesehen werden, die in einer Zeit geringen Nahrungsangebots nicht von den „gierigen“ Muskeln des Körpers aufgenommen werden. Die Aminosäure übersteigt dann bei geringer Konkurrenz anderer Aminosäuren leicht die Blut-Hirn-Schranke. Damit ist eine Voraussetzung für die ausreichende Bildung des wichtigen Hormons und Botenstoffes Serotonin auch in Hungerperioden gegeben. Im Prinzip ist es möglich, statt L-Tryptophan auch 5-Hydroxytryptophan einzunehmen. 5-HTP wird sogar wesentlich effizienter zu Serotonin verstoffwechselt; man kann also die gleiche serotonerge Wirkung von L-Tryptophan auch mit einer geringeren Menge 5-HTP erzielen. Die Einnahme ist jedoch mit der Gefahr ernster Gesundheitsschäden bei längerfristiger und/oder hochdosierter Einnahme und im allgemeinen mit mehr Nebenwirkungen verbunden. (Vgl. dazu 5-HTP: Präparat) DosierungZur Behandlung von Depressionen, Verstimmungen, Schlafstörungen u. ä. durch Erhöhung der Serotoninmenge im Gehirn wird eine Einzeldosis von 1 bis 3 Gramm L-Tryptophan als optimal angesehen, um eine maximale Wirkung zu erreichen. Kleinere Dosen sind meist zu schwach, größere aktivieren den Tryptophan-Abbau zu stark. Es sollte versucht werden, die kleinstmögliche wirksame Dosis zu finden.[6] Zu einer Überdosierung von L-Tryptophan kommt es nur schwerlich, da L-Tryptophan selbst der Hauptaktivator seines abbauenden Enzyms Tryptophan-Pyrrolase (genauer: Tryptophan-2,3-Dioxygenase)[7] ist. Ein weiterer Aktivator ist Cortisol. Dies liefert auch eine Erklärung dafür, dass Stress (und der dadurch erhöhte Cortisolspiegel) zu einem verminderten Umsatz von L-Tryptophan zu 5-HTP führt. Vitamin-B3 hingegen hemmt die Aktivität des Enzyms und fördert so den Umsatz von L-Tryptophan zu 5-HTP. Tryptophan-Pyrrolase baut L-Tryptophan unter Sauerstoffverbrauch zu N-Formyl-L-Kynurenin ab, welches in weitere Stoffe umgewandelt werden kann (u.a. Vitamin-B3). Dies ist auch der Hauptstoffwechselweg von L-Tryptophan (nur etwa 3% wird zu 5-HTP bzw. Serotonin umgewandelt[8]). Dabei fungiert Häm (Eisen!) als Cofaktor. Einer Erhöhung der Zufuhr von L-Tryptophan steht ab einer gewissen Grenze eine überproportionale Aktivierung der Tryptophan-Pyrrolase gegenüber, so dass im Ergebnis mehr L-Tryptophan abgebaut wird, als zusätzlich zugeführt worden ist.[6] Rechtliche SituationL-Tryptophan ist in Deutschland rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Es wird allerdings nicht als Stimmungsaufheller, sondern als mildes Schlaf- und Beruhigungsmittel verkauft (Dosis: 250 und 500 mg L-Tryptophan / Tablette oder als Pulver in variablen Packungsgrößen.). 5-Hydroxytryptophan ist hierzulande ein rezeptpflichtiges Medikament und nicht frei erhältlich. L-Tryptophan war bis Januar 1996 in den USA verboten. Das Verbot in den USA hatte mit dem Fall des verunreinigten L-Tryptophans zu tun, welches die japanische Firma Showa Denko in den 1980er Jahren auf gentechnischem Wege hergestellt hat und wodurch vermutlich die mitunter tödlich verlaufende Blutkrankeit EMS-Syndrom (Eosinophiles Myalgie-Syndrom) ausgelöst wurde.
Biologische BedeutungDas Codon UGG codiert die Aminosäure Tryptophan.
Serotoninsynthese (Mensch)L-Tryptophan wird durch das Enzym Tryptophan-Hydroxylase (TPH) in 5-Hydroxytryptophan (5-HTP) überführt. Die Tryptophanhydroxylase kann durch eine Reihe an Faktoren gehemmt werden, so z.B. durch Vitamin-B6 / Vitamin-B3-Mangel, Insulinresistenz, Magnesiummangel, aber auch durch Stress. Da der Übergang vom L-Tryptophan zum 5-HTP bei der körpereigenen Serotoninsynthese der geschwindigkeitsbestimmende Schritt ist, kommt der Tryptophan-Hydroxylase eine wichtige Regelfunktion dieses Syntheseweges zu. 5-HTP (auch bekannt unter dem Namen Oxitriptan) wird durch das Enzym Hydroxytryptophan-Decarboxylase (genauer: Aromatische-L-Aminosäure-Decarboxylase, AADC) in Serotonin überführt. Das Vitamin-B6-Derivat Pyridoxalphosphat wirkt dabei als Cofaktor und verstärkt (oder vermindert) in Abhängigkeit seines Vorhandenseins die Aktivität der Hydroxytryptophan-Decarboxylase.[9][10] Abbau von TryptophanDer Abbau von Tryptophan erfordert die Spaltung beider aromatischer Ringe, was Oxygenasen katalysieren. Dabei wird durch die Tryptophan-2,3-Dioxygenase zunächst der Pyrrolring aufgebrochen, wodurch über einen Zwischenschritt Kynurenin entsteht. Dieses wird durch eine Monooxygenase, der Kynurenin-2-Monooxygenase, zu 3-Hydroxykynurenin umgesetzt. Nach Abspaltung von Alanin katalyisert eine weitere Dioxygenase die Spaltung des verbliebenen Aromatenrings, so dass nach mehreren Reaktionsschritten schließlich Acetacetat vorliegt.
Quellen
Literatur
Siehe auch
Kategorien: Proteinogene Aminosäure | Tryptamin | Arzneistoff | Antidepressivum | Hypnotikum | Sedativum |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Tryptophan aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |