Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln sollten anhand klarer Kriterien bewertet werden
Für Rückstände von Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen in Lebensmitteln sind Höchstgehalte festgelegt - bis zu diesen Mengen sind die Stoffe in Lebensmitteln erlaubt, da kein Gesundheitsrisiko besteht. Diese Einzelwirkstoffe sind toxikologisch gut untersucht. Verbraucher nehmen in der Realität aber häufig mehrere Rückstände - sogenannte Mehrfachrückstände - über die verschiedenen Lebensmittel auf, die sie essen. Auch werden auf Obst und Gemüse immer häufiger Rückstände mehrerer Wirkstoffe nachgewiesen, die miteinander wechselwirken können.
Die Erfahrungen zeigen, dass sich nur einfach umzusetzende Bewertungsmethoden für eine Standardanwendung in der regulatorischen Praxis eignen. Behörden, die mit der Festsetzung von Rückstandshöchstgehalten für Pestizidwirkstoffe und mit der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln beauftragt sind, brauchen Methoden, mit der sie die ca. 150 000 im europäischen Recht existierenden Rückstandshöchstgehalte daraufhin überprüfen können, ob sie auch unter Berücksichtigung möglicher kumulativer Effekte für Verbraucher sicher sind. Die Lebensmittelüberwachung muss mit den Methoden schnell und sicher beurteilen können, ob eine Lebensmittelprobe mit den Rückständen mehrerer Pflanzenschutzmittelwirkstoffe für Verbraucher ein gesundheitliches Problem darstellt. Modelle, die umfangreiche toxikologische Informationen und bezüglich der Exposition die Handhabung großer Datenbestände un d komplexer probabilistischer Rechenmodelle verlangen, sind dafür untauglich.
Das BfR empfiehlt für die Bewertung von Mehrfachrückständen in der regulatorischen Praxis folgendes: Das kumulative Risiko sollte mittels einer Bestimmung und Addition von Gefahrenindizes (Hazard Index, HI) für die Einzelwirkstoffe bewertet werden. Dies ist eine einfache und schnelle Methode, die aber gleichzeitig Verbraucher ausreichend schützt und die bei Bedarf durch weitere toxikologische Informationen schrittweise verfeinert werden kann. Der Hazard Index ist ein Maß dafür, wie weit der über ein Lebensmittel aufgenommene Rückstand eines Wirkstoffs an dessen toxikologische Grenzwerte (ADI, ARfD) heranreicht. Zudem sollten die kumulativen Bewertungsgruppen, in die die Einzelsubstanzen aufgrund ihrer toxikologischen Wirkung eingeordnet werden, nicht zu groß sein. Zur Abschätzung der kumulativen Exposition sollten vorzugsweise deterministische Verfahren verwendet werden
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