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Zirconium



Eigenschaften
Allgemein
Name, Symbol, Ordnungszahl Zirconium, Zr, 40
Serie Übergangsmetalle
Gruppe, Periode, Block 4, 5, d
Aussehen silbrig weiß
Massenanteil an der Erdhülle 0,016 %
Atomar
Atommasse 91,224 u
Atomradius (berechnet) 155 (206) pm
Kovalenter Radius 148 pm
Van-der-Waals-Radius pm
Elektronenkonfiguration [Kr]4d25s2
Elektronen pro Energieniveau 2, 8, 18, 10, 2
1. Ionisierungsenergie 640,1 kJ/mol
2. Ionisierungsenergie 1270 kJ/mol
3. Ionisierungsenergie 2218 kJ/mol
4. Ionisierungsenergie 3313 kJ/mol
Physikalisch
Aggregatzustand fest
Modifikationen zwei (α-/β-Zr)
Kristallstruktur hexagonal;

kubisch > 1140 K (867 °C)

Dichte 6,511 g/cm3
Mohshärte 5
Magnetismus
Schmelzpunkt 2130 K (1857 °C)
Siedepunkt 4682 K (4409 °C)
Molares Volumen 14,02 · 10−6 m3/mol
Verdampfungswärme 590,5 kJ/mol
Schmelzwärme 16,9 kJ/mol
Dampfdruck

0,00168 Pa bei 2125 K

Schallgeschwindigkeit 4650 (long.), 2250 (trans.)
m/s bei 293,15 K
Spezifische Wärmekapazität 270,0 J/(kg · K)
Elektrische Leitfähigkeit 2,36 · 106 S/m
Wärmeleitfähigkeit 22,7 W/(m · K)
Chemisch
Oxidationszustände 4, 2
Oxide (Basizität) (amphoter)
Normalpotential −1,553 V (ZrO2 + 4 H+ + 4e
→ Zr + 2H2O)
Elektronegativität 1,33 (Pauling-Skala)
Isotope
Isotop NH t1/2 ZM ZE MeV ZP
Zr89

{syn.}

78,41 h ε 2,832 89Y
Zr90

51,45 %

Stabil
Zr91

11,22 %

Stabil
Zr92

17,15 %

Stabil
Zr93

{syn.}

1,53 · 106 a β 0,091 93Nb
Zr94

17,38 %

Stabil
Zr95

{syn.}

64,02 d β 1,125 95Nb
Zr96

2,8 %

> 3,8 · 1019 a ββ 3,350 96Mo
NMR-Eigenschaften
  Spin γ in
rad·T−1·s−1
E fL bei
B = 4,7 T
in MHz
91Zr −5/2 2,496 · 107 0,00948 18,7
Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung
aus RL 67/548/EWG, Anh. I
Pulver
R- und S-Sätze R: 15-17 (nicht stabilisiert)

R: 15 (phlegmatisiert)

S: (2-)7/8-43
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Zirconium, häufig auch Zirkonium, ist ein chemisches Element mit dem Symbol Zr und der Ordnungszahl 40. Sein Name leitet sich vom Zirkon, dem häufigsten Zirconium-Mineral, ab. Im Periodensystem steht es in der 5. Periode; es ist das zweite Element der 4. Gruppe (veraltet 4. Nebengruppe) oder Titangruppe. Zirconium ist ein sehr korrosionsbeständiges Schwermetall. Biologische Funktionen sind nicht bekannt; es kommt nur in geringen Mengen (4 mg/kg) im menschlichen Organismus vor und ist nicht toxisch[1].

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das wichtige zirconiumhaltige Mineral Zirkon (Zr[SiO4]) ist als Schmuckstein bereits seit der Antike bekannt. Zirconium als Element wurde 1789 von Martin Heinrich Klaproth in einer aus Ceylon stammenden Probe des Minerals Zirkon entdeckt und nach diesem benannt. Erstmals dargestellt wurde das Metall 1824 von Jöns Jakob Berzelius durch Reduktion von K2ZrF6 mit Kalium. Dazu erhitzte er „ein Gemenge aus flusssaurem Zirkon-Kali mit Kalium in einer eisernen Röhre“. Nach Behandlung mit Wasser, Trocknen und längerem Erhitzen mit verdünnter Salzsäure erhielt Berzelius ein „klumpiges Pulver, welches wie Kohle schwarz“ war und erst „durch Zusammendrücken mit dem Polierstahl eine dunkelgraue Farbe und Glanz“ erhielt.[2] Die korrekte Atommasse konnte dagegen erst 1924 bestimmt werden, da – neben Fehlern bei der Durchführung der Experimente - nicht bekannt war, dass Zirconium stets geringe Mengen Hafnium enthält. Ohne diese Information ergaben Messungen immer eine etwas zu hohe Atommasse (früher Atomgewicht).[3] Die erste praktische Anwendung von Zirconium war der Einsatz als rauchloses Blitzlichtpulver.

Vorkommen

  Zirconium kommt in der Erdkruste mit einem Gehalt von ca. 0,016 %[4] vor. In der nach Häufigkeit geordneten Liste der Elemente steht Zirconium an 18. Stelle[5] und ist häufiger als die bekannteren Elemente Chlor und Kupfer. Es ist zwar sehr weit verbreitet, findet sich aber meist nur in sehr geringen Mengen und in sehr kleinen Kristallen (typischerweise um 0,1 mm). Darum wurde Zirconium in früherer Zeit als selten angesehen. Zirconium wird vor allem in silikatischen Intrusivgesteinen wie Granit gefunden. Es kommt nicht gediegen, sondern nur in einigen Mineralen, vor allem als Zirkon (ZrSiO4) und Baddeleyit (ZrO2) sowie dem seltenerem roten Eudialyt (Na4(CaCeFeMn)2ZrSi6O17(OHCl)2) gebunden vor. Es ist fast immer mit Hafnium vergesellschaftet. Zirkon ist – auf Grund seines hohen Schmelzpunktes von 2550 °C[6], seiner großen Härte und geringen Reaktivität – das älteste auf der Erde auffindbare Mineral und kann auf Grund eingelagerter Uran- und Thoriumisotope für radiometrische Altersbestimmungen verwendet werden.

Als Rohstoffe dienen meist sekundäre Lagerstätten, so genannte Seifenlagerstätten. Diese entstehen, wenn das umliegende Gestein verwittert und nur der besonders verwitterungsresistente Zirkon zurückbleibt. Weitere solche Lagerstätten können durch Wasserströmungen entstehen, die Zirkonkristalle ausspülen und an anderen Stellen anspülen. Primäre Lagerstätten haben dagegen meist einen für den rentablen Abbau zu geringen Zirconium-Gehalt.   Die wichtigsten Zirconium-Lagerstätten liegen in Australien, den USA und Brasilien. Bei abbauwürdigen Reserven von 38 Millionen Tonnen lag die Weltjahresförderung von Zirconiummineralen 2006 bei 920.000 Tonnen (gerechnet als Zirkon). Davon werden nur etwa 5 % zu Metall und Legierungen weiterverarbeitet.[7] Die wichtigsten Förderländer waren 2006 mit großem Abstand Australien und Südafrika.[8]

Gewinnung und Darstellung

Zirkon als häufigster Zirconium-Rohstoff muss vor der Weiterverarbeitung erst in Zirconiumdioxid umgewandelt werden. Dazu wird der Zirkon in einer Natriumhydroxid-Schmelze gekocht (alkalischer Aufschluss). Das Zirconiumdioxid wird danach mit Koks im Lichtbogen zu Zirconiumkarbonitrid (Kohlenstoff und stickstoffhaltiges Zirconium) und anschließend mit Chlor zu Zirconiumtetrachlorid umgesetzt.

\mathrm{ ZrO_2\ + 2\ C + 2\ Cl_2 \ \xrightarrow{900^{\circ}C} \ ZrCl_4 +\ 2\ CO }

Eine direkte Reduktion von Zirconiumdioxid mit Kohlenstoff (wie im Hochofenprozess) ist nicht möglich, da die hierbei entstehenden Carbide sehr schwer vom Metall zu trennen sind. Stattdessen wird Zirconiumtetrachlorid im so genannten Kroll-Prozess mit Magnesium in einer Helium-Atmosphäre zu Zirconiummetall reduziert.

\mathrm{ ZrCl_4\ + 2\ Mg \ \longrightarrow \ Zr +\ 2\ MgCl_2}

Um reineres Zirconium zu gewinnen kann das Van-Arkel-de-Boer-Verfahren angewendet werden. Dazu wird das Metall mit Iod in einem Autoklaven erhitzt und es reagiert zu Zirconiumtetraiodid. An einem heißen Stab zerfällt das Zirconiumtetraiodid wieder und hochreines Zirconium entsteht.

\mathrm{Zr + 2\ I_2 \ \rightleftharpoons \ ZrI_4}

Zirconiumtetraiodid bildet sich bei 200 °C aus Zirconium und Iod; es zerfällt wieder bei 1300 °C

Zirconium und Hafnium sind auf einfache chemische Art nicht zu trennen. Deshalb enthält auch dieses hochreine Zirconium noch immer Hafnium. Da es für viele Anwendungen in der Reaktor-Technik wichtig ist, dass das Zirconium kein Hafnium mehr enthält, spielen Trennverfahren für diese beiden Metalle eine wichtige Rolle. Eine Möglichkeit sind Extraktionsverfahren, in denen die unterschiedliche Löslichkeit von Zirconium und Hafniumverbindungen in speziellen Lösungsmitteln ausgenutzt wird. Häufig werden die Thiocyanate und ihre unterschiedliche Löslichkeit in Methylisobutylketon ausgenutzt. Weitere Möglichkeiten bieten Ionenaustauscher oder die fraktionierte Destillation von geeigneten Verbindungen.

Eigenschaften

Physikalische Eigenschaften

  Zirconium ist ein silbrig-glänzendes Schwermetall (Dichte 6,51 g/cm3[1]), es ähnelt äußerlich Stahl. Das Metall kristallisiert in zwei unterschiedlichen Modifikationen, in die es durch Temperaturänderung überführt werden kann. Unterhalb von 876 °C[1] kristallisiert es in einer hexagonal dichtesten Kugelpackung (α-Zr), oberhalb davon in einer kubisch raumzentrierten Kugelpackung (β-Zr).

Zirconium ist relativ weich und biegsam. Es lässt sich gut durch Walzen, Schmieden und Hämmern verarbeiten. Durch geringe Verunreinigungen von Wasserstoff, Kohlenstoff oder Stickstoff im Metall wird es aber spröde und schwer zu verarbeiten. Die elektrische Leitfähigkeit ist nicht so gut wie die anderer Metalle. Sie beträgt nur etwa 4 % von der des Kupfers. Im Gegensatz dazu ist Zirconium aber ein guter Wärmeleiter. Im Vergleich zum leichteren Homologen Titan sind Schmelz- und Siedepunkt etwas höher (Schmelzpunkt: Titan: 1667 °C, Zirconium: 1857 °C). Auch die elektrische und Wärmeleitfähigkeit sind besser. Unterhalb von 0,55 K[1] wird Zirconium supraleitend.

Die Eigenschaften des Zirconiums und des schwereren Homologen Hafnium ähneln sich auf Grund der Lanthanoidenkontraktion sehr. Diese bedingt ähnliche Atomradien (Zr: 159 pm, Hf: 156 pm[1]) und damit ähnliche Eigenschaften. Die beiden Metalle unterscheiden sich allerdings erheblich in ihrer Dichte (Zr: 6,5 g/cm3, Hf: 13,3 g/cm3[5]).

Eine wichtige Eigenschaft, wegen der Zirconium eine große Bedeutung im Reaktorbau erlangt hat, ist sein geringer Einfangquerschnitt für Neutronen. In dieser Eigenschaft unterscheidet sich Zirconium ebenfalls sehr vom Hafnium. Dies macht die aufwändigen Trennverfahren für diese Anwendungen nötig.

Chemische Eigenschaften

Zirconium ist ein unedles Metall, das in der Hitze mit vielen Nichtmetallen reagiert. Vor allem als Pulver verbrennt es mit weißer Flamme zu Zirconiumdioxid, bei Anwesenheit von Stickstoff auch zu Zirconiumnitrid und Zirconiumoxinitrid. Kompaktes Metall reagiert erst bei Weißglut mit Sauerstoff und Stickstoff. Bei erhöhtem Druck reagiert Zirconium auch bei Raumtemperatur mit Sauerstoff, da das gebildete Zirconiumoxid im geschmolzenen Metall löslich ist.[1]

Zirconium ist an der Luft durch eine dünne, sehr dichte Zirconiumoxidschicht passiviert und deshalb reaktionsträge. Es ist darum in fast allen Säuren unlöslich, lediglich Königswasser und Flusssäure greifen Zirconium schon bei Raumtemperatur an. Wässrige Basen reagieren nicht mit Zirconium.

Isotope

Vom Zirconium sind viele Isotope zwischen 78Zr und 110Zr bekannt.[10] Dabei ist natürliches Zirconium ein Mischelement, das aus insgesamt fünf Isotopen besteht. Dies sind 90Zr, das mit einem Anteil von 51,45 % des natürlichen Zirconiums am häufigsten vorkommt, sowie die schwereren Isotope 91Zr (11,32 %), 92Zr (17,19 %), 94Zr (17,28 %) und 96Zr mit 2,76 % Anteil. 96Zr ist als einziges natürliches Isotop schwach radioaktiv, es zerfällt mit einer Halbwertszeit von 24 · 1018 Jahren unter doppeltem Betazerfall zu 96Mo. Das Isotop 91Zr kann mit Hilfe der NMR-Spektroskopie nachgewiesen werden.

Siehe auch: Liste der Zirconium-Isotope

Verwendung

  Eine wichtige Verwendung für Zirconium sind die aus Zirkalloy hergestellten Hüllen der Uran-Brennelemente in Kernkraftwerken. Diese Legierung besteht aus ca. 90 % Zirconium und geringen Anteilen an Zinn, Eisen, Chrom oder Nickel, darf jedoch kein Hafnium enthalten. Der Grund für die Wahl dieses Elements ist der schon oben beschriebene geringe Einfangquerschnitt für thermische Neutronen bei gleichzeitig großer Korrosionsbeständigkeit, welche es auch als Baumaterial für chemische Anlagen, vor allem für spezielle Apparateteile wie Ventile, Pumpen, Rohre und Wärmeaustauscher geeignet macht. Als Legierungszusatz zu Stahl erhöht es ebenfalls die Korrosionsbeständigkeit. Aus entsprechenden Legierungen werden unter anderem chirurgische Instrumente hergestellt.

Da Zirconium mit geringen Mengen Sauerstoff und Stickstoff reagiert, kann es als Gettermaterial in Glühlampen und Vakuumanlagen zur Aufrechterhaltung des Vakuums genutzt werden. Diese Eigenschaft wird auch in der Metallurgie ausgenutzt, um Sauerstoff, Stickstoff und Schwefel aus Stahl zu entfernen.

Wegen seiner Eigenschaft, beim Verbrennen ein sehr helles Licht auszusenden, wurde es neben Magnesium als Blitzlichtpulver verwendet. Im Gegensatz zu Magnesium hat Zirconium den Vorteil, rauchfrei zu sein. Diese Eigenschaft wird ebenso in Feuerwerkskörpern und Signallichtern ausgenutzt.

Zirconium sendet beim Aufprall auf Metalloberflächen einen Funkenschwall ab und ist brennbar. Dieses nutzt das Militär in einigen Munitionssorten, wie der Schrotflinten-Spezialmunition Dragon's Breath und der US-amerikanischen Allzweck-Gleitbombe AGM-154 JSOW aus. In der Filmtechnik wird dieser Effekt für nicht-pyrotechnische Aufpralleffekte von beispielsweise Gewehrkugeln auf Metalloberflächen benutzt.

Zirconium-Niob-Legierungen sind supraleitend und bleiben dies auch, wenn starke Magnetfelder angelegt werden. Sie werden daher für supraleitende Magnete verwendet.

Sicherheitshinweise

Es sind keine toxischen Effekte von Zirconium und seinen Verbindungen bekannt. Wegen der dichten Oxidschicht ist kompaktes Zirconium nicht brennbar. In Pulverform kann es dagegen beim Erhitzen an der Luft anfangen zu brennen. Zirconiumbrände sind sehr gefährlich, da zum Löschen weder Wasser (heftige Reaktion unter Wasserstoffbildung), noch Kohlenstoffdioxid oder Halon verwendet werden dürfen. Zirconiumbrände müssen mit Metallbrandlöschern (Klasse D) oder trockenem Sand gelöscht werden.[11]

Nachweis

Mit Alizarinrot-S bildet Zirconium im Sauren eine charakteristische rot-violette Verbindung (Farblack), welche bei Zugabe von Fluoridionen unter Bildung des Zirconium-Fluorokomplexes wieder verschwindet. Diese Reaktion kann als qualitativer Nachweis sowohl von Zirconium als auch von Fluor dienen. Da schon geringe Mengen Fluorid (und anderer Anionen) stören, ist dieser Nachweis für Mineralanalysen ungeeignet.[12][13]Daneben sind einige andere organische Verbindungen, wie Tannin, Kupferron, Phenylarsonsäure, Oxin oder Xylenolorange als Nachweisreagenz geeignet. Eine weitere charakeristische Verbindung ist Zirconiumoxidchlorid ZrOCl2 · 8 H2O, die in typischen Nadeln kristallisiert. In der modernen Analytik kann Zirconium über AAS oder Massenspektrometrie (auch anhand des Isotopenmusters) nachgewiesen werden.
Eine Möglichkeit zur quantitativen Analyse ist die Fällung von schwerlöslichem Zirconiumhydroxid mit Ammoniak und anschließendem Verglühen zu Zirconiumdioxid.

\mathrm{ Zr^{4+} + 4\ NH_3 + 4\ H_2O \ \longrightarrow \ Zr(OH)_4 \downarrow +\ 4\ NH_4^+}
Fällung des Hydroxids
\mathrm{ Zr(OH)_4 \longrightarrow \ ZrO_2 +\ 2\ H_2O}
Umsetzen zur Wägeform

Verbindungen

Zirconium bildet als unedles Metall eine Vielzahl von Verbindungen. Die meisten Zirconiumverbindungen sind Salze. Häufig sind sie sehr stabil und besitzen einen hohen Schmelzpunkt. Die Oxidationsstufe +IV ist bevorzugt und am stabilsten. Es sind aber auch Verbindungen in den Oxidationsstufen +III bis +I, bei Komplexen sogar in den Stufen 0, −I und −II bekannt.

Zirconiumdioxid

  Die wichtigste Zirconiumverbindung ist Zirconiumdioxid ZrO2, ein sehr stabiles und hochschmelzendes Salz. Zirconiumdioxid dient zur Herstellung feuerfester Auskleidungen in Tiegeln und Öfen. Um es hierfür zu verwenden muss es aber wegen seiner thermischen Ausdehnung mit Calcium- oder Magnesiumoxid stabilisiert werden. Daneben wird es als Schleifmittel und wegen der weißen Farbe als Weißpigment für Porzellan genutzt.

Zirconiumdioxid-Kristalle sind farblos und besitzen eine hohe Brechzahl. Darum dienen sie unter dem Namen Zirkonia als künstlicher Edelstein und Ersatz für Diamanten.

Wird Zirconiumoxid mit Yttriumoxid vermischt, ergeben sich weitere Anwendungsmöglichkeiten. Bei drei Prozent Yttriumoxid-Gehalt wird das ZrO2 in einer verzerrten Fluorit-Struktur stabilisiert. Dadurch wirkt es bei Temperaturen von über 300 °C als Leiter für Sauerstoff-Ionen. Eine wichtige Anwendung hierfür ist die Lambdasonde in Autos, die zum Messen des Sauerstoffgehaltes in Abgasen für den Katalysator dient. Bei 15 % Yttriumoxidgehalt sendet Zirconiumoxid bei 1000 °C ein sehr helles, weißes Licht aus. Dieses findet in der so genannten Nernst-Lampe Anwendung. Da Yttrium-Zirconium-Keramiken eine extrem hohe Bruchzähigkeit besitzen, werden sie beispielsweise in der Zahntechnik als hochstabiles Kronen- und Brückengerüst, in künstlichen Hüftgelenken und Zahnimplantaten oder als Verbindungselement bei Teleskopen verwendet. Dabei lösen sie zunehmend Gold und andere Metalle in der Funktion ab.

Zirconiumoxid wird zudem oft für Kugellager verwendet. Vor allem für die Laufringe der Lager hat ZrO2 den großen Vorteil, dass der Wärmeausdehnungskoeffizient nahe dem von Stahl ist. Andere technische Keramiken wie Siliciumnitrid haben üblicherweise einen erheblich geringeren Wärmeausdehnungskoeffizienten.[14]

Halogenide

Mit den Halogenen Fluor, Chlor, Brom und Iod bildet Zirconium mehrere Reihen von Verbindungen. Es sind von allen Halogenen Verbindungen der Formen ZrX4, ZrX3 und ZrX2 bekannt. Dazu kommen noch die Chloride, Bromide und Iodide der Form ZrX. Am stabilsten sind dabei die Tetrahalogenide der Form ZrX4. Von keinem der Zirconiumhalogenide sind wichtige Anwendungsbereiche bekannt, wobei Zirconiumchloride als Zwischenprodukte bei der Herstellung von reinem Zirconium entstehen.

Weitere Zirconiumverbindungen

Zirconiumsilicat, ZrSiO4, besser bekannt unter dem Mineralnamen Zirkon ist die in der Natur häufigste Zirconium-Verbindung. Es stellt die wichtigste Quelle für Zirconium und seine Verbindungen dar. Daneben wird Zirkon als Schmuckstein verwendet.

Organische Zirconiumverbindungen sind meist instabil. Von Bedeutung sind vor allem organische Zirconiumkomplexe Zirconocene, mit Resten wie Cyclopentadienyl. Sie sind technisch wichtig als Katalysator bei der Polymerisation von Alkenen, insbesondere für die Herstellung von Polypropylen. Eine weitere Anwendung einer organischen Zirconium-Verbindung besteht in der Hydrozirconierung. Dabei werden Alkene mit Hilfe des Schwartz-Reagenzes Cp2ZrHCl (Cp = Cyclopentadienyl) in Alkohole oder Halogenkohlenwasserstoffe überführt. Bei der Reaktion von terminalen Alkinen mit dem Schwartz-Reagenz entstehen bei der Hydrozirconierung trisubstiuierte Doppelbindungen, die weitere Umsetzung mit einem elektrophilen Reagenz führt zu trans-funktionalisierten Alkenen in hoher stereochemischer Reinheit.

Aluminium–Zirconium-Komplexe können als Antitranspirant verwendet werden.

Das Difluorid Kaliumhexafluorzirconat K2ZrF6 (CAS: 16923-95-8) kann zur Trennung von Zirconium von Hafnium eingesetzt werden.

Zirconiumcarbonat liegt als basischer Komplex vor. Es wird unter anderem in der Papierindustrie verwendet.

Siehe auch: Kategorie:Zirconiumverbindung

Literatur

  • Holleman-Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 102. Auflage, de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1.
  • Hans Breuer: dtv-Atlas Chemie, Band 1. 9. Auflage, dtv-Verlag, 2000, ISBN 3-423-03217-0.
  • M. Binnewies: Allgemeine und Anorganische Chemie. 1. Auflage, Spektrum Verlag, 2004, ISBN 3-8274-0208-5.
  • N. N. Greenwood, A. Earnshaw: Chemie der Elemente. 1. Auflage, VCH Verlagsgesellschaft, 1988, ISBN 3-527-26169-9.

Einzelnachweise

Die Werte der atomaren und physikalischen Eigenschaften (Infobox) sind aus www.webelements.com (Zirconium) entnommen.

  1. a b c d e f Holleman-Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 102. Auflage, de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1.
  2. Johann Joseph Prechtl: Jahrbücher des kaiserlichen königlichen polytechnischen Instituts in Wien Bd. 9, 1826, S. 265.
  3. O. Hönigschmied, E. Zintl, F. Gonzalez: Über das Atomgewicht des Zirconiums in: Zeitschrift für allgemeine und anorganische Chemie, 1924, 139, S. 293-309
  4. Hans Breuer: dtv-Atlas Chemie, Band 1. 9. Auflage, dtv-Verlag, 2000, ISBN 3-423-03217-0.
  5. a b N. N. Greenwood, A. Earnshaw: Chemie der Elemente. 1. Auflage, VCH Verlagsgesellschaft, 1988, ISBN 3-527-26169-9.
  6. Sicherheitsdatenblatt von Zirkon der Firma acros
  7. Mineral Yearbook 2005 der U.S. Geological Society für Zirconium
  8. Zirconium bei usgs mineral Resources
  9. K. Schubert: Ein Modell für die Kristallstrukturen der chemischen Elemente in: Acta Crystallographica, 1974, B30, S. 193–204
  10. G. Audi, O. Bersillon, J. Blachot, A. H. Wapstra: The NUBASE evaluation of nuclear and decay properties. In: Nuclear Physics. Bd. A 729, 2003, S. 3–128.
  11. BGIA-Gestis Stoffdatenbank (Zirconiumpulver)
  12. Jander - Blasius: Einführung in das anorganisch chemische Praktikum (blauer Jander Blasius), 13. Aufl., S. Hirzel Verl. Stuttgart (1990), S. 130
  13. Verordnung über die Analyse von Kosmetika
  14. Hochleistungskeramiken von CEROBEAR
 
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