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Vildagliptin
Vildagliptin ist ein orales Antidiabetikum, das voraussichtlich im Jahr 2008 von Novartis unter dem Handelsnamen Galvus® in den Markt eingeführt wird[4]. Der Wirkstoff wurde europaweit durch die EMEA zugelassen[5]. Vildagliptin ist nach Sitagliptin der zweite Arzneistoff aus der neuen Klasse der Dipeptidyl-Peptidase-4-Inhibitoren. Anders als die Inkretinmimetika wie Exenatide ahmen diese Gliptine nicht die Struktur der Inkretine nach, sondern behindern deren Abbau. Wie alle neu zugelassenen Arzneistoffe ist auch Vildagliptin verschreibungspflichtig. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Wirkungsweise und PharmakologieInkretineDas glukoseabhängige insulinotrope Peptid (GIP) und das Glucagon-like Peptid 1 (GLP-1) sind Inkretine, die vom Darm fortwährend in die Blutbahn sezerniert werden. Die Inkretin-Abgabe wird nach einer Mahlzeit gesteigert. Sowohl GIP als auch GLP-1 erhöhen die Synthese und die Freisetzung des Insulins aus den β-Zellen der Langerhans-Inseln, die sich wiederum im Pankreas befinden. GLP-1 senkt außerdem die Glucagon-Exkretion, dessen Hauptaufgabe die Blutzuckerspiegel-Erhöhung ist und das in den α-Zellen gebildet und gespeichert wird. Die Inkretine wirken nur auf die Insulin-Freisetzung, wenn der Glucose-Blutspiegel nach einer Nahrungsaufnahme hoch ist. Auch die Glucagon-Freisetzungshemmung findet nur bei erhöhtem Glucose-Blutspiegel statt. Funktion der Dipeptidyl-Peptidase-4→ Hauptartikel: Dipeptidyl-Peptidase-4 und Chemismus der Dipeptidyl-Peptidase-4 Die Dipeptidyl-Peptidase-4 (DPP4) ist eine Exopeptidase, sie spaltet von Proteinen (am N-terminalen Ende) ein Dipeptid ab. Das aus dem Darm freigesetzte GLP-1 wird so innerhalb von wenigen Minuten inaktiviert [4] und trägt nicht mehr zur Blutglucosespiegel-Senkung bei. Hemmwirkung des VildagliptinsVildagliptin ist ein Substrat von DPP4, anders als Sitagliptin, das ein kompetitiver Antagonist der DPP4 ist. Es hemmt das Rezeptormolekül DPP4 etwa zwei Stunden lang, was die Wirkzeit von Vildagliptin gegenüber Sitagliptin steigert[4]. Vildagliptin steigert also durch seine DPP4-Hemmung den Blutspiegel von GLP-1 und sorgt für ein längeres Verbleiben von GLP-1 im Blut, weil GLP-1 weniger rasch abgebaut werden kann. Durch die gesteigerte und zeitlich verlängerte Anwesenheit des GLP-1 wird die Insulin-Produktion und -Ausschüttung gesteigert und die Glucagonabgabe gebremst. Durch all diese Effekte wird der Blutglucosespiegel gesenkt. Ebenso wurde die Absenkung des HbA1c-Werts nachgewiesen, was die dauerhafte Blutzuckerspiegel-Senkung über die letzten 8 Wochen vor der HbA1c-Wert-Messung widerspiegelt.[6] DarreichungsformVildagliptin wird durch den Patienten peroral aufgenommen, unzerkaut und mit etwas Wasser. Die Tablette mit 50 mg Vildagliptin ist (laut den Zulassungsunterlagen) eine hellgelbliche Tablette, die flach und rund ist und einen Durchmesser von 8 mm hat. Die Tablette, die 100 mg Vildagliptin enthält, ist weiß bis hellgelblich und länglich (14 x 5,5 mm) [6]. AnwendungsgebieteVildagliptin wird in einer Zweifachkombination zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 angewendet und wird kombiniert entweder mit Metformin, einem Sulfonylharnstoff oder einem Thiazolidindion, wenn die jeweilige Einzelsubstanz-Therapie nicht ausreicht, um den Blutzucker ausreichend einzustellen. Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Vildagliptin in einer Dreifachkombination sind dagegen nicht nachgewiesen. [7] Auch der HbA1c-Wert sinkt durch Therapie mit Vildagliptin.[3] [7] Die empfohlene Tagesdosis beträgt je nach Komedikation entweder 50 mg oder 100 mg und kann auf zwei Tagesgaben (je 50 mg) aufgeteilt werden. Vildagliptin kann mit oder ohne Nahrung eingenommen werden. Gegenanzeigenabsolute KontraindikationenVildagliptin darf nicht angewendet werden [6]
relative Kontraindikationennicht empfohlen wird die Anwendung von Vildagliptin [6]
InteraktionenWechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln wurden in den klinischen Studien nicht beobachtet. Die Wahrscheinlichkeit für Wechselwirkungen ist deshalb so gering, weil Vildagliptin nicht über die Cytochrom P450-Superfamilie metabolisiert wird und somit weder den Abbau von Cytochrom-P450-metabolisierten Wirkstoffen behindern noch in ihrem Abbau behindert werden und auch kein Cytochrom-P450-Isoenzym induzieren.[6] Möglicherweise kann, analog zu Interaktionen bei anderen Antidiabetika, die Blutglucosespiegel-Senkung durch Thiazid-Diuretika, Corticosteroide, Schilddrüsenarzneimittel und Sympathomimetika beeinträchtigt sein [6] NebenwirkungenDie meisten Nebenwirkungen, die in den Klinischen Studien zur Zulassung bei den Probanden auftraten, waren leicht und vorübergehend und machten kein Absetzen des Wirkstoffs erforderlich[6]. Alle wurden gegen Placebo getestet. Bei einer Monotherapie mit Vildagliptin kam es gelegentlich (mindestens bei jedem tausendsten Probanden und maximal bei jedem hundertsten) zu einer Hypoglykämie und Anstieg der Transaminasen (Leberenzyme). In Kombination mit Metformin kam es häufig (mindestens bei jedem hundertsten Probanden und maximal bei jedem zehnten) zu Tremor, Kopfschmerzen, Schwindel, Hypoglykämie (etwas häufiger als bei Metformin + Placebo), Übelkeit und gelegentlich zu Müdigkeit. In Kombination mit einem Sulfonylharnstoff kam es häufig zur Hypoglykämie (bei Vildagliptin und Glimepirid etwas häufiger als bei Placebo und Glimepirid), Tremor, Kopfschmerzen, Schwindel, Asthenie sowie gelegentlich zu Verstopfung. Sehr selten (weniger als bei jedem zehntausendstem Probanden) trat eine Nasopharyngitis (Entzündung der Nasen- und Rachen-Schleimhaut). In Kombination mit einem Thiazolidindion wurde häufig ein Anstieg des Körpergewichts und periphere Ödeme beobachtet, gelegentlich Kopfschmerzen und Asthenie. PharmakokinetikResorptionWird die Tablette mit dem Wirkstoff nüchtern eingenommen, so werden nach 1,7 Stunden die maximalen Plasmaspiegel erreicht. Sofern die Tablette nach einer Mahlzeit eingenommen wurde, verschiebt sich das dann etwas niedrigere Plasmapiegel-Maximum auf etwa 2,5 Stunden nach der Aufnahme. In beiden Fällen betrug die Bioverfügbarkeit 85 %.[6] VerteilungVildagliptin hat eine Plasmaproteinbindung von 9,3%, was die Gefahr von Arzneistoff-Wechselwirkungen durch Plasmaprotein-Verdrängung nahezu ausschließt. Das Verteilungsvolumen im Steady state nach i.v.-Verabreichung beträgt 71 Liter, was darauf hindeutet, daß sich Vildagliptin nicht nur im Blutkreislauf verteilt.[6] Metabolisierung69 % der Vildagliptin-Gesamtdosis werden verstoffwechselt. 57 % der Gesamtdosis werden an der Cyano-Gruppe hydrolysiert, wobei der inaktive Carbonsäure-Metabolit entsteht. 4 % der Gesamtdosis werden an der Amidbindung hydrolysiert. Auch DPP4 trägt teilweise zur Hydrolysierung von Vildagliptin bei. Über Isoenzyme der Cytochrom-P450-Superfamilie wird Vildagliptin (laut in-vitro-Untersuchungen) nicht metabolisiert.[6]
EliminationEtwa 85 % der Gesamtdosis werden über den Urin ausgeschieden, 15 % über den Fäzes. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt nach intravenöser Verabreichung etwa 2 Stunden und 3 Stunden nach der zur Therapie vorgesehenen peroralen Einnahme.[6] ChemieDer Name von Vildagliptin nach der IUPAC-Nomenklatur ist (2S)-{((3-Hydroxyadamantan-1-yl)amino)acetyl}pyrrolidin-2-carbonitril. Es ist ein weißes bis leicht gelbliches oder leicht graues kristallines Pulver, polymorphe Modifikationen sind bislang unbekannt. Es ist nicht hygroskopisch und sehr gut löslich in Wasser und organischen Lösungsmitteln. Vildagliptin hat ein Chiralitätszentrum und somit zwei Enantiomere, von denen das (S)-Enantiomer (das Eutomer) als Arzneistoff eingesetzt wird. Das (R)-Enantiomer ist das biologisch unwirksame Distomer.[6] Einzelnachweise
Kategorien: Chemische Verbindung | Arzneistoff |
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