Klimakiller Lachgas
Forscher ermitteln Quellen im Rapsanbau
Jedes Jahr steigen weltweit 18 Millionen Tonnen Lachgas in die Atmosphäre auf und machen ca. acht Prozent des vom Menschen verursachten Treibhauseffekts aus. Einer der größten Faktoren ist die Landwirtschaft mit jährlich geschätzten 4,2 Millionen Tonnen. Der Grund: Bodenmikroorganismen wandeln Stickstoffdünger unter anderem zu Lachgas um.
„Es ist bis heute nicht bekannt wie viel Lachgas im Rapsanbau freigesetzt wird“, sagt Dr. Reiner Ruser vom Fachgebiet Düngung und Bodenstoffhaushalt am Institut für Kulturpflanzenwissenschaften. „Raps ist ein wichtiger Rohstoff für Biokraftstoffe. Wenn wir wissen, wo und wie viel Lachgas beim Anbau entsteht, können wir den Ausstoß in Zukunft senken – und damit die Treibhausgasbilanz von Biokraftstoffen weiter verbessern.“
Bei Tauwetter entweicht am meisten Lachgas
Um verlässliche Zahlen liefern zu können, baut Dr. Ruser mit seinen Mitarbeiterinnen Katharina Anne Kesenheimer und Lisa Stecher Raps im Feldversuch an. Das Forscherteam testet verschiedene Stickstoffdünger in unterschiedlichen Mengen. Wie viel Lachgas jeweils in die Atmosphäre entweicht, messen die Wissenschaftler ganzjährig in wöchentlichen Abständen. Zusätzliche Messungen finden direkt nach der Düngung und während bestimmter Wetterereignisse wie Starkregen oder Tauwetter statt.
„In Voruntersuchungen hat sich gezeigt, dass die Lachgasemissionen mit den Jahreszeiten deutlich schwanken“, erklärt der Forscher. „Wenn im Winter der Schnee schmilzt sind die Werte besonders hoch, weil der Boden dann besonders stark mit Wasser gesättigt ist. Das sind ideale Voraussetzungen für die Mikroorganismen, die an der Lachgasbildung in Böden beteiligt sind. So kann die Hälfte des jährliche Lachgasausstoßes an wenigen Tagen im Winter zusammenkommen.“
Auf einzelnen Parzellen verwendet Dr. Ruser gar keinen Stickstoffdünger, sondern stattdessen Gülle oder Gärreste aus Biogasanlagen: „Dadurch sparen wir die Treibhausgase ein, die bei der Herstellung und Verteilung von mineralischen Stickstoffdüngern anfallen.“
Die bisherigen Feldversuche in anderen Ackerkulturen haben gezeigt: Wenn Landwirte zusammen mit Stickstoffdüngern spezielle Hemmstoffe ausbringen wird die Reaktionskette, aus der das Lachgas hervorgeht, für einige Zeit unterbrochen. „In diesem Fall ist aufgeschoben auch aufgehoben, zumindest teilweise“, erklärt Dr. Ruser. „Wenn die Lachgasbildung nach ein paar Wochen wieder anläuft, ist sie deutlich abgeschwächt.“
Niemand weiß wie viel Treibhausgas Deutschland jährlich ausstößt
Im „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ hat die Bundesregierung festgeschrieben, dass Biokraftstoffe nur dann subventioniert werden, wenn sie 35 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als fossile Brennstoffe. Ab 2017 soll der Unterschied sogar 50 Prozent betragen. „Diese Vorgaben beruhen auf Schätzungen“, sagt Dr. Ruser. „Allerdings ist bisher nicht untersucht, ob dieses Ziel realistisch ist. Aber die laufenden Feldversuche zeigen, dass der Treibhausgasausstoß beim Anbau von Raps unter Feldbedingungen um 35 Prozent reduziert werden könnte“.
Die Forschung von Dr. Ruser und seinen Mitarbeiterinnen hat aber noch einen anderen politischen Hintergrund: „Deutschland hat das Kyoto-Protokoll unterschrieben“, sagt der Forscher. „Darin ist festgelegt, dass die Unterzeichner-Staaten angeben müssen wie viel Treibhausgas sie jährlich produzieren. Um die Höhe der Treibhausgasemissionen zu ermitteln, werden Feldversuche in ganz Deutschland durchgeführt“.
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