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Berliner Blau
Berliner Blau (Pariser Blau, Eisencyanblau, Turnbulls Blau, Bronzeblau) ist ein lichtechtes, tiefblaues, mineralisches Pigment und gilt als der erste moderne synthetische Farbstoff. In der Farbenindustrie wird Berliner Blau allgemein auch Eisenblau genannt (der Name bezeichnet auch ein altertümliches Pigment aus dem Mineral Vivianit). Als Farbton wird es auch als Preußischblau, Stahlblau, in einer Variante als Miloriblau bezeichnet. Bei einem Molverhältnis von 1:1 an Eisen-Ionen und Kaliumhexacyanoferrat entsteht kolloid gelöstes Berliner Blau der Formel:
Bei Zugabe überschüssiger Eisen-Ionen zu Kaliumhexacyanoferrat entstehen blaue Niederschläge von unlöslichem Berliner Blau der Formel:
Genaueres hierzu siehe im Abschnitt Gewinnung und Darstellung. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Verwendung
FarblehreBerliner Blau Die Farbe Preußisch Blau
GeschichteHerstellungUm 1704 wurde die Herstellung von dem Berliner Chemiker und Farbenhersteller Heinrich Diesbach im Labor zufällig entdeckt [4]. Er war mit der Produktion eines roten Farbstoffs beschäftigt, als ihm die Pottasche zur Ausfällung des Farbstoffs ausging. Von seinem Kollegen Johann Konrad Dippel ließ er sich deshalb einen Ersatzstoff geben („Dippels Tieröl“), der jedoch entgegen seinen Erwartungen einen blauen Farbstoff ausfällte. Nachdem Diesbach seinem Kollegen von der Reaktion berichtete, verbesserte dieser das Rezept. Gemeinsam vertrieben sie den neuen Farbstoff in einer in Paris eröffneten Fabrik unter dem Namen Pariser Blau. Das Rezept konnte einige Zeit geheim gehalten werden, bis es schließlich der Engländer Woodward 1724 in den Philosophical Transactions veröffentlichte. In Theodor Fontanes Roman Frau Jenny Treibel ist die Berliner Familie Treibel im Besitz großer Fabriken zur Produktion von Berliner Blau. Dahinter verbirgt sich die reale Unternehmerfamilie Kunheim. Fontanes Schwester Jenny Sommerfeld war mit den Kunheims eng befreundet. Namensgebung und Synonyme
französisch: Bleu de prusse; englisch: Prussian blue, Toning blue. Den Namen Preußisch Blau bzw. Preußischblau erhielt der Farbstoff im 18. Jahrhundert, weil er vor allem zum Färben der preußischen Uniformröcke benutzt wurde [5]. Eisencyanblau bezieht sich auf die chemische Zusammensetzung, Stahlblau auf den typischen kühlen Farbton, Bronzeblau auf den rötlichen Glanz der ungemahlenen, schwarzblauen Brocken [6]. Vossenblau entstand nach der L. Vossen & Co G.m.b.H. bei Düsseldorf, die ab 1905 exklusiv den Vertrieb abwickelte. HolocaustleugnungErstmalig wurde die Frage nach der Eisenblau-Bildung durch Zyklon B beziehungsweise die darin enthaltene Blausäure im Prozess gegen den Holocaustleugner Ernst Zündel aufgebracht. Von Zündel wurde Fred A. Leuchter, welcher in den USA die Gaskammern für Todeskandidaten einrichtet, als Gerichtsgutachter bestellt. Dieser hatte den Leuchter-Report verfasst, in dem behauptet wird, da kein Eisenblau in den Gaskammern des KZ Auschwitz-Birkenau gefunden wurde, könnten keine Menschen mittels Zyklon B vergast worden sein. Aufgegriffen wurde diese Argumentation von Germar Rudolf, der als Gutachter im Prozess gegen den Holocaustleugner Otto Ernst Remer das Rudolf-Gutachten verfasst hat. Offensichtliche methodische Fehler im Leuchter-Report wie beispielsweise die nicht beachtete unterschiedliche Toxizität für Menschen und Insekten wurden im Rudolf-Gutachten behandelt. Im Prozess David Irving gegen Deborah Lipstadt wurde der Chemiker Richard Green als Gerichtsgutachter bestellt und hat sich detailliert mit dem Rudolf-Gutachten auseinandergesetzt. Dabei stellte Green fest, dass wesentliche Einflüsse auf die Bildung von Eisenblau von Rudolf nicht beachtet wurden. Unter anderem wurde von Green dargelegt, dass das von den Opfern ausgeatmete Kohlendioxid verhindert, dass das Blausäuregas überhaupt Eisenblau in den Gaskammern bilden kann. Hier ist auch ein augenfälliger Unterschied zu den Entwesungskammern zu sehen, bei denen keine erhöhte Kohlendioxidkonzentration in der Luft vorhanden war. Zudem wurde eine detaillierte Studie des Forensischen Institutes in Krakau zu diesem Themenkomplex erstellt. In dieser Studie waren mittels einer präzise kalibrierten Methode lösliche Cyanide sowohl in den Entwesungskammern als auch in den Gaskammern nachweisbar. Vergleichsproben aus nicht begasten Gebäuden im KZ Auschwitz-Birkenau enthielten diese Cyanide nicht. Gewinnung und DarstellungFrüher
Turnbulls BlauTurnbulls Blau ist ein historisch entstandenes Synonym für das Berliner Blau. Die Gewinnung erfolgt durch das Umsetzen von Eisen(II)-salzen mit Kaliumhexacyanoferrat(III) (rotes Blutlaugensalz) in wässriger Lösung. Man nahm an, dass der sich bildende dunkelblaue Niederschlag eine andere Zusammensetzung als das durch Umsetzen von Eisen(III)-salzen mit Kaliumhexacyanoferrat(II) (gelbes Blutlaugensalz) gewonnene Berliner Blau aufwies. Mittels EPR- und Mößbauerspektroskopie konnte jedoch festgestellt werden, dass die Reaktionsprodukte weitgehend identisch sind, da folgendes Gleichgewicht besteht: MiloriblauMiloriblau bezeichnet gekochte Sorten des Pigments, die einen etwas wärmeren Farbton aufweisen. Heute
In der Chemie ist der Nachweis von Eisen (oder umgekehrt von Cyaniden) durch Berliner Blau eine sehr bekannte Nachweismöglichkeit, die beide Ionen schon in geringsten Mengen anzeigt. Gegenüber schwachen Säuren ist es stabil, so dass eine Freisetzung von CN--Ionen (und der darauffolgenden Gefahr durch Bildung von freier Blausäure) sehr gering ist. SicherheitshinweiseDie Resorbierbarkeit von Berliner Blau unter physiologischen Bedingungen ist außerordentlich gering, da es praktisch unlöslich in Wasser und verdünnten Säuren ist. Es ist davon auszugehen, dass weder über die Haut, noch über Atemwege oder Verdauungstrakt größere Mengen aufgenommen werden. Daher kann es mit hoher Wahrscheinlichkeit als praktisch untoxisch eingestuft werden. Bei Aussetzen von hohen Temperaturen (über 140 °C) können als Zersetzungsprodukte Blausäuredämpfe und Ammoniak entstehen. Der Stoff ist unter der Wassergefährdungsklasse 1 und somit als schwach wassergefährdend eingestuft. Quellen
Siehe auch
Literatur
Kategorien: Cyanid | Pigment | Farbstoff | Eisenverbindung | Arzneistoff |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Berliner_Blau aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |