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Diclofenac



Steckbrief
Name (INN) Diclofenac
Wirkungsgruppe

Cyclooxygenase Hemmer

Handelsnamen

Voltaren®, Diclac®, Dedolor®

Klassifikation
ATC-Code AB05,AA15,BC03
CAS-Nummer 15307-86-5
Verschreibungspflichtig:


Fachinformation (Diclofenac)
Chemische Eigenschaften

IUPAC-Name: [2-(2,6-Dichloranilino)phenyl]essigsäure
Summenformel C14H11Cl2NO2
Molare Masse 296,148 g/mol

Diclofenac ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der nichtopioiden Analgetika, das bei leichten bis mittleren Schmerzen und Entzündungen eingesetzt wird, beispielsweise bei Rheuma, Prellungen, Zerrungen, Arthrose. Seine Wirkung beruht auf einer nichtselektiven Hemmung der Cyclooxygenasen (COX), die im Körper für die Bildung von Entzündungsmediatoren, den Prostaglandinen, verantwortlich sind. Chemisch gehört es zu den Phenylessigsäuren. Der Name leitet sich von der Struktur ab: (2-(2,6-Dichloranilino)phenyl)acetat (als Natriumsalz).

Inhaltsverzeichnis

Pharmakologie

Diclofenac besitzt antipyretische, analgetische, antiphlogistische und antirheumatische Wirksamkeit. Verantwortlich für diese Wirksamkeit ist eine Inhibition der Cyclooxygenasen und damit eine Inhibition der Synthese entzündlicher Prostaglandine. Möglicherweise ist Diclofenac direkt am Lipoxygenase-Stoffwechsel beteiligt und unterdrückt die Bildung von Leukotrienen.

Nebenwirkungen

Typische Nebenwirkungen sind Magen- und Darmbeschwerden, die durch eine Hemmung der unter anderem in der Magenschleimhaut vorkommenden Cyclooxygenase 1 hervorgerufen werden. Des Weiteren können Störungen bei der Blutbildung und Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten, z. B. Überempfindlichkeit der Haut gegen Sonnenlicht. Zusätzlich kann es zu starken Erhöhungen der Leberwerte (z.B. Transaminasen) kommen.

Wechselwirkungen

Eine der wichtigsten Wechselwirkungen findet mit blutgerinnungshemmenden Substanzen wie z. B. Phenprocoumon statt, deren Wirkung durch Diclofenac verstärkt wird. Dadurch kann es zu einer Erhöhung der Blutungsgefahr kommen. Weitere Wechselwirkungen gibt es mit Lithium, Phenytoin und Herzglykosiden, deren Wirkung durch Diclofenac verstärkt wird. Da es sich bei diesen um Substanzen mit einer geringen Therapiebreite handelt, kann es zu Überdosierungen kommen. Als Therapeutikum zur Behandlung von Sehnenentzündungen (Tennisarm) kann es zu allergischen Reaktionen durch Rötung der Haut unter Schmerzbildung kommen.

Gegenanzeigen

Wegen der Gefahr von Überreaktionen ist Diclofenac bei Patienten mit Asthma kontraindiziert. Außerdem sollte Diclofenac nicht vor größeren operativen Eingriffen eingenommen werden, da es hier die Blutungsgefahr vergrößert. Auch bei einer vorliegenden Schwangerschaft darf Diclofenac nicht eingesetzt werden. Für die Anwendung von Diclofenac bei Kindern und Jugendlichen gibt es keine ausreichenden Studien, deshalb wird die Anwendung nicht empfohlen. Diclofenac wird auch in „Schmerzgels“ (bei Schmerzen, Fieber, Entzündungen und Rheuma) in Deutschland unter anderem unter den Handelsnamen Voltaren® / Diclac® vertrieben. Die Anwendung bei Hunden und Katzen kann massive Magen-Darm-Schädigungen mit teilweise letalem Ausgang hervorrufen und ist daher strikt kontraindiziert. Die durch Verabreichung dieses Medikamentes hervorgerufene Schädigung ist einer der häufigsten (human-)iatrogenen Notfälle bei Hunden.

Anwendung

Die häufigste Anwendung von Diclofenac erfolgt bei Schmerzen oder Entzündungen, die in Verbindung mit Verletzungen oder Erkrankungen des Bewegungsapparates entstehen. Gerade in diesem Bereich lassen sich Schmerzen und Entzündungen oft nicht klar voneinander abgrenzen. Mögliche Einsatzgebiete für Diclofenac sind akute Gelenkentzündungen einschließlich Gichtanfälle, chronisch verlaufende Entzündungen der Gelenke oder schmerzhafte Schwellungen oder Entzündungen nach Verletzungen oder Operationen. Zusätzlich wird Diclofenac bei entzündlichen Formen des Rheumatismus und bei Weichteilrheumatismus verwendet.

Kontraindikationen

Nach neuesten wissenschaftlichen Forschungen und Berichten hat man an Probanden eindeutig feststellen können, dass das Herzinfarktrisiko um 24 % anstieg, wenn Patienten vorher Medikamente mit dem Wirkstoff Ibuprofen eingenommen hatten. Deutlich höher, nämlich bei 55% aller Fälle stieg das Risiko eines lebensbedrohlichen Herzinfarkts bei vorheriger Einnahme des Wirkstoffs Diclofenac.

In der bislang größten Untersuchung ihrer Art hatten die Professorinnen Julia Hippisley-Cox und Carol Coupland von der Universität Nottingham die Verschreibung sogenannter nichtsteroidaler Entzündungshemmer (NSAID) bei 9218 Herzinfarkt-Patienten untersucht. Zu den NSAID gehören unter anderem die weitverbreiteten Wirkstoffe Ibuprofen, Diclofenac und die bereits in die Diskussion geratenen Coxibe.

Auch die Metastudie von Patricia McGettigan und David Henry zeigt ein deutlich erhöhtes Risiko für Herzinfarkt bei der Einnahme von Diclofenac[1]. Dafür wurden elektronische Datenbanken ausgewertet, die Fälle von 1985 bis Januar 2006 umfassten. Für die Metastudie wurden daraus 23 Studien über zusammen rund 540.000 Patienten und mehr als 1.100.000 Kontrollpersonen ausgewählt. Aus diesen Studien ließ sich ein um 40 % erhöhtes Herzinfarktrisiko im Zusammenhang mit der Einnahme von Diclofenac ableiten.

Umweltwirkung

Bei den in Abwasser und Klärschlamm regelmäßig gefundenen Rückständen von Arzneimitteln handelt es sich nach Angaben der Bundesregierung neben Carbamazepin vor allem um Diclofenac. Die wenigen bisher vorliegenden Untersuchungen an Pflanzen hätten gezeigt, dass auch Pflanzen prinzipiell Arzneistoffe aus dem Boden aufnehmen können.

Die Behandlung von Rindern mit Diclofenac hat u. a. in Indien in den 1990er Jahren unerwartet zu einem drastischen Rückgang der Geier-Populationen geführt und Schutzmaßnahmen erforderlich gemacht. Die Anwendung in der Tiermedizin in Indien ist seit März 2005 verboten.[2]

Quellen

  1. Patricia McGettigan, David Henry: Cardiovascular Risk and Inhibition of Cyclooxygenase. In: JAMA. 2006;296:doi:10.1001/jama.296.13.jrv60011
  2. Naturschutzbund Deutschland: Katastrophales Geiersterben in Indien
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Diclofenac aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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