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Venlafaxin
Venlafaxin ist ein Phenylethylamin-Derivat und ein selektiver Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), der als Antidepressivum eingesetzt wird. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
WirkprofilVenlafaxin vermindert die Rückaufnahme (Re-Uptake) von Serotonin und Noradrenalin in die präsynaptischen Vesikel an bestimmten Synapsen im Gehirn. Das dadurch vermehrte Angebot dieser Neurotransmitter im synaptischen Spalt soll die Linderung der depressiven Symptome bewirken. Die "Muttersubstanz" Venlafaxin (also ohne die Metaboliten, siehe unten) hat daneben noch eine schwach dopaminerge Aktivität. Venlafaxin wird nach Einnahme in der Leber großenteils in die wirksamen Metaboliten O-Desmethyl-Venlafaxin und N-Desmethyl-Venlafaxin umgewandelt. Diese tragen zur Wirkung des Arzneistoffs bei und werden dann vor allem renal ausgeschieden. IndikationenVenlafaxin ist zur Behandlung von Depressionen zugelassen. Die Retardformulierung kann in Deutschland außerdem zur Behandlung von Angsterkrankungen wie generalisierte Angststörung und soziale Angststörung (soziale Phobie) verwendet werden. Ferner hat Venlafaxin die Zulassung zur Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe depressiver Erkrankungen. Unerwünschte WirkungenZu Beginn der Einnahme treten als Nebenwirkungen oft Magen-Darm-Beschwerden auf; es kommt häufig auch zu vermehrter Unruhe und diffusen Angstzuständen. Psychotische Reaktionen sind beschrieben, evtl. als Folge der dopaminergen Wirkung. Vermehrte (Nacht-)Schweißbildung, Blutdruckerhöhung und Herzbeschwerden sind ebenfalls möglich. Laut Packungsbeilage ist Übelkeit eine sehr häufige Nebenwirkung (mehr als 10 % der Patienten); unter anderem Erbrechen, Appetitlosigkeit, Verstopfung, Schwindel, Schlaflosigkeit, Nervosität, Zähneknirschen, Zittern und Sehstörungen sind häufig (1 % – 10 % der Patienten). Weiterhin kann es zu Benommenheit und Müdigkeit kommen. Venlafaxin löst sehr häufig sexuelle Funktionsstörungen aus und kann die Libido vermindern.[1][2]Bei Absetzen können möglicherweise schwere Absetzerscheinungen auftreten, wie z. B. stromschlagartige Missempfindungen. Je abrupter das Absetzen erfolgt, desto stärker sind die Absetzerscheinungen bzw. unerwünschten Nebenwirkungen. SuizidalitätVenlafaxin soll bei unter 25jährigen Anwendern die Suizidalität (Selbstmordneigung) im Vergleich zu Scheinmedikament (Plazebo) um den Faktor 5 steigern. Das geht aus einer Analyse der US-Aufsichtsbehörde FDA hervor, die alle Daten aus klinischen Studien mit Venlafaxin berücksichtigte – sowohl aus veröffentlichten als auch aus unveröffentlichten (vom Hersteller zurückgehaltenen) Untersuchungen.[3] Eine Erklärung dafür ist die Verflachung der Gefühlstiefe, welche zur Unterdrückung der Todesangst führt. Eine weitere Erklärung dafür ist die Antriebssteigerung, welche das Medikament bewirkt. Dies kann bei Patienten mit Suizidgedanken dazu führen, dass diese ihre Pläne ausführen, weshalb Patienten mit Suizidgedanken besonders beobachtet werden sollten. KonsequenzenWegen des besonderen Suizidrisikos und der im Vergleich zu anderen Antidepressiva höheren Toxizität sollte Venlafaxin nach Ansicht einiger Experten nicht mehr zur Erstbehandlung der Depression verwendet werden.[4] In Großbritannien wurde die Leitlinie zur Depressionsbehandlung überarbeitet, um den besonderen Risiken von Venlafaxin Rechnung zu tragen.[5] Darreichungsformen, DosierungVenlafaxin liegt als Handelspräparat Trevilor® in Form von Tabletten (nur noch in 37,5 mg Dosierung) sowie als Trevilor retard® in Form von Retardkapseln (75 mg, 150 mg) vor. Wegen des selteneren Auftretens der Magen-Darm-Beschwerden wird fast ausschließlich noch die Retardform verordnet. Die Retardkapseln sind mit etwa 5–7 mm Durchmesser und etwa 12–15 mm Länge recht groß. Außerdem enthalten sie etwas Luft, so dass sie in Wasser schwimmen. Dies erschwert das Schlucken. Die Retardkapseln sind nicht teilbar, können nicht zur Dosisänderung zerbrochen werden. Allerdings lassen sich die Kapseln einfach und zerstörungsfrei öffnen, so dass ein Herunterdosieren beim Absetzen in feinere Dosierungsstufen und auch unter 75 mg möglich ist. Da nicht die Kapseln die verzögerte Freisetzung bewirken, sondern das Medikament darin in sogenannten Retard-Kügelchen enthalten ist (s. Foto), bleibt die Retardierung auch nach der Entnahme aus der Kapsel erhalten. Die mittlere Tagesdosis liegt bei 75–150 mg. Jedoch wirken erst mehr als 225–300 mg pro Tag neben serotonin- auch noradrenalinwiederaufnahmehemmend, weshalb oft erst dann stärkere antidepressive Wirkung im Vergleich zu reinen SSRI beobachtet wird. Die maximale Tagesdosis beträgt 375 mg. Wegen der möglichen Störwirkungen sollte ein- bzw. ausschleichend dosiert werden. Referenzen
Kategorien: Phenylethylamin | Antidepressivum | Arzneistoff |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Venlafaxin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |