Klimakiller Lachgas

Forscher ermitteln Quellen im Rapsanbau

02.09.2013 - Deutschland

Lachgas ist ein vielfach stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid und trägt auch dazu bei, dass Ozon in der Stratosphäre abgebaut wird. Es entsteht unter anderem beim Einsatz von Stickstoffdüngern. Wie viel von dem Gas über das Jahr aus deutschen Rapsfeldern in die Atmosphäre aufsteigt ist bisher nicht bekannt. Am Beispiel der Bioenergienutzung von Raps sollen die Untersuchungen an der Universität Hohenheim dazu beitragen, die Treibhausgasbilanz von Biokraftstoffen generell weiter zu verbessern. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz fördert das Forschungsprojekt mit fast 430.000 Euro. Damit gehört es zu den Schwergewichten der Forschung an der Universität Hohenheim.

Jedes Jahr steigen weltweit 18 Millionen Tonnen Lachgas in die Atmosphäre auf und machen ca. acht Prozent des vom Menschen verursachten Treibhauseffekts aus. Einer der größten Faktoren ist die Landwirtschaft mit jährlich geschätzten 4,2 Millionen Tonnen. Der Grund: Bodenmikroorganismen wandeln Stickstoffdünger unter anderem zu Lachgas um.

„Es ist bis heute nicht bekannt wie viel Lachgas im Rapsanbau freigesetzt wird“, sagt Dr. Reiner Ruser vom Fachgebiet Düngung und Bodenstoffhaushalt am Institut für Kulturpflanzenwissenschaften. „Raps ist ein wichtiger Rohstoff für Biokraftstoffe. Wenn wir wissen, wo und wie viel Lachgas beim Anbau entsteht, können wir den Ausstoß in Zukunft senken – und damit die Treibhausgasbilanz von Biokraftstoffen weiter verbessern.“

Bei Tauwetter entweicht am meisten Lachgas

Um verlässliche Zahlen liefern zu können, baut Dr. Ruser mit seinen Mitarbeiterinnen Katharina Anne Kesenheimer und Lisa Stecher Raps im Feldversuch an. Das Forscherteam testet verschiedene Stickstoffdünger in unterschiedlichen Mengen. Wie viel Lachgas jeweils in die Atmosphäre entweicht, messen die Wissenschaftler ganzjährig in wöchentlichen Abständen. Zusätzliche Messungen finden direkt nach der Düngung und während bestimmter Wetterereignisse wie Starkregen oder Tauwetter statt.

„In Voruntersuchungen hat sich gezeigt, dass die Lachgasemissionen mit den Jahreszeiten deutlich schwanken“, erklärt der Forscher. „Wenn im Winter der Schnee schmilzt sind die Werte besonders hoch, weil der Boden dann besonders stark mit Wasser gesättigt ist. Das sind ideale Voraussetzungen für die Mikroorganismen, die an der Lachgasbildung in Böden beteiligt sind. So kann die Hälfte des jährliche Lachgasausstoßes an wenigen Tagen im Winter zusammenkommen.“

Auf einzelnen Parzellen verwendet Dr. Ruser gar keinen Stickstoffdünger, sondern stattdessen Gülle oder Gärreste aus Biogasanlagen: „Dadurch sparen wir die Treibhausgase ein, die bei der Herstellung und Verteilung von mineralischen Stickstoffdüngern anfallen.“

Die bisherigen Feldversuche in anderen Ackerkulturen haben gezeigt: Wenn Landwirte zusammen mit Stickstoffdüngern spezielle Hemmstoffe ausbringen wird die Reaktionskette, aus der das Lachgas hervorgeht, für einige Zeit unterbrochen. „In diesem Fall ist aufgeschoben auch aufgehoben, zumindest teilweise“, erklärt Dr. Ruser. „Wenn die Lachgasbildung nach ein paar Wochen wieder anläuft, ist sie deutlich abgeschwächt.“

Niemand weiß wie viel Treibhausgas Deutschland jährlich ausstößt

Im „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ hat die Bundesregierung festgeschrieben, dass Biokraftstoffe nur dann subventioniert werden, wenn sie 35 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als fossile Brennstoffe. Ab 2017 soll der Unterschied sogar 50 Prozent betragen. „Diese Vorgaben beruhen auf Schätzungen“, sagt Dr. Ruser. „Allerdings ist bisher nicht untersucht, ob dieses Ziel realistisch ist. Aber die laufenden Feldversuche zeigen, dass der Treibhausgasausstoß beim Anbau von Raps unter Feldbedingungen um 35 Prozent reduziert werden könnte“.

Die Forschung von Dr. Ruser und seinen Mitarbeiterinnen hat aber noch einen anderen politischen Hintergrund: „Deutschland hat das Kyoto-Protokoll unterschrieben“, sagt der Forscher. „Darin ist festgelegt, dass die Unterzeichner-Staaten angeben müssen wie viel Treibhausgas sie jährlich produzieren. Um die Höhe der Treibhausgasemissionen zu ermitteln, werden Feldversuche in ganz Deutschland durchgeführt“.

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Diese Produkte könnten Sie interessieren

Berghof - Reactor Controller

Berghof - Reactor Controller von Berghof

High-Performance Heizsystem: Präzision für Kleinreaktoren bis 300 ml

Entdecken Sie Auto-Tuning, intelligentes Rühren und Luftkühlung für präzise Prozesskontrolle

Heizsysteme
Berghof Reaktortechnologie - Hoch- und Niederdruckreaktoren, Druckbehälter und metallfreie Reaktoren

Berghof Reaktortechnologie - Hoch- und Niederdruckreaktoren, Druckbehälter und metallfreie Reaktoren von Berghof

Sichere Hoch- und Niederdrucksysteme für aggressive Medien

Korrosionsbeständige Reaktoren mit PTFE-Auskleidung - individuell konfigurierbar

Hochdruckreaktoren
Loading...

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

So nah, da werden
selbst Moleküle rot...