Ethylen-Markt im Wandel: Ceresana untersucht den Weltmarkt für die bedeutendste Grundchemikalie
Sinkender Ölpreis bedroht Fracking
Erheblichen Einfluss auf den Ethylen-Markt hat der Schiefergas-Boom in den USA: Der stark gefallene Preis von Ethan hat dazu geführt, dass zahlreiche neue Ethan-Cracker gebaut werden. Im Gegensatz zur Verwendung von anderen Brennstoffen, etwa Naphtha oder Propan, entsteht beim Spalten von Ethan ein hoher Anteil Ethylen. Sollte sich die aktuelle Talfahrt des Ölpreises allerdings fortsetzen, könnte der amerikanischen Fracking-Branche die Existenzgrundlage entzogen werden – Ceresana analysiert die langfristige Entwicklung.
Ethylen-Preis künftig unter Druck
Bereits mehrere europäische Hersteller haben wegen den in Europa deutlich höheren Produktionskosten angekündigt, ihre Cracker zu schließen oder für die Verwendung von importiertem Ethan umzurüsten. Ceresana erwartet, dass das globale Ethylen-Angebot durch den massiven Ausbau der Produktionskapazitäten stärker wachsen wird als die Nachfrage. Damit sinkt die Kapazitätsauslastung – und die Preise kommen unter Druck. Entsprechend prognostiziert Ceresana, dass der Ethylen-Umsatz bis 2021 mit voraussichtlich 3,2% pro Jahr deutlich weniger stark wachsen wird als in den letzten Jahren.
Aufbau in China, Abbau in Westeuropa
Der Mittlere Osten hat sich in den Jahren 2005 bis 2013 mit einer Wachstumsrate von 9,1% pro Jahr zu einem Zentrum der globalen Ethylen-Industrie entwickelt. Bis 2021 kann dort die Produktion voraussichtlich um bis zu 10 Millionen Tonnen weiter gesteigert werden. Einer der Hauptabnehmer ist China, das in großen Mengen Ethylen und die daraus gefertigten Kunststoffe HDPE, LLDPE und LDPE einführt. Weltweit sind viele Ethylen- und Polyethylen-Hersteller auf den Export nach China angewiesen. Die chinesische Regierung versucht jedoch, die Selbstversorgungsrate für Ethylen und dessen Anwendungen deutlich zu erhöhen: In China sollen weitere Naphtha-Cracker in Betrieb genommen und verstärkt Kohle zur Herstellung von Olefinen genutzt werden. Auch in Osteuropa, wo die Entwicklung von Russland dominiert wird, sowie in Afrika rechnet Ceresana mit hohen Zuwächsen in der Ethylen-Produktion. In Westeuropa dagegen wird sich der zunehmende Preisdruck bemerkbar machen – der Ethylen-Ausstoß wird dort sinken.
Grundmaterial für Kunststoffe
Der größte Teil des hergestellten Ethylens wird von der Polyethylen-Industrie nachgefragt. Je nach Dichte und Festigkeit der Produkte unterscheidet man die Polyethylen-Typen HDPE, LDPE und LLDPE. Auf diese Kunststoffe entfielen im Jahr 2013 rund zwei Drittel des weltweiten Ethylen-Verbrauchs. Während die Nachfrage nach LDPE voraussichtlich nur noch moderat zulegen wird, erwartet Ceresana für HDPE und LLDPE einen starken Ausbau der Kapazitäten, insbesondere in den Regionen Asien-Pazifik und Mittlerer Osten. Ethylenoxid ist eine weitere wichtige Ethylen-Anwendung mit großem Wachstumspotential. Ethylenoxid wird vorwiegend zur Herstellung von Ethylenglykol verwendet, das als Vorprodukt für Polyester dient. Die Produktion von Textilfasern wächst vor allem in Asien deutlich. Zudem profitieren die Ethylenoxid-Hersteller davon, dass weltweit Glas zunehmend durch PET-Flaschen ersetzt wird. Bis 2021 prognostiziert Ceresana für Ethylenoxid einen Anstieg des weltweiten Ethylen-Verbrauchs von durchschnittlich 3,2% pro Jahr.
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