Das Zoll (nach Duden jedoch nur "der Zoll", von mittelhochdeutsch: zol, abgeschnittenes Stück Holz) bezeichnet eine Vielzahl von alten Maßeinheiten im Bereich von zwei bis vier Zentimetern. Meist ist es der zwölfte Teil eines Fußes und selbst ebenso in zwölf Linien eingeteilt, aber auch dezimale Teilung kam vor, ebenso 1/2, 1/4, 1/8. Im englischen Sprachraum wird es Inch genannt. Im Jahre 1101 führte Heinrich I. von England die Längeneinheit Inch (Breite seines Daumens) ein. Eduard II. von England erklärte im Jahre 1234 die Länge von einem Zoll zum Längenmaß; es hat die Länge dreier hintereinandergelegter Gerstenkörner. Ähnlich alte Maßeinheiten sind Schritt (einen Schritt lang), Elle (vom Ellenbogen bis zur Spitze des Mittelfingers), Fuß (einen Fuß lang), Spanne (eine gespreizte Hand breit) oder Klafter (das Maß zwischen den ausgestreckten Armen eines erwachsenen Mannes).
Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Aktuelle Definition
Mit Einführung des metrischen Systems geriet das Zoll weitgehend außer Gebrauch, nur im englischen Sprachraum erhält sich bis heute das Inch, das seit 1956 als internationales oder englisches Zoll exakt 25,4 mm misst. Das Einheitenzeichen für das Zoll ist „in“ (gemäß ISO 31-1 Annex A) oder das Zollzeichen (″), das dem Sekundenzeichen entspricht. Ersatzweise werden auch zwei vertikale Striche verwendet.
- 1 in = 1″
- = 1000 Thou = 1000 mil = 1/12 ft = 1/36 yd = 25,4 mm = 2,54 cm = 0,0254 m.
Das entsprechende Flächenmaß ist das Quadratzoll (square inch), und analog Kubikzoll (cubic inch) das Volumenmaß.
Verwendung
Das internationale Zoll wird heute noch verwendet als übliches Längenmaß in den USA (nur in der Landvermessung gibt es eine andere Definition), sowie für einige festgelegte Größenangaben:
- für die Angabe der Bildschirmdiagonale: z. B. 15-Zoll-Bildschirm (381 mm) oder 19-Zoll-Bildschirm (483 mm),
- bei Stativgewinden für fotografische Kameras (deutsches Gewinde 3/8″, englisches Gewinde 1/4″),
- für die Angabe der Diagonale von Video-Bildröhren sowie Halbleiter-Bildsensoren (CCD und CMOS) von Digitalkameras: z. B. 1″-Bildröhre (ca. 16 mm netto) oder 1/2,5″-Sensor (0,4 Zoll bzw. 6,4 mm – in diesem Zusammenhang ist das Zoll wegen der einstigen Differenz zwischen Gesamt- und nutzbarer Größe analoger Video-Bildröhren abweichend vom sonst üblichen Maß zu 16 mm definiert),
- für die Angabe von Raster- oder Bildauflösung wie etwa 96 dpi (dots per inch = Punkte pro Zoll),
- für Formfaktoren (bei Festplatten oder optischen Laufwerken): hier allerdings nur namensgebend
- für Diskettengrößen: 3½″ (89 mm), früher 5¼″ (133 mm) und 8″ (203 mm)
- für Lautsprecherdurchmesser: 15″ (380 mm), 8″ (203 mm) und 12″ (300 mm),
- für Tonträgergrößen:
- 7″ (178 mm, tatsächlich 185 mm) „Single“, 10″ (254 mm, tatsächlich 250 mm) „EP“ sowie 12″ (305 mm, tatsächlich 300 mm) „LP“ und „Maxi“ bei Vinyl-Schallplatten,
- inoffiziell 5″ (127 mm, tatsächlich metrisch: 120 mm) und 3″ (76 mm, tatsächlich: 80 mm) bei CDs, die allerdings von Anfang an metrisch definiert waren und
- 0,15″ (3,81 mm, bei „Compact Cassetten“), 0,25″ (6,35 mm, „Schnürsenkel“), 0,5″ (12,7 mm), 1″ (25,4 mm) und 2″ (50,8 mm) Breite bei Ton- und Videobändern,
- Geschwindigkeit 1⅞″ (4,75 cm, bei „Compact Cassetten“), 3¼″ (9,5 cm), 7½″ (19,05 cm) und 15″ (38,1 cm) pro Sekunde
- für Teleskopöffnungen: 2,4″ (60 mm), 4,5″ (114 mm), 14″ (356 mm)
- für Elektronikgehäuse (z. B. Computer- und Hifi-Gehäuse): 1 HE = 1¾″ = 44,45 mm, 1 TE = 0,2″ = 5,08 mm, 19″-Racks (483 mm)
- für Auto- und Fahrradfelgen: üblicherweise 15″ bis 20″ bzw. 26″ (66 cm) und 28″ (71 cm), teilweise auch für Rohrdurchmesser an Lenksäule, Vorbau und Lenker (1″). Dabei liegen verschiedene Arten von Zoll bzw. verschiedene Referenzdurchmesser zu Grunde. So kann „27 Zoll“ ein größeres Format bezeichnen als „28 Zoll“.
- in der Veranstaltungstechnik: z. B. Standardgewinde für Mikrofonständer und Lampenzapfen ⅜″ (9,525 mm)
- für die Angabe der Bundweite (engl.: waist) und inneren Beinlänge (engl.: length) von (Jeans-)Hosen (z. B.: W 32″ / L 34″)
- in der Heizungs- und Sanitärtechnik (z. B. Rohrdurchmesser), wobei die Zollwerte keinem heutigen Maß mehr entsprechen. Anfang des 20. Jahrhunderts bezogen sie sich auf den Innendurchmesser, der sich aber im Laufe der Zeit mit sinkender Wanddicke vergrößert hat. „Zöllige“ Rohrmaße sind heute metrisch definiert.
- Antrieb von Vierkant-Steckschraubenschlüsseln (Ratschen, Knarren): ½″, ⅜″, ¼″
- in allen Maßen in der Drucktechnik (Papiermaße, Zeilenhöhen, Schrifthöhen, Zeichenabstände – DTP-Punkt: 1 pt = 1/72″ ≈ 0,3528 mm);
so auch bei der Gestaltung von Vordrucken, und zwar horizontal im 1/10″-Raster (Standard-Tabulator bei Schreibmaschinen) und vertikal im 1/6″-Raster (Standard-Zeilenschaltung bei Endlospapier (Leporellofaltung) und Schreibmaschinen). Vorsicht! Um Komplikationen zu vermeiden ist zu berücksichtigen, dass Schreibmaschinen deutschen Ursprungs in deutschem Zoll (= 26,1 mm) geeicht sind!
- als Größenangabe von Skateboarddecks und Achsen
- als Größenangabe von Surfboards
- im Bogensport als Längenangabe für Pfeile und Abstandsmessung der Sehne vom Drehpunkt
- bei den Kaliberangaben von Feuer- oder Luftdruckwaffen als Nennkaliber
- als Teilungsmaß bei Sägeketten (Abstand zwischen den Treibgliedern), sehr gängig sind hier 3/8″
- beim Instrumentenbau die verschiedensten Mensuren wie zum Beispiel der Felldurchmesser bei Schlaginstrumenten.
- um die Größe der Sitzflächen eines Reitsattels (insbesondere Westernsättel) anzugeben
- in der Fliegerei und Meteorologie
- Im Bereich der Tabletopspiele
Darüberhinaus gibt es einige Anwendungen, in denen zwar offiziell meterbasierte Einheiten verwendet werden, viele Standardwerte aber einen zölligen Ursprung haben, z. B. entstammen die Kaliber vieler Schusswaffen Zollmaßen, so auch die so genannte NATO-Munition von 7,62 mm exakt 0,3″ (entspricht Winchester .308), üblicherweise Zahlenangaben in tausendstel Zoll (im genannten Fall Kaliber .30). Eine andere Anwendung ist das Anschlussraster von elektronischen Bauelementen von 2,54 mm, das 1/10″ entspricht, oder Teilen davon.
Für internationale Austauschbarkeit technischer Teile ist es äußerst hinderlich, dass es sämtliche Schrauben und Muttern in mm- und in Zollmaßen gibt mit unterschiedlichen Gewinden, sogar in Kombination (zöllige Durchmesser mit metrischer Steigung.) Die Unterschiede sind dabei so gering, dass sie mit bloßen Auge fast nicht erkennbar sind, bei der Montage aber zur Zerstörung des Gewindes führen.
Alte Definitionen
Deutsche Zollmaße und internationale zollähnliche Maße
Name
| Land
| Jahr
| Größe
|
imperial inch
| englisch
| 1819
| 10000/393694 m ≈ 25,400438 mm
|
1895
| 25,399978 mm
|
1922
| 25,399956 mm
|
1932
| 25,399950 mm
|
1947
| 25,399931 mm
|
survey inch
| USA
| 1866
| 100/3937 m ≈ 25,40005 mm
|
pouce
| Frankreich
|
| ≈ 27,07 mm
|
Zoll
| Baden
| 1810
| 30 mm
|
Zoll
| Bayern
| 1869
| ≈ 24,3216 mm
|
Dezimalzoll
| 1869
| ≈ 29,18592 mm
|
Zoll
| Preußen
| 1755
| ≈ 26,1545 mm
|
Dezimalzoll
| 1816
| ≈ 37,6625 mm
|
Zoll
| Österreich
|
| ≈ 26,34 mm
|
Zoll
| Sachsen
|
| ≈ 23,6 mm
|
pulgada
| Spanien
|
| 23,2166 mm
|
pulgada
| Mexiko
|
| 23,278 mm
|
cun
| China
|
| 1/30 m ≈ 33,333 mm
|
sun
| Japan
|
| 1/33 m ≈ 30,303 mm
|
Siehe auch
- Alte Maße und Gewichte
- Gradzeichen (Zollzeichen ist mit Sekundenzeichen identisch)
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