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Waschmittel
Unter dem Sammelbegriff Waschmittel werden Gemische verschiedener Substanzen in flüssiger, gelartiger oder pulverförmiger Art bezeichnet, die zum Reinigen von Textilien verwendet werden. Sie enthalten waschaktive Substanzen, welche in der Lage sind, Verunreinigungen von Textilien zu lösen. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Arten von WaschmittelnÜbersicht
Die zur Wäsche benötigte Menge an Waschmittel wird anhand der Wasserhärte und des Verschmutzungsgrades der Wäsche bestimmt. In Gegenden mit hoher Wasserhärte werden somit zwangsläufig bestimmte Inhaltsstoffe überdosiert. Dagegen bieten die Möglichkeit, die verschiedenen Komponenten nach Bedarf zu dosieren. Allgemeine Inhaltsstoffe von WaschmittelnAlle Waschmittel enthalten folgende Komponenten:
VollwaschmittelVollwaschmittel (Kochwaschmittel) sind meist pulverförmige Waschmittel für Textilien. Sie sind für alle Temperaturbereiche (30 °C bis 95 °C), die meisten Textilien und Waschverfahren geeignet. Vollwaschmittel verlieren jedoch an Bedeutung zugunsten von Buntwaschmitteln. Die zur Wäsche benötigte Menge an Vollwaschmittel wird neben dem Verschmutzungsgrad der Wäsche von der Wasserhärte bestimmt. In Gegenden mit hoher Wasserhärte werden somit zwangsläufig viele Inhaltsstoffe überdosiert. Vergleiche dazu Baukastenwaschmittel. Zusätzliche Inhaltsstoffe
Inhaltsstoffe flüssiger VollwaschmittelNeben den oben aufgezählten Inhaltsstoffen, werden in flüssigen Vollwaschmitteln auch andere Stoffe verwendet.
BuntwaschmittelBuntwaschmittel sind meist pulverförmige Waschmittel für Textilien. Sie sind für alle Temperaturbereiche (30 °C bis 60 °C), die meisten Textilien und Waschverfahren geeignet. Buntwaschmittel haben gegenüber von Vollwaschmitteln an Marktanteilen gewonnen. InhaltsstoffeÜber die normalen Inhaltsstoffe eines Waschmittels hinaus enthalten Buntwaschmittel:
Im Gegensatz zu Vollwaschmitteln sind in Buntwaschmitteln folgende Substanzen in der Regel nicht vorhanden:
FeinwaschmittelFeinwaschmittel für empfindliche Stoffe enthalten im Gegensatz zu Vollwaschmitteln keine Aufheller und Bleichmittel. Einige Feinwaschmittel wirken ohne Enzyme wie beispielsweise Cellulase, die vermieden werden sollte, wenn man dunkle Kleidung aus Baumwolle, Viskose oder Lyocell möglichst lange wie neu aussehen lassen möchte. SpezialwaschmittelRelativ neu sind flüssige Spezialwaschmittel für Kleidung aus synthetischen Materialien (v. a. Sporttextilien), die schon nach kurzer Tragezeit einen unangenehmen Geruch haben. BaukastenwaschmittelBaukastenwaschmittel bestehen meistens aus drei wesentlichen Bestandteilen eines Vollwaschmittels, die Bestandteile werden einzeln in einem Beutel oder Karton angeboten.
Sie sind umweltfreundlicher als herkömmliche Pulver, da bei Vollwaschmitteln die Menge des einzusetzenden Pulvers stets über die vorherrschende Wasserhärte bestimmt wird. Bei sehr hartem Wasser wird also mehr Waschmittel (mit mehr integriertem Enthärter) eingesetzt, als zum Waschvorgang notwendig ist. Tandem-SystemDie zielgerichtete Anwendung von kompakten Vollwaschmitteln im Verbund mit kompakten Buntwaschmitteln wird gelegentlich als Tandem-System bezeichnet. Dabei kommt das kompakte Vollwaschmittelpulver für weiße Wäsche und bei hohen Temperaturen, das kompakte Buntwaschmittel für bunte Wäsche zum Einsatz. Allgemein kommen diese Pulverwaschmittel ohne das Stellmittel Natriumsulfat aus. Laut Umweltbundesamt reicht die Umweltverträglichkeit kompakter Buntwaschmittel an die von Baukastenwaschmitteln heran. GeschichteDer Anfang des Waschens bestand wahrscheinlich nur aus der Nutzung des Wascheffekts des reinen Wassers, der durch Reiben, Schlagen und Treten der Wäschestücke verstärkt wurde. Homer beschreibt in der Odyssee, wie Nausikaa und ihre Gespielinnen die Wäsche am Strand waschen und zum Bleichen in die Sonne legen. Im alten Rom war eine erste Art von Waschmittel in Nutzung. Man sammelte Urin, vergor ihn unter Ammoniak-Bildung und wusch damit die Wäsche. Die Sumerer gelten als das älteste Kulturvolk, von dem überliefert ist, wie man aus Holzasche und Öl eine seifenähnliche Substanz herstellen kann. Keilschriftaufzeichnungen berichten vom Weben, Walken und Waschen von Wollstoffen. Es ist ein detailliertes Rezept überliefert, in welchem Verhältnis Holzasche und Öl vermischt werden müssen. Dabei handelt es sich gleichzeitig um die ersten Aufzeichnungen von chemischen Reaktionen. Auch von den Ägyptern, Galliern und Germanen ist die Verseifung von Fetten und Ölen bekannt. Allerdings sind solche Seifen wohl eher in der Kosmetik und als Heilmittel genutzt worden. Erst der griechisch-römische Arzt Galenos (130–200 n. Chr.) macht auf die Reinigungswirkung von Seife aufmerksam. Weitere Berichte über Seife und ihre Nutzung sind rar. Karl der Große förderte im fränkischen Reich das Handwerk der Seifensieder. Die Araber, Spanier, Italiener und Franzosen brachten die Seifensiederei zur Hochblüte, da der Ölbaum als Rohstoffquelle entdeckt wurde. Ab dem 14. Jahrhundert gab es in Deutschland Seifensieder-Zünfte. Die Seife war aber weiterhin ein Luxusartikel. Erst die Entdeckung der technischen Herstellung (Leblanc-Verfahren und Solvay-Verfahren) von Soda, das für die Verseifung von Fetten benötigt wird, machte Seife billiger. Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts wird Seife immer mehr in „selbsttätigen“ Waschmitteln in Kombination mit anderen Komponenten eingesetzt. Neben der Seife enthielten diese Builder, und zwar vor allem Soda (Natriumcarbonat), Wasserglas (Natriumsilicat) und Natriumperborat. Diese Substanzen ersparten die umständliche Rasenbleiche. Der Markenname Persil der Firma Henkel, 1907 eingeführt, dokumentiert das durch seinen Namen: Per von Perborat und Sil von Silikat. Ab 1960 wurde auch die Wäsche immer mehr von der Handwäsche auf Maschinenwäsche umgestellt, was durch technischen Fortschritt möglich wurde. Dadurch wurde auch eine Umstellung der Waschmittelzusammensetzung notwendig. Unter anderem musste die Härte-Empfindlichkeit verbessert werden. Denn die Bildung von Kalkseifen, Verbindungen von Seife mit Erdalkalimetallen, mindert die Waschkraft, macht die Wäsche hart und lässt sie schneller verschleißen. Allmählich änderten sich auch die Rohstoffe, aus denen die Seifen hergestellt wurden. In Deutschland waren lange Talge die Fettgrundlage, später kamen auch Palmöl und Kokosöl hinzu. Mit der Zeit wurden jedoch die Produkte immer mehr auf Basis von Kohle und Erdöl hergestellt. Ein Vorläufer waren die Türkischrotöle. 1834 wurde von dem Chemiker Friedrich Ferdinand Runge aus Schwefelsäure und Olivenöl ein „sulfoniertes Öl“ hergestellt, das zuerst in der Buchdruckerei Anwendung fand. Ein Fabrikant aus Schottland kaufte das Verfahren und wandte es unter Nutzung des dort billigeren Rizinusöls an. Dabei entstand ein Sulfo-Rizinoleat, das sehr gute benetzende Wirkung hatte und besonderes in der Baumwollfärberei genutzt wurde. Auch wenn diese Chemikalie nicht für die Reinigung eingesetzt wurde, war damit die Nutzung der Sulfo-Gruppe anstelle der wasserhärteempfindlichen Carboxyl-Gruppe erkannt. Entwicklung moderner WaschmittelDer Name Tenside für grenzflächenaktive Substanzen wurde 1964 von dem Chemiker Götte vorgeschlagen, der bei der Firma Henkel arbeitete. In den 1950er Jahren wurde die klassische Seife immer mehr durch das Tetrapropylenbenzolsulfonat (TPS) ersetzt, dass auf petrochemischer Basis hergestellt wurde. Dies führte zur Schaumbildung und zur Sauerstoffarmut in den Gewässern, da TPS nur ungenügend abbaubar war. Verstärkt wurde dieser Effekt durch die Verbreitung von Waschmaschinen in den Haushalten und es unüblich wurde, die Wäsche an Großwäschereien zu geben. Eine allgemeine Überdosierung war die Folge. Bald trat aber ein neues Kriterium für Waschmittel in den Vordergrund, die biologische Abbaubarkeit: Am 5. September 1961 wurde das Detergentiengesetz (Gesetz über Detergentien in Wasch- und Reinigungsmitteln, siehe Bundesgesetzblatt Nr. 71 von 1961) verabschiedet; in Kraft trat es Ende 1964. Dazu gehört die am 1. Dezember 1962 die Detergentienverordnung. Ab 1. Oktober 1964 sollten Wasch- und Reinigungsmittel nur Tenside enthalten dürfen, die zu mindestens 80 % biologisch abbaubar seien. Anstelle des schwer abbaubaren, verzweigten TPS wurden immer mehr lineare Alkylbenzolsulfonate (z.B. Natriumdodecylbenzolsulfonat) eingesetzt. Um Tenside in ihrer Wirkung zu unterstützen, wurde zur Wasserenthärtung hauptsächlich Pentanatriumtriphosphat eingesetzt. In den letzten Jahren haben anorganische Ionenaustauscher, wie zum Beispiel Zeolith A, die eine Überdüngung der Gewässer durch Phosphate verhindern, Bedeutung erlangt. Es kamen weitere Substanzen hinzu, die die Waschwirkung verbesserten. Zeittafel1907 wurde in Deutschland das erste moderne Waschmittel mit Namen Persil (Henkel) produziert, einige Quellen, vor allem im Internet, nennen fälschlich das Jahr 1909. Der Name setzte sich aus NatriumPERborat und SILikat zusammen. Natriumperborat bleichte Flecken und Silikat transportierte abgelösten Schmutz. 1936 musste die Produktion vorläufig eingestellt werden, da der Import von Silikaten kriegsbedingt eingeschränkt war und diese vorrangig zur Herstellung von Munition benötigt wurden. 1932 erfand Heinrich Gottlob Bertsch (1897–1981) in Chemnitz das erste vollsynthetische Feinwaschmittel. Unter dem Namen Fewa ist es vielen ehemaligen DDR-Bürgern noch in Erinnerung. In Westdeutschland warb FEWA Anfang der 1950er Jahre mit dem Slogan: „Jetzt wieder in Friedensqualität“. 1960 werden die biologisch leicht abbaubaren Tenside eingeführt um die Schaumberge in Flüssen und Wehren zu mindern. 1968 erfolgt die Einführung von Enzymen gegen den Schmutz. Diese sorgen für den schnelleren Abbau von Eiweiß, Fett und Stärke. 1986 entlasten neue phosphatfreie Waschmittel die überdüngten Gewässer. 1992 erfolgt die Einführung des Color-Waschmittels für bunte Wäsche. Diese enthalten keine Bleiche und vermindern die Farbübertragung zwischen den einzelnen Wäschestücken. 1994 kommen neue Superkonzentrat-Waschmittel auf den Markt, von denen man nur die Hälfte der üblichen Dosierung benötigt. Auf diese Weise werden Flüsse und Gewässer vor übermäßigen Mengen an Füllsalzen geschützt. Siehe auch
LiteraturÄltere Literatur
Aktuelle Literatur
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