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ZinkgussZinkguss (gegossenes Zink in verschiedenen Legierungen) ist ein Begriff für ein Material bzw. eine künstlerische Technik in der Architekturornamentik und Plastik vorwiegend der Mitte des 19. Jahrhunderts. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
GeschichteWesentlich trug zur Einbürgerung des Zinks die Entdeckung von Sylvester und Hobson 1805 bei, dass Zink, auf 100 °C erhitzt, seine Sprödheit verliert. Die Zinkproduktion wurde aber erst möglich, nachdem Anfang des 19. Jahrhunderts die Zinkdestillation von William Champion in Bristol, von Christian Ruberg in Schlesien und von Daniel Dony in Lüttich (gleichzeitig und unabhängig voneinander) entwickelt worden war. Das zuvor bestehende Problem war, dass bei der Verhüttung Zink nicht flüssig, sondern in Form von Zinkdämpfen entstand, die sich mit Luftsauerstoff zu staubförmigem Zinkoxid verbanden. Die entstehenden Zinkdämpfe wurden bei der Zinkdestillation nun unter Luftabschluß kondensiert (Zinkreduktionsofen). Bereits um 1900 waren in bürgerlichen Haushalten kleine Statuetten aus Zinkguss beliebt, zu deren Herstellung vorwiegend die Zink-Aluminium-Legierung Zamak verwendet wurde (etwa 4% Aluminium, mit Zusätzen von bis zu 1% Kupfer und etwa 0,05% Magnesium). Zamak erinnert in Farbe und Glanz an Bronze. Die Stolberger Firma Kraus, Walchenbach & Peltzer bot damals in ihrem Musterkatalog über 5000 unterschiedliche Modelle Zinkornamentik an. Großvolumigere Zinkornamentik wurde im sogenannten „Sturzgussverfahren“ hergestellt: Nach dem Einfüllen des heißen flüssigen Zinks in eine kalte Form aus Metall kam es an der Kontaktschicht mit deren kalter Wand zum Erstarren der Zinkschmelze. Wenn die Form sogleich umgestürzt wurde, floss die verbliebene, im Innern noch flüssige Schmelze ab und es ergab sich ein Hohlkörper, der außen die gewünschte Form aufwies. Anfang des 19. Jahrhunderts kam es in den Zinkhütten Oberschlesiens aufgrund von Überproduktion zu einem scharfen Wettbewerb und dadurch bedingten ruinösen Preisverfall für dieses Metall. Da „der Zinkguß ungleich wohlfeiler als Sandsteinarbeit und Eisenguß [ausfällt] und zugleich recht dauerhaft ist“ [1] und um die Zinkindustrie zu unterstützen, setzte der innovative preußische Architekt und Geheime Oberbaurat Karl Friedrich Schinkel Zink als Material insbesondere für großformatige Zierelemente an den von ihm entworfenen Bauten ein. Bis zum Ende der 1830er Jahre wurde Zinkguss jedoch lediglich für die Herstellung dieser architektonischen Verzierungen genutzt. 1826 setzte der „Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen“ auf die Auffindung einer Massenanwendung des Zinks einen Preis aus, und infolge dieser Anregung zeigte Krieger 1833 die Verwendbarkeit des Zinks auch zu Hohlguss aller Art. 1837 entwickelte Moritz Geiß, ein Berliner Eisengießereibesitzer, der bereits seit Ende der 1820er Jahre mit der Zinkgusstechnik experimentierte, ein Verfahren, um vollplastische Figuren aus Zinkguss herzustellen. Diese Umstände und Schinkels Protektion führten bald (insbesondere in Berlin) zur Herstellung zahlreicher (oft vergoldeter, manchmal auch durch galvanische Verkupferung bronzierter) Architekturstücke, Firstgalerien, Säulen, Ornamenten, Kronleuchter, Straßenschilder und Figuren (durch Besandelung edlen Naturstein vortäuschend) aus Zinkguss. Zinkguss wurde in der Architektur insbesondere des Historismus in der Mitte des 19. Jahrhunderts insbesondere für Ornamente und Verkleidungen eiserner Tragkonstruktionen beliebt, da erfahrungsmässig feinere Ornamente an solchen großen Constructionstheilen aus dem [Eisen]-Guss sehr unrein und unvollkommen hervorgehen.[2] Selbst als Ersatz für filigrane Holzschnitzereien setzte man im Bauwesen Zinkguss ein. Die dekorativen Kapitelle der Fensterschlagleisten gründerzeitlicher Berliner Häuser sind massenhaft aus diesem Material gefertigt, daher wird es heute zu Restaurierungszwecken wieder hergestellt. In der Kleinplastik diente Zinkguss als, allerdings leicht zerbrechliches und kurzlebigeres, Ersatzmaterial für den teureren Bronzeguss. Die imitierende galvanische Verkupferung oder Bronzierung musste bei diesem Materialial bisweilen erneuert werden. Selbst für den Aufbau meterhoher Objekte, wie Monumentalvasen und Standbilder, wurde Zinkguss eingesetzt. Bei der Herstellung von Pendeluhren war vergoldeter Zinkguss damals ebenso verbreitet. Die Lampenindustrie setzte den Zinkguss zur Massenherstellung von Lampenfüßen ein. Von Berlin aus verbreitete sich das neue Verfahren rasch über ganz Deutschland und darüber hinaus. So sind die berühmten Schlösser von König Lubwig II. in Herrenchiemsee und Linderhof reich mit Figuren und Architekturornamentik aus Zinkguss versehen, der auch farbig gefasst, gesandelt oder vergoldet wurde. Bedeutende Zinkgießereien waren Moritz Geiß (produzierte seit etwa 1840 Kopien antiker Bildwerke sowie Architekturornamente in klassischen und zeitgenössischen Stilformen) und Simeon Pierre Devaranne in Berlin. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg verschwanden viele aus Zinkguss bestehende Bauornamente, da das Buntmetall Zink Mangelware war und einen hohen Preis erzielte. Heute werden etwa 6% des Zinkeinsatzes in Form von Legierungen im Zinkguss (fast ausschließlich Zinkdruckguss) weiterverarbeitet. Verwendungsbeispiele in Architektur und Bildhauerei(kleine Auswahl)
ZinkdruckgussIm Gegensatz zum früheren Sturzgussverfahren wird bei diesem, heute fast ausschließlich angewandten Verfahren nicht die Hohlform bewegt, sondern die flüssige Zinklegierung unter Druck in die feststehende Form gepresst. Zahlreiche Spielzeuge, zum Beispiel die bekannten Matchbox-Modellautos oder Modelleisenbahnfahrzeuge, aber auch Gebrauchsgegenstände wie Reißverschlüsse, wurden und werden im Zinkdruckgussverfahren hergestellt, heute oft in Verbindung mit Kunststoffteilen. Schäden und RestaurierungReines Zink ist ein stark glänzendes Metall, an sich ein relativ korrosionsresistentes Material (Verwendung verzinkter Gießkannen, Eimer, Wannen, usw.). Unter Einfluss von Luftfeuchtigkeit bildet sich eine graue Patina aus Zinkcarbonat, zunächst ein gewisser Schutzmantel. Unter bestimmten Bedingungen kann sich Weißrost als Korrosionsprodukt auf Zinkoberflächen bilden. Historische Zinkguss-Objekte, besonders wenn sie wechselnden Temperaturen, kalter und feuchter Witterung ausgesetzt sind, werden jedoch - abhängig auch von herstellungs- und verarbeitungstechnischen Besonderheiten (Verlötung von Nähten), nicht selten vom Zinkfraß befallen, wobei sich an der Oberfläche Aufblühungen und Blasen zeigen, sowie Spannungsrisse auftreten. Dieser Vorgang lässt sich im Prinzip nicht stoppen. Zur Erforschung der Möglichkeiten zur Konservierung wurde vor einigen Jahren ein Gemeinschaftsprojekt des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, gegründet. LiteraturHistorische Literatur, Vorlagenwerke
Neuere Literatur
Fußnoten
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Zinkguss aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |