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Vivianit
Vivianit, auch unter den Synonymen Blaueisenerde, Eisenblau, Eisen-Phyllit, Glaukosiderit, Mullinit, Natürliches Berlinblau, Phosphorsaures Eisen [1] und Eisenphosphat[2] (veraltet: Phosphoreisensinter [3]) bekannt, ist ein häufig vorkommendes Eisen (II)-Phosphat-Mineral. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Fe32+[PO4]2 • 8 H2O und entwickelt oft lange, prismatische bis nadelige Kristalle, aber auch faserige bis erdig-pulvrige Aggregate. Die größten radialstrahligen Aggregate erreichen einen Durchmesser von etwa 2 Metern, Einzelkristalle immerhin noch eine Länge von bis zu 1,3 Metern [4]. Im frischem Zustand ist Vivianit zunächst farblos. An der Luft oxidiert Vivianit allerdings sehr schnell und färbt sich blau, grün, violett oder schwarzblau. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Etymologie und GeschichteSeinen Namen erhielt Vivianit 1817 durch Abraham Gottlob Werner, der das Mineral zu Ehren des Entdeckers und Erstbeschreibers John Henry Vivian (1785-1855) [5], einem englischen Mineralogen benannte. Bildung und FundorteVivianit findet sich auf Magnetkies- bzw. Zinnlagerstätten, Brauneisenstein und in tertiären Gesteinsschichten. Es ist sehr verbreitet, wenn auch nicht in größeren Massen, in Ton und Torf und füllt zuweilen das Innere von fossilen Muscheln (Kertsch), Knochen und Baumstämmen. Vivianit bildet sich in Eisenlagerstätten durch Oxidation (Verwitterung), kann dort aber auch hydrothermal entstehen. Fundorte sind unter anderem Morococala in Bolivien, Bodenmais, Amberg und Wölfersheim/Wetterau in Deutschland, Anloua in Kamerun, Kertsch in der Ukraine und Colorado und Utah in den USA. Eine interessante Entstehung wurde 1984 an einem Fundort im Harz (oberes Selketal) beobachtet. Bei Erneuerungsarbeiten an der Kleinbahnstrecke zwischen den Stationen Stiege (Harz) und Albrechtshaus stießen die Bahnarbeiter in 1,3 m Tiefe auf Rennfeuerschlacke und Knochenfragmente von Rind und Pferd. Die Knochenteile waren vollständig hellblau verfärbt. Sechs in der Nähe liegende Pferdezähne hatten das gleiche Aussehen. In dieser Erdschicht lag Keramik, die eine Datierung in das 10. bis 12. Jahrhundert ermöglichte. Die Markhöhlen der Extremitätenknochen und die Pulpahöhlen der Zähne waren mit lang gestreckt verwachsenen und dunkelblauen Kristallen von einer Länge bis 3 mm gefüllt. Folgende Bedingungen führten zur Kristallbildung: Carbonatapatit der Knochen, Hydroxylapatit des Dentins und Fluorapatit des Zahnschmelzes in Kontakt mit einer wässrigen Lösung, die zweiwertiges Eisen enthält. Es erfolgte über einen längeren Zeitraum ein Austausch des Calciums gegen Eisen, da Vivianit schwerer löslich ist. Der fluorhaltige, widerstandsfähigere Zahnschmelz veränderte sich dabei nicht. Unter den Bedingungen des verzögerten Ionenaustauschs - höhlenartige Räume in Zahn und Knocheninnern - entstanden besonders große und gleichmäßige Kristalle. Durch die Keramikfunde ist ein Zeitraum für die Kristallbildung nachzuweisen. Vivianitfundstellen im Harz:
Weitere Knochenfunde mit Vivianitbildung:
Verwendungals PigmentVivianit ist ein altertümlicher blauer Farbstoff, der wahrscheinlich schon seit der Antike verwendet wurde [6] und in der Tafelmalerei des Hochmittelalters eine Rolle spielte [2]. Als Pigment und Farbmittel ist es unter dem Namen Eisenblau bekannt, aber wenig stabil. Heute hat es nurmehr in der Auseinandersetzung mit historischen Malereien, etwa in der Restaurierung eine Rolle. Die Verwendung des Namens Eisenblau verleitet allerdings zur Verwechslung mit Berliner Blau, da „Eisenblau“ in der Industrie dessen Synonym ist. als SchmucksteinVivianit ist für die kommerzielle Verwendung als Schmuckstein aufgrund seiner minimalen Härte und seiner vollkommenen Spaltbarkeit ungeeignet. Unter Sammlern und Hobbyschleifern ist er jedoch ein begehrtes Tausch- oder Verkaufsobjekt [7]. Siehe auchEinzelnachweise
Literatur
Kategorien: Mineral | Pigment | Monoklines Kristallsystem | Phosphate, Arsenate und Vanadate | Eisenmineral | Phosphormineral |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Vivianit aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |