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Vernickeln



Vernickeln ist der Sammelbegriff für verschiedene Verfahren zum Erzeugen eines Nickelüberzugs auf meist metallischen Gegenständen.

Aufgrund seiner besonderen Eigenschaften ist Nickel für viele Anwendungen besonders gut als Überzugsmetall geeignet. Nickel ist beständig gegen Luft, Wasser, verdünnte Säuren und die meisten Laugen. Nicht beständig ist Nickel gegen Salpetersäure, konzentrierte Salzsäure und Ammoniak. Nickeloberflächen sind nicht beständig gegen Anlaufen, d.h. es kann mit der Zeit zu dunklen Verfärbungen kommen. Nickel hat eine silberhelle Farbe, unterscheidet sich aber von Chromoberflächen durch einen charakteristischen leicht gelblichen Farbton.

Gegenstände, die vernickelt werden, bestehen häufig aus Stahl, Zinkdruckguss, Messing oder Aluminium, seltener auch aus anderen Metallen, Legierungen oder Kunststoff.

Inhaltsverzeichnis

Galvanisches Vernickeln

Nickelüberzüge gehören zu den wichtigsten und am häufigsten eingesetzten, galvanotechnisch erzeugten Metallüberzügen. Beim galvanischen Vernickeln werden die zu vernickelnden Gegenstände nach einer geeigneten Vorbehandlung in einen Nickelelektrolyten eingetaucht und durch das Anlegen einer elektrischen Spannung scheidet sich auf der Oberfläche des Gegenstands ein Nickelüberzug ab.

Das Galvanische Vernickeln gibt es in zahlreichen Varianten:

Glanzvernickeln

Durch spezielle Glanzzusätze im Elektrolyten und durch Einstellung bestimmter Verfahrensparameter werden feine Unregelmäßigkeiten in der Oberfläche der Rohteile eingeebnet und es entsteht eine glänzende Oberfläche, die bevorzugt bei dekorativen Anwendungen eingesetzt wird. Glanznickelüberzüge sind spröder als Mattnickelüberzüge.

Mattvernickeln

Wenn man einen Glanznickelelektrolyten ohne Glanzzusätze betreibt, dann werden die Nickelüberzüge nicht glänzend, sondern matt. Das matte Aussehen ist aber nicht gleichmäßig, sondern uneinheitlich. Um eine gleichmäßig matte Oberfläche zu erzeugen, gibt es spezielle Mattnickel-Elektrolyte, die mit feindispersen Lösungen oder mit suspendierten Feststoffen arbeiten.

Halbglanzvernickeln

Halbglanzelektrolyte sind Glanzelektrolyte mit nur einem Teil der Glanzzusätze. Diese Überzüge werden nicht aus dekorativen Gründen eingesetzt, sondern zur Verbesserung des Korrosionsschutzes in Mehrschichtsystemen.

Schwarzvernickeln

Spezielle Zusätze führen zur Abscheidung eines anthrazifarbenen bis schwarzen Überzugs.

Dispersionsvernickeln

Dem Elektrolyten werden kleine Partikel zugesetzt, die dann im Nickelüberzug mit abgeschieden werden. Eines der ältesten Beispiele für diese Partikel ist Diamantpulver, der Nickelüberzug ergibt dann eine vorzügliche Nagelfeile. Andere Beispiele: Korund, Quarz, Titancarbid....

Besonders interessante Eigenschaften erhalten die Nickelüberzüge, wenn man Partikel aus Teflon oder aus Molybdändisulfid zugibt: Die Oberfläche hat dann auch ohne Öl oder andere Schmierstoffe einen sehr wirksamen und haltbaren Selbstschmier-Effekt.

Mehrfachvernickeln

Beim Doppelvernickeln und Dreifachvernickeln werden zwei oder drei unterschiedliche Nickelüberzüge kombiniert z.B. Halbglanznickel und Glanznickel. Beim Sandwich-Nickel wird z.B. eine Kombination Nickel-Chrom-Nickel-Chrom eingesetzt.

Dickvernickeln

Ältere Bezeichnungen für dieses Verfahren sind Hart- oder Starkvernickeln. Dabei werden Nickelüberzüge von ca. 200 bis zu 3000 µm abgeschieden. Mit diesem Verfahren lassen sich z.B. verschlissene Bauteile wieder brauchbar machen. Das Dickvernickeln konnte die Hartverchromung in manchen Bereichen verdrängen.

Chemisch Vernickeln

Das chemische (stromlose) Venickeln zählt zu den Reduktionsverfahren. Die zu vernickelnden Gegenstände werden in spezielle Elektrolyte eingetaucht und ohne das Anlegen einer elektrischen Spannung scheidet sich auf der Oberfläche der Gegenstände ein Nickelüberzug ab. Das chemische Vernickeln zeichnet sich durch eine gleichmäßige Schichtdicke auch bei komplizierten Teilen und an innen liegenden Flächen aus. Chemische Nickelüberzüge sind lötbar und (obwohl Nickel zu den ferromagnetischen Metallen zählt) nicht ferromagnetisch.

Korrosionsschutz

Neben ihrer dekorativen und technischen Funktion dienen Nickelüberzüge auch dem Korrosionsschutz. Bei einem vernickelten Stahlteil ist der Mechanismus des Korrosionsschutzes jedoch anders als bei einem verzinkten Stahlteil: Das Nickel kann aufgrund seiner elektrochemischen Eigenschaften gegenüber dem Stahl nicht die Funktion einer Opferanode einnehmen, d. h. ein effektiver Korrosionsschutz ist nur bei einem dicht geschlossenen Nickelüberzug gegeben. Andernfalls kommt es an Poren und offenen Stellen schnell zum Lochfraß. Um mit einer einzelnen Nickelschicht einen komplett geschlossenen und porendichten Überzug zu erzeugen, müsste der Überzug eine beträchtliche Dicke von 25 µm oder mehr aufweisen, was aber mit hohen Kosten und technischen Nachteilen verbunden ist. Aus diesen Gründen wird ein Nickelüberzug nur selten als einzelner Überzug eingesetzt, sondern sehr häufig als Bestandteil eines Mehrschichtsystems. Beispiele für Nickelüberzüge in Mehrschichtsystemen:

  • Zwischenschicht Kupfer, Deckschicht Nickel
  • Zwischenschicht Kupfer, Deckschicht Nickel, zusätzliches organisches Topcoat
  • Erste Zwischenschicht Kupfer, zweite Zwischenschicht Nickel, Deckschicht Chrom

Geschichte

  • Erste brauchbare galvanische Nickelüberzüge: ab 1842.
  • O.P. Watts entwickelt 1916 einen leistungsfähigen Elektrolyten.
  • Bis ungefähr 1930 wurden Autoteile mit Kupfer und einer Deckschicht aus Nickel versehen.
  • Da Nickel unter den Umweltbedingungen "anläuft", setzte sich danach das Mehrschichtsystem Cu-Ni-Cr allmählich durch.

Verwendung

Als dekorative Korrosionsschutzschicht hat das Vernickeln trotz der Gefahr von Nickelallergien noch heute eine hohe Bedeutung, z.B. in der optischen Industrie und bei Möbelbeschlägen.

Bei Teilen mit Körperkontakt (Modeschmuck, Reißverschlüsse, Knöpfe) wurde Nickel weitgehend durch andere Metalle oder Legierungen ersetzt.

Literatur

  • Friedrich Hartmann: Das Verzinnen, Verzinken, Vernickeln, Verstählen, Verbleien und das Überziehen von Metallen mit anderen Metallen überhaupt. Eine Darstellung praktischer Methoden zur Anfertigung aller Metallüberzüge aus Zinn, Zink, Blei. (= Chemisch-technische Bibliothek; Bd. 76). Hartleben, Wien 1881. Zuletzt in 9., von Wolfgang Friedrich Hartmann neubearbeiteter und vermehrter Auflage: Hartleben, Wien und Leipzig 1931

Siehe auch

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Vernickeln aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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